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Moderationspraxis - Praktische Methoden

 

Vorstellungsrunden

spielen bei Seminaren, Workshops u.ä. eine wichtige Rolle, helfen sie doch, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Unsicherheit, Fremdheit und Scheu können dadurch abgebaut und die Kommunikation untereinander erleichtert werden. Spielerisch ablaufende Vorstellungsrunden sind aber nicht nur Motivationstricks, um gerade in der Anfangsphase den Lehr- bzw. Lernprozess zu verbessern, die jeweiligen Ergebnisse solcher Runden sollten auch in den weiteren Verlauf der Veranstaltung integriert werden.

Die "Partner-Vorstellungs-Runde"

hebt die herkömmliche Form der Vorstellung, bei der jeder Teilnehmer sich selbst vorstellt, auf und ersetzt sie durch ein kommunikatives Vorgehen. Es geht darum, einen Teilnehmer dem Forum vorzustellen und auf seine Person einzugehen. Dazu bilden die Teilnehmer Paare (auch dafür gibt es verschiedene Methoden), lernen sich im Partnergespräch kennen (Name, Beruf, Kinder, Hobby,...) und stellen den Partner anschließend im Plenum vor.

Eine andere Methode der Vorstellungsrunde ist die Erarbeitung einer sogenannten "Kennenlern-Matrix". Wegen des geringeren Zeitaufwandes eignet sie sich besonders für kürzere Treffen. Die Moderatoren stellen noch vor dem eigentlichen Beginn des Treffens eine bereits vorbereitete Pinwand mit einem Papierbogen auf, bei der die im Interesse stehenden Spaltenüberschriften bereits vorbereitet sind. Auch eine Spalte, die den emotionalen/persönlichen Bereich der Teilnehmer anspricht, sollte in die Tabelle integriert sein, um deutlich zu machen, daß nicht nur reine Inhalte, sondern auch die Teilnehmer als Menschen von Bedeutung sind. Vor dem Beginn des Treffens tragen sich Teilnehmer und Moderatoren in diese Matrix ein. Der Nachteil dieser Methode ist, daß die Teilnehmer weniger miteinander ins Gespräch kommen als beispielsweise bei der "Partner-Vorstellungs-Runde".

Vorstellen anhand eines Gegenstandes

Bei dieser Methode wählen die Teilnehmer einen Gegenstand oder ein Bild aus, das sie mit dem zu behandelnden Thema verbinden, und stellen sich anhand dieses Objektes den anderen Teilnehmern vor.

Warm-up-Übungen

verfolgen einen ähnlichen Zweck wie Vorstellungsrunden. Neben körperlichen Lockerungsübungen gibt es eine Reihe von geistigen Aufwärmübungen, die oft vom ernsteren Thema der Teilnehmerrunde losgelöst sind, sich z.B. als Einstieg und Vorlauf einer Phantasiephase eignen und den erlahmten Gedankenfluß wieder in Schwung bringen. Es lassen sich rational-analytische und emotional-intuitive Übungen unterscheiden, die abhängig von der Qualitätsstruktur des zugrunde liegenden Problems fallspezifisch für die Phanstasiephase eingesetzt werden können.

Ein Beispiel für rational-analytische Übungen ist das Suchen nach gemeinsamen Eigenschaften von Gegenständen (z. B. "Ein Teller ist weiß und rund - was ist noch alles weiß und rund?") oder nach deren verschiedenartige "Nutzungsformen (zum Beispiel "Welche Verwendungsmöglichkeiten gibt es alles für einen Kaugummi?").

Ein beliebtes Beispiel für emotional-intuitive Übungen ist das Geschichten-Erfinden, bei dem der Moderator eine Geschichte oder ein Märchen beginnt, nach wenigen Sätzen abbricht und den nächsten Teilnehmer zum Weitererzählen auffordert, der dann wiederum nach kurzer Zeit an seinen Nachbarn übergibt.

Auch geeignet zum Anwärmen der Teilnehmer sind Einpunktabfragen (z.B."Wie fühlen Sie sich heute morgen?") oder "Graffitis", d.h. Plakate, auf denen ein angefangener Satz steht (zum Beispiel "Am schönsten wäre es, wenn hier...."), den die Teilnehmer ergänzen können. Insgesamt sollen Teilnehmer und Moderatoren aktiviert und die Erwartungen der Teilnehmer thematisiert werden.

