Das elterliche Erziehungsverhalten in der Erinnerung erwachsener Geschwister
Kitze, K., Hinz A. & Brähler, E. (2007). Das elterliche Erziehungsverhalten in der Erinnerung erwachsener Geschwister. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 59 -70.
Skaletz, C. & Seiffge-Krenke, I. (2009). Längsschnittliche Zusammenhänge zwischen dem Stressbewältigungsverhalten von Eltern und ihren jugendlichen Kindern. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 41(3), 109-120.
Siehe auch
Geschichte der Kindererziehung - Erziehung und Kultur
Wertewandel in der Kindererziehung - Neuere Entwicklungen in der Kindererziehung
Erziehungsstile - Begriffsbestimmung und Begriffsabgrenzungen
Grenzen und Auswirkungen der Erziehung
Praktische Tipps zur Kindererziehung
Elternschulen

Studien zeigen, dass positive Beziehungen zwischen Geschwistern die emotionale Stabilität und soziale Kompetenz fördert, dass Geschwister neben den Eltern eine einzigartige Rolle in er Entwicklung einnehmen, denn sie geben einander etwas, das sie von den Eltern eher nicht bekommen. Menschen, die eine Schwester - gleichgültig ob jünger oder älter - haben, zu der sie eine gute Beziehung haben und hatten, fühlen sich später in ihrem Leben weniger einsam und sind auch weniger schüchtern und ängstlich. Auch Brüder haben einen positiven Einfluss. Eltern sollten daher die Zuneigung unter Geschwistern fördern, denn offensichtlich sind diese ein wichtiger Schutzfaktor in ihrem späteren Leben. Selbst Streit unter Geschwistern gibt Kindern die Möglichkeit zu lernen, wie sie sich wieder vertragen und ihre Emotionen unter Kontrolle bekommen können, also soziale Kompetenzen erwerben, die im späteren Leben nützlich sind.
Erziehungsverhalten
Trautner (1994) betont, dass bei jedem Menschen die Familie eine wichtige Rolle spielt, insbesonders die Erziehungsstile der Eltern spielen bei der Entwicklung der individuellen Persönlichkeitsmerkmale eine sehr wichtige Rolle. Da die Erziehungsmethoden der Eltern das weitere Leben der Menschen von der Kindheit bis zur Jugend hinaus beeinflussen.
Geschwister und Erziehung
Bedford (1993) bezeichnet die Geschwisterbeziehung als eine am längsten währende zwischenmenschliche Beziehung. Obwohl Geschwister zu ca. 50 Prozent gleiche Gene haben, unterscheiden sie sich doch sehr stark in geistigen Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften. Geschwisterpositionen werden durch den Einfluss der Erwachsenen geprägt, d.h., dass in allgemeinen zwischen dem erstgebornen und den Nachfolgern unterschieden wird. Es wurde herausgefunden, dass die Erstgebornen anderes behandelt werden als die Nachfolger. Beim ersten Kind sind die die Eltern strenger und haben sehr hohe Erwartungen gegenüber dem Kind. Außerordentlich hart ist es für die Frauen, die bezüglich ihrer Mutterrolle ängstlich und unsicher zeigen.
Auch die Familiengröße spielt eine sehr wichtige Rolle, denn Menschen, die mehrere ältere Geschwister haben, bekommenweniger Beachtung von den Eltern. Auch das Geschlecht der Geschwister spielt eine Rolle, denn ein Vater erzieht seinen Sohn strenger als seine Tochter. Väter neigen dazu, ihre Kinder je nach Geschlecht anderes zu behandeln. Geschwisterpaaren, die ein Altersunterschied von sechs und mehr Jahre haben, können nicht mehr als „volle Geschwister“ angesehen werden, denn sie gehören schon zur verschiedenen Generationen. Geschwister, deren Altersabstände geringer sind, haben eine größere Bindung und können einander gegenseitig helfen.
Mit einem Fragebogen wurden Daten von 112 Geschwisterpaaren im Alter von 18 bis 72 Jahren eingeholt und ausgewertet. Der Fragebogen wurde zum Zweck der „erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten (FEE) und die Sence of Coherence Scale (SOC) entwickelt. Dabei spielt die Anzahl der Geschwister eine sehr große Rolle und beeinflusst somit die Erziehung. Es hat sich aber auch gezeigt, dass die Empfindung der elterlichen Erziehung auch geschlechtsabhängig ist, denn Eltern reagieren auf gleichgeschlechtliche Geschwisterpaare anders als auf verschiedene geschlechtliche Paare.
