Schlaf und Traum
La pensée est le labeur de l’intelligence, la rêverie en est la volupté.
Victor Hugo *)
Dem Traum wurde von allen Kulturen und Religionen eine besondere Bedeutung eingeräumt, denn so wie in Märchen und Mythen zeigen sich in Träumen Symbole und offenbaren etwas Übersinnliches, das sich nur in Analogien und Gleichnissen mitteilen kann. Träume galten häufig als Botschaften der Götter und Dämonen, daher war es essentiell, diese Botschaften als kultische Aufgabe zu deuten. Siehe dazu Träume als Orakel.
In Ägypten wurde das Hieratische Traumbuch etwa 1150 vor Christus niedergeschrieben, das in Stichworten über die Bedeutung der häufigsten Traumsymbole Auskunft gibt. Im Heiligtum des Serapis Kult gab es einen Raum, in dem man schlafend auf eine göttliche Offenbarung hoffte, die dann von Traumdeutern erläutert. Auch von Babyloniern und Assyrern sind auf Tontafeln Traumbücher fragmentarisch erhalten.
Bei den Griechen galt der Traum als ein Pfad zur Verbindung des Schlafenden mit den jenseitigen Göttern, Helden und Verstorbenen. So wies der Arzt Hippokrates darauf hin, dass im Schlaf das Denken und Fühlen erhalten bleibt und sich nur anders äussert als im Wachen. Er benutzte die Traumdeutung als Hilfsmittel zur Diagnose, da er entdeckt hatte, dass Krankheiten sich im Traum ankündigen können. Auch Platon sah einen Zusammenhang zwischen körperlich-seelischem Befinden und Traum. Artemidoros unterschied männliche und weibliche Traumsymbole und betont, dass ein Traumsymbol je nach Kontext verschiedene Bedeutung haben kann.
Sigmund Freuds machte in der 1899 erschienenen "Traumdeutung" eine strikte Unterscheidung von latenten und manifesten Trauminhalten. Seiner Meinung nach ist jeder Traum eine "Erzählung", die einen oder mehrere Wünsche ausdrückt, bzw. eine halluzinatorische Erfüllung verborgener Wünsche. Auf den ersten Blick sei mancher Traum verwirrend und rätselhaft, doch die Analyse verdeutlicht, dass er der unverfälschte Ausdruck der oft verborgenen und uneingestandenen Wünsche des Träumers sei:
"Der Traum ist im Grunde nichts anderes als eine besondere Form unseres Denkens, die durch die Bedingungen des Schlafzustandes ermöglicht wird. Die Traumarbeit ist es, die diese Form herstellt, und sie allein ist das Wesentliche am Traum, die Erklärung seiner Besonderheit. (...) Dass der Traum sich mit den Lösungsversuchen der unserem Seelenleben vorliegenden Aufgaben beschäftigt, ist nicht merkwürdiger, als dass unser bewusstes Wachleben sich so beschäftigt, und fügt nur hinzu, dass diese Arbeit auch im Vorbewussten vor sich gehen kann ..." (Die Traumdeutung, 1900)
Für Freud stand fest, dass jeder Traum der Wunscherfüllung diene, und so interpretierte er jeden Traum, der ihm berichtet wurde, in diesem Sinne. Da er ein phantasievoller und begabter Schriftsteller war, fand er natürlich immer einen Weg, auch die scheinbar banalsten und alltäglichsten Vorgänge mit geheimen Wünschen aus dem Reich der Begierden zu verbinden. Was seine Freunde als psychologischen Spürsinn bewunderten, verspotteten seine Gegner als alberne, erotomane Spitzfindigkeiten. Interessant ist dabei, dass in der "Traumdeutung", im Gegensatz zu den "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" (1905), nie von Trieben, sondern immer von Wünschen die Rede ist. "Flectere si nequeo superos, acheronta movebo" - "Wenn ich die Oberen nicht beugen kann, werde ich den Acheron bewegen". Unter diesem stolzen Motto aus Vergils Äneis beschritt Freud die "via regia" ins Unbewusste, durch die Sperren der Zensur, die den latenten Traum entstellt.
Bis heute ist zumindest eine Minimalvariante von Freuds Theorie allgemein verbreitet und unter Laien hält sich nach wie vor das Gerücht, wenn man von einem Kirchturm träume, dann symbolisiere dieser stets den Penis, eine Vase sei gleichbedeutend mit der Vagina, und mit einer Luftpumpe in Aktion könne eigentlich nur der Geschlechtsverkehr gemeint sein. Die Symbolhypothese wurde von Freud übrigens nur individuell gesehen, während von C.G. Jung die Idee auch überindividueller Symbole (abgeleitet von den Archetypen) stammt - ein Gedanke, der sich bis heute in esoterischen Gruppen und in der Alltagspsychologie gehalten hat. Vor allem solche 1:1-Deutungen wie in Traumlexika (Symbol X bedeutet ...) haben allerdings mit Jungs Traumdeutungsmethode nichts mehr gemeinsam.
