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Kurioses zu Geschlechtsunterschieden

Frauen Männer

Unterschiede beim Ausziehen der Oberbekleidung

Männer und Frauen unterscheiden sich auch in der Choreografie der Textilentledigung grundlegend: Eine Frau kreuzt die Arme bäuchlings und lüpft, ein Mann fasst die Wäsche rücklings und rupft. Sie macht es aufrecht, er eher buckelnd. Die beim Ausziehen eingenommene Demutshaltung der Männer dient in der Tat der Unterwerfung und gleichzeitig dem Schutz des Gemächts. Die Frauen hingegen bleiben ungebeugt und senken ihren Blick nicht, denn so können sie ihr Gegenüber länger im Auge behalten und gegebenenfalls schnell flüchten. Daher knickst die Frau bei Hofe auch, da die Herrschaft jederzeit handanlegend maßregeln könnte.

Frauen sind grün, Männer rot

Um zu erkennen, ob man es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hat, genügt schon ein kurzer Blick auf die Lippen, wobei die Farbe eine wichtige Rolle spielt, denn die Farbinformationen dieser Gesichtsregion werden besonders schnell wahrgenommen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern zeigt sich besonders im Farbkontrast zwischen Lippen und Haut, denn die entscheidenden Farbinformationen in dieser Region bewegen sich im Bereich der Rot-Grün-Farbachse. Der Kontrast zwischen den Lippen und der Haut ist dabei bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern, da ihre Hautfarbe im Allgemeinen weniger Rot und dafür mehr Grün enthält, sodass dieser Kontrast vom Gehirn als weibliche Eigenschaft wahrgenommen wird. Darüber hinaus analysiert das Gehirn auch die Lichtreflexion im Bereich der Augen und Augenbrauen, allerdings benötigt das Gehirn eine längere Zeit, bis es diese Informationen interpretiert hat. Insbesondere Farbinformationen, die das Grauspektrum abdecken, sind dabei entscheidend.

Michael J. Tarr & Adrian Nestor (Brown-Universität in Providence, Rhode Island) mischte 200 Gesichter von Menschen beiderlei Geschlechts digital und erstellte daraus ein androgynes Durchschnittsgesicht. Darüber wurde ein bewusst kaum wahrnehmbares grünes und rotes Farbrauschen gelegt, Testpersonen sollten beurteilen, welches weiblich und welches männlich ist. Die Probanden sagten mehrheitlich, dass das grüne Gesicht weiblich und das rote männlich ist. In einer Farbanalyse weiterer normaler Gesichtsfotos bestätigte sich, dass Männergesichter etwas mehr Rottöne enthalten, Frauengesichter etwas mehr Grüntöne.

In einem weiteren, eher kurios anmutenden Versuch ließ Michael Slepian seine ProbandInnen ebenfalls mittels Bildbearbeitung auf ein geschlechtsneutrales Aussehen getrimmte Gesichter nach ihrem Geschlecht einschätzen, drückte seinen ProbandInnen aber entweder einen weichen oder einen harten Ball in die Hand, und ließ sie während der Betrachtung der Bilder durch drücken des Balles angeben, ob die jeweils gezeigte Person ein Mann oder eine Frau wäre. VersuchsteilnehmerInnen, die einen weichen Ball in der Hand gehabt hatten, hielten die abgebildeten Gesichter tendenziell für eher weiblich, während die dieselben Gesichter mit einem harten Ball in der Hand eher als männlich wahrgenommen wurden. Offensichtlich spielt das Gefühl, das man beim Halten von etwas Hartem oder Weichem hat, ebenfalls die Gesichtswahrnehmung beeinflussen kann.

Männer und Frauen schenken unterschiedlich

Auch beim Schenken unterscheiden sich die Geschlechter, denn Frauen zeigen im Allgemeinen wesentlich mehr Gefühl und Einfühlungsvermögen beim Schenken als Männer. Frauen sondieren oft auch schon frühzeitig durch aufmerksames Zuhören, was dem anderen gefallen könnte, und nehmen dadurch Wünsche auf, ohne dass diese zuvor geäußert werden mussten. Auch bei der Verpackung sind Frauen meist gefühl- und phantasievoller und damit persönlicher.

