Schreibtechniken - die Praxis
Stil ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen.
Anselm Paul Johann Ritter von Feuerbach
In der ersten Phase bei der Erstellung eines Referats kommt es darauf an, sein Thema zu finden, d.h., die Kenntnisse zum Thema zu erforschen, die man schon hat, die Interessen zu erkunden, die einen mit einem Thema verbinden, die Umrisse zu erfahren, die das Thema für einen annehmen kann. Dabei gibt es eine Fülle von Einstiegstechniken zur Visualisierung von Gedanken:
Free-Writing, Mind Writing
Free-Writing ist der leichteste Weg, um Worte auf das Papier zu bringen. Es geht darum, eine bestimmte Zeit, ohne Halt einfach zu schreiben. Die einzige Bedingung ist, im Schreibprozess zu bleiben. Das Ziel des "Free-Writing" ist der Prozess, nicht das Produkt. Die Aufgaben des "Free-Writing" sind:
- Gedanken ordnen,
- Herstellung des Kontaktes mit einem Thema, über das man schreiben möchte, das einem aber nicht recht geheuer ist,
- Stärkung der Schreibkraft.
Kleine Texteinheiten rasch schreiben, wobei denjenigen, denen Schreiben am meisten Probleme bereitet, mit kurzen Einheiten beginnen sollten. Vor allem beginnt man mit jenen Abschnitten, die einem leicht fallen. Für die Überarbeitung sollte man sich Zeit nehmen, vor allem sollte eine Pause zwischen dem Schreiben und Überarbeiten liegen. Wenn dir der Text zum ersten Mal einigermaßen gefällt, dann hol dir die Rückmeldung von einem Kollegen.
Clustering
Unter der Clustermethode versteht man ein gelenktes freies Assoziieren: Zu einem Thema soll ein Kernwort gefunden werden und auf ein weißes Blatt Papier, direkt in die Mitte geschrieben und eingekreist werden. Alles, was einem zum Kernwort einfällt, wird auf das Papier geschrieben und ebenfalls eingekreist und nach Assoziationsketten mit dem Kernwort verbunden. Anschließend wird der erste Satz aufgeschrieben, der einem zum Cluster einfällt. So werden dann nach und nach die Worte des Clusters verwendet, um die nächsten Sätze zu schreiben. Im Detail ClusteringBrainstorming
Für die Durchführung dieser Methode soll eine Liste aller Einfälle angelegt werden, die einem zum Thema einfallen. Die Liste sollte in fünf bis zehn Minuten stehen, sie kann so umfangreich sein, wie es einem nötig erscheint. Die Liste soll dann nach folgenden Kriterien durchgegangen werden:
- Was überrascht mich? (Markierung der Überraschungen auf der Liste mit Ausrufezeichen)
- Wo gibt es zwischen verschiedenen Aussagen der Liste Zusammenhänge? (Markierung mit Pfeilen)
Je öfter man die Liste durchgeht, um so mehr Einfälle, Überraschungen und Zusammenhänge wird man entdecken. Das ist dann das Material, aus dem das Thema weiter bearbeitet werden kann.
Mindmapping
Das Mindmapping beginnt, wie das Clustering, mit einem leeren Blatt Papier, in dessen Mitte das Thema plaziert wird. Vom Kernwort gehen dann die Einfälle aus, die beim freien Mindmap nach Lust und Liebe um das Kernwort geordnet werden.
Beim systematischen Mindmap wird das Thema notiert und die Schwerpunkte des Themas werden dann um das Thema herumgeordnet.
Literatur:
Werder, Lutz von (1992).
Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten.
Berlin: Schibri-Verlag.
Werder, Lutz von (2000). Das kreative Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten und Referaten. Schibri-Verlag.
Disterer, Georg (1998). Studienarbeiten schreiben. Diplom-, Seminar- und
Hausarbeiten in den Wirtschaftswissenschaften. Berlin, Heidelberg:
Springer-Verlag.
