Geschlechtsrollenkonflikte
Geschlechtsrollenkonflikte findet man auch bei typischen Frauen- und Männerberufen, wobei der Geschlechtsrollenkonflikt zwei Aspekte beinhaltet: Die Diskrepanz zwischen der erwünschten und der tatsächlich erlebten Behandlung durch andere, und die Diskrepanz zwischen dem Selbstbild und den von außen gestellten Erwartungen. Negative Folgen erhöhter Geschlechtsrollenkonflikte können sich im Beruf mit Unzufriedenheit, Neigung zum Berufswechsel oder Abwesenheit vom Arbeitsplatz zeigen. Im familiären Bereich resultieren Geschlechtsrollenkonflikte eher in Depressivität. Niedriges Geschlechtsrollenkonflikte-Erleben hat im Gegensatz dazu emotionale und körperliche Gesundheit zur Folge. Grundsätzlich haben Frauen ein stärkeres Geschlechtsrollenkonflikte-Empfinden als Männer. (vgl. Rustemeier & Thrien, 2001, S. 34-35). Man unterscheidet in der Forschung zwischen biologischem Geschlecht (engl. sex) und sozialem Geschlecht (engl. gender). Bei Personen, bei denen diese beiden Geschlechter stark differieren kommt es vermehrt zu Geschlechtsrollenkonflikten. Unterschiedliche Berufe können unterschiedliche geschlechtstypische Images aufweisen. Dieses Image hängt einerseits vom Frauen- bzw. Männeranteil des Berufs, andererseits von den mit dem Beruf assoziierten männlichen oder weiblichen Eigenschaften ab. Die Maskulinität eines Berufes ist immer noch stark mit seiner Entlohnung und seinem Prestige verbunden (vgl. Rustemeier & Thrien, 2001, S. 35). Die einfachste Art der Passung wäre die Übereinstimmung mit dem biologischen Geschlecht. Es spielen aber auch die besonderen Fähigkeiten und Eigenschaften die eine Person hat eine Rolle. Bei zu großen Unterschieden zwischen Berufsimage und Eigenschaften der ausführenden Person wirkt sich das meist negativ aus. Generell sind Frauen und Männer eigentlich gleich erfolgreich, nur eben in verschiedenen Berufen. Eben Frauen in Frauenberufen und Männer in Männerberufen. Frauen haben allerdings den Nachteil das typische Männerberufe immernoch besser bezahlt sind. Die Passung wirkt sich stark auf das Geschlechtsrollenkonflikte-Empfinden der Personen aus. Bei schlechter Passung ist das Empfinden hoch, sonst vergleichsweise niedrig (vgl. Rustemeier & Thrien, 2001, S. 35-36).
Janet Hyde (University of Wisconsin) analysierte zahlreiche verfügbare Daten zu Geschlechtsunterschieden in einer Metaanalyse und fand eine Liste von 124 untersuchten Eigenschaften. Angefangen vom Ins-Wort-Fallen über die sexuelle Erregbarkeit bis hin zum abstrakten Denken scheinen sich Männer und Frauen tatsächlich signifikant zu unterscheiden. Für die Bewertung mindestens ebenso wichtig ist aber die Effektstärke, also jenes statistische Maß, das die Differenz zwischen den zwei Mittelwerten mit der Variabilität innerhalb der beiden Gruppen mitberücksichtigt. Dabei erwiesen sich aber etwa 80 Prozent der gefundenen Geschlechtsunterschiede als so klein, dass ihnen kaum praktische Relevanz zukommt, denn die Ähnlichkeiten zwischen den Geschlechtern sind in fast allen Bereichen sehr viel größer als die Unterschiede.
Marco Del Giudice (2013) weist in einer neueren Untersuchung aber nach, dass das wahre Ausmaß der Geschlechtsunterschiede bisher unterschätzt wurde, weil die Methoden nicht adäquar waren und die die falschen statistischen Verfahren zur Auswertung der Daten angewandt worden waren. In einer Reanalyse einer älteren Studie von 1993 zeigte sich, dass Frauen deutlich sensibler und fürsorglicher als Männer sind und diese emotional stabiler und dominanter im Auftreten, wobei sich die einzelnen Merkmale nur zu 10 Prozent überschnitten. Del Giudice konzentrierte sich bei der Auswertung der Daten nicht auf die Big Five (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit Gewissenhaftigkeit), sondern stützte sich auf die fünfzehn Merkmale des 16 PF von Cattell, also Faktoren wie Wärme, Lebhaftigkeit, Perfektionismus und Dominanz.