Freuds Verdrängungstheorie des Träumens ist allerdings umstritten, wobei die schärfsten Kritiker wie der Schlafforscher Allan Hobson Träumen überhaupt keine Bedeutung beimessen, denn sie seien lediglich Zufallsprodukte eines nächtlichen Ausmistens des Gehirns, kognitiver Abfall. Auch der Traumforscher Ernest Hartmann hält die Theorie Freuds für überholt und sieht in den Träumen keineswegs fremden Erscheinungen, sondern hält sie für irdischen Ursprungs. Nach Hartmann unterscheidet sich der Bewusstseinszustand des Träumens nicht grundlegend von der Art, wie wir am Tage die Dinge erleben. Zwar kommen in Träumen oft Eindrücke und Erlebnisse zu ihrem Recht, die tagsüber zu kurz kamen, etwa weil sie als störend oder ablenkend empfunden wurden und daher vermieden, unterdrückt, vielleicht sogar verdrängt“ wurden, jedoch handelt es sich bei ihnen nur selten um vergrabene Konflikte etwa aus der Kindheit. Träume sind auch keineswegs in einer fremden Geheimsprache verfasst, vielmehr ist das Verdrängte eher alltäglicher Natur und wird im Traum nicht verschlüsselt sondern eher offensichtlich präsentiert. Auch das Bizarre und Skurrile, das den Träumen eigen sein soll, die grotesken Figuren, die den Menschen darin begegnen, lassen sich meist einfach erklären. Noch dazu sind die meisten Träume ziemlich gewöhnlich, oft langweilig und ihr durchschnittlicher Grad an Bizarrheit ist eher sehr gering. Nach Hartmanns werden im Traum Eindrücke und Gedanken, die am Tage weggeschoben wurden oder schlicht den Menschen entglitten sind, wieder eingesammelt, also vor allem Dinge, die Menschen unterschwellig emotional beschäftigen und bewegen. Im Traum begutachten sie nun dieses Traummaterial und verknüpfen es dann mit dem Netz ihres biografischen Gedächtnisses, sodass Menschen es auf diese Weise in ihr Selbst integrieren.
Doch was Freud "Mechanismen der Traumarbeit" nennt, also Verschiebung, Verdichtung, Verkehrung ins Gegenteil, gilt auch heute in einer Zeit der veränderten und neuen Bilder noch, allerdings kam Freud noch nicht zu der Erkenntnis, dass wir wirklich träumen und Bilder schaffen müssen. Dieser Visualisierungszwang ist auch neurophysiologisch nachzuweisen und bildet nach Reiche das erste Grundgesetz des Traumes bezeichnen. Das zweite Grundgesetz lautet: Wir haben keinen direkten Zugang zum geträumten Traum, denn im Moment des Aufwachens transformieren wir die Bilder in Sprache, und es beginnt eine Serie von Traumentstellungen, denn "ich erzähle erstens den Traum mir, dann erzähle ich ihn meiner Frau oder einem Freund, dann, wenn ich Patient bin, erzähle ich ihn dem Analytiker. Das wäre schon die vierte Transformation. Was übrig bleibt, hat noch etwas von dem geträumten Traum, aber der wandelt permanent sein Gesicht. Er ist ein Grenzphänomen, ähnlich einem Kunstwerk". Der Traum ist aber ein wichtiger Zugang, um einen dominanten, aber verborgenen Konflikt oder einen Selbstrealisierungswunsch des Träumenden bewusst zu machen, der anders noch nicht Sprache finden konnte, d.h., etwas, das dem Analytiker und dem Analysanden noch unklar ist und das bisher zwar schon geträumt, aber eben auch nur geträumt werden konnte. Das Kernthema von Träumen sind Konflikte, die man als Triebkonflikte, Selbstobjektkonflikte oder als Selbstwertkonflikte beschreiben kann. Diese von Freud geprägte Vorstellung vom Traum als Schauplatz unbewusster Konflikte, ist nach Studien zum Klarträumen eher wenig plausibel, denn diese legen nahe, dass ein derart planvolles Übersetzen verdrängter Wünsche in eine "Symbolsprache" eher unwahrscheinlich ist, denn Freud unterstellte dem Traum geradezu eine Hinterlist, die viele kognitive Fähigkeiten beansprucht - darunter Gedächtnis, Abstraktion und Handlungssteuerung. Heute sind sich Schlafforscher weitgehend einig darüber, dass der Traum kein Reich der Symbole darstellt, in dem "Es" und "Über- Ich" miteinander ringen, sondern einfach ein Zustand veränderten Bewusstseins, in dem höhere Kontrollfunktionen des Gehirns zwar vermindert, aber nicht ganz ausgeschaltet sind.
Üblicherweise entführen Träume den Menschen in eine Parallelwelt, die stark emotional geprägt ist, wobei dabei entweder angenehme Bilder und Gefühle dominieren oder sie haben einen Albtraum, aus dem sie schweißgebadet und verwirrt aufschrecken. Trauminhalte erscheinen zwar oft verworren und bizarr, dennoch ähneln sie sich zwischen deb verschiedenen Menschen, wobei sich das Traumgeschehen hierbei praktisch immer dem Willen entzieht, d.h., man ist den nächtlichen Fantasien hilflos ausgeliefert. Im Traum gibt es auch weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern man ist einfach nur da. Zwar antizipiert man mitunter kurz bevorstehende Ereignisse, aber man reflektiert nicht darüber, was wohl als Nächstes passiert oder was man zum Schaden oder zur Freude anderer angestellt hat, denn der Traum ist ohne Gewissen, d.h., man hat in der Regel keine Schuldgefühle. Ein weiteres Kennzeichen des Traums ist seine weitgehende Sprachlosigkeit, denn während der REM-Schlafphasen, in denen Träume zumeist auftreten, sieht man eine Abfolge bewegter Bilder, doch vermein man nur Geräusche oder Stimmen zu hören oder auch selbst zu sprechen, doch handelt es sich dabei um ein Als-ob zu handeln. Träume besitzen alle Attribute des primären Bewusstseins, das es ermöglicht, dass man sich im Raum orientieren oder einfache Verknüpfungen zwischen Sinnesreizen bilden kann, doch das bedarf keiner sprachlichen Repräsentation. Erst im Wachen verfügt man über Sprache und abstraktes Denken, an die das sekundäre Bewusstsein geknüpft ist. Bewusstsein stellt demnach kein Alles-oder-nichts dar, sondern tritt in verschiedenen Abstufungen auf.