Bei Mappingtechniken als Lehrstrategie steht die Präsentation von Wissen im Vordergrund, d.h., die Strukturen werden hier voLehrenden für ein bestimmtes Wissensgebiet ausgearbeitet und als Ergänzung zu gesprochenem oder geschriebenem Text verwendet, um den Lernenden komplexe Sachverhalte strukturiert zu vermitteln. Dabei sollte man die Pläne den Lernenden nicht als fertige Produkte präsentieren, sondern gemeinsam entwickelt und besprochen werden.
Mappingtechniken als Lern- und Denkstrategie geht es darum, dass Lernende zu einem Gegenstandsbereich selbst Maps erstellen. Die Ausarbeitung einer Map kann dabei dem Lernenden helfen, zu einem Unterrichtsthema vorhandene Wissensbestände (Vorstellungen, Ideen, Assoziationen) zu aktivieren und so aufzubereiten, dass sie z.B. vorgetragen, besprochen und dann auch weiter ergänzt werden können. Auch Texe können so selbständig erarbeitet werden. Dazu empfiehlt es sich, Texte absatzweise durchzugehen, alle Schlüsselwörter und die damit zusammenhängenden Informationen zu markieren und schließlich diese Informationen in ein Mind-Map festzuhalten.
Mappingtechniken zur Unterstützung von Partner- und Gruppenarbeiten werden dazu genutzt, die im Rahmen einer Diskussion behandelten Gesprächsinhalte graphisch darzustellen. Durch die Visualisierung entsteht ein gemeinsamer Problemraum, auf den die Gruppenmitglieder im Verlauf der Diskussion immer wieder Bezug nehmen können. Jeder Teilnehmer behält auf diese Weise stets einen Überblick über den gesamten bisherigen Gruppenprozess.
Man kann eine Mindmap auch in Form eines Spinnennetzes einsetzen, etwa wenn man alleine oder in einer Gruppe Informationen zu einer konkreten Frage, einem Sachverhalt oder einem Problem sammelt, der in die Mitte eines großen Blattes (mindestens DIN A3) geschrieben wird. Man sammelt nun Informationen und Wissen zu dieser Fragestellung und notiert diese in Kreisen um diesen Mittelpunkt, wobei man etwa in einer Gruppe andersfarbige Stifte benutzen kann, so dass die Einträge auch nachträglich den Personen zuzuordnen sind. In einer zweiten Runde wird den bereits gefundenen Informationen noch detaillierteres Wissen zugeordnet, also Informationen zweiter Ordnung, die ebenfalls in Kreisen notiert werden und durch Striche an die vorherigen Aussagen angebunden werden. Man kann auch noch weitere Runden je nach Thema einsetzen. Danach wird das so entstandene Spinnennetz mit jemand anderem - wenn man es allein erstellt hat - oder in der Gruppe diskutiert und alle Punkte werden auf ihre Relevanz hin überprüft, wobei überflüssige oder falsche Informationen gestrichen werden. Man kann nach diesem Prozess die übrig gebliebenen Informationen in einem neuen Spinnennetz festhalten. Wie bei der Mindmap können neben den beschrifteten Kreisen auch Zeichnungen oder Bilder die gesammelten Informationen verdeutlichen.
Verwandt der Mindmap-Technik ist das Assoziogramm. Das didaktische Grundprinzip eines Assozigramms - manchmal auch als Wortigel bezeichnet - stellt eine visualisierte Sammlung von Wörtern dar, die zu einem zentralen Begriff einfallen bzw. die man dazu systematisch sucht. Assoziogramme werden vorwiegend beim vorbereitenden Lernen verwendet, wobei man mit damit den Einstieg in ein Thema erleichtern kann, denn man sucht zunächst alles Wissen zusammen, das man zu einem Thema besitzt. Assoziogramme werden daher auch zum Sammeln von Aspekten oder Argumenten beim Einarbeiten in ein Thema verwendet und sind im Unterricht eine häufig verwendete Technik in der Hinführungsphase.
Quellen:
http://www.franz-boehm-schule.de/Mind_Mapping_anwendung.htm
Video zur Erstellung einer Mind Map
mit Cécile Fiban
Vorteile des Mind Mapping
Die Regeln des Mind Mapping
- Verwende unliniertes Papier. Das Blatt sollte mindestens das Format A4 haben.
