Situativer Interessen Test (SIT V 3.0; 2006/07)
Der SIT ist ein differentieller Test zur Bestimmung von Interessen etwa ab dem 10. Lebensjahr. Er kann in der Berufs- und Freizeitberatung eingesetzt werden. Aufgrund der Orientierung des SIT an einem Modell beruflicher Interessen kann er auch ergänzend bei der Abklärung allgemeiner Interessen verwendet werden. Der Test entstand im Rahmen der site "Benjamins und Werners Praktische Lerntipps" in einer Online-Version. Eine Vorform eines auf dem selben Modell beruhenden Verfahrens (FIT - Freizeit Interessen Test) war noch als Papier-Bleistift-Verfahren mit direkter Auswertung durch SchülerInnen und StudentInnen konzipiert, während der SIT nun in einer Online-Version durch die digitalisierte Form nach der Testdurchführung sofort ausgewertet werden kann.
Die nunmehr vorliegende dritte Version des Verfahrens beruht auf den Daten von über 35000 ProbandInnen, die zur Berechnung der Normwerte herangezogen wurden. Bei dieser Version wurde auch die Berechnung der Faktoren insofern verändert, als nun der Mittelwert auf 100 Prozent standardisiert wurde und die die individuellen Profile in einem einfachen Abweichungsdiagramm dargestellt werden können. Details dazu auf den entsprechenden Seiten zur Auswertung des Verfahrens.
Der SIT wurde 2007 von der STIFTUNG WARENTEST neben anderen 23 Onlineverfahren zur Selbsteinschätzung (14 für Erwachsene und 9 für Jugendliche) unter die Lupe genommen und mit dem Testurteil "gut" bewertet! Details dazu unter http://www.weiterbildungstests.de/.
Theoretischer Hintergrund
Nach J. L. Holland (1970, 1973) gibt es in unserem Kulturkreis sechs grundlegende Persönlichkeitsorientierungen (in Klammern die Bezeichnungen nach Holland 1973): "realistische" (realistic), "intellektuelle" (investigative), "künstlerische" (artistic), "soziale" (social), "unternehmerische" (enterprising) und "konventionelle" (conventional) Interessen. Diese sechs grundlegenden Orientierungen können neben der Beschreibung bzw. Klassifikation von Tätigkeiten bzw. Aktivitäten auch für Situationen bzw. Umwelten verwendet werden, da letztere überwiegend durch die in ihnen handelnden Personen bzw. durch jene Verhaltensweisen, die in ihnen bevorzugt werden, geprägt sind.
- "Realistische" (R) Typen bevorzugen Tätigkeiten, die Kraft, Koordination und Handgeschicklichkeit erfordern und zu konkreten, sichtbaren Ergebnissen führen, insbesondere im mechanischen, technischen, landwirtschaftlichen Bereich. Im Umgang mit Materialien und Tieren, bei der systematischen Handhabung von Maschinen und Werkzeugen, und bei der Problemlösung konkreter Aufgaben fühlt er sich sicher, da er Fähigkeiten im technischen und auch landwirtschaftlichen Bereich besitzt. Andererseits vermeidet er soziale Aufgaben und die Kooperation mit Menschen, die andere Auffassungen haben. Da er ein traditionelles Wertesystem hat, bevorzugt er materielle Werte, wie Geld, Macht und Status. In der Berufsberatung erwartet der realistische Typus konkrete Ratschläge zur Lösung beruflicher Probleme und vermeidet es, seine Gefühle gegenüber dem Berater offenzulegen. Charakteristische Berufsbeispiele sind etwa der Landwirt, Schlosser oder Tischler, sowie auf einer höheren Ausbildungsebene der Maschinenbauer oder Bauingenieur.
- "Intellektuelle" (I) Typen bevorzugen Aktivitäten, bei denen die Bewältigung von Aufgaben oder Problemen durch Denken, systematische Beobachtung oder Forschung erforderlich ist. Sie weisen Fähigkeiten und Fertigkeiten vor allem im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich auf. Er geht analytisch, methodisch und genau vor. Gerne setzt er sich auseinander mit physischen, biologischen oder kulturellen Phänomenen. Besonders ausgeprägt sind seine Fähigkeiten im mathematischn unf naturwissenschaftlichen Bereich. Weniger wichtig sind für ihn soziale Kontakte; Führungsaufgaben oder repetitive Fertigkeiten lehnt er ab. Die Werthaltung dieses Typen ist eher auf Aktivitäten der Wissenschaft gerichtet. Berufliche Probleme löst der forschende Typ vorzugsweise selbständig und betrachtet den Berater eher als Helfer. Zuweilen weiß er sich jedoch von einem komplizierten Problem selbst gefangen. Mögliche Berufe wären der Radiotechniker oder der naturwissenschaftliche Forscher.