Zwar sind Träume der Gesunden ähnlich den Erlebnisweisen von Psychosen, denn wie der Schizophrenie erleben die Betroffenen Halluzinationen und und auch das Denken und die Wahrnehmung sind bizarrer als sonst, allerdings bestehen die vermeintlichen Halluzinationen im Traum eher aus Bildern, während Schizophrene vor allem Stimmen hören.
Bei Gesunden zeigt sich, dass das, was sie im Wachen erleben, denken und fühlen, mit den Ereignissen im Traum meist eng zusammenhängt, d.h., das was sie im Wachen häufig tun, schlägt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Traum nieder. So besteht oft ein Zusammenhang zwischen Träumen, die vom Beruf oder vom Autofahren handeln und der Häufigkeit dieser Tätigkeiten am Tag zuvor. Geistige Tätigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Computerarbeit spiegeln sich jedoch seltener im Traum wider als aktive körperliche Handlungen, wie Sport oder Gespräche. Vermutlich handeln Träume vor allem von Dingen, die für den Träumer emotionale oder persönliche Bedeutung haben.
Albträume kommen bei zehn bis fünfzig Prozent aller Kinder und bei einem bis fünf Prozent der Erwachsenen vor, wobei bei den meisten Erwachsenen die schlechten Träume jedoch vorübergehend und nicht mit einer Veränderung der normalen Schlafstruktur verbunden sind.
Als Albträume oder Alpträume werden belastende Träume bezeichnet, aus denen die Betroffenen erwachen und an die sie sich sehr detailliert und lebhaft erinnern. Nach dem Aufwachen erleben die Betroffenen oft Furcht oder Angst, die häufig auch mit körperlichen Reaktionen wie Herzrasen einhergehen. Neben der Beeinträchtigung des Schlafs lösen Albträume oft auch depressive Verstimmungen und ein erhöhtes Stressempfinden aus. Betroffene haben aus diesem Grund häufig starke Angst vor dem Einschlafen. Rund fünf Prozent der Bevölkerung leiden an chronischen Albträumen, d. h., sie träumen mindestens sechs Monate lang mindestens einmal die Woche so schlecht, dass sie davon aufwachen und körperliche Folgen wie Herzklopfen, Zittern oder Übelkeit spüren. Alpträume können dabei stark variieren oder auch sich allnächtlich wiederholen. In solchen Albträumen ist häufig das eigene Leben oder das Leben nahestehender Personen bedroht, wobei die Betroffenen das Gefühl haben, ausgeliefert zu sein und sich nicht wehren zu können. Ausgelöst werden Albträume zum Beispiel durch traumatische Erlebnisse, eine psychische Krankheit oder auch extremem Stress. Man vermutet, dass die Betroffenen dazu neigen, negative Gefühle zu unterdrücken, doch je mehr man etwas Unangenehmes unterdrückt, desto stärker kommt es wieder in die Gedanken, notfalls eben im Traum. Man unterschiedet bei der Behandlung zwei Therapieansätze: Konfrontation und Umdeutung. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass der zweite Behandlungsansatz schneller zu Ergebnissen führt, wobei der negative Inhalt des Traums in der Vorstellung positiv umgeschrieben wird. Die Betroffenen müssen den Traum aufschreiben und dann so verändern, dass er nicht mehr belastend ist. Sie müssen die zweite Geschichte dabei täglich imaginieren und so lange die neuen Gedächtnispfade einüben, bis das Gehirn die neue Version automatisch abspult. Die Häufigkeit von Albträumen nimmt nach einer gezielten Therapie innerhalb von vier Wochen deutlich ab und dieser Erfolg bleibt auch in den darauffolgenden drei Monaten stabil, während sich das Ausmaß von Angst, Depression, Stress und Anspannung nachweisbar verringerte.
Vermutlich träumen nicht nur Menschen, denn etliche Befunde und Indizien sprechen dafür, dass die warmblütigen Säugetiere und Vögel allesamt träumen, während Reptilien und Amphibien als wechselwarme Tiere das nach bisherigem Kenntnisstand nicht tun, was wahrscheinlich mit der verhältnismäßig geringen Komplexität ihrer Gehirne zusammenhängt. Shein-Idelson et al. (2016) haben allerdings gezeigt, dass Reptilien ähnlich wie Säugetiere oder Vögel schlafen, denn auch in ihrem Gehirn lässt sich ein Wechsel verschiedener Schlafphasen nachweisen. Daher ist das Netzwerk zur Kontrolle der Schlafphasen im Verlauf der Evolution schon viel früher entstanden als bisher angenommen, und zwar vor mindestens 300 Millionen Jahren, also noch bevor sich die Entwicklungslinien von Reptilien, Säugetieren und Vögeln trennten. Für die Messung hatte man fünf Streifenköpfige Bartagamen verkabelt, um die elektrophysiologische Aktivität ihres Gehirns beim Schlafen zu messen, und stellte fest, dass sich auch bei den Reptilien REM- und Non-REM-Schlafphasen abwechselten, wenn auch in deutlich schnellerem Rhythmus. Bei einer Temperatur von 27 Grad Celsius dauert ein Schlafzyklus nur circa 80 Sekunden, während ein solcher bei Katzen etwa 30 Minuten und bei Menschen ungefähr 60 bis 90 Minuten andauert. Außerdem sind die REM- und Deltaschlafphasen der Echsen in etwa gleich lang, während die REM-Phasen der Säugetiere deutlich kürzer als die Deltaphasen sind. In Vögeln sind beide Abschnitte kurz und unregelmäßig. Insgesamt scheint es, als ob das Schlafverhalten von Echsen etwas simpler als das von Vögeln, Säugetieren und Menschen ist. Daher vermuten die Wissenschaftler, dass es dem Schlafverhalten unseres gemeinsamen Vorfahren ähnelt.