 

Fragen stellen

Fragen stellen ist eine der wesentlichen und wichtigsten Aufgaben des Moderators in der Moderation. Oft kann die Art, wie eine Frage gestellt wird, den Unterschied zwischen Manipulation und Hilfe zur Selbsthilfe für die Gruppe bedeuten. Fragen ermöglichen es, alle Teilnehmer einzubeziehen, das Wissen der Gruppenmitglieder offenzulegen, Arbeitsschritte zu koordinieren und Stimmungen transparent zu machen.

Wichtig ist eine genaue Zieldefinition der Frage. Das betrifft den Zweck der Frage in der konkreten Moderationssituation und für die gesamte Veranstaltung. Eine einmal visualisierte Frage kann kaum mehr mündlich berichtigt werden. Ein anderer Grundsatz ist, daß Fragen niemals Handlungsspielräume vortäuschen dürfen, die nicht bestehen. Wenn etwa ein Moderator mit einer Kartenabfrage die Erwartungen über den Ablauf eines Seminars abfragt und anschließend erklärt, daß sich dies mit seinem Konzept, an welches er sich zu halten gedenke, leider nicht übereinstimme.

Schlechte Fragen sind uninteressante und zu leichte Fragen sowie Fragen, die zu keinem sinnvollen Ergebnis führen (beispielsweise unklare Zielsetzung). Manipulative und Suggestivfragen sind zu vermeiden.

Gute Fragen sind verständlich, kurz, klar und exakt formuliert, sind offen und engen den Spielraum möglicher Antworten nicht ein. Nicht zuletzt sind gute Fragen interessante Fragen, die das Wissen der Befragten aktivieren und die Neugier auf Antworten wecken.

Abschließend ein Überblick über verschiedene Arten von Fragen und deren Verwendungsmöglichkeiten in einer Moderation:

Priorisierung

Gruppenentscheidungen können weder auf demokratischen Mehrheiten noch auf top-down-Vorgaben basieren. Vielmehr sind sie das Ergebnis der Zusammenführung verschiedener Wünsche und Kooperationen und spiegeln den Konsens der Gruppe wider. Das Gewichtungsverfahren ermöglicht die gleichberechtigte Bewertung von mehreren Möglichkeiten, wie z. B. Themen, Projektideen, Vorhaben oder Vorgehensweisen. Eine vorangegangene Diskussion versetzt jeden Teilnehmer in die Lage, sich persönlich zu entscheiden. Dabei wird nicht gesprochen. Die Gewichtung eignet sich sowohl für Dringlichkeits- als auch für Wichtigkeitsbewertungen.

Der Themenspeicher wird im Plenum noch mal kurz präsentiert. Rechts neben den Themen/Ideen befindet sich Raum auf der Tafel für die Gewichtung. Die Teilnehmer erhalten gleichfarbige Klebepunkte in der halben Anzahl der Themen/Ideen (bei unebenen Zahlen aufgerundet). Das Moderationsteam stellt eine gut und klar formulierte Frage zur Bewertung, die wiederum visualisiert wird. Die Folgen der Priorisierung (Themen für Kleingruppen, Auswahl eines Logos, etc.) müssen von allen Teilnehmern akzeptiert sein. Die Teilnehmer benötigen Zeit, um ihre Entscheidung zu treffen. Das Moderationsteam darf weder drängeln noch gespannt zuschauen oder gar Vorschläge machen, sondern wartet, bis alle Punkte geklebt wurden und die Teilnehmer sich wieder gesetzt haben. Immer noch lautlos zählt der Moderator/die Moderatorin die Punkte zusammen und schreibt gleich die Zahl in das entsprechende Feld.

Die Kartenabfrage ist eine Teilmethode der Pinwandtechnik und eignet sich zum Sammeln von Informationen, möglichen Erklärungen, Problemlösungen und kreativen Ideen. Die Kartenabfrage aktiviert die Teilnehmer und stellt Transparenz her. Sie ermöglicht allen Teilnehmern gleichzeitig eine schriftliche Form der Äußerung, bei der keine Beiträge verloren gehen. Rhetorisch geschickte oder bestimmende Teilnehmer können weniger dominieren, da in erster Linie mit sachlichen Äußerungen an der Moderationswand und weniger mit den sich äußernden Personen gearbeitet wird. Den Gruppenmitgliedern werden mehrere Karten ausgehändigt und das Thema oder die Problemstellung vom Moderator knapp und als offene Frage an der Pinwand notiert. Nun haben die Teilnehmer ca. 5 Minuten Zeit, die 3 bis 5 für sie wichtigsten Problemaspekte auf den Karten zu notieren. Dann sammelt der Moderator alle Karten ein (ggf. können sie vermischt werden). Leere Karten sollten den Teilnehmern weiterhin zur Verfügung stehen, so daß sie auch während des Prozeßes Ideen notieren können.

