Wenn eine Frau nicht spricht,
soll man sie auf keinen Fall unterbrechen. Clint Eastwood
Geschlechtsspezifische Kommunikationmuster
Für Frauen hat Kommunikation in erster Linie das Ziel Symmetrie
zu erzeugen, denn sie möchten auf einer Metaebene vermitteln: "Wir sind
gleich, wir sind uns nahe". Der Austausch von Intimitäten ist für sie
aus diesem Grunde wichtig, wobei die dadurch entstehende Abhängigkeit
von den Kommunikationspartnern positiv erlebt wird. Intimität ist die
Grundlage für die sozialen Bindungen der Frau. Kommunikationszweck der
Männer hingegen ist es, mit einem Gesprächspartner den Status
auszuhandeln und festzulegen, d.h. sein Kommunikationsverhalten geht
zunächst von Asymmetrie aus: "Wer übernimmt die Führung im Gespräch? Wer
besitzt mehr Ressourcen und Informationen? Wer hat die dominierende
Position inne?" Die Metamitteilung des Mannes ist also: "Wie ist unser
Verhältnis? Wer hat den höheren Status?"
Aus diesem Grunde entziehen sich Männer gerne
Kommunikationssituationen, in denen von vornherein feststeht, dass sie
unterlegen sein werden, etwa Gespräche mit einem Vorgesetzten oder einem
Fachmann. Für Männer ist es also wichtig, seine Unabhängigkeit zum
Ausdruck zu bringen und deshalb die dominierende Rolle zu haben.
Männer formulieren ihre Wünsche unbewusst
oft als Forderungen, wodurch sich Frauen häufig verletzt fühlen, da sich
ihnen das Gefühl aufdrängt, dass der Mann sie unterdrücken will.
Ähnlich ist es mit dem Austausch von Gefühlen zwischen Frauen und
Männern. Frauen werden von Kindheit an daran gewöhnt und geübt, Gefühle
mit den ihnen vertrauten Personen auszutauschen, wodurch ihre
Beziehungen gefestigt werden, sodass immer wieder die Gleichheit, die
Symmetrie betont wird, indem die eine von ihren Problemen berichtet und
die andere, indem sie von ähnlichen Erfahrungen mit ähnlichen Gefühlen
spricht, ihr das Gefühl gibt, verstanden zu werden.
Für Männer erhält der Austausch von Gefühlen keinen solchen
Wert, da ihnen nur selten die richtigen Vokabeln zum Ausdruck ihrer
Gefühle beigebracht werden. Das führt dazu, dass Probleme
lediglich als Herausforderung angesehen werden, die es zu meistern
gilt. Sie erzählen einander Probleme, um eine Lösung dafür zu finden.
Diese Herausforderung ist um so größer, da der, der eine Lösung für das
Problem eines anderen anbieten kann, dadurch seinen Status gegenüber dem
anderen erhöht, da er eine wichtige Information besitzt, die der andere
nicht hat. Kann keine Lösung gefunden werden, werden die Probleme des
anderen beschwichtigt und als "halb so wild" abgetan. Für Männer zählt
also hauptsächlich die Vermittlung von Information, sie haben kein direktes Interesse am Ausdruck von Mitgefühl.
Daher fällt es Frauen und Männern schwer, miteinander über Probleme zu reden, da sie dabei unterschiedliche Ziele
haben. Ein Mann fühlt sich oft verletzt, wenn eine Frau, nachdem er ihr
von seinem Problem berichtet hat, von ähnlichen Problemen erzählt. Er
hört darin die Metamitteilung: "Dein Problem ist doch gar nicht so
schlimm. Sieh mal, ich habe dieselben Probleme und werde auch damit
fertig, also stell dich nicht so an". Er denkt auf der "Statusebene",
während die Frau auf ihrer "Gleichheitsebene" denkt. Ebenso fühlt sich
eine Frau vor den Kopf gestoßen, wenn sie einem Mann von ihren Problemen
erzählt und er dafür sofort eine Lösung parat hat. Während sie gerne
von ihm hören wollte, dass er sie versteht und vielleicht ähnliche
Sorgen hat, gab er ihr eine Antwort, die Asymmetrie hervorrief. Seine
Metamitteilung ist: "Siehst du, wie einfach ich dein Problem lösen kann?
Das ist doch gar kein echtes Problem!" Er übernimmt aus Sicht der Frau
wieder eine dominante Rolle und gibt ihr das Gefühl, belehrt zu werden.
Probleme werden daher eher in gleichgeschlechtlichen Kreisen besprochen,
da es auf Grund der lebenslangen Sozialisation beinahe unmöglich ist,
sich von diesen verfestigten Denk- und Sprachmustern zu lösen.
Männer sind nachtragender
Psychologen der Case-Western-Universität in Cleveland
fanden auf Basis von sieben Studien an mehr als 1400 Studenten heraus,
dass Männer auf Beleidigungen grundsätzlich nachtragender reagiere
nals Frauen. Dies gleicht sich aber aus, wenn man die Beleidigten mit
ähnlichen Verfehlungen konfrontiert, die sie selbst einmal begangen
haben. Erinnerten sich Männer, die beleidigt wurden, an selbst
ausgestoßene Beschimpfungen, nahmen ihre Rachegefühle deutlich ab. Bei
Frauen trat eine solche Nachsicht kaum auf.
