[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Man sieht oft etwas hunderttausendmal,
ehe man es zum allererstenmal wirklich sieht.
Christian Morgenstern

Konzentration

Diese Zusammenstellung von Arbeitsblättern fasst als eine Art "Klammer" die über verschiedene Teilbereiche dieser Arbeitsblätter verstreuten Informationen zum Thema Konzentration zusammen, wobei auch Links zu externen Sites hinzugenommen werden. Einige der Texte wurden den vom Autor verfassten Arbeitsblättern des Instituts für Pädagogik und Psychologie der Johannes Kepler Universität Linz entnommen und adaptiert.

Was ist Konzentration?

Konzentration ist der Wortbedeutung nach die Sammlung, Vereinigung (z.B. der Gedanken) um einen Mittelpunkt und leitet sich aus den lateinischen Wortbedeutungen der Vorsilbe "con-" (zusammen) und des Wortes "centrum" (Mitte, Mittelpunkt) ab. Alltagsbeobachtungen zeigen, dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns, insbesondere für das Speichern neuer Inhalte, großen Schwankungen unterworfen ist, wobei immer wieder Phasen verminderter Merkfähigkeit auftreten, die wiederum von Perioden erhöhter Leistungsbereitschaft abgelöst werden. Beginn und Ende solcher Zyklen bleiben uns aber leider verborgen und werden nur bei großer Selbstachtsamkeit erkennbar. Unsere Konzentration beim Lernen und beim Arbeiten ist daher nie konstant, sondern Schwankungen unterworfen. Man spricht dann manchmal auch von Konzentrationsstörungen oder Konzentrationsschwächen, also begrenzte Störungen der Aufmerksamkeitsfähigkeit (z.B. Störung der selektiven Aufmerksamkeit, Störung der geteilten Aufmerksamkeit, Störung der Aktivierung), als Teilleistungsstörungen und manchmal auch als übergeordnete psychische Erkrankungrn (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung bzw. hyperkinetische Störung).

Bluthochdruck und Konzentration bei Kindern

Kinder mit Bluthochdruck zeigen in Tests eine schlechtere Konzentrationsfähigkeit sowie ein schlechteres Bild- und Wortgedächtnis als Kinder ohne Bluthochdruck. Es ist daher denkbar, dass Bluthochdruck das Lernen beeinflussen kann. Allerdings gibt es noch keinen Hinweis darauf, warum Bluthochdruck diesen negativen Effekt hat, aber es ist immerhin möglich, das der Bluthochdruck selbst diese Beeinträchtigung der Gehirnleistung verursacht, da das Gehirn zu jenen Organen gehört, die durch Bluthochdruck geschädigt werden können. Auf der anderen Seite ist es aber auch möglich, dass Kinder mit kognitiven Problemen zu Bluthochdruck neigen (vgl. Lande et al., 2011).

Alpha-Wellen als Indikator für fehlende Konzentration

Unfokussierte Konzentration und die Bereitschaft, Nebensächliches zu beachten, sind offenbar die Basis eines kreativen Prozesses im menschlichen Gehirn. Arnau et al. (2020) haben gezeigt, wie sich gedankliches Abschweifen im Gehirn abbildet, wobei das in der Regel nicht nur die eigene Leistung mindert, sondern bei risikoreichen Arbeiten auch gefährlich sein kann. Dabei bewies man, dass die Messung der Alpha-Aktivität im Gehirn ein guter Indikator für gedankliches Abschweifen darstellt. Die Alpha-Aktivität ist einer von fünf Frequenzbereichen, in denen die Aktivität des Gehirns mittels Elektroenzephalographie gemessen wird, die sich vorwiegend zeigt, wenn sich die Aufmerksamkeit eines Menschen nach innen richtet. Den ProbandInnen wurden in dem Experiment zwei verschiedene einfache und eher monotone Aufgaben in Blöcken am Computer gestellt, wurden aber zwischen den Aufgabenblöcken zu zufälligen Zeitpunkten befragt, ob sie gerade konzentriert sind oder nicht. Bei fehlender Konzentration wurden die drei zuletzt absolvierten Aufgabenblöcke als unter Abschweifen entstanden bewertet. Dabei zeigte sich, dass jene ProbandInnen, die mit ihren Gedanken bei den Aufgaben abwesend waren, signifikant mehr Fehler machten. Allerdings hatte das auf die Reaktionszeit bei den Aufgaben, die ebenfalls erfasst wurde, jedoch keinen Einfluss. Grundsätzlich waren alle ProbandInnen schneller, wenn sie in einem Aufgabenblock dieselbe Aufgabe lösen sollten wie in dem vorherigen. Die Alpha-Aktivität war besonders zwischen den Aufgabenblöcken erhöht, bei denen die Testpersonen gedanklich abgeschweift waren.

