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Körperorientierte Therapien: Wilhelm Reich


Wilhelm Reich (1897-1957), ein weiterer Schüler Freuds hatte sich zum Ziel gesetzt, die Triebenergie "Libido" als physische Kraft zu erforschen. 1940 fand er sie und nannte sie "Orgon". Er vermutete sie in allen Lebewesen, am Himmel und in der Atmosphäre und suchte einen Weg, Orgon effektiv für die heilende Arbeit einzusetzen: den Orgon-Akkumulator. Wilhelm Reich ist damit der "Vater aller Körper-Psychotherapien", er legte den Grundstein dafür, dass man heute in rationaler Weise mit Bioenergie und feinstofflicher Energie naturwissenschaftlich, psychiatrisch, medizinisch und spirituell zu arbeiten versucht. In seinem Buch "Charakteranalyse" bemüht sich Reich, seine Erkenntnisse zu systematisieren und verdichten. Er beginnt mit der Entdeckung der Übertragung von Gefühlen auf den Analytike, wobei die mangelhaft befriedigte Libido des Neurotikers nach Abfuhr sucht und diese in Liebe, Angst oder Hass findet, die sich in der Behandlung auf den Therapeuten richten. Die Konzentration auf den Körper und insbesondere die Sexualität leitete Reich zu seiner Orgasmustheorie, mit der Reich versuchte, ein wissenschaftliches Kriterium für psychische Gesundheit einzuführen. Für physiologische Studien zur orgasmischen Potenz griff Reich sogar zu den zuvor entdeckten Methoden der Bioelektrizität und erforschte die Hautpotentiale der Genitalien und das vegetative Nervensystem, wo Gefühle von Angst und Lust Reaktionen der An- bzw. Entspannung korrespondieren. Diese Prozesse der bioelektrischen Auf- und Entladung verfolgte Reich bis hinab auf die Zellebene. Als Therapieziel definierte Reich dabei die orgastische Potenz, bei der es um eine vollständige vegetative Hingabe an unwillkürliche Muskelbewegung nebst kurzer Bewusstseinstrübung im Höhepunkt geht. Heilung war für Reich eine Auflösung der Blockaden und ein freies Fließen der Libidoenergie in Bewegung, Atmung und vor allem: Orgasmus. Die damaligen Psychoanalytiker waren nicht überzeugt von den Neuerungen Reichs.

Verschiedene Körper- und Gymnastikübungen lassen uns Verspannungen, Energieblockaden oder Charakterpanzerungen im Körper spüren. Zahlreiche körperorientierte Therapieformen arbeiten mit diesen im Körper abgelagerten Informationen und führen in entspanntes lustvolles Erfahren des Daseins.

Östlicher Therapieansatz

Im Tai Chi Chuan wird jede Bewegung durch eine Gegenbewegung ergänzt und ermöglicht damit das Aufheben oder Transzendieren der Dualität Yin und Yang, weiblich und männlich, Erde und Himmel. Diese Bewegungsharmonie entstammt dem Taoismus und wird nachweislich seit dem 12. Jht in China praktiziert.

Studien haben übrigens gezeigt, dass das Üben von Tai Chi dazu beitragen kann, Stürze zu vermeiden und das Gleichgewicht bei älteren Menschen zu verbessern, wobei die Vorteile bei regelmäßigem Üben über einen längeren Zeitraum am größten sind. Tai Chi ist eine chinesische Kampfkunst, die für ihre sanften und fließenden Bewegungen bekannt ist, d. h. Tai Chi-Praktizierende führen eine Abfolge von Bewegungen in einem gleichmäßigen, langsamen Tempo aus, um Entspannung, Achtsamkeit und Konzentration zu fördern. Die Atmung wird mit den Bewegungen synchronisiert, um die Energie (Qi oder Chi) im Körper zu lenken und Stress abzubauen, wobei die richtige Körperhaltung und das Gleichgewicht wichtig sind, was auch zur Kräftigung der Muskeln und zur Verbesserung der Körperkoordination führt. Neben der Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination werden auch Gelenkschmerzen gelindert. Tai Chi ist für Menschen jeden Alters geeignet und kann in verschiedenen Intensitätsstufen praktiziert werden. Tai Chi kann allein oder in der Gruppe praktiziert werden und erfordert keine spezielle Ausrüstung. Eine nicht repräsentative Studie an Menschen hat nun gezeigt, dass Personen, die eine vereinfachte Form von Tai Chi, Tai Ji Quan, zweimal pro Woche über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten praktizierten, ihre kognitive Leistungsfähigkeit verbesserten. Es wird vermutet, dass das Auswendiglernen der Bewegungen (Formen) ähnlich funktioniert wie das Einstudieren einer Tanzchoreographie.

Focusing

Die Methode des erlebensbezogenen Focusing wurde im Zusammenhang der Klientenzentrierten Psychotherapie (Carl Rogers) seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Eugene T. Gendlin an der Universität Chicago entwickelt. Die Besonderheit ist die innere Orientierung des Gesprächs an bedeutungshaltigen Körperempfindungen, dem sog. Felt Sense, die der Klient als "körperliche Resonanz" zu seinem Problem zu spüren lernt. Durch schrittweise Symbolisierung (Suchen stimmiger Wörter, Bilder, Bewegungen ...) dieser körperlich fühlbaren Bedeutung eines Problems sollen die zuvor nicht dem Bewusstsein zugänglichen, unklaren Aspekte dieses Problems klarer verstanden und damit einer Veränderung zugänglich gemacht werden. "Focusing ist eine Art innerer, körperlicher Aufmerksamkeit, die einige wenige Menschen natürlicherweise kennen." ... "Es bedeutet nicht einfach, mit Emotionen oder Gefühlen in Kontakt zu sein, und es bedeutet auch nicht, sich über sich selbst "im Kopf" Gedanken zu machen und Vermutungen anzustellen. Es ist vielmehr ein Weg, eine körperliche Empfindung - wir nennen sie einen Felz Sense - dazu zu bekommen, wie es einem in einer bestimmten Lebenssituation geht. Dieser felt sense ist zunächst unklar und vage. Wenn wir ihm jedoch Aufmerksamkeit schenken, wird er sich in Worten oder Bildern ausdrücken, was oft zu kleinen Veränderungs- und Handlungsschritten und neuen Gedanken führt. Um diesen Vorgang zu erlernen, braucht man gewöhnlich einige Tage mit entsprechender Anleitung."  Focusing-orientierte Psychotherapie hat übrigens keine wissenschaftliche Anerkennung gefunden und wird daher in Deutschland und Österreich von den Krankenkassen auch dann nicht erstattet, wenn sie von Ärzten oder Psychologischen Psychotherapeuten angewendet wird.

Literatur

Stangl, W. (2018, 7. November). Tai Chi dürfte auch die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter fördern. arbeitsblätter news.
https://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/tai-chi-duerfte-auch-die-kognitive-leistungsfaehigkeit-im-alter-foerdern/

Überblick über einige Psychotherapierichtungen und -schulen



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