Feedback wird durch Medien erschwert und blockiert
Mit Medien sind jetzt nicht nur die Fragebögen gemeint oder das Internet, über das häufig das Lehrveranstaltungsfeedback abgewickelt wird, sondern auch die Medien in den Lehrveranstaltungen. Auch der so beliebte Beamer mit seinen bunten Powerpointfolien ist damit gemeint, der sich in die Kommunikation mit dem Auditorium einschleicht und eine zusätzliche Barriere für das direkte Feedback etwa durch Blickkontakt mit den Studierenden errichtet, denn diese starren nur mehr auf die Projektionsfläche oder in ihre Unterlagen, die oft aus verkleinerten Powerpointfolien bestehen. Siehe dazu Präsentations- und Vortragstechnik Spezial: Powerpoint.
Technologien wie Powerpoint, Beamer, aber auch Overhead verhindern den Blickkontakt - das direkteste Feedback. Als Lehrende/r sollte man daher immer den Blick schweifen lassen, denn ein bewusstes Anschauen der TeilnehmerInnen ist nicht nur für Feedback wichtig, sondern auch für die Beteiligung und Anteilnahme am Vortrag. Der Blickkontakt und die direkte Ansprache liefern Atmosphärisches und gehören zum
impliziten Feedback
Während Fragebögen oder andere Instrumente wie Blitzlicht ein explizites Feedback darstellen, gibt es zahlreiche andere Formen des Feedback zur Lehre. Einige sind etwa
- Veränderung der Teilnehmerzahlen im Laufe eines Semesters
- Zuspätkommen in die Lehrveranstaltung
- Frühzeitiges Verlassen der Lehrveranstaltung
- Ruhe während der Lehrveranstaltung
- Sitzhaltung der TeilnehmerInnen
- Reaktion auf Fragen des Lehrenden
- Allgemeine Diskussionsbereitschaft
Das beste Instrument für Feedback ist der Lehrende selber bzw. dessen Sensorium
Man sollte als Lehrende/r ein Gefühl entwickeln, wie eine Lehrveranstaltung "läuft", wie insgesamt das Lehrveranstaltungsklima ist, denn in der Diskussion um die Evaluation der Lehre wird der Einfluss der studentischen "Peers" auf die Wahrnehmung und Beurteilung der Lehre, insbesondere derjenigen, die im selben Hörsaal sitzen, meist nicht explizit berücksichtigt. Wird eine Veranstaltung überwiegend von desinteressierten Studierenden besucht, werden alle Teilnehmer negativ beeinflusst. Im Gegenzug findet sich ein deutlicher "positiver Ansteckungseffekt", sofern die Mehrheit der TeilnehmerInnen Interesse und Aufmerksamkeit zeigt. Dies gilt für Urteile über die Lehrdarbietung ebenso wie für die Selbsteinschätzung des eigenen Lernerfolgs oder die Bereitschaft, sich mit dem behandelten Stoff intensiver selbstständig zu beschäftigen. In Veranstaltungen mit negativer Grundstimmung hat die Lehrperson kaum Chancen, durch eigene Bemühungen Interesse zu wecken.
Feedback ist ein integrativer Bestandteil guter Lehre.
Gute Lehre bringt automatisch Feedback, denn sie ist kommunikativ. Feedback muss durch die Lehrenden auch provoziert werden, etwa durch Abwechslung der Arbeitsformen, die immer wieder die Aufmerksamkeit und das Interesse der Studierenden versammelt - pausenlose Powerpointpräsentationen ermüden, bei denen das einzige Feedback ist, dass einige StudentInnen einschlafen. Aufmerksamkeit und "Zuwendung" der StudentInnen sind das direkteste Feedback, das man als Lehrender haben kann. Dazu muss man lernen, während der Unterrichtung auf Signale zu achten, die ein Feedback darstellen könnten. Auch Selbstkritik und Selbstfeedback kann man erlernen.
Empfehlung: Lehrportfolio
Eine Möglichkeit für die Entwicklung und auch den Nachweis der eigenen Lehrkompetenzen ist das Führen eines Lehrportfolio, wobei Lehrportfolios weniger als Instrument der Evaluation oder Qualitätsentwicklung zu betrachten sind, was an manchen Universitäten angedacht wird, sondern eher als individuelle, kreative Auseinandersetzung mit der eigenen Berufstätigkeit. In einem Lehrportfolio können Lehrende ihre Lehrtätigkeiten reflektieren und unter Umständen mit einschlägigen Dokumenten belegen. Es sollte dabei aber keine Normen oder Regen geben, wie formal oder auch ausführlich das Lehrportfolio zu führen ist. Am einfachsten ist es, unmittelbar nach jeder Lehrveranstaltung schriftlich nicht nur die vermittelten Inhalte zu dokumentieren, sondern auch die eigenen Wahrnehmungen: Ist es heute gut gelaufen? Was hat mich irritiert? Wie bin ich mit Kritik umgegangen? Waren die StudentInnen bei der Sache? Wie war die Beteiligung an der Diskussion?
Aber bei jedem Feedback muss man sich darüber im Klaren sein, dass man es in universitären Lehrveranstaltungen niemals allen recht machen kann, d.h., auch in der brillantesten Lehre kann es kritisches und negatives Feedback geben.
Das Résumé: Feedback ist in guter Lehre überflüssig.
Literatur zum Thema Feedback
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