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Er wurde am Beginn des des 20. Jahrhunderts vom "Wiener Kreis" und der Berliner "Gesellschaft für empirische Psychologie" begründet, und versuchte eine radikale Erneuerungs- und Modernisierungsbewegung der gesamten Philosophie und Gesellschaft in die Wege zu leiten. Die logischen Empiristen erkannten, daß einem die Natur nicht sagen kann, was man an ihr beobachten soll. Der Forscher muß schon vorher wissen, was er beobachten will. Er muß "Kriterien" haben, nach denen er aus der unendlichen Menge von "Beobachtbarem" auswählen kann. Mit anderen Worten: Wissenschaft beginnt nicht mit der Erfahrung, sondern mit theoretischen Konzeptionen.

Der logische Empirismus behauptet daher, daß alle wissenschaftliche Erkenntnis entweder

Für logische Empiristen steht fest, daß Erkenntnis nur durch Erfahrung gewonnen werden kann (Basistheorem des logischen Empirismus). Sätzen, die weder analytisch, noch empirisch sind, also Sätze, denen man nicht einmal im Prinzip einen Wahrheitswert zuordnen kann, sind sinnlose sprachliche Gebilde. Sie definieren die Rolle der Philosophie im logischen Empirismus, daß soe keine sachhaltigen Aussagen liefern dürfe und für die traditionelle philosophische Rede über sehr allgemeine Gegenstandsbereiche (z.B. "Metaphysik") sei in einer wissenschaftlichen Philosophie kein Raum mehr. Philosophie ist reine Metadisziplin und Aufgabe ist, die wissenschaftliche Rede über das Tatsächliche zu analysieren und nach ihren Sinn- und Geltungsbedingungen zu hinterfragen. Das heißt verkürzt: Philosophie ist im Kern Logik und Wissenschaftstheorie und sonst nichts. Philosophie hat bei der Aufgabe der Klärung ("Explikation", "rationale Nachkonstruktion") der methodologischen Grundbegriffe der Wissenschaftssprache wie "Erklärung", "Gesetz", "Bestätigung", "Experiment" etc. mit ausschliesslich logische, syntaktische und/oder semantische) Methoden verwenden. Daraus ergeben sich für die meisten logischen Empiristen zwei wichtige Konsequenzen: der aufklärerische Kampf gegen jede Form von Metaphysik und das Projekt der Einheitswissenschaft.

Als Einheitswissenschaft wird dabei das Insgesamt derjenigen Sätze verstanden, die nach dem Basis- und dem Sinntheorem legitim sind, also die analytischen und die synthetischen Sätze. Damit wenden sich die logischen Empiristen unter anderem gegen die übliche strikte Trennung von Geistes- und Naturwissenschaften. Sie betonen demgegenüber, daß wegen des Basis- und des Sinntheorems alle synthetischen Wissenschaften in einer einzigen Sprache zu formulieren sind. Diese ist dadurch ausgezeichnet, daß ihre deskriptiven Sprachteile sich auf unmittelbar Erfahrbares beziehen oder über explizite Definitionen damit verbunden werden können. Häufig wird das einheitswissenschaftliche Programm auch als Physikalismus bezeichnet. Hier muß man aufpassen: Einheitswissenschaft und Physikalismus bedeutet nicht, daß alle Wissenschaften auf die Physik reduziert werden sollten, sondern lediglich, daß die Aussagen aller Wissenschaften in einer einzigen Sprache ausgedrückt werden müssten. Grundsätzlich sind im logischen Empirismus zwei verschiedene solche Sprachen vorgeschlagen worden:

Der phänomenalistische Ansatz geht davon aus, daß wir von der Welt nur in Form von Sinneseindrücken Kenntnis haben. Wenn ich sage: die Sonne scheint, dann ist dies nur ein verkürzter Ausdruck, mit dem ich ein ganzes Bündel von Sinneseindrücken beschreibe, z.B. den visuellen Eindruck einer grossen gleichmässig verteilten Helligkeit, die von einer äusseren Lichtquelle herzurühren scheint, ferner Wärmeempfindungen usw. Die Dingsprache dagegen spricht in direkter und naiver Weise von Gegenständen und ihren Eigenschaften, statt von Bündeln von Sinneseindrücken. Die logischen Empiristen kommen auch fast alle in der Annahme überein, daß es keine objektive Rechtfertigung von Wertannahmen gibt. Einen solchen Standpunkt nennt man heute non-kognitivistisch. Die meisten vertreten im Übrigen die so genannte emotivistische Variante des Non-Kognitivismus: moralische Urteile drücken nichts anderes als die emotionale Billigung oder Mißbilligung dessen aus, der sie äußert. Freilich bedeutet Non-Kognitivismus nicht Gleichgültigkeit.