Träumen ist daher vermutlich evolutionär entstanden und es gibt daher auch die Theorie, dass im Traum bedrohliche Situationen simuliert werden, damit das Gehirn für die Gefahren der realen Welt besser gerüstet ist. Vor 150 Jahren träumte dem französischen Schlafforscher Alfred Maury, unter einer Guillotine zu liegen und in dem Moment, als das Fallbeil auf sein Genick fiel, wachte er schweißgebadet auf. Es war ein Teil des Bettgestells auf seinen Nacken gestürzt.
Siehe dazu Trauminhalte
Eine Zeitlang galten Träume als zufällige und somit weitgehend sinnfreie elektrochemische Kopfgewitter. Francis Crick, der sich nach der Erforschung des genetischen Codes für den Rest seines Lebens mit dem Gehirn beschäftigte, hielt Vergessen für den eigentlichen Zweck des Schlafens und Träumens. Irgendeiner Art von Psychohygiene müssen sie wohl dienen, denn im Somnogramm lassen sie sich auch bei den Menschen nachweisen, die behaupten, nie zu träumen. Hundert Jahre Schlafforschung haben eine Hypothese nach der anderen zu Tage gefördert und wieder in Vergessenheit geraten lassen.
Schlafen hat heute nach Ansicht experimentell arbeitender Psychologen die Funktion, die Informationen, die sich im menschlichen Gehirn über den Tag hinweg anhäufen, in Tiefschlafphasen hierarchisch zu strukturieren und sicher abzuspeichern, wobei vor allem in Tiefschlafphasen ordentlich aufgeräumt wird, sodass Träume die Abfallprodukte dieses Aufräumens darstellen. Dadurch funktioniert auch das Lernen nach dem Aufwachen besser als vor dem Einschlafen. Während des Schlafs sorgt übrigens der Körper dafür, dass Stoffwechselabbauprodukte wie bestimmte Eiweiße, die sich tagsüber im Gehirn angesammelt haben, abtransportiert werden, wobei der Vorgang ähnlich wie im Lymphgefäßsystem funktioniert, das die Organe von Giftstoffen befreit. In einer neueren Studie hat man übrigens festgestellt, dass der Entgiftungsprozess des Gehirns dann am besten funktioniert, wenn Menschen auf der Seite schlafen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass von Natur aus die Seitenschläfer-Position die mit Abstand beliebteste Schlafposition sowohl bei Menschen als auch bei Tieren darstellt.
Mit bildgebenden Verfahren können Wissenschaftler heute untersuchen, welche Bereiche des Gehirns während des Schlafens aktiv sind. Schon in der 30. Schwangerschaftswoche ist das Gehirn eines Embryos bereits aktiv, in dem Sinne, wie es auch im REM-Schlaf aktiv ist. Im REM-Bewusstsein kreiert das Gehirn mit einem Minimum an Informationen eine virtuelle Realität, die erstaunliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur realen Welt aufweist. So bereitet es sich allmählich auf die Welt draußen vor. Auch in der frühkindlichen Entwicklung ist diese Traumphase besonders ausgeprägt, denn Babys schlafen 16 Stunden am Tag, wobei den größten Anteil dabei der REM-Schlaf hat. Das Gehirn löst dann Probleme, die während des Tages entstanden sind, indem es Informationen während des Schlafens aktiv erneuert und organisiert, d.h., es versucht, der Welt eine Struktur zu geben, um so die Aufgaben des Wachbewusstseins zu erleichten. Am Schlaf ist übrigens der gesamte Organismus beteiligt, denn ein Arsenal von Botenstoffen wie Acetylcholin, Aminobuttersäure, Histamin, Melatonin oder Noradrenalin hemmt oder fördert ihn.
Es wurde als Denkmalsturz Freuds verstanden, als die US-Physiologen Allan Hobson und Robert Mc-Carley 1977 ihre "neurophysiologische Traumtheorie" veröffentlichten. Sie wollten nicht die Unterwelt bewegen, sondern sahen eine sich bewegende Unterwelt. Eine Unterwelt im anatomischen Sinn, nämlich einen sehr tiefen, urtümlichen Teil des Gehirns: die "Pons" (Brücke"), einen Teil des Hirnstamms. Von dort gehen während des traumreichen REM-Schlafs) neuronale Erregungen aus, vermittelt durch den Neurotransmitter Acetylcholin. Diese Signale gelangen nach oben, in Regionen des Großhirns. Diese, so Hobson und McCarley, stehen nun vor der Aufgabe, sich einen Reim aus diesem wirren Brodeln zu machen. Damit sei "jeder mögliche Beitrag von Ideen" zu Träumen eliminiert, meinten sie triumphierend.
