Brainstorming - Kriterien für die optimale Gruppenzusammensetzung
- Einfallsreichtum - der Ideator generiert schnell viele Ideen,
- bereichsspezifisches Wissen - der Modulator kann diese Ideenimpulse aufnehmen, weiter ausspinnen und konkretisieren,
- Aufgaben-Motivation - der Animator hat selbst eher weniger Ideen, kann aber zwischen den Ideengebern vermitteln und diese motivieren.
Diese drei Komponenten sind nämlich bei den wenigsten Menschen gleich stark ausgeprägt, sodass in Gruppen daher die einzelnen Gruppenmitglieder ihren individuellen Fähigkeiten gemäß spezifische Rollenfunktionen übernehmen sollten, wodurch alle Mitglieder arbeitsteilig in diesen drei Funktionen einen wirklich kreativen Gruppenprozess in Gang setzen können.
Literatur
Zysno, Peter V. & Bosse, Ari (2009). Was macht Gruppen kreativ? In E. H. Witte, C. H. Kahl (Hrsg.): Sozialpsychologie der Kreativität und Innovation. Lengerich/Berlin: Pabst.
Witte, Erich H. (Hrsg.) (2001). Leistungsverbesserungen in aufgabenorientierten Kleingruppen. Lengerich/Berlin: Pabst.
Probleme der Methode
Das Brainstorming ist sicherlich geeignet, ohne große Vorarbeiten einen schnellen Einstieg in komplexe Themen zu bekommen, wobei die dabei notwendige Kommunikation auch für die spätere Umsetzung der Lösungsvorschläge förderlich sein kann. Allerdings werden in manchen Fällen neue Ideen von kreativen Menschen schneller im Alleingang produziert werden können, wobei die Summe der Einzelergebnisse häufig besser ist als das Gruppenergebnis. Am günstigsten scheint es daher, wenn Gruppenmitglieder ihre Ideen schon vor der Sitzung individuell notieren und diese Informationen dann in der Gruppe austauschen bzw. sich erweitern.
Es gibt einige formale Probleme:
- Die Größe der Gruppe ist begrenzt, denn bei zu großen Gruppen werden die Intervalle zwischen den Beiträgen zu groß.
- Selbstdarstellungsrituale einzelner Teilnehmer sind schwer zu unterbinden, ohne die Betreffenden zu brüskieren.
- Wer von den Teilnehmern in der Lage ist, seine Vorstellungen besser und schneller zu formulieren, dem wird im Allgemeinen höhere Aufmerksamkeit zuteil, sodass es innerhalb einer Gruppe zu informeller Führerschaft kommen kann.
- Auch nonverbale Kritik ist vom Grundsatz her zu unterlassen. Wer hat jedoch seine Mimik und Gestik so im Griff? Und wenn sich nichts regt, ist dies förderlich für kreatives Denken?
Die Erfahrung lehrt, dass die zahlreichen negativen Befunde zur Effektivität der Beliebtheit des Gruppenbrainstorming keinen Abbruch tun, denn die überdauernde Popularität beruht darauf, dass dieses mehr Spaß macht als individuelles Brainstorming. Ausserdem haben die Teilnehmer den subjektiven Eindruck, in Gruppen produktiver zu sein als alleine, selbst wenn das Gegenteil der Fall nachweisbar ist (vgl. Stroebe & Nijstadt 2004).
Maria Pricken nennt auf seiner Webseite "No Brainstorming" elf seiner Menung nach gute Gründe, kein Brainstorming durchzuführen. Für ihn ist diese Methode "zwar nicht tot, doch für manche riecht es bereits ein wenig verdächtig. Mit gutem Grund, denn wie fast jeder schon erlebt hat, erzeugen Brainstormings häufig keine wirklich überzeugenden Ergebnisse". Er nennt dann elf Gründe, von denen einige ergänzend hier hervorgehoben werden sollen, da sie besonders in festgefahrenen institutionellen Strukturen kaum den erhofften Erfolg bringen:
- Weil die Teilnehmer mental den Schritt aus dem Tagesgeschäft nicht schaffen!
- Weil es selten gelingt, die Gruppenanpassung und die Political Correctness während des Meetings aufzubrechen.
- Weil die Teilnehmer nicht gelernt haben, in Chancen und Möglichkeiten zu denken, und stattdessen Profis im Aufspüren von Problemen und Hindernissen sind, die eine Idee bereits im Geburtsstadium vernichten.
- Weil man versucht, den Ideenfindungsprozess innerhalb der engen Strukturen des Unternehmens zu starten. Wenn es um wichtige oder revolutionäre Ideenansätze geht, ist dieser Versuch meist zum Scheitern verurteilt. Erfolgversprechender ist es, den Innovationsprozess mit einem externen Partner durchzuführen, der von den bestehenden Unternehmensstrukturen unberührt bleibt.
Siehe dazu ausführlicher Warum Brainstorming in Gruppen Kreativität vermindert
Kreativitätstechniken - Methoden der Ideenfindung
- Brainstorming
- Brainwriting
- Brainwalking
- Synectics - Spezialform des Brainstorming
- Mindmapping
- Clustering
- Die Osborn-Methode
- Die Umkehr-Methode
- Kuchen-Methode
- Die Morphologische Matrix
- Das Ideen-Formular
- Das 6-Hut-Denken nach Edward de Bono
- Die Walt-Disney-Methode
Literatur
Osborn, Alex F. (1953). Applied imagination. New York: Scribner.
Scholles, Frank (2000). Brainstorming.
WWW: http://www.laum.uni-hannover.de/ilr/lehre/Ptm/Ptm_KreaBrain.htm (00-05-09)
Stroebe, Wolfgang & Nijstadt, Bernard A. (2004). Warum Brainstorming in Gruppen Kreativität vermindert. Psychologishe Rundschau, 55, Heft 1, S. 2-10.
Pricken, M. (o.J.). No Brainstorming. 11 gute Gründe, kein Brainstorming durchzuführen!
WWW: http://www.mariopricken.com/de/services/opentrainings_nobrainstorming.cfm (10-02-02)
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