Beim Ideen-Delphi bestimmt eine Gruppe von sechs bis acht Mitgliedern eine "Zentrale" mit zwei Personen, die die schriftlichen Vorschläge auf kleinen Kärtchen zu einer Idee sammelt und auswertet, systematisiert und die Kärtchen dann auf ein A4-Blatt klebt. Dieses wird kopiert und in einer zweiten Runde allen Gruppenmitgliedern zur Bewertung vorgelegt. Man kann nun pro Vorschlag 0 bis 3 Punkte vergeben. Die Zentrale reiht die Ergebnisse (A4-Blatt oder Plakat) und die besten Vorschläge werden weiterbearbeitet.

Die anonyme Kartenabfrage ist die am weitesten verbreitete Methode. Die Karten werden vom Moderator vorgelesen und an der Pinwand befestigt, wobei inhaltlich ähnliche Beiträge zu Gruppen (Themencluster) zusammengefaßt und anschließend mit einer Überschrift versehen werden. Über die Gruppenzuordnung entscheiden die Teilnehmer, der Moderator sollte sich nicht einmischen. Nach dieser vorläufigen Strukturierung werden die verschiedenen Gruppen nochmals geprüft und eventuell um weitere Aspekte ergänzt. Wenn die Moderationsteilnehmer der Meinung sind, daß die Problemsammlung vollständig ist, kann in eine offene Diskussion über Art und Umfang des zu lösenden Problems übergegangen werden, wobei die Gruppen nach Dringlichkeit der Bearbeitung sortiert werden. Dies kann geschehen, indem jeder Teilnehmer 2 oder 3 Klebepunkte bekommt und diese für die ihm am wichtigsten erscheinenden Probleme vergibt. Abschließend sollte das Ergebnis schriftlich (neu) dargestellt werden.

Da die Teilnehmer sich intensiv mit dieser Methode der Themensammlung beschäftigen und sie auch einüben, folgen hier weitere Hinweise zur Kartenabfrage:

Ideen/Themen sammeln

Material

Dynamik

Überschriften

Diskussion

Ein vorbereiteter Themenspeicher kann eine Übersicht über die Themenüberschriften schaffen, die die Gruppe bei der Diskussion ihrer gesammelten Ideen gebildet hat. In dieser Phase der Konkretisierung möglicher thematischer Handlungsfelder können die Teilnehmer weitere Zusammenhänge zwischen den Themen finden und gebündelte Themenbereiche bilden. Der Themenspeicher ist unabdingbar, wenn die Ergebnisse mehrerer Gruppen zusammengeführt werden.

Diese Themenbereiche lassen sich in einem nächsten Schritt nach Dringlichkeit oder Wichtigkeit priorisieren. Anschließend können sich die Teilnehmer einem Themenbereich zuordnen. Sämtliche Themenüberschriften aller beteiligten Gruppen kopiert das Moderationsteam (z. B. während einer Pause) auf Kärtchen. Da die gemeinsam gewählten Überschriften oft sehr dynamischen Charakter haben, empfiehlt es sich bei der Zusammenführung mehrerer parallel arbeitenden Gruppen, daß Gruppensprecher die vorangegangene Diskussion im Plenum kurz vorstellen. Die Themenüberschriften werden mit der Gruppe ggf. zu weiteren Clustern zusammengelegt. Das Ergebnis reflektiert so die wichtigen Themenfelder der Gruppe.

Grundregeln

Brainstorming ist ein Verfahren, um Ideen zu finden und Probleme zu lösen. Die Vorteile sind, daß das Wissen mehrerer Personen gebündelt wird, unnötige Diskussionen vermieden werden und die Lösungsvielfalt durch Variation erweitert wird. Ein Nachteil ist, daß sich "extrovertierte" Teilnehmer gegenüber "schüchternen" durchsetzen und die Runde dominieren können. Zur optimalen Durchführung werden 5 bis 7 Personen in einer möglichst heterogenen Zusammensetzung benötigt. Der Moderator sammelt Stichpunkte, die von den Teilnehmern zugerufen werden.

