Gesprächs- und Verhandlungsführung
Das Schwierigste am Diskutieren ist nicht,
den eigenen Standpunkt zu verteidigen,
sondern ihn zu kennen.
André Mauroi
Die Mängel …
Das Verbandsorgan des "Bundesverbandes Sekretariat- und Büromanagement" hat in einer Umfrage festgestellt,
- dass 25 Prozent der Befragten an Besprechungen teilnehmen, die mit der Aufgabe nichts zu tun haben.
- 50 Prozent der Protokolle ungelesen in der Ablage landen,
- 35 Prozent der Meetings verspätet anfangen, da die Teilnehmer unpünktlich erscheinen, und
- bei 36 Prozent der Besprechungen der vorgegebene Zeitrahmen überzogen wird.
http://www.meeting-cube.com/
deutsch/besprechungen.html
Merkmale guter Besprechungen
Gute Besprechungen sind durch einige Merkmale charakterisiert:
- Partnerschaftlichkeit: Nehmen Sie Ihren Gesprächs- und Verhandlungspartner ernst und als Partner. Nur so können Sie sicher gehen, die notwendige Ernsthaftigkeit in das Gespräch einzubringen.
- Zielorientiertheit: Fragen Sie sich in der Vorbereitung stets, was Sie erreichen wollen. Schreiben Sie Ihre Ziele auf und prüfen Sie vor Ende des Gesprächs, ob Sie diese erreicht haben und ob Sie selbst mit dem Ergebnis leben können.
- Angemessene Atmosphäre ist in der Regel eine gute Atmosphäre. Nur selten dient eine schlechte Atmosphäre dem Gesprächsziel.
- Strukturiertheit: Geben Sie Ihrem Gespräch eine Struktur. Überlegen Sie, welcher Aufbau Ihren Zielen dient.
- Geführtheit: Ein Gespräch und eine Verhandlung haben stets eine/n LeiterIn.
Eine Reihe von Problembereichen müssen geklärt werden, wenn eine Gruppe ein gemeinsames Ziel auf der Grundlage von Konsens erreichen will:
- Identitätsfindung - "Was ist unsere Situation?"
Wer sind wir eigentlich? Wo stehen wir? Was ist unsere Situation? Was haben wir gemeinsam? Welches sind die Grenzen, innerhalb derer wir arbeiten können? Wer und was hat uns zusammengeführt? Wer gehört zu uns? Welche Rollen haben die Mitglieder übernommen? Wieviel Vertrauen können wir zueinander haben? Was ist die augenblickliche Situation? - Die Ziele "Was wollen wir eigentlich alle?"
Welches Ziel wollen wir angehen? Was wollen wir überhaupt? Was wollen die einzelnen Mitglieder der Gruppe? Was sind Ihre Interessen, Wünsche, Bedürfnisse? Wo liegen unsere gemeinsamen Interessen? Was ist ein gemeinsames Problem? Das Problem muß konkret formuliert sein; die Gruppe muß sich darüber einigen, dass sie an diesem Problem arbeiten will. - Lösungsmöglichkeiten "Wie kommen wir ans Ziel?"
Alle Lösungsmöglichkeiten zusammentragen, sich nicht beschränken auf zwei methodische Möglichkeiten. Methoden: Brainstorming, Untergruppen bilden, Zeiten des stillen Nachdenkens. Alle Informationen zusammenbringen. - Prüfen der Möglichkeiten "Was ist die optimale Lösung?"
Sichten und Prüfen der vorgeschlagenen Lösungen auf Grund aller verfügbaren Informationen, Tatsachen, früherer Erfahrungen, möglicher Folgen. Freie Äußerung der Meinung und Gefühle (!) aller Gruppenmitglieder, Befragung von Experten, Abwägen und Werten der verschiedenen Vorschläge. - Die Entscheidung "Was machen wir also?"
Festlegen auf eine der vorgeschlagenen und geprüften Möglichkeiten oder einen Kompromiss auf der Grundlage von Konsens: Zusammenfassung der Diskussion, Testen der Übereinstimmung, Entscheidung, sich festlegen. - Das Planen der Ausführung "Wie gehen wir vor?"