Eine der wichtigsten Funktionen des Schlafs scheint die Verarbeitung und Verknüpfung von neuen Eindrücken mit älteren, bereits emotional gefärbten Gedächtnisinhalten zu sein, was zum teils vertrauten, teils bizarren Charakter unserer Träume passt. Die Frage nach dem Sinn von Träumen führt aber immer wieder zu neuen Spekulationen. Seit neueren Forschungen weiß man, dass sie nicht nur während des REM-Schlafs auftreten, sondern auch im Non-REM-Schlaf, wo sie als bedeutungsschwer und weniger aktionsgeladen beschrieben werden.
Funktion der Träume
Bei den Senoi, einem Volk aus dem malayischen Urwald lernen schon die Kinder, mit dem Traum und dessen Figuren aktiv umzugehen. Die Senoi entwickeln die Fähigkeit, Träume zu verändern und nutzen diese, um ihren Göttern, Geistern und Dämonen entgegen zu treten. Im engen Kreise des Dorfes diskutieren sie über ihre nächtlichen Erfahrungen, Erlebnisse und deren Konsequenzen.
Alle Traumfiguren, die Ängste auslösen, werden als feindselig angesehen, angegriffen und getötet. Freundlich gesinnte Traumfiguren werden um Rat und Hilfe gebeten, welche im Gegenzug Geschenke bekommen. Auch die Sexualität spielt eine wichtige Rolle bei den Senoi. So sollen sexuelle Träume immer zum Orgasmus führen, und danach dem Traumpartner ein Geschenk in Form eines Gedichtes oder Liedes überreicht werden. Die im Traum erhaltenen Geschenke werden anderen Stammesmitgliedern vorgeführt.
Quellen & Literatur
Thomas Kramar: Von der bewegten Unterwelt und den Erregungen des Gehirns: Wie sinnlos sind unsere Träume?
Die Presse 15. 12. 2001, IX.
Hans Ulrich Gresch: Der Traum.
WWW: http://home.arcor.de/hu.gresch/dream.htm (02-11-02)
Shein-Idelson, Mark, Ondracek, Janie M., Liaw, Hua-Peng, Reiter, Sam & Laurent, Gilles (2016). Slow waves, sharp waves, ripples, and REM in sleeping dragons. Science, 352, 590-595.
Voss, Ursula et al. (2009). Lucid Dreaming: a State of Consciousness with Features of Both Waking and Non- Lucid Dreaming. Sleep, 32, 1191 – 1200.
Werthmüller, Lucius (o.J.): Das Reich der Träume.
WWW: http://www.bpv.ch/traum.html (05-11-15)
http://derstandard.at/1277338307895/Die-bizarren-Elemente-des-Traums (10-07-17)
http://idw-online.de/pages/de/news51375 9(13-02-23)
sie werden Erinnerungen genannt. Die anderen versetzen uns nach vorn, sie werden Träume genannt.
Jeremy Irons
Sind Träume also schon durch ihren Ursprung grundsätzlich sinnlos? Selbst überzeugte Gegner der Psychoanalyse sehen das heute nüchterner - schon weil die Hirnforschung noch nicht einmal erklären kann, warum Menschen und andere Warmblütler überhaupt schlafen müssen. Die oft behauptete "Entgiftung des Hirns" gilt heute nicht mehr als plausibel. "Wäre es nicht besser, wenn wir 24 Stunden am Tag wach wären?" fragt Peter Stern in einem Themenschwerpunkt in Science (294, S. 1047) und konstatiert: "Es scheint noch mysteriöser, dass wir während des Schlafs Perioden des Träumens erleben, mit ihren manchmal bizarren, inkohärenten und höchst unvorhersagbaren Inhalten."
Wenn der Träumer weiß, dass er träumt, sprechen wir von einem Klartraum, der auch "luzider Traum" genannt wird. Man darf sich den Klartraum allerdings nicht als strikt getrennt und grundsätzlich verschieden vom normalen Nachttraum vorstellen. Ein gewisses Maß an Bewusstheit existiert in fast jedem Traum, sodass "Luzidität" und "Nicht-Luzidität" als die Pole eines Kontinuums gedacht werden können. Wie kaum ein anderes Phänomen bieten Klarträume die Möglichkeit, Zwischenzustände des Bewusstseins zu ergründen, denn das schlafende Gehirn reflektiert während des Klartraums über die eigene Wachheit, man bewegt sich dabei also gewissermaßen in zwei Sphären gleichzeitig, denn man schläft und wacht zugleich. Bei der Untersuchung von luziden Träumen auf die Introspektion von ProbandInnen angewiesen, denn erst durch deren Auskünft nach dem Erwachen lässt sich einschätzen, ob ein Klartraum vorlag oder nicht. Im Zuge des Erinnerns kommt es daher zu Verzerrungen, sodass mancher das luzide Träumen mit Halluzinationen verwechselt, die während des Ein- und Aufwachens auftreten.