Literatur:Tannen, Deborah (1990). You just don't understand. Women and Men in Conversation. New York: William Morrow and Company.
Mitgefühl zeigt sich bei Männern in anderen Gehirnregionen als bei Frauen
Mexikanische Wissenschaftler zeigten beiden Geschlechtern
Bilder von kranken Kindern und analysierten die entstehenden Prozesse in
den Gehirnen der Testpersonen. Dabei zeigte sich, dass männliches
Mitgefühl eher als rationaler Prozess entsteht, während bei Frauen war
die Empathie eher emotional bedingt. Die Aufnahmen der Frauengehirne
waren auf den ersten Blick reicher und komplexer aus, während in den
Männergehirnen nur an wenigen, fokussierten Stellen Aktivität zu sehen
war.
Drei-Sekunden-Fenster der Wahrnehmung geschlechtsspezifisch?
Der deutsche Hirnforscher Ernst Pöppel hat die zeitliche Informationsverarbeitung im Gehirn und
konnte zeigen, dass es beim Menschen ein Drei-Sekunden-Fenster der
Wahrnehmung gibt. Alles, was innerhalb dieses Zeitfensters geschieht,
wird subjektiv als Gegenwart erlebt. Allerdings konnte man
neurobiologisch die Existenz des Drei-Sekunden-Fensters nur bei Männern
nachweisen können, nicht bei Frauen, obwohl man aus zahlreichen
phänomenologischen Untersuchungen weiß, dass es ein solches
Wahrnehmungsfenster weltweit bei allen Männern und Frauen gibt. Pöppel
vermutet, dass das Zeitfenster der Wahrnehmung bei Frauen eine größere
Variabilität hat als bei Männern und deutlich um diesen Wert herum
streut, wobei möglicherweise ein genetisches Programm dahintersteckt.
Pöppel stellt daher die Hypothese auf, dass es in Frauengehirnen eine
größere zeitliche Flexibilität gibt, was für die interpersonale
Kommunikation bedeutet, dass die zeitliche Organisation im Gehirn bei
Männern statischer und bei den Frauen flexibler ist. Quelle: Die Welt vom 26. Juli 2015, S. 7.
Bei Partnerschaftsproblemen sind Frauen und Männer gleich rational und emotional
Das Institut für Psychologie der Universität Göttingen
befragte 2000 Männer und Frauen, wie sich der jeweilige Partner bei
Diskussionen von Problemen in der Partnerschaft verhält, und die
Ergebnisse zeigten ein anderes Bild als erwartet, denn 38 Prozent der
Frauen machen nach Aussagen ihres Partners bei Problemen konkrete
Lösungsvorschläge. Nach Ansicht ihrer Partnerin gehen aber nur 36
Prozent der Männer lösungsorientiert vor, doch nach der gängigen
Vorstellung, das Männer die besseren Problemlöser wären, müsste der
Anteil der Männer, der sich Probleme vornimmt, höher sein als bei
Frauen. Auch bei der Frage nach dem Mitgefühl zeigten Frauen laut
Aussage der Männer dieses in 28 Prozent der Fälle, und sind somit in der
Studie nicht stärker gefühlsbetont als lösungsorientiert. Immerhin
bescheinigten die Frauen zu 24 Prozent ihrem Partner, Gefühle
nachvollziehen zu können. Offensichtlich sind bei partnerschaftlichen
Problemen beide Geschlechter zunächst vor allem mit ihren eigenen
Gefühlen beschäftig, sodass es ihnen schwer fällt, die Emotionen des
anderen nachzuvollziehen. Quelle: http://www.usinger-anzeiger.de/ratgeber/frauen_familie_senioren/meldungen/11069500.htm (11-08-21)
Geschlechtsunterschiede im ethischen Verhalten in Gruppen
Unethisches Verhalten ist ein allgegenwärtiges Phänomen in
vielen sozialen Zusammenhängen. So existiert bereits eine große Zahl von
Untersuchungen, die sich in diesem Zusammenhang mit möglichen
geschlechtsspezifischen Unterschieden befassen. Einzelne Forscher haben
die Frage aufgeworfen, ob auch beim Lügen als einer prominenten Form
unethischen Verhaltens Unterschiede zwischen Männern und Frauen
festzustellen sind, wobei sich die meisten Arbeiten mit Entscheidungen
von Einzelpersonen beschäftigen.
In einem Experiment wurden zunächst einzelne Probanden
aufgefordert, das Ergebnis eines Würfelwurfs, den nur sie beobachten
konnten, zu notieren und den Forschern am Ende des Experiments bekannt
zu geben. Die jeweils gemeldete Punktzahl bestimmte den Gewinn der
Probanden. Die Augenzahl entsprach einer Auszahlung in Euro; ausgenommen
war nur die „6“, für die es kein Geld gab. Hinweise auf Lügen zogen die
Forscher aus dem Verhältnis der angegebenen Resultate und der
sogenannten Gleichverteilung. Nach dieser Wahrscheinlichkeitsverteilung
ergibt sich – da die Wahrscheinlichkeit pro Wurf immer bei 1/6 liegt –
ein „Wahrheits-Benchmark“ bzw. eine durchschnittliche Auszahlung pro
Wurf von 2,5 (da die „6“ null Euro bringt).