Welche Teilaufgaben ergeben sich? Was für Material wird benötigt? Welche Mittel stehen uns zur Verfügung? Wie ist der zeitliche Ablauf des Planes? Welche Informations- und Entscheidungsträger außerhalb der Gruppe müssen benachrichtigt, konsultiert, gewonnen werden? - Die beteiligten Personen "Wer übernimmt was?"
Wie können die Aufgaben- und Aufbaufunktionen innerhalb der Gruppe wahrgenommen werden? Welche Fähigkeiten haben die einzelnen Mitglieder? Was können sie einbringen? Was können sie übernehmen? Um das schöpferische Potential einer Gruppe auszunutzen, müssen alle Mitglieder ungehindert ihre Einsichten, Ideen, Wünsche usw. einbringen können. - Der Fortschritt "Wie weit sind wir schon gekommen?"
Sind wir noch alle dabei? Wie weit sind wir auf dem Lösungsweg vorangekommen? Ist das gewählte Ziel uns noch angemessen? Hat sich der Plan bewährt? Was muß revidiert werden? Was ist jetzt noch nötig zu tun? - Das Ergebnis "Was haben wir erreicht?"
Evaluation: Haben wir unser Ziel erreicht? Was ist das Ergebnis unserer Anstrengungen? Wenn es vielleicht nicht das ursprüngliche Ziel ist, ist es dennoch ein angemessenes Ergebnis?
Vorbereitung von Besprechungen
- Welches ist das Thema, wie sieht die Tagesordnungsliste (TOP) aus?
- Was ist das Ziel der Besprechung?
- Wie ist der Teilnehmerkreis zusammengesetzt?
- Wer sind die Entscheidungsträger?
- Wer ist das "Fußvolk"?
- Wann soll die Besprechung stattfinden und wo? (Ort, Zeit)
- Welche allgemeinen Regeln gelten in dieser Gruppe, bei diesem Thema?
Rollen und Ziele des Moderators
- Neutrale Moderatoren sind unparteiisch und fördern nur den Gesprächsverlauf. Das Ergebnis ist ihnen gleichgültig.
Ziel eines neutralen Moderators: strukturierte, faire Besprechung - wichtig sind Gesprächsleitungstechniken - "Geimpfte" Moderatoren haben ebenfalls das
Ziel im Auge, wollen jedoch unbedingt bestimmte Aspekte einbringen.
Damit bestimmen sie einen Teil des Ergebnisses mit.
Ziel eines "geimpften" Moderators: erwünschte Ergebnis des AG erziehen - wichtig sind Strategie und Manipulation - Parteiische Moderatoren wollen ein ganz bestimmtes inhaltliches Ergebnis. Sie versuchen, die Gruppe (massiv) in diese Richtung zu beeinflussen.
Ziel eines parteiischen Moderators: Durchsetzung eigener Interessen -wichtig ist emotionale Kontrolle.
Basis-Regeln für die Gesprächs- und Verhandlungsführung
Gesprächsführung in der Gruppe
Effektive Meetings
Das Mitarbeitergespräch - Das erfolgreiche Kritikgespräch
Kriterien für kompetentes, aggressives und unsicheres Verhalten
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Sicher |
Aggressiv |
Unsicher |
Stimme |
laut, klar, deutlich |
brüllend, schreiend |
leise, zaghaft |
Formulierung |
eindeutig |
drohend, beleidigend |
unklar, vage |
Inhalt |
präzise Begründung, Ausdrücken eigener Bedürfnisse, Benutzung von "ich" Gefühle werden direkt ausgedrückt |
keine Erklärung und Begründung, Drohunen, Beleidigungen, Kompro-mißlosigkeit, Rechte anderer werden ignoriert |
überflüssige Erklärungen, Verleugnung eigener Bedürfnisse Benutzung von "Man", Gefühle werden indirekt ausgedrückt |
Gestik, Mimik |
unterstreichend, lebhaft, entspannte Körperhaltung, Blickkontakt |
unkontrolliert, drohend, wild gestikulierend, kein Blickkontakt oder "Anstarren" |
kaum vorhanden oder verkrampft, kein Blickkontakt |
Arbeitspapier
Im folgenden finden Sie Situationsschilderungen. Die dazugehörigen Antworten auf der rechten Seite sind entweder kompetent bzw. selbstsicher, aggressiv oder unsicher.
Ihre Aufgabe ist es zu unterscheiden, ob es sich um kompetente, aggressive oder unsichere Antworten handelt. Setzen Sie hinter jeder Antwort ein, um welche Art der Reaktion es sich Ihrer Meinung nach handelt: Setzen Sie k für kompetent, u für unsicher, a für aggressiv.
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Situation |
Reaktion |
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1. |
An der Tankstelle, an der Sie häufig tanken, hat einer der Tankwarte vergessen, die Verschlußkappe wieder auf Ihren Tank zu schrauben. Sie bemerken das, fahren zurück und sagen: |
"Einer von Euch hat doch glatt verges-sen, die Verschlußkappe wieder auf meinen Tank zu schrauben. Ich möchte das sofort geändert haben. Falls Sie sie nicht wiederfinden, hat einer von Ihnen sie mir zu erset-zen." |
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2. |
Eine Ehefrau sagt zu Ihrem Mann, dass sie gerne ihre Berufsausbildung beenden möchte. Er ist aber gar nicht dafür, dass sie weiterstudiert o.ä. und sagt: |
"Warum willst Du denn das alles tun? Du weißt doch, dass Du gar nicht fähig bist, diese Extrabelastung noch zu verkraften." |
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3. |
Sie tun sich ziemlich schwer damit, einen Bericht zu schreiben und wissen nicht genau, welche weiteren Informationen Sie dafür noch brau-chen und wo Sie sie einholen sollen. Sie sagen zu sich selbst: |
"Ich bin doch einfach blöd; ich weiß über-haupt nicht, wo ich anfangen soll, wie ich weitermachen soll mit diesem Bericht." |
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4. |
Sie sind die einzige Frau bei einer Ausschußsitzung mit sieben Männern. Zu Beginn der Sitzung bittet Sie der Vorsitzende, heute das Protokoll zu führen. Sie antworten: |
"Nein, also wissen Sie, das stinkt mir einfach, hier den einzigen Protokollanden zu machen, nur weil ich die einzige Frau in dieser Runde bin." |
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5. |
Ein Bekannter bittet Sie um eine Verabredung. Sie sind schon einmal mit ihm ausgewesen und haben keinerlei Interesse, sich wieder mit ihm zu verabreden. Sie sagen: |
"Oh, also diese Woche bin ich unheimlich beschäftigt. Ich glaube wirklich, dass ich also Samstag keine Zeit habe, mich mit Ihnen zu treffen." |
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6. |
Ihr Mann möchte im Fernsehen "Fußball" sehen. Zur gleichen Zeit läuft ein Stück, das Sie gerne sehen möchten. Sie sagen: |
"Ja, hmm, Schatz, dann schalt ruhig ein und schau Dir das Fußballspiel an. Vielleicht kann ich inzwischen ein bißchen bügeln." |
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7. |
Sie sind die einzige Frau in einer Gruppe von Männern und werden gebeten, das Protokoll dieser Sitzung zu schreiben. Sie antworten: |
"Ich bin damit einverstanden, anteilig das Protokoll zu übernehmen und will es für heute tun. Bei den nächsten Sitzungen sollten wir diese Aufgabe umschichtig übernehmen." |
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8. |
Ihr Partner hat Ihre äußere Erscheinung in Gegenwart von Freunden heftig kritisiert. Sie sagen: |
"Es verletzt mich, wenn Du mein Äußeres in Gegen-wart anderer Leute kritisierst. Wenn Du mir in der Beziehung etwas sagen möchtest, dann tu das doch bitte, bevor wir von zu Hause weggehen." |
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9. |
