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Tipps zur Kindererziehung: Wie erzieht man widerstandsfähige Kinder?

Die Kinderkrankheiten der Seele brechen erst bei den Erwachsenen aus.
Hans Weigel

 

Quellen & Literatur

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen/Staatsinstitut für Frühpädagogik München (2003).

Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung. Weinheim, Basel, Berlin.

Murphy-Witt, M. & Stamer-Brand, P. (2004). Was Kinder für die Zukunft brauchen. Die 8 Schlüsselqualifikationen - und wie Sie Ihr Kind darin fit machen. München: GU.

Stangl, W. (2003). Resilienz. https://lexikon.stangl.eu/593/resilienz/ (03-07-21)

 

Siehe auch

Geschichte der Kindererziehung - Erziehung und Kultur
Wertewandel in der Kindererziehung - Neuere Entwicklungen in der Kindererziehung
Auswirkungen von Schichtunterschieden auf die Erziehung - Mögliche Ursachen dieser Unterschiede
Erziehungsstile - Begriffsbestimmung und Begriffsabgrenzungen
Grenzen der Erziehung
Die drei Phasen der Abhängigkeit

 

Früher hatte man geglaubt, psychische Robustheit (in der Psychologie als Resilienz bezeichnet - sie umfasst jene Verhaltensmuster und Eigenschaften eines Menschen, die es ihm ermöglichen, trotz ungünstiger Umstände das Leben zu bewältigen) ist angeboren, doch heute setzt sich die Erkenntnis durch, dass es sich um ein komplexes Zusammenspiel zwischen einem Menschen und seiner Umgebung handelt. Je früher ein Kind die Erfahrung macht, mit schwierigen Situationen fertig zu werden, desto größer ist seine Chance, auch später heikle Situationen unbeschadet zu überstehen. Es geht dabei nicht nur um jene Belastungen, die das Selbstbewusstsein täglich erschüttern, sondern zunehmend auch um Schutzfaktoren für die Seele, wobei der allergrößte Schutz im Leben die Bindung an einen Menschen ist. Das bedeutet aber nicht, dass man Kinder in Watte packen soll,, denn schon die Kleinsten sollten im Sandkasten ihren Streit um die Förmchen austragen. Wenn Menschen nicht als Kinder lernen, sich bei Gegenwind zu behaupten, werden sie es als Erwachsene auch nicht gut können. Wer stark werden will, muss auch Enttäuschungen und Verluste aushalten, allerdings sollten Kinder dabei nicht sich selbst überlassen bleiben, denn wenn sie überfordert sind oder scheitern, muss jemand für sie da sein.

Im "Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung" wurde ein Konzept zur Förderung der Basiskompetenz "Resilienz" ausgearbeitet, in dem unter anderem folgende Ziele zur Basiskompetenz "Resilienz" genannt werden:

Wenn Kinder erleben bzw. durch bestimmte Übungen lernen, Bewegungsaktivitäten sowie Erholung, Entspannung und Ruhepausen als Maßnahmen einzusetzen, lernen sie zugleich, mit Anforderungen besser umgehen zu können. "Kinder müssen lernen Stille zu ertragen: leere, dunkle Bildschirme - und Ruhe genießen. Sie müssen lernen, sich auch mal auszuklinken, ohne ständig Angst zu haben, etwas zu verpassen. Weniger ist mehr - dieses Motto müssen sie verinnerlichen. Und sie müssen es schaffen, ihr Leben zumindest zeitweise zu entschleunigen. Nur wer sich seinen eigenen Rhythmus nicht durch Schnelligkeit von Computerspielen und Internet diktieren lässt, kann letztendlich die Geschwindigkeit seines Lebens selbst bestimmen. Nur so können unsere Kinder ihre ureigene Balance zwischen Be- und Entlastung finden, ihren ganz persönlichen Maßstab für ihr Wohlbefinden. Und den werden sie dringend brauchen. Denn nur wenn es unsere Kinder schaffen, engagierte Aktivisten, Entspannungsmeister und Lebenskünstler zu sein, werden sie in der Welt von morgen überleben - gesund, zufrieden und glücklich" (Murphy-Witt & Stamer-Brand, 2003, S. 88).