Zaubern ist männlich

Offenbar ist Zauberei auch ein Zweig der Unterhaltungsindustrie der stark von Geschlechterstereotypen geprägt ist, denn Zauberer wie Houdini prägten eine Betonung der Männlichkeit, Frauen tauchten lange fast nur in der Assistentinnen-Rolle auf und wurden als schwach und verletzlich dargestellt. Gygax et al. (2019) ließen 64 junge Probanden, davon 33 weiblich, jeweils 14 Videos von Zaubertricks beurteilen, wobei in den Filmszenen allerdings nur mit weissen Handschuhen bedeckte Hände und bedeckte Arme zu sehen waren. Die eine Hälfte der Probanden erhielt die Information, die Tricks würden durch Nathalie ausgeführt. Der anderen Hälfte teilten die Forschenden mit, ein Mann namens Nicolas sei der Magier hinter den Tricks. Die Probanden beurteilten die angeblich durch Nathalie ausgeführten Tricks als weniger gut und beeindruckend als die identischen Tricks von Nicolas. Tatsächlich wurden die Tricks von einer Frau und einem Mann ausgeführt, was aber an den Videosequenzen durch Handschuhe und lange Ärmel für die Probanden nicht erkennbar war. In einem zweiten Experiment ließ sich dieser Bewertungsunterschied aufheben, denn in diesem sollten 173 Probanden (davon 107 weiblich) nicht nur Bewertungen abgeben, sondern auch Erklärungen für die vorgeführten Tricks finden, wobei der Unterschied in der Beurteilung von Nicolas und Nathalie nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Man vermutt, dass die Aufgabenstellung im zweiten Experiment die Probanden dazu brachte, eine andere mentale Strategie zur Bewertung der Zaubertricks einzusetzen, denn es ist vermutlich schwieriger, einen Trick negativ zu bewerten, wenn man ihn nicht erklären kann.

Warum Männer im Durchschnitt lustiger sind als Frauen

Greengross, Silvia & Nusbaum (2020) haben in einer quantitativen Meta-Analyse (28 Studien, die zwischen 1976 und 2018 veröffentlicht worden waren) Geschlechtsunterschiede in der Humorfähigkeit von Männern und Frauen untersucht. In diesen mussten die Männer und Frauen etwa Sprechblasen in Cartoons ausfüllen oder Bilder mit lustigen Unterschriften versehen. Danach wurden die Ergebnisse nach Lustigkeit sortiert. Unter Berücksichtigung möglicher Moderatorvariablen zeigte sich, dass die Witze von Männern im Durchschnitt etwas lustiger sind. Wie stets im Fall von Unterschieden zwischen den Geschlechtern, handelt es sich allerdings nur um einen kleinen bis moderaten Unterschied. Das Ergebnis bestätigt also ein weitverbreitetes Klischee. Nach der Evolutionstheorie sind Frauen bei der Partnersuche deutlich wählerischer, d. h., Männer müssen sich heftig ins Zeug legen, um aufzufallen und attraktiv zu wirken. Männer sind also deshalb etwas lustiger, weil sie so erfolgreich um die Gunst von Frauen werben, wobei Frauen eher nach einem Mann suchen, der sie zum Lachen bringt bzw. Männer suchen eher Frauen, die über ihre Witze lachen.

Männer und Frauen erleben Bedrohungen unterschiedlich - bei Mäusen ;-)

Eine neue Studie von Muir et al. (2024) zeigte, dass männliche und weibliche Mäuse unterschiedliche neuronale Pfade zur Unterscheidung zwischen Bedrohung und Sicherheit nutzen – auch wenn ihr beobachtbares Verhalten ähnlich erscheint. Diese Erkenntnis wirft grundlegende Fragen über bestehende Paradigmen in der neurowissenschaftlichen Forschung auf, insbesondere über die gängige Praxis, überwiegend männliche Tiere als Standardmodelle zu verwenden.

In der Untersuchung trainierte man 17 Mäuse darauf, zwischen einem Hinweisreiz, der einen leichten Fußschock ankündigte (CS+), und einem neutralen Reiz (CS–) zu unterscheiden. Mithilfe von Faserphotometrie maßen sie in Echtzeit Kalziumsignale – ein Indikator für neuronale Aktivität – in zwei spezifischen Projektionen zum Nucleus accumbens (NAc): einerseits vom ventralen Hippocampus (vHip), andererseits vom medialen präfrontalen Kortex (mPFC). Zusätzlich nutzten sie chemogenetische Techniken, um diese neuronalen Wege gezielt zu deaktivieren und so deren funktionale Bedeutung für das Verhalten geschlechterspezifisch zu analysieren. Dabei zeigte sich, dass bei männlichen Mäusen die vHip→NAc-Verbindung spezifisch durch bedrohliche Reize aktiviert wurde, während weibliche Mäuse hingegen in dieser Verbindung keine Unterscheidung zwischen Bedrohung und Sicherheit zeigten – stattdessen war bei ihnen der mPFC→NAc-Pfad selektiv sensitiv gegenüber Bedrohungssignalen. Trotz dieser funktionellen Unterschiede blieb die anatomische Konnektivität beider Pfade bei beiden Geschlechtern gleich.

In einer erweiterten Versuchsphase mussten die Tiere für eine süße Belohnung einen Hebel drücken. Wurde währenddessen ein bedrohlicher Hinweisreiz eingeblendet, sollten die Mäuse ihr Verhalten unterdrücken. Die gezielte Hemmung der neuronalen Pfade zeigte dabei eine doppelte Disssoziation: Nur bei männlichen Mäusen führte das Ausschalten der vHip→NAc-Projektion zu fehlerhafter Reaktion auf Bedrohung, während dies bei Weibchen nur nach Hemmung des mPFC→NAc-Pfads geschah.

Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede auf neuronaler Ebene, trotz ähnlichem Verhalten, legen nahe, dass das Gehirn je nach Geschlecht unterschiedlich mit emotionalen Reizen umgeht. Dies liefert mögliche Erklärungen für Unterschiede in der Prävalenz und Behandlung psychiatrischer Erkrankungen wie Angst oder Depression. Die Studie betont damit eindringlich die Notwendigkeit, beide Geschlechter systematisch in neurowissenschaftliche Forschung einzubeziehen, um generalisierbare Aussagen über Gehirnfunktion und Verhalten treffen zu können.

Literatur

Greengross, Gil, Silvia, Paul J. & Nusbaum, Emily C. (2020). Sex differences in humor production ability: A meta-analysis. Journal of Research in Personality, 84, doi:10.1016/j.jrp.2019.103886.

Gygax, P., Thomas, C., Didierjean, A., & Kuhn, G. (2019). Are women perceived as worse magicians than men? Gender bias when evaluating magic tricks. Social Psychological Bulletin, 14, doi:10.32872/spb.v14i3.33574.

Muir, J., Iyer, E. S., Tse, Y.-C., Sorensen, J., Wu, S., Eid, R. S., Cvetkovska, V., Wassef, K., Gostlin, S., Vitaro, P., Spencer, N. J., & Bagot, R. C. (2024). Sex-biased neural encoding of threat discrimination in nucleus accumbens afferents drives suppression of reward behavior. Nature Neuroscience, 27(10), 1966–1976.

http://www.physorg.com/news147955343.html (08-12-11)

http://cdn.physorg.com/newman/gfx/news/2008/maleorfemale.jpg (08-12-11)

OÖN vom 29.11.2008


Überblick Arbeitsblätter "Geschlechtsunterschiede ;-)"



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