[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Die Wissenschaft Pädagogik

Erziehung ist organisierte Verteidigung
der Erwachsenen gegen die Jugend.
Mark Twain
Die Pädagogik beschäftigt sich mit den theoretischen und methodischen Grundlagen von Lehr- und Lern- bzw. Aneignungsprozessen. Pädagogen und Pädagoginnen erforschen Hintergründe, Auffassungen und Ursachen von Lern-, Erziehungs- und Bildungsprozessen und geben Empfehlungen, wie diese gestaltet und verbessert werden können, wobei die Aspekte des Lehrens und Lernens in allen Altersstufen und Lebensräumen betrachtet werden. Aus diesem Grund kommen Pädagogen auch in den vielfältigsten Gebieten zum Einsatz und liefern grundlegende Erkenntnisse für das Berufs- und Arbeitsleben, die Erwachsenen- und Weiterbildung und das interkulturelle Zusammenleben.


Jan Amos Komensky (Comenius, Bild rechts) entwickelte im Exil in Lissa in seinem Hauptwerk "De rerum humanarun emendatione consultatio catholica" wesentliche Grundgedanken einer reformatorischen Pädagogik, die auch heute noch Gültigkeit haben:

In seinem Brennspiegelmodell sieht er den Menschen als Konkavspiegel, der die Fülle der Schöpfung in sich aufnehmen solle. Comenius bettete seine Didaktik in dieses pansophische Verständnis von Wissen ein: "Alle, Alles auf alle erdenkliche Weise". Für Comenius ist pädagogisches Wissen immer zugleich theoretisches und praktisches. "Erstes und letztes Ziel unserer Didaktik soll es sein, die Unterrichtsweise aufzuspüren und zu erkunden, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler dennoch mehr lernen; in den Schulen weniger Lärm, Überdruss und unnütze Mühe herrsche ..." Die Schule sollte nach Johann Amos Comenius eine "liebliche Stätte der Menschlichkeit" für Mädchen und Knaben jeden Standes sein, in der sie das Rüstzeug für ihr späteres Leben erhalten, durchaus im Sinne von Chancengleichheit, wobei diese eher im christlichen Gedankengut begründet war. Auch prozessorientiertes Lernen und Anschauungsunterricht sowie die Idee vom lebenslangen Bildungsprozess bzw. seine friedenspädagogischen Appelle klingen in unseren Ohren auch heute noch modern.

John Locke sieht den Menschen als "tabula rasa", welcher der Erziehung unausweichlich bedarf, um Mensch zu werden, wobei die freie Entwicklung und Ausbildung der Persönlichkeit gefördert werden sollte. Lehren und Lernen hat sich nach dem Lebensplan des zu erziehenden Menschen zu richten, wobei Wissen vor allen nützlich sein soll in Hinblick auf die Standeszugehörigkeit. Jean-Jacques Rousseau entwickelt in seinem "Emile" den Gedanken des Verfall der Sitten durch den Fortschritt der Zivilisation, der durch Erziehung noch befördert wird. Da der Mensch von Natur aus radikal gut ist, fördert man ihn dadurch, dass man sich vom natürlichen Gang der Entwicklung leiten läßt. Johann Friedrich Herbart bemüht sich um eine wissenschaftliche Grundlegung der Pädagogik als Berufswissenschaft. Die Grundfrage betrifft die Gestaltung des "Gewaltverhältnisses" zwischen zu Erziehenden und Lehrenden. Nach Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher ist der ursprüngliche Ort der Erziehung die Familie und die öffentlichen Einrichtungen der Erziehung entfalten sich aus der Familie und sollten dort wirken, wo die Familie manche Leistungen nicht mehr erbringen kann.