Stressbewältigungsverhalten von Eltern und jugendlichen Kindern
Grundsätzlich gilt das Heranwachsen der Jugendlichen als ein Abschnitt mit starken sozialen und biologischen Veränderungen. Viele psychologischen Erkrankungen und Entwicklungsprobleme finden ihren Ursprung in dieser Zeit. Coping beschreibt die Art des Umgangs mit Stress- bzw. schwierigen Lebenssituationen. Jugendliche werden oft mit Stresssituationen konfrontiert, müssen lernen damit umzugehen und ihre Stressbewältigungs-systeme immer wieder anwenden.
Eltern versuchen oft, ihren Kindern in Stresssituationen beizustehen oder sie gar davor zu schützen, welches jedoch die Entwicklung von Stressbewältigungsstrategien deutlich behindert. Viel wichtiger ist es, die Kinder ihrem Alter angemessenen Stress auszusetzen, sie dabei zu unterstützen, damit die Kinder mit Alltagsproblemen besser umgehen können.
An dieser Längsschnittstudie, welche mittels Fragebögen die Zusammenhänge des Stressbewältigungsverhaltens von Eltern und ihren Kindern untersuchen sollte, nahmen 201 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, sowie deren 189 Mütter und 148 Väter teil.
In dieser Studie sollten 3 wesentliche Hypothesen beantwortet werden. Die erste Hypothese befasst sich damit, ob Jugendliche sich in Bezug auf Stressbewältigungsverhalten an ihren Eltern orientieren. Anhand der zweiten Frage dieser Studie soll ausfindig gemacht werden, inwieweit das Coping der Eltern das ihrer Kinder ähnelt. Die dritte Frage soll herausfinden, welchen Einfluss das Familienklima auf das Stressbewältigungsverhalten der Jugendlichen bzw. deren Eltern hat.
Zur Erhebung der Bewältigungsverfahren von Jugendlichen und ihren Eltern wurden verschiedene Instrumente verwendet. Das Verhalten der Jugendlichen wurde mittels des Coping Across Situations Questionnaire erhoben, welches das situationsspezifische Bewältigungsverfahren von Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren ermittelt. Dabei wird zwischen funktionalen - aktiven Strategien zur Stressbewältigung - und dysfunktionalen Strategien - Strategien die nicht unmittelbar zur Problembewältigung dienen - unterschieden.
Das Verhalten der Eltern wurde mittels Family Crisis Oriented Personal Evaluation Scales erhoben, welches die kognitive und verhaltensmäßige Problemlösung in schwierigen, familiären Situationen ermittelt.
Anhand dieser Studie konnte festgestellt werden, dass sowohl Jugendliche als auch Eltern kompetente Stressbewältiger sind. Weiters wurde herausgefunden, dass Jugendliche mit fortschreitendem Alter mehr Copingstrategien anwenden. Wobei wiederum festgestellt wurde, dass Mädchen im Vergleich zu Jungen mehr aktive Copingstrategien anwenden.
Die erste Frage, ob sich Jugendliche in Bezug auf den Umgang mit Alltagsstressoren an ihre Eltern orientieren, ist aufgrund dieser Studie auszuschließen. Nur das Verhalten der Söhne lässt sich in geringem Maße durch den Bewältigungsstil der Eltern vorhersagen. Dies ist eventuell darauf zurückzuführen, dass Mädchen schon früher mit intimen Freundschaftsbeziehungen in Berührung kommen als Jungen.
Die geringe Orientierung an den Eltern in Bezug auf Stressbewältigung, vor allem von Mädchen, schließt jedoch nicht aus, dass trotzdem Einflüsse seitens der Eltern bestehen, da die Eltern beispielsweise eine große Rolle in der Gestaltung des Wohnumfeldes, der Sport- bzw. Freizeitaktivitäten oder der Auswahl der Freunde spielen.
Im Gegensatz zur ersten Hypothese, kann die zweite Hypothese teilweise bestätigt werden. Bei beiden Elternteilen lässt sich das Stressbewältigungsverfahren durch das ihrer Kinder vorhersagen, allerdings nur der dysfunktionale Bewältigungsstil, also der Rückzug, durch das Verhalten bei Söhnen. Aktive Stressbewältigung des Sohnes führt zu weniger Rückzug des Vaters und das Rückzugsverhalten des Sohnes führt zu einem verstärkten Rückzugsverhalten des Vaters. Dass heißt gute familiäre Beziehungen haben große Bedeutung im Vater-Sohn-Verhältnis. Je besser die familiäre Basis, desto besser auch das Verhalten des Sohnes gegenüber seinem Vater und umgekehrt.
Auch die dritte Hypothese konnte ähnlich wie die zweite Bestätigung in dieser Studie finden. Das Familienklima hat in der Stressbewältigung von Jugendlichen und ihren Eltern einen hohen Stellenwert.
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