- "Künstlerische" (A) Typen bevorzugen offene, unstrukturierte Aktivitäten, die eine sprachliche oder künstlerische Selbstdarstellung oder die Schaffung kreativer Produkte ermöglichen, insbesondere im Bereich Sprache, Kunst Musik und Schauspiel. Seine künstlerische Selbstdarstellung und die Schaffung von kreativen Produkten verwirklicht er im Umgang mit Materialien, welche ihm dies ermöglichen. Sprachlich, musische Fähigkeiten oder solche im Bereich der Schriftstellerei und des Schauspiels hat er weit entfaltet, wohingegen er systematische, geordnete Tätigkeiten ablehnt. Erfahrungen und Herausforderungen im ästhetischen Bereich weiß er besonders zu schätzen. In einer Beratungssituation betont er stark seine Gefühle und bevorzugt unstrukturierte Ansätze. Künstlerische Typen wählen Berufe wie die des Goldschmiedes oder des Schriftstellers und Schauspielers.
- "Soziale" (S) Typen bevorzugen Tätigkeiten, bei denen sie sich mit anderen in Form von Unterricht, Lehren, Ausbilden, Versorgen oder Pflegen befassen können. Ihre Stärken liegen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen. Insbesondere im sozialen und erzieherischen Bereich verfügt er über spezielle Fähigkeiten. Da er andererseits wenig technische und wissenschaftliche Befähigungen besitzt, lehnt er den Umgang mit Werkzeugen oder systematisch geordnete Tätigkeiten ab. Gerade ethische und soziale Werte besitzen einen hohen Stellenwert für ihn. Der Berufsberater kann in einem Gespräch mit dem sozialen Typ auf große Mithilfe des Klienten rechnen; jedoch neigt der genannte Typ dazu, in der Beratung zu große Aktivität zu zeigen. Der Beruf der Krankenschwester oder des Barkeepers und auch therapeutische Berufe sind als für diesen Typus möglich zu identifizieren.
- "Unternehmerische" (E) Typen bevorzugen Tätigkeiten und Situationen, bei denen sie andere mit Hilfe der Sprache oder anderer Mittel beeinflussen, zu etwas bringen, führen, auch manipulieren können. Ihre Stärken bilden Führungs- und Überzeugungsqualität und er besitzt ein hohes Selbstvertrauen. Jedoch besteht bei ihm ein Mangel an wissenschaftlicher Begabung, so dass er beobachtende und symbolische Fähigkeiten vermeidet. Seine Werte sind eher traditionell ausgerichtet; daher schätzt er sozialen, politischen, ökonomischen Erfolg und gilt als leistungsorientiert. Sein Verhalten in der Beratung ist als selbstsicher zu bezeichnen, wobei er teilweise Probleme einer realistischen Einschätzung seiner Fähigkeiten hat. Berufsbeispiele sind der Vertreter und auf höherer Ebene der Manager.
- "Konventionelle" (C) Typen bevorzugen Tätigkeiten, bei denen der strukturierte regelhafte Umgang mit Daten im Vordergrund steht, insbesondere ordnend-verwaltende Tätigkeiten. Ihre Stärken liegen im Bereich rechnerischer und geschäftlicher Fähigkeiten, was impliziert, dass er offene, unstrukturierte , künstlerische Aufgaben ablehnt. Er betont traditionelle Tugenden im beruflichen und privaten Bereich. In Beratungssituationen verhält er sich wenig aktiv; es fällt ihm schwer, nach neuen Berufswegen zu suchen und er verlangt eindeutige Ratschläge. Der Buchhalter und der Jurist fallen als Beispiele unter die Rubrik des konventionellen Typs.
Ausführliche Informationen zum Modell von Holland finden sich auf Theorieseite zum Situativen Interessen Test (SIT).