Die meisten bisherigen Analysen des Traum bezogen sich auf jene weitaus häufigeren Träume, die dem nicht-luziden Ende des Kontinuums näher liegen. Dies sind Träume, in deren Ereignisse der Träumer hineingezogen wird, als schwimme er in einem reißenden Strom. Im luziden Zustand kann der Träumer jedoch über seine Traumerlebnisse reflektieren und sie von den Erfahrungen des Wachzustands unterscheiden. Er ist sich dann z. B. bewusst, dass er eine außerkörperliche Erfahrung hat und dass dies ein Traum ist. Wie der nicht-luzide Traum ist der Klartraum den Gesetzen, Regeln und Fakten der Realität nicht unterworfen; seine Inhalte hängen also in hohem Maß von Vorstellungen und Erwartungen des Schläfers ab. Während im nicht-luziden Traum die Vorstellungen und Erwartungen des Träumers sich weitgehend der bewussten Kontrolle entziehen, kann im luziden Traum auch das Traumbewusstsein steuernd in das Geschehen eingreifen. Nicht-luzide Träume wiederholen sich zwar recht häufig, aber sie bauen im Gegensatz zu Klarträumen nicht aufeinander auf. Luzide Träume sind oft Episoden einer in sich schlüssigen, kontinuierlichen Traumerzählung. Anders als im nicht-luziden Traum sind die Gefühle im Klartraum zumeist positiv oder zumindest neutral. Das Bewusstsein zu träumen wird häufig von einem Gefühl des Entzückens begleitet.
Eigene Träume, besonders Albträume lassen sich mit Hilfe der Imagery Rehearsal Therapy bis zu einem gewissen Grad positiv beeinflussen, wobei man die im Traum mehrmals erlebten traumatischen Szenen wiederholt ins Gedächtnis ruft, sich für sie angemessene Bewältigungsstrategien einfallen lässt und dann ihre Anwendung immer wieder im Kopf durchspielt.
Für Biologen muss alles seinen Zweck haben, zumindest "im Lichte der Evolution", und da sollten auch Schlaf und Traum keine Ausnahme sein. Bis heute diskutiert wird die Bedeutung für die Konsolidierung des Gedächtnisses. Die Idee, dass bei Träumen Erlebnisse des Tages noch einmal "abgespielt" und dabei verfestigt werden, hat sich aber nicht bewährt. Genauso wenig die provokante Gegenannahme Francis Cricks: Der REM-Schlaf diene dem Löschen überflüssiger Gedächtnisinhalte und Assoziationen. Etliche experimentelle Befunde (etwa Ergebnisse von Schlafentzug) sprechen dafür, dass der REM-Schlaf nicht dem deklarativen, sondern dem prozeduralen Gedächtnis förderlich ist, also dem Lernen von motorischen Fähigkeiten und nicht von Inhalten. Und wenn Motive aus dem Tageserleben im Traum vorkommen, dann assoziativ und nicht treu nacherzählend. Dazu passt auch, welche Hirnregionen im REM-Schlaf aktiviert und welche deaktiviert sind. Für die logische Uberprüfung verantwortliche Gebiete sind weniger und für Emotionen zuständige Strukturen mehr aktiv als im Wachzustand, was den Träumen eine gewisse "bizarre hyperassoziative" Qualität geradezu aufdränge. Kurz: "Die existierende Literatur spricht nicht für eine größere Bedeutung des REM-Schlafs für die Konsolidierung des Gedächtnisses."
Allerdings haben Studien der University of California, Los Angeles, ergeben, dass der Hippocampus beim Lernen selbst Informationen speichert, die erst später dem langsamer lernenden Cortex zur Langzeitspeicherung übermittelt werden. Wissenschaftler untersuchten bei genmanipulierten Mäusen die sogenannte Langzeitpotenzierung beim Lernen. Die Langzeitpotenzierung ist jener molekularer Mechanismus, der neuronale Verbindungen stärkt und der wahrscheinlich die Basis der Bildung von Erinnerungen und Lernen ist. Zwar lernt nur der Hippocampus zu dem Zeitpunkt der Informationsaufnahme, also "online", aber später, wenn der Hippocampus "offline" ist, also z.B. während des Schlafens, werden die gespeicherten Informationen wieder abgespielt und so in den Cortex überführt. Untersuchungen an jungen Katzen zeigten aber, dass die Umorganisation im Gehirn vorwiegend in traumlosen Tiefschlafphasen geschieht. Diese Forscher nehmen an, dass das Gehirn während Tiefschlafphasen besonders plastisch ist und Gelerntes festschreibt.Untersuchungen zeigen, dass schon bei den ersten noch realistischen Träumen der Nacht die Erinnerungen durcheinanderpurzeln. Dem Schlafenden gehen Bilder des vergangenen Tages durch den Kopf. Darunter mischen sich aber ähnliche Eindrücke weit zurückliegenden Ereignissen, fanden Forscher um Robert Stickgold, Harvard, Boston. Richtig bizarr werden aber erst die Traumgebilde der REM-Schlafphasen. Forscher vermuten, dass sich der Körper vom Gehirn abkoppelt, um die wilden Hirngespinste während des REM-Schlafs nicht mitmachen zu müssen. Mit hirnabbildenden Methoden fanden Forscher, dass das Gehirn Kontrollinstanzen, die auf Logik achten, im Schlaf einfach abstellt. In REM-Phasen werden zudem Gehirnareale des "limbischen Systems" besonders aktiv. Mit dem Gefühlsüberschwang, so vermutet Stickgold, prüfe das Gehirn frische Gedächtnisinhalte und entscheide, was der Schlafende sich merken soll.
Dass man im Schlaf tatsächlich lernt, zeigte Stickgolds Forschungsteam kürzlich in einer Schlafentzugs-Studie. Probanden übten einen Tag lang, um die Richtung von schrägen Balken zu erkennen, die auf einem mit waagrechten Strichen überzogenen Bildschirm kurz aufblinkten. Nach dem Trainingstag wurden einige der Studienteilnehmer in der Nacht und am nächsten Tag wachgehalten, durften dann aber zwei Nächte normal durchschlafen. So ausgeruht, setzten sich die Probanden erneut vor den Bildschirm: Sie hatten nichts gelernt. Es bereitete ihnen wie am ersten Tag Mühe, die Richtung der schrägen Balken anzugeben. Probanden dagegen, die in der ersten Nacht nach dem Training ruhig schlafen durften, waren jetzt deutlich besser.