Die gesellschaftliche Rolle des Mannes sich befindet in einem Wandel,
wobei er in den letzten Jahrzehnten eine Krise der Männer erkennt, die sich etwa daran zeigt, dass viele Ehen auseinandergehen, dass es immer mehr Alleinerziehende, vor allem alleinerziehende Mütter gibt, und dass die Männer sich so aus den Familien entfernen. Zwar gibt es auch die neuen Väter, die sich in der Familie vermehrt engagieren, doch grundsätzlich bewegt sich die westlichen Welt in Richtung einer vaterlosen bzw. vaterarmen Gesellschaft, denn heute ist das Fehlen des leiblichen Vaters für viele Kinder mit einer alleinerziehenden Mutter oder in Patchworkfamilien schon Normalität. Besonders Buben brauchen aber positive Väter- und Männervorbilder, um sich gesund zu entwickeln und beziehungsfähig zu werden. Jedes Kind braucht den Vater als männliches Vorbild und als Gegengewicht zur Mutter, damit es sich aus der engen Mutter-Kind-Symbiose lösen kann, und der Vater braucht die Bestätigung, dass er ein nützlicher und unentbehrlicher Teil der Familie ist. Der Niedergang der patriarchalischen Ordnung seit den Weltkriegen spielt dabei eine zentrale Rolle, denn die 68er-Studentenbewegung, die sexuelle Revolution, die Liberalisierung des Abtreibungsparagrafen und die Frauenemanzipations-Bewegung ließen die gesellschaftliche Bedeutung der Männer immer mehr verschwinden. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist in den letzten Jahrzehnten mit Riesenschritten vorangegangen und auch im Selbstbewusstsein junger Frauen hat sich etwas verändert, denn sie wollen unabhängig vom Mann ihre eigenen Wege gehen und finanziell auf eigenen Füßen stehen. In dem Maße, wie Frauen unabhängiger und selbstständiger werden, werden Männer tatsächlich entbehrlicher, zumindest in materieller Hinsicht, d. h., die Gesellschaft nähert sich wieder mehr dem Zustand matriarchalischer Kulturen, in denen der Vater nur für kurze Zeit in die Familie kommt und dann wieder geht.
Literatur
Del Giudice, M., Booth, T. & Irwing, P. (2012). The Distance Between Mars and Venus: Measuring Global Sex Differences in Personality. PLoS ONE 7(1): e29265. doi:10.1371/journal.pone.0029265.
Stangl, W. (2020). Welche Rolle spielen Männer in der Gesellschaft? – ? bemerkt.
WWW: https://bemerkt.stangl-taller.at/welche-rolle-spielen-maenner-in-der-gesellschaft/ (2020-08-01).
Überblick Arbeitsblätter "Geschlechtsunterschiede ;-)"
- Psychologie der Geschlechtsunterschiede
- Geschlecht: Emotion und Aggression
- Geschlecht und Beziehung
- Geschlecht und Depression
- Geschlecht und Gehirn
- Zusammenspiel zwischen Gehirnentwicklung und sozialem Verhalten
- Rotationstest Mann-Frau
- Geschlecht und mentale Erregung
- Frauen und Männer denken unterschiedlich oft an Sex
- Geschlecht und Hormone
- Geschlecht und Intelligenz
- Die Male Idiot Theory
- Geschlecht und Kunst
- Geschlecht und Karriere
- Weibliche Führungskräfte
- Geschlechtsrollenkonflikte
- Geschlecht und Körper
- Geschlecht und Sucht
- Geschlecht und Kommunikation
- Geschlecht-Schlaf
- Geschlecht-Schule-Leistung
- Geschlecht: Social-Media
- Spam: Unterschied im Umgang von Mann und Frau
- Geschlecht und Orientierungssinn
- Geschlecht-Stereotype
- Geschlecht: Kurioses aus der Geschlechterforschung
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