Testaufbau
Der SIT berücksichtigt aufgrund seiner Konstruktion beide kategoriale Aspekte dieses Modells, also Situationen und Interessen. Im SIT werden sämtliche möglichen 15 Paare von Orientierungen gebildet und miteinander verglichen. Um den Einfluß der Situation zu eliminieren bzw. konstant zu halten, erfolgen im SIT Vergleiche jeweils zweimal: einmal in der Situation, die inhaltlich der ersten Orientierung emtspricht (in einer , ein zweites Mal in jener Situation, die eher der zweiten Orientierung entspricht. Dadurch finden im SIT die Interessenvergleiche in einer in bezug auf die sechs möglichen Umwelten balancierten Weise statt, indem alle gleich häufig berücksichtigt werden. Dieses komparative Konzept wurde schon im Freizeit-Interessen-Test (Stangl 1991) realiisert, wobei im Gegensatz zu diesem Verfahren eine weitere Differenzierung erfolgt, indem zwischen den beiden alternativen Tätigkeiten, die im Sinne von forced-choice eine vierstufige Präferenz durch Klick auf einen der vier radio-buttons ausgedrückt werden kann. Es kann dabei eine starke Bevorzugung durch einen Klick auf das Auswahlfeld ganz nahe bei einer dieser Tätigkeiten ausgedrückt werden … oder . Wenn keine der beiden Tätigkeiten weniger interessieren ist eine schwache Bevorzugung durch Auswahl von bzw. möglich.
Durchführung
Beim Einstieg in die Testseite wird mittels eines noscript-Bereiches geprüft, ob Javascript aktiviert ist. Falls das nicht der Fall ist, wird vor dem eigentlichen Test ein Hinweistext ausgegeben, der auf darauf hinweist, dass ohne diese Einstellung im Browser keine Testdurchführung möglich ist, und mittels einer Informationsseite über die richtigen Einstellungen bei den gängigsten Browsern informiert. Nach der standardisierten Instruktion auf der Testseite können die 30 Situationen mit jeweils zwei Tätigkeitspaaren nacheinander abgearbeitet werden. An demographischen Merkmalen werden Geschlecht, Alter und Land erhoben; daneben werden die derzeitige Berufstätigkeit und der Wunschberuf erhoben. Die Durchführungsdauer liegt zwischen 5 - 10 Minuten.
Auswertung
Durch einen Klick auf den Ergbebnisbutton werden mittels Javascript und PHP die Daten ausgewertet und in einem alert in Form der 6 prozentualen Ausprägungen der Neigungen ausgegeben. Details dazu auf der Auswertungsseite.
Mittels script bzw. alert wird auch die Ausgabe des Testergebnisses bei unvollständiger Eingabe verweigert.
Durch einen Klick auf einen weiteren Button kommt man zur Interpretationsseite, auf der durch ein session-cookie diese Prozentwerte weitergeleitet werden. Eine einfach formulierte Beschreibung der sechs Holland-Dimensionen bildet die Grundlage für die eigene Interpretation. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zu einem schriftlichen Feedback zum Test.
Hinweise zur Nutzung
Die Verwendung ist unter Einhaltung der im Wissenschaftsbetrieb üblichen Regeln gestattet - siehe dazu auch die Hinweise unter https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/COPYRIGHT/. Der Autor ersucht alle NutzerInnen, Erfahrungen oder etwaige Daten mitzuteilen, die in eine Überarbeitung einfließen könnten. Beim Einsatz des Verfahrens im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung an einer größeren Probandengruppe bitte ich um Nachricht bzw. Übermittlung der einschlägigen Kennzahlen, wobei diese im Kontext dieser Seiten veröffentlicht werden können.
Test - NEU: Interpretation - NEU: Profilerstellung - Theorie - Testforum - comments - Ergebnisse v1.0 - Revision v1.0->v2.0 - Ergebnisse v2.0
Literatur
Holland, John L. (1970). The self-directed search. Palo Alto, Calif.: Consulting Psychologists Press.
Holland, John L. (1973). Making vocational choices: A theory of careers. Englewood Cliffs, N.J.: Prentice-Hall.
Stangl, Werner (1991). Der Freizeit-Interessen-Test (FIT). Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, Heft 4, 231-244.
inhalt :::: kontakt :::: impressum :::: copyright :::: zitieren
navigation: