[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Orientierungssinn

Frauen Männer

Ohne räumliche Navigation und räumliches Gedächtnis könnten sich Menschen kaum in ihrer Umgebung zurechtfinden und würden sich auch nur schwer an vergangene Ereignisse erinnern. In der Tierforschung hat man untersucht, ob Nervenzellen, die im Gehirn von Nagetieren während räumlicher Navigation aktiv sind, auch im menschlichen Gehirn existieren und wie sie das menschliche Gedächtnis unterstützen, wobei auch Erkrankungen des menschlichen Gehirns solche Mechanismen beeinträchtigen können. Man hat jüngst Nervenzellen des menschlichen Gehirns entdeckt, die Bewegungsrichtungen repräsentieren, die man bereits vor dreißig Jahren in Nagetieren entdeckt hatte, indem man die Aktivität einzelner Nervenzellen im Gehirn von Epilepsiepatienten aufzeichnete, während diese Navigationsaufgaben in Virtual Reality lösen mussten. Mittels Computeranalysen konnte man auf diese Weise Richtungszellen auch beim Menschen nachweisen, wobei diese Zellen nicht nur in Abhängigkeit von globalen Richtungen wie Norden, Süden, Osten und Westen feuerten, sondern auch in Abhängigkeit von lokalen Richtungen wie vorwärts, rückwärts, rechts und links. Damit sich Menschen in ihrer Umgebung, z. B. in einem Wald oder einer unbekannten Umgebung, zurechtfinden, gibt es im Gehirn also Ortszellen, die sich im Hippocampus befinden, der Region des Gehirns, die für das Gedächtnis und das Lernen zuständig ist. Mit Hilfe der Ortszellen können mentale Karten erstellt und im Gehirn gespeichert werden, die später zur Orientierung genutzt werden können. Darüber hinaus gibt es im Gehirn die Gitterzellen, eine Art Koordinatensystem, das ein Gefühl für Entfernungen zwischen Orten vermittelt. Dank der Orts- und Gitterzellen kann sich der Mensch in seiner Umgebung präzise bewegen und wieder zurechtfinden. Diese beiden Bereiche nutzten die frühen Menschen vor allem bei der Nahrungssuche, für die sie weite Strecken zurücklegen mussten, weil sie sich durch diese beiden Zelltypen besonders ergiebige Jagdgebiete, sichere Schlafplätze oder flache Stellen an Flüssen einprägten. Da diese Bewegungsformen heute weitgehend verschwunden sind, müssen, um diese Fähigkeiten aktiv zu halten, Ausflüge in die Natur ohne Navigationsgeräte oder technische Hilfsmittel unternommen werden. Besonders wichtig ist es, dabei die Umgebung aktiv wahrzunehmen, etwa die Himmelsrichtung, den Sonnenstand oder die Wuchsrichtung von Bäumen.

Männer fragen nicht nach dem Weg

Eine britischen Studie ergab, dass männliche Autofahrer in England jährlich sechs Millionen Stunden Zeit verlieren, da sie im Durchschnitt 20 Minuten benötigen, bevor sie einen Ortskundigen nach dem Weg fragen. Frauen warten im Durchschnitt nur zehn Minuten. Fahren Männer und Frauen gemeinsam, gaben 67 Prozent der Befragten an, dass sie sich schon einmal über den richtigen Weg gestritten haben.

Orientierungssinn

Die meisten Männer können sich Wege besser merken und finden sich auch auf Landkarten leichter zurecht. Bereits frühere Studien hatten gezeigt, dass dahinter eine unterschiedliche Strategie steckt, sich zu orientieren. Das spiegelt sich etwa in der Art wider, wie Männer und Frauen eine Wegbeschreibung aufbauen: Während sich die Männer auf Himmelsrichtungen und Entfernungen konzentrieren, beschreiben Frauen fast ausschließlich markante Punkte.

Um das zu untersuchen, führten Jones und Healy verschiedene Tests mit 97 ProbandInnen durch. Einige der Tests waren nur mit Hilfe von räumlichen Informationen zu lösen, während für andere ausschließlich visuelle Hinweise wichtig waren. In einem letzten Test untersuchten die Forscherinnen schließlich, welche Informationen für die männlichen und weiblichen Probanden jeweils am hilfreichsten waren. Das Ergebnis: Frauen schnitten in den räumlichen Tests sehr viel schlechter ab als Männer. Hingegen waren die Leistungen bei den Aufgaben, bei denen es auf optische Merkmale ankam, praktisch gleich. Frauen haben demnach ein sehr viel schlechteres Gedächtnis für räumliche Anordnungen und verwenden hauptsächlich optische Informationen zum Orientieren. Männer können dagegen die räumlichen und die visuellen Hinweise gleich gut verwerten. Das erkläre auch, warum sich Frauen lediglich in einigen wenigen Situationen, beispielsweise in geschlossenen Räumen, besser orientieren können als Männer: Während sich Frauen ausschließlich auf die in solchen Fällen wichtigeren optischen Informationen konzentrieren, teilen die Männer ihre Aufmerksamkeit zwischen den wesentlichen und den unwesentlichen Informationen auf.


Literatur

Catherine Jones & Susan Healy (Universität Edinburgh) in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B” (Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1098/rspb.22006.3572.

Stangl, W. (2018, 15. Mai). Ortszellen und Gitterzellen. Stangl notiert ….

https://notiert.stangl-taller.at/praxiswissen/ortszellen-und-gitterzellen/


OÖNachrichten vom 15.03.2006, S. 22.

 


Überblick Arbeitsblätter "Geschlechtsunterschiede ;-)"



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