Eine Freundin leiht sich des öfteren kleine Geldbeträge von Ihnen und gibt sie nicht zurück, wenn man sie nicht danach fragt. Heute bittet sie wieder um einen kleinen Geldbetrag, den Sie ihr aber nicht gerne geben möchten. Sie sagen: |
"Ich habe heute nur soviel bei mir, dass ich mein eig-nes Mittagessen bezahlen kann." |
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10. |
Eine Frau wird zu einem Vorstellungsgespräch gebeten. Im Verlauf der Unterhaltung schaut der Personal-chef sie abschätzend an und sagt zweideutig: "Also, Sie sehen wirklich aus, als hätten Sie alle Qualifikationen für diese Stelle." Sie antwortet: |
"Ich bin sicher, dass ich die beruflichen Fähigkeiten habe, die für diese Stelle erforderlich sind." |
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11. |
Sie sind gerade auf dem Weg zum Fotokopierer, als ein Kollege, der Ihnen immer wieder Kopierarbeit für sich aufbürdet, Ihnen begegnet und fragt, wohin Sie gehen. Sie antworten: |
"Ich gehe zum Pokalturnier. Oder wonach sehe ich sonst aus?" |
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12. |
Ihre Freund/Ehemann möchte spätabends noch ausgehen, um etwas zu essen. Sie sind zu müde zum Ausgehen und sagen: |
"Mir ist eigentlich gar nicht nach Ausgehen zumute. Ich bin zu müde; aber ich gehe mit und schau Dir beim Essen zu." |
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Quelle:
Hinsch, Rüdiger & Ueberschär, Beate (o.J.). Gewalt in der Schule.
Ein Trainingsprogramm für Lehrer und Lehramtsstudenten. Arbeitsberichte
des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung
an der Universität Potsdam. Band 13
Verhandlungs-Tricks
empfohlen nicht zur Nachahmung sondern zum Erkennen ;
Siehe auch Umgang mit "Killerphrasen"
Verhandlungs-Judo
- Greifen Sie nicht die Position des anderen an, sondern werfen Sie einen Blick dahinter
- Verteidigen Sie nicht Ihre Stellung, sondern laden Sie die Gegenseite zu Kritik und Ratschlag ein
- Gestalten Sie persönliche Angriffe in sachbezogene Auseinandersetzungen um
- Stellen Sie Fragen
- Nutzen Sie die Macht des Schweigens
- Trennen Sie die Menschen von den Problemen (Menschen nicht persönlich angreifen)
- Konzentrieren Sie sich auf Interessen, nicht auf Positionen
- Nehmen Sie einen Angriff als Scherz
Absichtlicher Betrug
- Gefälschte Fakten:
- Unklare Vollmachten
- Zweifelhafte Absichten
- Unvollständige Informationen
Psychologische Kriegsführung
- Stresssituationen
- Persönliche Angriffe
- Engel und Teufel
- Salami-Taktik
- Emotionale Reaktionen
- Drohungen, Warnungen
- sich dumm stellen
Druck
- Weigerung zu verhandeln
- Extreme Forderungen
- Nachgeschobene Forderungen (Call-Girl-Regel)
- Taktik, sich festzulegen (Sachzwänge)
- Dickköpfige Partner
- Verzögerungstaktik
- Nehmen Sie an oder lassen Sie's
Fragetechniken
Skalierende Fragen
- Wie würdest du deine Fähigkeit XY auf einer Skala von 1 - 10 einordnen? Wo würdest du sie ansiedeln?
- Wenn sie sich um einen Punkt verbessern würde, woran würdest du das erkennen?
- Was müsste passieren, dass sie um einen Punkt klettern kann?
Zirkuläre Fragen
Sach- und Beziehungsaspekt sind immer präsent und aufeinander bezogen, also nicht getrennt voneinander. Kein lineares Abragen von Daten und Begebenheiten ...
- Wenn ich die anderen jetzt fragen würde, warum sie dich immer ärgern, was glaubst du würden sie antworten?
- Und: Was meinst du würden die anderen wohl zu deiner Antwort sagen? (="Gedankenlesen")
- Herausarbeiten von Verhaltensunterschieden (wen irritiert es mehr, wenn...?, wer fühlt sich schlechter/besser, wenn...?, ...)