Kurioses aus den Neurowissenschaften zur Konzentration

Benedikt Plass-Fleßenkämper berichtet im WIRED, dass eine Hightech-Brille Tagträume verhindert und das Gehirn trainiert. Demnach hat der US-Neurowissenschaftler Devon Greco die Anti-Tagtraum-Brille Narbis entwickelt, die ihren Träger zwingt, sich zu konzentrieren, sonst wird es vor seinen Augen finster. Die Kickstarter-Kampagne für Narbis ist zwar gescheitert, die Erfinder wollen die Neurofeedback-Brille mithilfe von Investoren aber trotzdem veröffentlichen. „Das Wearable basiert auf einem von der NASA entwickelten Patent und nutzt am Brillenrahmen angebrachte Trockensensoren sowie Neurofeedback, um das Gehirn des Brillenträgers zu trainieren. Die per Bluetooth-Armband mit einem Smartphone oder Tablet verbundene Brille analysiert die Gehirnaktivitäten des Nutzers und erkennt automatisch, wenn seine Gedanken abschweifen. Ist dies der Fall, verdunkeln sich die Gläser und man ist gezwungen, sich zu konzentrieren, damit man wieder den Durchblick bekommt. Fünf Trainingsprogramme — Fokus, Performance, Schlaf, Ruhe und Stimmung — sollen jeweils einen bestimmten Bereich des Gehirns schulen und nicht nur für bessere Konzentrationsleistungen sorgen, sondern auch Stress abbauen und einen Einblick in die Funktionsweise des menschlichen Hirns liefern. Die Ergebnisse werden dem Nutzer anschließend per App in Form ausführlicher Statistiken präsentiert. Die Narbis-Macher empfehlen zwei Trainingseinheiten à 30 Minuten pro Woche; ein erster spürbarer Effekt soll nach zehn Sitzungen eintreten.“

Quelle: https://www.wired.de/collection/latest/die-anti-tagtraum-brille (15-05-06)

Kollektive Konzentration verkürzt sich

Da Nachrichten in Echtzeit auf Smartphones übertragen werden und sich die Reaktionen der sozialen Medien in Sekundenschnelle ausbreiten, ist die öffentliche Diskussion darüber beschleunigt und zeitlich fragmentiert. Lorenz-Spreen et al. (2019) haben in Längsschnittdatensätzen  (Twitter-Daten, Verkäufe von Kinokarten, Statistiken von Google Books, Zitationen in wissenschaftlichen Publikationen, Daten aus Google Trends, Reddit und Wikipedia), die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken, Gradienten und verkürzte Zeiträume in den Trajektorien, wie kulturelle Gegenstände kollektive Aufmerksamkeit erhalten, festgestellt. Die Ergebnisse bestätigen eine Beschleunigung und Verkürzung, wie Informationen verbreitet und konsumiert werden. Mit einem einfachen mathematischen Modell von Themen, die um die  kollektive Aufmerksamkeit konkurrieren, waren die ForscherInnen in der Lage, die vorliegenden empirischen Daten gut zu erklären. Die entwickelte Modellierung legt nahe, dass das beschleunigte Auf und Ab populärer Inhalte durch die Steigerung der Produktion und des Verbrauchs von Inhalten getrieben wird, was zu einer schnelleren Erschöpfung der doch begrenzten Aufmerksamkeitsressourcen der Öffentlichkeit führt. Im Zusammenspiel mit dem Wettbewerb um News entstehen dadurch steigende Fluktuationsraten und einzelne Themen werden in kürzeren Abständen behandelt. Die Daten bestätigen daher auch, dass es auf kollektiver Ebene immer mehr zu einer Verringerung der Aufmerksamkeitsspannen kommt. Übrigens blieb die Halbwertszeit wissenschaftlicher Publikationen relativ konstant.

Ergänzende empfohlene Literatur

Literatur

Arnau, S., Löffler, C., Rummel, J., Hagemann, D., Wascher, E. & Schubert, A.-L. (2020). Inter-trial alpha power indicates mind wandering. Psychophysiology, doi:10.1111/psyp.13581.

Lande, Marc B., Gerson, Arlene C., Hooper, Stephen R. et al. (2011). Casual Blood Pressure and Neurocognitive Function in Children with Chronic Kidney Disease: A Report of the Children with Chronic Kidney Disease Cohort Study. CLINICAL JOURNAL OF THE AMERICAN SOCIETY OF NEPHROLOGY, 6, 1831-1837.

Lorenz-Spreen, Philipp, Mønsted, Bjarke Mørch, Hövel, Philipp & Lehmann, Sune (2019). Accelerating dynamics of collective attention. Nature Communications, 10, doi:10.1038/s41467-019-09311-w.


Überblick Hypertext "Konzentration"




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