Moderationstechniken
Die Materialien
Die Pinwand
- Die Arbeit des Moderators findet an der Pinwand statt: Sie dient der Visualisierung der besprochenen Inhalte.
- Pinwände sind in ihrer Größe standardisiert, jedoch gibt es zwei grundsätzliche Ausführungen: zerlegbare und nicht-zerlegbare Wände. Für eine typische Moderation werden in der Regel drei Pinwände benötigt, die so zueinander angeordnet werden, daß ein unvollständiger Halbkreis entsteht.
- Wichtig ist noch die Erwähnung, daß vor dem Transport der Wände alle Nadeln unbedingt zu entfernen sind, um eine Beschädigung der Wände zu vermeiden.
Das Packpapier
- Das Packpapier dient zur Bespannung der Pinwand. Es ist grundsätzlich niemals ohne Packpapierbespannung zu arbeiten, da sonst eine versehentliche Beschriftung der Pinwände möglich ist.
- Das Packpapier ist die Arbeitsgrundlage. Es hat zwei Seiten: eine glänzende und eine matte Seite. Aus Dokumentationsgründen ist grundsätzlich die matte Seite als Vorderseite zu verwenden.
- Das Packpapier wird auf folgende Art auf die Pinwand gespannt: Zur oberen Kante der Pinwand sind 2 bis 3 cm Freiraum zu lassen, in dem die notwendigen Pinnadeln ihren Platz finden. Das Packpapier ist mit insgesamt 5 Nadeln zu befestigen: 3 an der Oberkante und 2 an der Unterkante.
- Als Standardaufbau auf dem Packpapier ist wie folgt vorzugehen:
- Oben links Thesenpapier mit der Arbeitsaufgabe, unten rechts-diagonal ein Thesenpapier, wenn eine Gewichtung vorgenommen wird (Punktabfrage). Ebenfalls unten rechts ein kleiner Kuller für die Seitenzahl. Der Rest der Wand steht zur freien Verwendung.
- Zur abschließenden Dokumentation ist das Packpapier von der Pinwand herunterzunehmen, indem zuerst die beiden unteren Nadeln herausgezogen werden, dann die linke obere Nadel, anschließend die Mittelnadel und die rechte obere Nadel. Auf diese Art kann das Packpapier ohne Probleme mit einer Hand gehalten werden.
- Das beschriftete und beklebte Packpapier ist mit dem Gesicht nach unten auf ein leeres Packpapier zu legen, so ist mit allen beschrifteten Packpapieren zu verfahren. Am Ende sind die Packpapiere einzurollen. Zum Verkleben der Rolle wird ein (beschriftetes) Thesenpapier um die Packpapierrolle gewickelt und mit Prittstift zusammengeklebt.
Die Thesenkarte
Die Thesenkarte dient
- zur Benennung der Arbeitsfrage bzw. des Arbeitsschrittes
- zur Benennung einer Punktabfrage
Die Kommentarkarte
Die Kommentarkarte ist das Hauptarbeitsinstrument in einer Moderation: Auf ihr werden alle Diskussionsbeiträge und Inhalte vermerkt. Wichtig ist, immer die gleichen Farben von Karten für die gleichen Schritte einzusetzen. Insgesamt sind helle Karten zu bevorzugen, weil diese bei der Dokumentation besser kontrastiert.
Beim Klumpen sind die Thesenkarten zusammenzuhängen, die inhaltlich eine Verbindung aufweisen. Abgeschlossene Themenbereiche werden mit einem fetten Markierstift umrahmt.
Der kleine Kuller dient ausschließlich der Markierung von Seitenzahlen (unten rechts auf der Wand).
Der mittlere Kuller
Der mittlere Kuller dient als Überschriftenkarte für die zusammengestellten Klumpen. Dabei sind Klumpen, die aus Einzelkarten bestehen, nur durch einen leeren Kuller zu markieren, Klumpen mit mehreren Karten sind durch eine Überschrift zu benennen. Diese Überschrift sollte zur gestellten Aufgabe bzw. Frage passen.