- Erklärungsfragen: Wie erklärst du dir, dass ...?
- Übereinstimmungsfragen: Wer teilt deine Ansicht, dass...?
Zielorientierte, zukunftsorientierte Fragen
- Was wäre das erste Anzeichen dafür, dass es ihnen besser geht?
- An welchen Tagen/Stunden fühlen sie sich stressfrei?
- Was ist in diesen Situationen anders?
- Was machen sie in diesen Situationen anders?
- Was meinen sie ist in diesen Situationen hilfreich für sie?
- Wenn dieses Problem gelöst sein wird, ...?
- Wenn du deine Arbeit erledigst, was könnte dazu beitragen,...?
Das "Verflüssigen" von Gesprächen
Zuschreibungen werden dynamisch und erscheinen als veränderbar. Der Klient kann daraufhin selbst Einfluss nehmen.
Zeitliche Perspektive
- War das schon immer so?
- Wie lange glaubst Du, wird das noch so bleiben?
- Gilt das für alle Stunden/Tageszeiten?
- Welche Unterschiede gibt es zwischen der ersten und der letzten Stunde? (montags / freitags, ...)
Räumliche Perspektive
- Ist das zuhause auch so?
- Wie war das auf der Klassenfahrt?
- Gilt das für alle Fächer?
- Wie war das auf der anderen Schule?
Beziehungsperspektive
- Sind in der Klasse noch mehr Schüler, die ...?
- Wie verhält sich XY (= z.B. ein Schüler, mit dem der Klient Probleme hat!) bei anderen Lehrern?
- Mit wem kommt XY am besten zurecht?
- Was wäre, wenn XY in einer anderen Klasse wäre?
Quelle:
Palmowski, Winfried (1995). Der Anstoß des Steines. Systemische Beratung im schulischen Kontext. Ein Einführungs- und Lehrbuch. Dortmund: Borgmann Verlag.
Daten entscheiden über die Verteilung der Macht - wie Manager von LehrerInnen lernen
Gunter Dueck "Distinguished Engineer" bei IBM und intimer Kenner von Managementstrukturen, erkannte, dass heute Daten zur Bestimmung und Erhaltung von Macht genutzt werden. LehrerInnen haben wohl als erste das Prinzip erkannt, mit dem sie sich zumindest teilweise die Macht sichern können und die Manager haben sich von den bewußt gehüteten Geheimnissen des roten Lehrerkalenders inspirieren lassen. Es mußte doch einen tieferen Sinn haben, warum der Lehrer nur am Halbjahrsende seine Einschätzung kundtat (wenn er es denn überhaupt tat und nicht einfach seine Schüler mit den Noten im geschriebenen Zeugnis überraschte) - und seine zwischendurch gemachten Notizen über die einzelnen Schüler hütete.
Die Nichtfestlegung ist das zentrale Instrumentarium für den Umgang mit Daten: "Fragen Sie Ihren Chef einmal vor den anderen Mitarbeitern: 'Wie hoch sind die Umsätze unseres Bereichs? Wo stehen wir? Wieviel werden wir in diesem Jahr realistisch gesehen schaffen, ohne schummeln zu müssen?' " Wenn der Chef dann sagt, dass das Quartal nicht einfach gewesen sei und dass es nie wieder einfache Quartale geben werde, "weil wir es uns als Big Player nie mehr einfach machen wollen", dann sollte man weiter nachhaken: "Fragen Sie nach. 'Wie hoch sind die Umsätze konkret?' - 'Haha, Sie wollen mich festlegen. Aber es ist noch zu früh. Die Daten müssen erst noch korrigiert werden, bevor sie bekanntwerden dürfen. Daten sind überhaupt sehr relativ, bis sie hart werden. Wenn sie erst hart sind, du meine Güte, dann ist es mit hochprozentiger Wahrscheinlichkeit schon passiert. Es ist dann nichts mehr zu managen. Deshalb sind harte Daten völlig nutzlos. Sie sagen allenfalls, wo wir einst standen. Das Prinzip unserer ganzen Wirtschaft hier liegt aber in der überlebenden Bewegung.'"