- Lege das Papier quer, um seitlich genügend Platz zu haben.
- Beginne in der Mitte des Blattes.
- Zeichne ein Bild, um das zentrale Thema der Mind Map darzustellen. Verwende dabei mindestens drei Farben.
- Denke über die Hauptthemen (entsprechend Kapitelüberschriften) nach. Schreibe diese Themen mit einem Wort in Blockschrift auf einen Hauptast. Hauptäste sind Äste, die mit dem Mittelpunkt verbunden sind und zum Mittelpunkt hin dicker werden.
- Füge weitere Hauptäste hinzu und beschrifte sie mit weiteren Hauptthemen.
- Füge eine zweite Gedankenebene in Form von Zweigen hinzu. Zweige sind mit den Hauptästen verbunden und dünner gezeichnet als die Hauptäste.
- Füge – je nachdem, wie sich die Ideen entwickeln – dritte und vierte Gedankenebenen hinzu.
- Verwende bei der Gestaltung der Mind Map Schlüsselworte, Pfeile und Codes. Wenn Bilder verwendet werden, versuche, sie dreidimensional zu zeichnen.
- Rahme einzelne Hauptäste und deren Verzweigungen ein. Verwende dazu verschiedene Farben und Stilarten.
- Gestalte jede Mind Map ein wenig schöner, phantasievoller und farbiger als die vorhergehende.
- Versuche, dabei Spaß zu haben!
Manchmal wird es sinnvoll erscheinen, ein Mind Map abseits dieser Regeln zu gestalten. Wichtig ist immer der Spaß, denn die Arbeit an der Mind Map liefert denn die ist verantwortlich für die Motivation, bei der Sache zu bleiben und neue Variationen und Gestaltungsmöglichkeiten auszuprobieren.
Eine andere Möglichkeit sind
Sketchnotes
also visuell aufbereitete Inhalte, die eine Mischung aus Text, Symbolen und Strukturen darstellen. Sketchnoting ist eine schnelle und effektive Methode um Inhalte zu visualisieren, die dabei helfen, Inhalte besser zu verstehen und zusätzlich die Kreativität fördern. Zentral ist dabei das Zusammenspiel aus Texten und Bildern, was dazu führt, dass Inhalte schneller wahrgenommen werden und besser im Gedächtnis bleiben.
Sketchnotes funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie Mindmaps und
basieren wie dieses darauf, dass rund achtzig Prozent dessen, was
Menschen von ihrer Umgebung erkennen und abspeichern, von ihren Augen
geliefert wird. Unter den Sinnen des Menschen ist die optische
Wahrnehmung eindeutig die dominierende, die auf Bilder wesentlich
stärker reagiert als auf Wörter. Anschauliches berührt Menschen stets
intensiver als Geschriebenes, erzeugt tiefere Emotionen und bleibt
deshalb auch länger im Gedächtnis haften. Das Entwickeln von Sketchnotes
ist keine Kunst, sondern ein Handwerk, bei dem man sich eine Sammlung
von Formen und Symbolen anlegen sollte, mit denen sich verschiedenste
Skizzen erstellen lassen, ähnlich wie man Buchstaben zu Wörtern
aneinanderfügt. Als Basis dienen Grundformen wie Punkte, Kreise, Linien,
Wellen, Drei- und Vierecke, die man beliebig drehen, verzerren und
kombinieren kann. Das genügt, um die wichtigsten Elemente von solchen
Skizzen zu entwickeln, Symbole für Inhalte oder Personen, Sprechblasen
und Pfeile für Kernaussagen und Zusammenhänge. Ergänzt wird eine solche
Zeichen-Galerie etwa durch die Nutzung verschiedener Schriftarten. Noch
besser kann man sich aber an Inhalte erinnern, die per Bild und Wort
vermittelt werden, denn sie werden in zwei unterschiedlichen Arealen des
Gehirns abgespeichert (Stangl, 2018).
Literatur
Stangl, W. (2018). Sketchnotes – lerntipp.net. Werner Stangls Texte zum Lernen.
WWW: https://news.lerntipp.net/sketchnotes/ (18-01-09)
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