Die Wolke
Die Wolke dient lediglich für die Deckseite der Dokumentation und beinhaltet das Thema der Moderation.
Der Schreibstift
Der Pinwand-Marker Nr. 1 als Hauptschreibstift ist das Schreibinstrument aller TeilnehmerInnen. Es ist darauf zu achten, daß die benutzten Schreibstifte alle die gleichen Farben haben sowie gefüllt sind.
Der Markierstift
Markierstifte sind das Handwerkszeug des Moderators. Sie dienen der Umrahmung der Klumpen. Ansonsten werden alle Texte vom Moderator mit dem Schreibstift geschrieben.
Die Nadeln
Für die Moderation benötigt man in der Regel etwa 100 Nadeln. Vorsichtshalber sollte man jedoch etwa 400 bis 500 Nadeln im Koffer haben.
Nach der Moderation ist darauf zu achten, daß die Nadeln aus den Pinwänden herausgenommen und wieder in den Koffer gebracht werden. Vor Antritt der Moderation sollte unbedingt darauf geachtet werden, daß eine ausreichende Anzahl von Nadeln (siehe oben) vorhanden ist.
Der Prittstift
Der Prittstift dient der Dokumentation. Man muß für eine Pinwand ca. _ dicken Prittstift rechnen, so daß immer eine ausreichende Anzahl von Prittstiften (mindestens 5) im Koffer sein sollten.
Das Oval
Das Oval dient als Kommentierungskarte. Wird eine Moderationskarte näher erläutert, so ist diese Erläuterung auf das Oval zu schreiben und dieses Oval an die Moderationskarte zu pinnen.
Siehe dazu auch
Die Metaplantechnik
Allgemeine Steuerungsmittel in der Moderation
Da der Moderator die Leitung der Moderation hat, sollte er sich in jedem Fall um die Steuerung der Gruppe bemühen. Man unterscheidet zwei Formen von Steuerungsmitteln: die verbalen und die non-verbalen. Die verbalen Steuerungsmittel werden grundsätzlich von non-verbalen Steuerungsmitteln (Mimik, Gestik, Tonfall) unterstützt. Allerdings sollte der Einsatz von non-verbalen Steuerungsmitteln zum eigenen Typ passen und nicht gekünstelt wirken! Als wichtigste verbale Steuerungsmittel sind zu nennen:
Fragen stellen
"Wer fragt, der führt" bedeutet in der Praxis, dass der Moderator durch gezielte Fragen die Gruppe in eine ganz bestimmte Themenrichtung lenken kann. Dies bedeutet allerdings auch, daß die TeilnehmerInnen durch gezielte Fragen den Moderator in jede Richtung lenken können. Wenn sich zwischen Personen Frage-Antwort-Spiele entwickeln, so hat der Moderator spätestens nach der dritten Rede-Gegenrede zwischen die Diskutanten zu gehen (bildlich gesprochen) und durch Fragen diese Diskussion zu steuern. Fragen sind präzise zu stellen, man sollte niemals Doppelfragen stellen. Unterstützt werden kann eine Frage mit einer gestischen und mimischen Aufforderungsgeste (Hand nach vorne, Augenbrauen hochziehen etc.).
Siehe dazu auch Fragetechniken
Das aktive Zuhören
Das aktive Zuhören als stärkstes Steuerungsmittel bedeutet das Spiegeln des von den TeilnehmerInnen gebrachten Inhaltes. Dabei kann der Inhalt vollständig gespiegelt werden, es sind allerdings auch Tendenzen und Interpretationen möglich. Aktives Zuhören ermöglicht die Lenkung in fast jede Richtung.
