Aus der Lehre … Entwicklungspsychologie 2006
Franz Feneberger, Monika Maria Hons & Michaela Kapeller
In unserer Arbeit haben wir uns mit der Frage: „Was sind Einflussgrößen und deren Bedeutung für Jugendliche bei der Entscheidung Beruf Schule?“ beschäftigt.
Dazu haben wir jeweils SchülerInnen einer 4. Klasse in einem Gymnasium und in einer Hauptschule mittels Fragebogen befragt.
Von Jugendlichen, die die schulische Ausbildung (Pflichtschulausbildung, Matura oder Studium) beendet haben, wird erwartet, dass sie sich mit ihrem zukünftigen beruflichen Betätigungsfeld dementsprechend auseinandersetzen. Dies beinhaltet auch die auf die persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen (Berufswünschen) abgestimmte Wahl der Ausbildungsform (Schultyp, Lehrberuf usw.). Es ist die Aufgabe eines jeden Einzelnen, eine Berufsausbildung zu durchlaufen, um später eine bestimmte berufliche Tätigkeit ausüben zu können.
Unter Beruf ist somit jede Tätigkeit zu verstehen, die jemand erlernt hat oder ausübt, um damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Darüber hinaus umfasst der Berufsbegriff vor allem auch die Vorstellung, dass an individuelle Fähigkeiten und Motive angeknüpft wird und zur Entfaltung der Persönlichkeit beiträgt.
Für Jungendliche stellt die Berufswahl oft eine irreversible Weichenstellung für das ganze Leben dar.
Der Übergang von der Schule in den Beruf erweist sich für viele Jugendliche als schwierig. Die Vorstellung von einer kontinuierlichen beruflichen Laufbahn entspricht nicht mehr den Realitäten des Arbeitsmarktes. Viele Jugendliche müssen oftmals nach Abschluss ihrer Ausbildung sehr bald erkennen, dass eine das ganze Berufsleben gleich bleibende Beschäftigung nicht mehr zeitgemäß bzw. realisierbar ist.
Mehr Flexibilität, berufliche Mobilität, und Arbeitsplatzrisiken prägen den beruflichen Alltag. Der zunehmenden Konkurrenzdruck, die Verdrängungsmechanismen auf dem Arbeitsmarkt, aber auch der Zwang, nahezu jede Arbeit annehmen zu müssen, die der Arbeitsmarkt hergibt, führt zu Motivationsverlust und Desinteresse und prägt die Lebensführung der Jugendlichen.
Die Aufgabe der Berufserziehung ist es, dem Jugendlichen die Erziehung zum beruflichen Engagement zu vermitteln. Es geht nicht nur darum, Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln, sondern in die moralischen Grundlagen eines auf Arbeitsteilung beruhenden Gemeinwesens einzuführen. Es ist notwendig, gerade jungen Erwachsenen, die in einen Beruf einsteigen, zu zeigen, wie wichtig es ist, sich zu beruflichen Werten zu bekennen.
Unsere Arbeitswelt ist so gestaltet, dass Jugendliche einer besonderen Hinführung bedürfen, bevor sie in die Arbeitswelt einsteigen können.
Der Schwerpunkt der Berufsvorbereitung muss auf folgende Aufgaben zielen:
Den Jugendlichen muss aber auch vermittelt werden, dass berufliche Tätigkeiten sich mit den neuen gesellschaftlichen, ökonomischen und technischen Bedingungen ändern.
Jugendliche unterliegen immer häufiger einer Motivationskrise. Die kann auch damit begründet werden, dass auch mit einer hohen Schulausbildung oft nicht mehr die sichere Erwartung verbunden werden kann, eine Lebensstellung in einer höheren Position einnehmen zu können.
Wichtige Faktoren bei der Entscheidungsfindung der Jugendlichen stellen ihre Lebensziele - bzw. was sie sich von ihrer Zukunft erwarten - dar. In einer Jugendstudie von 1996 waren die wichtigsten Ziele für die Jugendlichen eine eigene Familie, einen sicheren Arbeitsplatz, viele Freunde zu haben und sich selbst zu verwirklichen.
Schulische, berufliche und weiterbildende Institutionen bieten Jugendlichen die Chancen für einen neigungs- und eignungsbezogenen Ausbildungsweg. Diese viel versprechenden Zukunftsperspektiven erzeugen bei den Jugendlichen, die in das breite Feld der Berufswelt eintreten wollen, jedoch eher Unbehagen und Unsicherheit als Entscheidungsfreude in der Berufswahl. Die Entscheidungsvielfalt wird oftmals als Belastung angesehen.
Dazu kommt noch, dass die Jugendlich kaum Einblicke in das reale Berufsleben haben. Häufig bleibt nur die statistische Information über gute Berufsaussichten in bestimmten Bereichen.
Erfahrungen über die reale Berufswelt können die Jugendlichen erhalten durch:
In Fragen der Berufswahl stellen die Eltern eine entscheidende Einflussgröße dar. Die Jugendlichen vertrauen dabei auf die größere Erfahrung der Eltern in diesen Bereich.
So läuft ein Großteil der Berufsberatungs- und Unterstützungsmaßnahmen in den Familien ab. Dies erfolgt durch Gespräche mit den Eltern, Überzeugungen oder Ratschlägen.
Selbst wenn sich Jugendliche für den Besuch einer höheren Schule entscheiden, so steht bei der Entscheidungsfindung dennoch die Wahl für den späteren Beruf im Vordergrund, da bereits nach der Pflichtschule, die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Für die Berufswahl nehmen Schulen und Institutionen eine eher formelle Position in der Berufsberatung ein.
Die Aufgabe der Schule liegt nun darin, Jugendliche so in das Berufsleben zu entlassen, dass sie berechtigte Ansprüche an ihre zukünftige Tätigkeit stellen können, aber auch dass sie um die Durchsetzungsmöglichkeiten solcher Ansprüche Bescheid wissen. Dafür sind Kompetenzen erforderlich, die über das Aufnehmen von Informationen über aktuelle Berufsmöglichkeiten hinausgehen. Jugendliche müssen dazu befähigt werden, selbstständig Berufs- und Lebensperspektiven zu entwickeln.
Beinke, L. (1983). Zwischen Schule und Berufsausbildung. München: Lexika-Verlag.
Büchner, P. & Müller-Daweke, R. (1979). Von der Schule in den Beruf. München: Kösel-Verlag GmbH & Co.
Masche, J., G., Pulido, J., A. & Scheele-Heubach, C., A. (2003). Einflussnahmen zwischen Eltern und Jugendlichen im Übergang von der Realschule in die nächste schulische oder berufliche Ausbildung. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 152 167.
Sanad, E. (2005). Methoden, Maßnahmen und Angebote für Jugendliche zur Berufswahlvorbereitung in OÖ unter besonderer Berücksichtigung des Stellenwertes des Berufes. Forschungsbericht. Linz: Institut für Pädagogik und Psychologie.
Aus der Lehre … Entwicklungspsychologie SS 2006