Carnap drückte seine Konzeption der Modernisierung und Rationalisierung auch des persönlichen Bereichs in einem seiner Vorträge ("Wissenschaft und Leben") am 15. 10. 1929 am Bauhaus so aus: "das rationale Denken nicht Führer im Leben, wohl aber Wegweiser. Es bestimmt nicht die Richtung des Handelns (das geschieht durch irrationale Triebe), sondern macht nur Angaben über die zu erwartenden Folgen, belehrt also über die Mittel zu einem gewollten Zweck. Verkehrt ist es, 1) dem Denken eine weitere Funktion einzuräumen ("die Wissenschaft muß die Führerein im Leben sein" [die praktische Gefahr hierfür ist klein] 2) dem Irrationalen einen Einfluß zu geben jenseits seines Gebiets, nämlich im Rationalen. Wenn wir nicht Selbstbetrug üben wollen, müssen wir in unserem Verhalten doppelt vorsichtig sein, wo Gefühl und Wille uns verleiten wollen. [...] 3) Die Bedeutung der Wissenschaft zu unterschätzen. Musik und Erotik könnte entbehrt werden, aber kein Mensch kann die Überlegung entbehren, wenn er überhaupt leben will. Wissenschaft ist nichts anderes als gründlich und methodisch vorgenommene Überlegung [...] Jeder braucht Einblick in die Tatsachen und Zusammenhänge der Welt, in der er lebt."

Die meisten logischen Empiristen vertreten eine strenge Trennung von Beobachtung und Theorie. Beobachtungen und die darüber formulierten Aussagen sind das Unproblematische, Gewisse. Hier haben wir sozusagen die Hand am Puls der Erfahrung. Theoretische Aussagen aber, d.h. Aussagen über Gegenstandsbereiche indefiniter Ausdehnung und häufig über nicht Beobachtbares (wie Elektronen oder Intelligenz) sind dasjenige, das des Beweises, der Stützung oder Bestätigung bedarf. Diese strenge Trennung von Theorie und Beobachtung führte die logischen Empiristen zum Verifikationismus, d.h. der Auffassung, daß die Wahrheit theoretischer Aussagen durch Bezug auf Beobachtungen zu beweisen sei. Theoretische Aussagen, die man auch "Hypothesen" nennt, seien zu verifizieren. Diese, von den logischen Empiristen dann auch sofort aufgegebene Konzeption, wurde insbesondere von Karl Popper kritisiert. Popper machte klar, daß noch so viele eine Hypothese bestätigende Beobachtungen diese Hypothese nicht beweisen oder verifizieren können. Hypothesen und Theorien lassen sich prinzipiell nicht beweisen oder verifizieren, sondern lediglich falsifizieren. Man kann m.a.W, nach Popper zeigen, daß sie falsch sind. Allerdings ist auch die Falsifizierbarkeit kein Kriterium, mit dem sich wissenschaftliche Aussagen auszeichnen lassen.

Das Ziel wissenschaftlicher Arbeit läßt sich im Rahmen des empirisch-analytischen Ansatzes in den Sozial- und Humanwissenschaften als Versuch verstehen, die Ursachen für soziale Phänomene und Vorgänge zu finden und benennen zu können. Als Sozialwissenschaftler will man etwas erfahren über mögliche Gesetzmäßigkeiten des gesellschaftlichen Miteinanders der Menschen. Man möchte nicht nur etwas über verschiedene Einzelereignisse wissen, sondern ist bestrebt, Zusammenhänge zu erkennen und Tatbestände zu "erklären". Die Verwendung des Verbs "erklären" bedeutet dabei, daß Wissenschaftler es nicht bei einer bloßen Deskription konkreter Umstände belassen wollen: Sie suchen nach allgemeinen, grundsätzlich gültigen Regeln, nach Gesetzmäßigkeiten, die sich hinter beobachtbaren Tatbeständen verbergen.


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Literatur und Quellen

Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsblätter". WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

Popper, Karl R. (1979). The Bucket and the Searchlight: Two Theories of Knowledge. In Objective Knowledge: An Evolutionary Approach (rev. ed.). Oxford: Clarendon Press.

http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Philosophie/Mitarbeiter/Wolters_files/Folie_Vorlesung3.rtf (02-08-03)

Mesenich, Gerhard (2002). Logische Grundlagen wissenschaftlicher Arbeit [was: Kausalitaetsprinzip].
Newsgroups: de.sci.misc,de.sci.oekonomie,de.sci.philosophie,de.sci.physik,de.soc.wirtschaft, de.sci.misc (03-09-26)

Thies, Christian (2004). Vorlesung zur Theoretischen Philosophie 1 (= Wissenschaftstheorie). Rostock.
WWW: http://www.uni-rostock.de/fakult/philfak/fkw/iph/thies/Thesen%20zu%20Popper.pdf (04-12-12)



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