Auch direkt am Gehirn von schlafenden Menschen und Tieren konnten Forscher Lernprozesse beobachten. Besonders eindrucksvoll gelang das amerikanischen Wissenschaftlern an Zebrafinken: Deren Jungtiere erlernen das Singen buchstäblich im Schlaf. Tagsüber hören die Vögel das Gezwitscher ihrer Eltern und versuchen selber zu singen. In der Nacht sind sie still. Die Nervenzellen im Gehirn aber, die den Gesang steuern, arbeiten weiter. Die Vögel träumen vom Singen und merken sich dabei die Tonfolgen, vermuten die Forscher. Sie glauben, dass der Mensch auf ähnliche Weise seine Sprache erwirbt.
Schlafende scheinen vor allem in den REM-Phasen zu lernen. So steigt etwa der Anteil des REM-Schlafs bei Menschen und Tieren nach einem lernreichen Tag. Ist aber das Neue einstudiert - etwa ein neuer Bewegungsablauf -, nimmt der REM-Anteil des Schlafes wieder ab. Auch "Aufweckstudien" deuten auf ein Lernen in den REM-Phasen. Wurden Probanden immer geweckt, sobald sie in REM-Schlaf verfielen, lernten sie kaum. Schüttelten die Forscher sie dagegen erst nach den REM-Phasen aus dem Schlaf, hatten sie keine Lerneinbußen.
Für den Lernprozess setzt das Gehirn eine biochemische Maschinerie in Gang, die die Nervenzellen neu vernetzt und so die fragilen Erinnerungen vom Tag im Gehirn verankert. Dazu wird in REM-Phasen das Gen mit dem Kürzel "zif-268" aktiviert, das solche Strukturänderungen einleitet. Zudem setzt im Schlaf eine rege Produktion von Eiweißen ein, die für den Umbau der Nervenstrukturen verwendet werden. Die Deutung der Träume als Lernphasen überzeugt jedoch nicht alle Schlafforscher. Jerome Siegel von der Universität von Kalifornien in Los Angeles führt im Fachmagazin "Science" mehrere Gegenargumente an: So haben etwa Menschen keine Gedächtniseinbußen, die über Jahre REM-Phasen unterdrückende Antidepressiva schlucken. Auch bei Patienten, die nach Hirnschädigungen keinen REM-Schlaf mehr haben, funktioniert das Gedächtnis normal.
Überhaupt scheine der REM-Schlaf nicht besonders clever zu machen, sagt der Forscher: Das nicht gerade für seine Hirnleistungen bekannte Schnabeltier etwa schwebe jeden Tag acht Stunden in REM-Träumen und damit viermal so lange wie Menschen. Und Delphine, die ein komplexes Sozialleben haben und komplexe Abläufe erlernen können, verbringen gar nur gut zehn Minuten pro Nacht in der REM-Phase. Demnach müsse die Behauptung, im Schlaf bilde sich das Gedächtnis, zumindest als nicht erwiesen gelten, meint Siegel.
Manche Menschen möchten sich nach dem Aufwachen an ihre Träume gerne erinnern. Das "Nichterinnern" liegt häufig an der zu kurzen Wachphase direkt nach der REM-Phase, sodass der Traum nicht ausreichend abgespeichert werden konnte. Im Schlaf ruht also das System für die Gedächtnisbildung, sodass es so schwer ist, sich an seine Träume zu erinnern. Bizarre Traumbilder entstehen, da das visuelle Zentrum im Gehirn spontan aktiviert wird und Informationen aus dem Stammhirn bekommt, einem sehr alten Hirnbereich, und es versucht, diese in einen möglichst sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Da bestimmte Bereiche des Gehirns die Informationen jedoch nicht mehr logisch auswerten können, entstehen diese bizarren Bilder. Trauminhalte werden aber nicht, wie es etwa Freud annahm, verschlüsselt, sie werden nur vom Gehirn im Schlaf nicht richtig interpretiert.
Nach der REM-Phase erfolgt häufig ein sehr kurzes Aufwachen, in der sich meist der Körper bewegt. In der Regel ist der Körper bzw. das Gehirn aber auf das direkte Weiterschlafen "programmiert", sodass man normalerweise neben dieser kurzen Wachphase auch den Traum "mitvergisst". Zwar kann man trainieren, nach einer Traumphase wach zu werden bzw. zu bleiben, doch wird dadurch der Schlaf-Wach-Rhythmus bzw. die Schlafregulation gestört, sodass sich daraus Durchschlafstörungen entwickeln können. In jedem Falle sollte man einen Schlafmediziner konsultieren.
Zusammenfassung einer Diskussion in de.sci.psychologie
Tipps zur Traumerinnerung
Da das Gehirn Zeit benötigt, um die Geschichten eines Traumes zu speichern, und nur Menschen, die nachts häufiger aufwachen, tun sich am nächsten Tag nicht so schwer mit den Erinnerungen an ihre Träume. Denn was nicht im Gedächtnis archiviert wurde, kann auch später nicht wieder abgerufen werden, wobei man vermutet, dass diese Phasen, in denen der Mensch wach wird und die Traumprozesse speichert, von einem speziellen Bereich des Gehirns abhängig sind.