Man hat auch herausgefunden, dass viele Menschen ihre Kindheit als schwierig oder sogar traumatisch erinnern, doch gibt es in vielen Fällen immer auch andere Erfahrungen in deren Biografie, wenn etwa andere Menschen, Ereignisse oder Momente diese gestärkt haben. Viele Kinder und Jugendliche, die im Elternhaus wenig Unterstützung erfahren haben, haben dennoch Hilfe erhalten oder sich diese gesucht, wobei vor allem andere Menschen wie nahe Verwandte, Nach­barInnen, Leh­rerInnen oder Er­zie­herInnen positive Bin­dungs­per­so­nen bildeten, wobei Eigenschaften der Kindet wie prak­ti­sche In­tel­li­genz und auch die Be­reit­schaft, Hilfe zu su­chen, zusätzlich stärkende Fak­to­ren waren.

Resiliente Kinder sind schon im Säuglingsalter anpassungsfähiger, kontaktfreudiger, emotional ausgeglichener und fröhlicher als andere Kinder, während sie im höheren Alter proaktiver, handlungsorientierter und verantwortungsvoller sind und auch den Willen haben, ihr Leben zu gestalten bzw. auch daran glauben, dass das möglich ist. Psychisch robuste Menschen haben es offensichtlich gelernt, sich zu vernetzen, halten Krisen grundsätzlich für überwindbar und akzeptieren Veränderungen als elementaren Teil ihres Lebens. Seelisch robuste Menschen haben insgesamt eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, d. h., sie glauben an die Wirksamkeit ihrer Handlungen und schreiben Erfolge ihrem Können zu, während sie Misserfolge eher dem Zufall attribuieren. Resiliente Menschen sind besser vor Krisen geschützt, da ihr Selbstwert nicht unbedingt an Erfolge gekoppelt ist, sich realistischere Ziele als andere setzen und bei Chancen eher zupacken. Schwierigkeiten sind für sie Herausforderungen, verharren bei Krisen nicht in der Opferrolle und bleiben auch in harten Zeiten optimistisch. Dazu gehört auch, dass sie in unklaren Situationen auch früher um Hilfe bitten. Es ist wichtig zu betonen, dass Resilienz keinesfalls bedeutet, unverletzlich oder niemals verzweifelt zu sein, doch resiliente Menschen können damit besser umgehen. Resiliente Menschen haben generell in ihrer frühen Kindheit eine stabile Beziehung zu einer Bezugsperson, einem Mentor, Lehrer oder Freund aufgebaut, der ihre Entwicklung mit Anteilnahme begleitete (vgl. Stangl, 2003).

Resiliente Menschen wenden sich eigenen Zielen zu, sind entscheidungsfreudig und eröffnen sich Möglichkeiten, eigene Fähigkeiten zu entdecken, haben ein positives Selbstbild entwickelt und betrachten die Dinge aus einem realistischen Blickwinkel, auch wenn sie eine hoffnungsvolle Haltung bewahren. Insa Fooken (Universität Siegen) meint, dass schon ein Kind früh lernen sollte, sein Leben so mitzugestalten, dass es sich wohl darin fühlt. Eltern können einen Zweijährigen schon in Entscheidungen mit einbeziehen, indem sie etwa fragen: "Wohin willst du gehen - in den Garten oder auf den Spielplatz?" So unterstützen sie ein Verhalten, bei dem "Selbstwirksamkeit" erfahren wird. Das Gefühl, sich nicht ausgeliefert zu fühlen, sondern Kontrolle über das eigene Leben zu haben, ist einer der bedeutendsten schützenden Faktoren. Allerdings brauchen Kinder Anleitung dazu.

 



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