Zusammenfassungen/Fazitieren
Immer dann, wenn TeilnehmerInnen zu wichtigen Zwischenschritten und Zwischenergebnissen gelangt sind bzw. wenn Arbeitsschritte abgeschlossen sind, sollte der Moderator ein Fazit ziehen. Dies erhöht vor allem die Merkfähigkeit der TeilnehmerInnen, macht aber auch ein Voranschreiten in der Moderation deutlich und hat somit auch motivierenden Charakter. Wichtig ist, daß der Moderator ständige Präsenz in seiner Steuerung zeigt. Da dies eine hohe konzentrative Belastbarkeit darstellt, ist auch für den Moderator nach etwa 45 Minuten eine kleine Pause nötig. Auch hier gilt der alte Leitsatz: "Nur Übung macht den Meister".
Und danach?
Mit dem Feedback-Gespräch endet für uns die Aufgabe des Moderators. Es kommt vor, daß der Moderator aufgefordert wird: "Können Sie nicht die Ergebnisse zusammenstellen und ein Protokoll anfertigen?" Oder er wird gebeten, dafür zu sorgen, daß der Nachfolgetermin zustande kommt. Die Entscheidung, dies zu übernehmen, liegt beim jeweiligen Moderator, wir halten dies jedoch für den Versuch, Verantwortung dorthin zu delegieren, wo sie nicht hingehört. Etwas anderes ist ein Folgeauftrag. So kann er gebeten werden, ein Follow-up-Gespräch zu begleiten, auch ein persönliches Coaching des Vorgesetzten kann sich anschließen. Für uns ist dies allerdings bereits ein neuer Vertrag, bei dem der Moderator die gewünschten Aufgaben selbst übernehmen kann oder einen geeigneten Coach vermittelt.
Unangenehme Situationen in der Moderation
Immer wieder kann man als Moderator in unangenehme Situationen geraten. Das wichtigste in solchen Situationen ist, daß man sich selbst sagt, daß man diese Situation schon bestehen werde.
Im Laufe der Zeit wird jeder Moderator Strategien entwickeln, um auch in unangenehmen Situationen zu bestehen. Daher ist jede Schwierigkeit auch als Lernfeld zu sehen. Aufgabe der Moderation ist es, konstruktive und besonders auch nichtorganisierte Teilnehmer im Angesicht unkooperativen und zerstörerischen Verhaltens Einzelner zu schützen. Ohne diese Betreuung herrschen die "Platzhirsche", es pflanzen sich Lagermentalitäten fort und der Prozeß leidet.
Hier können folgende "Gegengifte" helfen:
- Betonen, daß der Prozeß für alle Interessierte offen ist.
- Regeln zum höflichen Umgang miteinander (Einhaltung von Redelisten, sich ausreden lassen etc.) vereinbaren und einfordern.
- Bei einer Konfliktanalyse gilt in erster Linie: "Was sagt die Gruppe dazu?" Niemals der Gruppe bei der Beurteilung der Gruppensituation vorgreifen. Vertrauen in die Gruppe haben. Die anderen Teilnehmer haben sicherlich auch eine Meinung zur Störung, und ihre Meinung zählt viel mehr als die der Moderation. Sollte allerdings kein Kommentar kommen (vor allem bei neuen Gruppen), ist es die Verantwortung der Moderation, die Störung von sich aus zu thematisieren.
- Die "Störer" nach ihrer konkreten Beschwerde oder Kritik fragen: "Haben Sie eine Anmerkung zum Ablauf oder zum Vorgehen?" Wenn keine konkrete Antwort kommt: "Sind Sie damit einverstanden, daß wir so weiter vorgehen?" Bei Äußerung der Kritik versuchen, gemeinsam die Beschwerde sachlich anzugehen und die Kreativität des Kritikgebers zu Lösungen zu fördern: "OK. Wie würden Sie vorschlagen, daß wir weitermachen sollen?" Es gilt immer, die Gruppe um Unterstützung zu bitten.