Ein Mittel, um sich an Träume zu erinnern, ist Stift und Schreibblock bereit zu legen, um eventuell abgespeicherte Erinnerungen nach dem Aufwachen schnell schriftlich zu dokumentieren. Das gelingt meist noch besser, wenn man nach dem Aufwachen die Augen noch einige Augenblicke schließt und die bestehenden Erinnerungen noch einmal an sich vorbeiziehen lassen. Es empfiehlt sich übrigens auch ein Tagebuch zu führen, um die nächtlichen Erlebnisse noch einmal nachlesen und vergleichen zu können.
Weil Träume nichts Reales kommunizieren, muss man sich auch nicht an sie erinnern. Würden wir uns nämlich an jene Ereignisse in unseren Träumen erinnern, die nie stattgefunden haben, könnte das den Realitätssinn untergraben und damit für die Psyche schädlich sein. Es gibt also gute biologische und evolutionäre Gründe, warum Menschen ihre Träume selten im Gedächtnis behalten. Vor allem auch deshalb, da den Träume den Menschen Einblicke in die elementare emotionale Persönlichkeit geben, es ist eine relativ primitive Art zu denken, in Bildern, voller Emotionen und Instinkten und nicht in Sprache und Vernunft oder Logik, die dabei so inaktiv ist, wie es nur geht, um überhaupt etwas in den Traumsequenzen zu entdecken. Träumen ist im Grunde eine sehr primitive Art zu denken und zu handeln, die man im wirklichen Leben niemals umsetzen würde.
Die beste Voraussetzung dafür, sich an seine Träume zu erinnern, ist schlechter Schlaf. Um sich an das Geträumte zu erinnern ist in der Regel der entscheidende Faktor die Form des Aufwachens. Man muss mit geschlossenen Augen liegen bleiben, daran denken, was man geträumt hat, sich den Inhalt selbst erzählen und vielleicht sogar einen Titel für die Geschichte finden. Die üblichen Rituale nach dem Weckerklingeln löschen die Erinnerungen.
Inhalte der Träume, an die wir uns erinnern, sind nicht das, was tatsächlich im Gedächtnis im Schlaf passiert, denn im Traumschlaf erfährt der Schlafende diese Träume nicht bewusst. Erst wenn man geweckt wird, zeigt das Gehirn noch in bestimmten Regionen Aktivitäten und wenn nun im Wachzustand die Gehirnstruktur aktiviert wird, die für geordnete Erinnerungen zuständig ist, dann sucht diese sich die im Gehirn verstreuten Aktivitäten zusammen und konstruiert daraus einen Traumbericht. D.h., man träumt also erst im Wachzustand, denn wenn etwa der Wecker klingelt, wacht man auf und erst dann wird die bestehende chaotische Aktivität im Gehirn, die aus dem Traumschlaf noch in Resten übrig ist, vom Bewusstsein dafür hergenommen, eine Geschichte zu erzählen. Schließlich sorgt unser Gehirn stets dafür, das alles seine Ordnung hat und mit einem Chaos wenig anfangen kann. Seien Träume auch noch so "verrückt", sie haben in der Regel eine logische Struktur.
Erinnerung an Träume und Trauminhalte
Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das menschliche Gehirn während eines Traums mit dem Verarbeiten von neuen Informationen und Lerninhalten beschäftigt ist, wobei die gewonnenen Erfahrungen in einen größeren Zusammenhang gestellt werden.
Die Träume begleiten diese unbewusste Gehirnaktivität gewissermaßen als Nebenprodukt, d.h., nicht die Träume verhelfen zu einer besseren Gedächtnisleistung, sondern sie sind nur ein Zeichen dafür, dass einige Gehirnregionen aktiv neue Erfahrungen verarbeiteten. Es hat sich auch gezeigt, dass sich das Gehirn vermutlich während des Träumens gerade mit jenen Inhalten beschäftigt, die ein Mensch noch nicht beherrscht.
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,660784,00.html (09-11-20)
Traum als Nebenprodukt der Gedächtniskonsolidierung
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*) Denken ist die Arbeit des Intellekts, Träumen sein Vergnügen. Hugo, Victor (1862). Les Misérables, 4, 2, 1.
Quellen
Mathes, Jonas, Schredl, Michael & Göritz, Anja S. (2014). Frequency of Typical Dream Themes in Most Recent Dreams: An Online Study. Dreaming, 24, 57-66.
Scheidt, Jürgen vom (1992). Traum (S. 802-807). In Asanger, Roland & Wenninger, Gerd (Hrsg.), Handwörterbuch Psychologie. Weinhein: Psychologie Verlags Union.
http://www.stud.uni-wuppertal.de/~ya0023/phys_psy/schlaf.htm (01-08-16)
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/HORMONORD/Hormone.html (01-12-18)
http://warp6.dva.de/sixcms/detail.php?id=106595&template_id=1981 (02-02-10)
http://www.netdoktor.de/feature/chronobiologie_kinder.htm (02-08-23)
http://www.techfak.uni-bielefeld.de/GK518/antrag/Clarenbach.html (03-05-12)
http://www.phpope.org/sva.pdf (03-10-06)
Bildquellen:
http://brain.exp.univie.ac.at/GraphikSchlaf.doc (01-12-22)
http://www.uni-marburg.de/sleep/dgsm/rat/schlaf.jpg (02-07-27)
Henrique Alvi Corrêa: The Earth under the Martians (H. G. Wells)
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