"Macht hat, wer die Daten schmiedet", ist Duecks Erkenntnis. Sie so zu schmieden, dass man sich möglichst lange nicht festzulegen braucht, ist das zentrale Instrumentarium für den Umgang mit Daten. Wer es virtuos beherrscht, kann die Macht, bei Beachtung einiger anderer Regeln über Zeigen und Festlegen von Daten, lange behalten.
Quelle:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 14.04.02 (02-04-14)
Es ist schwierig, ein Gespräch zu beenden
Soziale Beziehungen sind für das physische und psychische Wohlbefinden unerlässlich, und Gespräche sind das wichtigste Mittel, um sie zu erreichen. Doch weiß man wenig darüber, wie Gespräche beginnen, wie sie sich entfalten oder wie sie enden. Mastroianni et al. (2021) haben versucht, dieses Defizit zu beheben, und es zeigte sich dabei, dass Gespräche fast nie dann enden, wenn jemand es will. In zwei Studien bat man die Gesprächspartner zu berichten, wann sie das Ende eines Gesprächs wünschten, und zu schätzen, wann ihr Partner - in einer Studie ein Vertrauter und in einer anderen Studie ein Fremder - das Ende wünschte. Die Ergebnisse zeigten, dass Gespräche fast nie dann endeten, wenn beide Gesprächspartner dies wünschten, und selten, wenn auch nur ein Gesprächspartner dies wünschte, und dass die durchschnittliche Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Dauer etwa die Hälfte der Gesprächsdauer betrug. Die Gesprächsteilnehmer hatten kaum eine Vorstellung davon, wann ihre Partner das Gespräch beenden wollten und unterschätzten, wie sehr die Wünsche ihrer Partner von ihren eigenen abwichen. Diese Studien deuten darauf hin, dass das Beenden von Gesprächen ein klassisches Koordinationsproblem darstellt, das Menschen nicht lösen können, weil sie dazu Informationen benötigen, die sie normalerweise voneinander fern halten. Gespräche zu beenden ist vermutlich deshalb so schwierig, weil der Gesprächspartner meist ebenso höflich ist wie man selbst und keine Signale aussendet, ob er das Gespräch gerne beenden möchte. In den seltensten Fällen wollen beide Gesprächspartner das Gleiche, gehen also mit der gleichen Einstellung und den gleichen Zielen in ein Gespräch.
Wie komme ich als Kellner zu mehr Trinkgeld?
Rick van Baaren et al. (Universität Nijmegen) wiesen eine Versuchsgruppe des Personals in einem Restaurant an, die Bestellungen der Gäste wörtlich zu wiederholen, während eine andere Gruppe lediglich etwas Positives wie "Kommt sofort" sagen sollte. Kellner und Kellnerinnen erhielt im Durchschnitt beinahe doppelt so viel Trinkgeld, wenn sie den Wortlaut ihrer Gäste nachahmten. Offensichtlich erzeugt das Wiederholen der Bestellung ein Gemeinschaftsgefühl zwischen Bedienung und Gast, das sich in einem größeren Trinkgeld äußert.
Siehe dazu auch Konstruktive Konfliktlösung
*) Entstanden unter Verwendung von: http://www.maas-training.de/maas/DOKU_3.EXE (01-01-27)
Die Erlaubnis des Autors liegt vor.
Literatur
Van Baaren, Rick B., Holland, Rob W., Steenaert, Bregje & Knippenberg, Ad van (). Mimicry for money: Behavioral consequences of imitation. Journal of Experimental Social Psychology 39 (4), S. 297-405.
Mastroianni, Adam M.,Gilbert, Daniel T., Cooney, Gus & Wilson, Timothy D. (2021). Do conversations end when people want them to? Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.2011809118.
http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=120666&template_id=518&query_id=279 (02-04-14)
http://www.ipts.de/ipts23/englisch/feed.htm (01-12-02)
http://bernhard.negele.bei.t-online.de/blk/Tipps___Tricks/hauptteil_tipps___tricks.htm (02-10-05)
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