- Bei persönlicher Kritik oder ausführlichen und grundsätzlichen Bemerkungen eine Pause einräumen und ein bilaterales Gespräch mit dem Kritikgeber führen. Ihn/Sie nach seiner/ihrer Teilnahmemotivation und Zielsetzung befragen. Oftmals reicht dem Kritikgeber die Möglichkeit, seinen/ihren Frust zu äußern, um eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen. Andernfalls muß sich die Moderation auf die klare Zustimmung der restlichen Gruppe für das gewählte Vorgehen beziehen und denjenigen/diejenige vor die Wahl der Zusammenarbeit stellen.
- Wenn trotz aller Bemühungen die Kritikgeber demonstrativ den Saal verlassen, müssen Sie diese gehen lassen. Die Gruppe sollte aufgefordert werden, ihre Meinung zum Ausstieg zu geben, die den Kritikgebern anschließend mitgeteilt wird. Nicht versuchen, den demonstrativen Ausstieg zu verhindern.
- Ein Massenausstieg kann für den Prozeß bedeuten, daß vielleicht das Thema nicht relevant genug ist. Andernfalls hat er vielleicht mit externen Faktoren zu tun. Diese Faktoren (zum Beispiel Konflikt mit der Politik, Zweifel an der Neutralität der Moderation, Frust mit langwierigen Diskussionen, akute Magen-Darm-Grippe) mit Hilfe der noch Anwesenden thematisieren, transparent machen, analysieren und gegebenenfalls in Einzelgesprächen (mit den Kritikgebern, der Politik, dem Auftraggeber) versuchen zu klären. Die Konsequenzen für das weitere Vorgehen mit der Gruppe klären und festhalten.
Zum Abschluß noch ein Tip: Lassen Sie sich niemals verrückt machen von irgendwelchen Aktionen der TeilnehmerInnen, sondern beobachten Sie genau und überlegen Sie dann in Ruhe, welche notwendigen Schritte Sie einleiten. Seien Sie ganz bei der Sache und versuchen Sie niemals, darüber nachzudenken, was als nächstes passieren könnte. Es ist besser, das gegenwärtige richtig zu machen, als sich auf die Zukunft vorzubereiten!
Quelle:
Moderationsschulung "Prozeßmanager der Lokalen Agenda 21 Baden-Württemberg" Arbeitsmaterialien.
WWW: http://www.lfu.baden-wuerttemberg.de
Konversationsanalyse
Sie moderieren einen Gruppenprozess und bemerken, dass es hier keineswegs nur um die Sache geht. Zwischen den Teilnehmern gibt es Spannungen, die sich in der Art, wie sie miteinander reden, ausdrückt. Die Konversationsanalyse hilft zu erkennen, stark die Konflikte sind und ob eine Moderation überhaupt noch die Methode der Wahl ist oder ob nicht eine Mediation angebracht wäre. Folgende Konversationselemente lassen sich unterscheiden:
- "Ja, du hast Recht …" Wenn die Atmosphäre von Nachgiebigkeit geprägt ist, sind Konflikte mehr als vorübergehende Episode zu betrachten.
- "Ich persönlich …" Dies nennt man Achtungskommunikation, die angezeigt wird durch sogenannte Disclaimer. Einschübe wie "Ich denke … " oder "Ich persönlich …" zeigen, dass es Meinungsunterschiede gibt, die aber noch die Sachebene betreffen.
- "Immer, völlig, total …" Wenn das Stilmittel der Konstrastmaximierung gehäuft auftritt, hat die Phase der Anschuldigungskommunikation begonnen. Die Teilnehmer werten ihr eigenes Verhalten auf bzw. verharmlosen es, während sie das des anderen übertreiben bzw. abwerten mit Worten wie "sehr", "extrem", "immer" …
- "Wenn, dann …" Wenn verbale Drohungen ausgesprochen werden, ist die Phase des Machtkonflikts eingetreten, hier kann eine Moderation nichts mehr ausrichten.
Sturm, Robert (2004). In Krisen richtig beraten, managerSeminare, 5, 30f.
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