Osterhasenpädagogik

Trotz der zahlreichen Reformen, die es seit Beginn des Schulwesens gegeben hat, dominiert aus der psychologischen Sicht immer noch die Osterhasenpädagogik (Elisabeth Stern). Gerade aus der Sicht der Psychologie betrachtet ist der Schulunterricht nach wie vor zu lehrerzentriert, denn noch immer ist es der Lehrer, der das Wissen versteckt, und die SchülerInnen müssen es suchen, indem sie Fragen beantworten. Schüler, die wissen, was der Lehrer gemeint hat, kommen dabei natürlich besser weg, aber der Rest der SchülerInnen bleibt auf der Strecke. Besser lernt man, wenn man eigenständig komplexe Aufgaben bearbeitet, deren Lösung nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. In einem solchen Unterricht sind Lehrer natürlich stärker gefordert, denn einerseits müssen sie sich sehr genau überlegen, welche Aufgabenstelllungen weiterhelfen, andererseits müssen sie sehr nahe am Vorwissen der Schüler sein, damit sie erkennen, welche Missverständnisse bestimmten Fehlern zugrunde liegen. Darauf hat Piaget immer wieder hingewiesen. Vereinfacht: Beim schlechten Unterricht müssen die SchülerInnen herausfinden, was der Lehrer gemeint haben könnte, während beim guten Unterricht der Lehrer herausfindet, was der Schüler gemeint haben könnte und wie man halb Verstandenes in die richtige Richtung lenkt.

"Pädagogik" umreißt eher unscharf jenes wissenschaftliche Arbeitsgebiet, auf dem man sich vor allem mit Fragen der Entwicklung und Begründung von Zielen der Erziehung und Ausbildung (bzw. des Unterrichts) befaßt.

Täglich erfahren Menschen in Familie, Kindergarten, Schule und Betrieb "Erziehung", "Unterricht" und "Ausbildung".


Braucht die Pädagogik eine Ethik?

Die Pädagogik benötigt wie andere Sozialwissenschaften eine Ethik, da sie eine Disziplin ist, die sich mit der Erziehung und Bildung von Menschen befasst. In der Pädagogik geht es nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern auch darum, Werte und Einstellungen zu fördern, die das Leben der Lernenden verbessern und zur Gesellschaft beitragen. Die Ethik in der Pädagogik hilft, die Ziele und Werte der Bildung zu definieren und sicherzustellen, dass die Praktiken und Entscheidungen der Pädagogen im Einklang mit diesen Zielen und Werten stehen. Eine Ethik in der Pädagogik umfasst daher sowohl ethische Grundsätze als auch ethische Verantwortlichkeiten. Zu den ethischen Grundsätzen der Pädagogik gehören etwa die Achtung der Würde und Autonomie jedes Lernenden, die Förderung von sozialer Gerechtigkeit und Inklusion, die Unterstützung von Kreativität und Innovation sowie die Anerkennung von Vielfalt und Unterschieden. Guter Unterricht unter ethisch pädagogischen Prinzipien bemisst sich nicht nach Kriterien eines durch Leistungserhebungen zu ermittelnden Outputs, sondern ein Kriterium ist die gleichberechtigte Teilhabe aller und nicht das fiktive Erreichen eines fiktionalen Unterrichtsziels. Die ethischen Verantwortlichkeiten der Pädagogen beinhalten die Verantwortung für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Lernenden, die Verpflichtung, eine respektvolle und förderliche Lernumgebung zu schaffen, die Pflicht zur professionellen Weiterentwicklung und Selbstreflexion sowie die Verantwortung, die Entwicklung und Entfaltung jedes Lernenden zu fördern. Insgesamt kann eine Ethik in der Pädagogik dazu beitragen, dass das pädagogische Handeln den Bedürfnissen und Wünschen der Lernenden gerecht wird und die Bildung zu einer sinnvollen und erfüllenden Erfahrung für alle Beteiligten wird.

Literatur

Stangl, W. (2023, 23. Februar). Braucht die Pädagogik eine Ethik? Pädagogik-News.
https://paedagogik-news.stangl.eu/braucht-die-paedagogik-eine-ethik.

Didaktisch- theoretische Modelle von "Unterricht"

Kant Über Pädagogik Rink Theodor

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