Im zweiten Teil wurden andere Probanden zufällig in
Zweiergruppen zusammengefasst. Den einzelnen entweder rein männlichen,
gemischten, oder rein weiblichen Gruppen wurde nur ein Würfel und ein
Antwortblatt zur Verfügung gestellt. Die Gruppenmitglieder mussten also
gemeinsam entscheiden, wer den Würfel wirft und welches Ergebnis danach
aufgeschrieben werden soll. Sie waren sich zudem darüber im Klaren, dass
jeder von ihnen das angegebene Ergebnis in Euro erhält.
Schon bei den Individualentscheidungen ergaben sich
Unterschiede zwischen Männern (Auszahlungsquote von 3,58 im
Durchschnitt) und Frauen (3,40). Dies deutet darauf hin, dass Männer
stärker dazu tendieren, zu lügen, als Frauen. Allerdings ist der
Unterschied statistisch gesehen nicht signifikant. Größere Differenzen
zeigen sich aber bei den Gruppen: Während die durchschnittliche
Auszahlungsquote bei männlichen (4,00) oder gemischten Gruppen (3,71)
relativ hoch lag, war das durchschnittliche Ergebnis bei rein weiblichen
Gruppen weit niedriger (2,74).
Geschlechtsspezifische Unterschiede ergaben sich auch mit
Blick auf das Ausmaß unethischen Verhaltens. Dies wurde anhand der
Häufigkeit gemessen, mit der Würfelwürfe einer „4“ oder einer „5“
notiert wurden. Zwischen dem Verhalten von einzelnen Männern und rein
männlichen Gruppen bestanden hier kaum Unterschiede, wobei bemerkenswert
ist, dass gerade die rein männlichen Gruppen sehr häufig eine „5“
angegeben haben. Ein anderes Bild ergibt sich für die Frauen. Rein
weibliche Gruppen gaben viel seltener eine „5“ an als einzelne Frauen.
Gemischte Gruppen verhielten sich wiederum tendenziell wie rein
männliche Gruppen.
Frauen sind also bei Gruppenentscheidungen ehrlicher sind als
Männer, wobei es darauf ankommt, ob Entscheidungen von Einzelnen oder
gemeinsam in Gruppen getroffen werden. Das Geschlecht spielt demnach
gerade bei Entscheidungsprozessen in Gruppen eine große Rolle, wobei vor
allen Dingen in rein männlichen oder aber in gemischten Gruppen
gelogen, weit häufiger als in Gruppen, die nur aus Frauen bestehen.
Quelle
Muehlheusser, G., Roider, A. & Wallmeier, N. (2015). Gender
differences in honesty: Groups versus individuals. Economics Letters,
128, 25–29.
WWW: http://epub.uni-regensburg.de/31293/7/EL_2015_128_GenderDifferences.pdf
Sprechen Frauen mehr als Männer?
Die Ergebnisse einer Studie, in der 400 Teilnehmer mit
tragbaren Aufnahmegeräten ausgestattet worden waren zeigte, dass zwar
Frauen im Durchschnitt 16 215 Wörter gegenüber 15 669 Worten bei Männern
pro Tag äußern, was aber eine angesichts der hohen individuellen
Unterschiede statistisch nicht signifikant ist.
Quelle
Naica-Loebell, Andrea (2008). Frauen können Mathe, Männer auch.
WWW:http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28408/1.html (08-08-08)
Frauen und Männer veränderten während des Corona-Lockdowns ihr Telefonverhalten unterschiedlich
Ergebnisse aus der sozialwissenschaftlichen Forschung haben schon
bisher gezeigt, dass Frauen tendenziell aktivere Strategien zur
Stressverarbeitung wählen, etwa indem sie mehr mit anderen Menschen
reden. Ein ähnliches Verhalten zeigte sich auch während der
Corona-Lockdowns, als man anonymisierte Mobilfunkdaten eines
Mobilfunkbetreibers von über einer Million Menschen auswertete. Demnach
telefonierten Frauen in der Krise länger, während sich Männer weniger
stark in ihrer Mobilität einschränken ließen, wobei sich für beide
Geschlechter aber die tägliche Aktivitätsperiode um rund eine Stunde
verkürzte. Telefonate, an denen Frauen beteiligt waren, dauerten im
Schnitt auch deutlich länger, wobei es große Unterschiede gab, je
nachdem, wer wen anrief. Anrufe von Frauen zu Frauen dauerten im
Vergleich zur Zeit vor dem Lockdown mehr als doppelt so lange, Anrufe
von Männern bei Frauen rund doppelt so lang. Riefen Frauen bei Männern
an, waren die Gespräche im Durchschnitt um 80 Prozent länger als in
Vorkrisenzeiten. Bei den Telefonaten zwischen Männern fand sich aber nur
eine Verlängerung von 66 Prozent.