Grundregeln

Die Effizienz einer Gruppe kann gesteigert werdeb, wenn jeder die Idee eines anderen aufgreift und weiterentwickelt. Auf dieser Basis der Vertiefung bereits entwickelter Ideen funktioniert auch die 6-3-5- Methode. Die 6-3-5- Methode ist im Grunde genommen ein schriftliches Brainstorming - war daher auch als Brainwriting bezeichnet. 6 Personen schreiben in 5 Minuten je 3 Ideen zur Lösung eines Problems auf. Dieser Ablauf wird insgesamt sechsmal wiederholt. Jeder Teilnehmer erhält ein Blatt, das in 6x3-Kästchen aufgeteilt ist. Nach 5 Minuten und der Niederschrift von 3 Ideen wird das Blatt im Uhrzeigersinn weitergereicht, so daß jeder Teilnehmer, wenn alle Blätter einmal die Runde gemacht haben, maximal 18 Ideen notiert hat. Insgesamt hat das Plenum nun in 30 Minuten 108 Ideen produziert. Um diese Methode anwenden zu können, wird ein sehr genau definiertes Problem benötigt. Das bedeutet, daß die Analysephase bereits abgeschlossen sein muß. Vorteile der Methode sind, daß sie theoretisch auch brieflich oder telefonisch durchgeführt werden kann und daß sich Spannungen in der Gruppe nicht auf den kreativen Prozeß auswirken. Die Nachteile sind in der zurückgehenden Spontanität und geringeren Originalität zu sehen.

Das "Rundwünschen" ähnelt der 6-3-5-Methode, ist allerdings nicht ganz so formell geregelt. Jeder Teilnehmer einer Runde erhält ein Blatt, auf dem er einen Wunsch zum gestellten Thema oder Problem notiert. Jeder gibt nun sein Blatt an den Nachbarn weiter, und es wird ein weiterer Wunsch aufgeschrieben. Das Ganze wiederholt sich so lange, bis die Blätter voll sind. Es ist auch erlaubt und erwünscht, sich die Wünsche der anderen Teilnehmer anzusehen und darauf zu reagieren und anzuknüpfen.

Mind-Mapping ist eine Art visualisiertes Brainstorming. Beim Mind Mapping werden die Gedanken aber nicht einfach unter- oder nebeneinander geschrieben, man beginnt vielmehr in der Mitte eines Blattes. Dort wird das zentrale Thema (Projekt) hingeschrieben und ein Kreis darum gezeichnet. Von diesem Zentrum ausgehend, werden Hauptäste gezeichnet, die jeweils Hauptaspekte dieses Themas darstellen. Auf diese Linien schreibt man jeweils ein Schlüsselwort (meist Substantiv), das als Gedankenstütze für eine bestimmte Assoziation zum Thema steht. Diesen Schlüsselwörtern werden nun weitere, untergeordnete Schlüsselwörter (Unterbegriffe) durch von den Hauptästen ausgehende Zweige und Nebenzweige zugeordnet. Wichtig ist es, Einfälle in die richtigen Begriffe zu kleiden und im passenden Sinnzusammenhang zu positionieren. Mind-Mapping läßt sich von Einzelpersonen ebenso wie für kleine und mittelgroße (10 bis 15 Teilnehmer) oder größere Gruppen einsetzen, um Informationen und Ideen zu sammeln, in einen thematischen Gesamtzusammenhang einzuordnen und in strukturierter Form darzustellen. Die vielfältigen Aspekte eines Projektes werden sichtbar und sind jederzeit erweiterbar, somit ist eine strukturierte Erarbeitung konkreter Planungen möglich. Durch eine Frage der Moderatoren werden die Teilnehmer aktiviert und rufen den Moderatoren Stichpunkte zu, die daraus eine strukturierte Mind-Map entwickeln. Eine wichtige Aufgabe der Moderatoren ist hierbei zu gewährleisten, daß die Gedanken der Teilnehmer möglichst frei und schnell fließen können. Die Moderatoren fragen bei unklaren Aspekten nach und verdeutlichen Zusammenhänge. Im Plenum sollen Zuordnungen und eventuelle Unklarheiten diskutieren werden.

Mind-Maps breiten sich immer von der Mitte über ein ganzes Blatt aus und erinnern an den Querschnitt eines Baumes mit seinem Stamm und den vielfältigen Verästelungen. Dabei nimmt die Konkretion der Schlüsselwörter von der Mind- Map-Mitte bis zu feinen Verästelungen zu. Die Schlüsselwörter der Hauptäste sollten in großen Blockbuchstaben geschrieben werden. Bei Zweigen und Nebenästen ist eine normale Groß- und Kleinschreibung oftmals übersichtlicher. Weiterhin können unterschiedliche Farben für Hauptäste und Zweige benutzt, Symbole und Zeichen eingesetzt werden. Thematisch eng zusammenhängende Bereiche (Hauptast und dessen Zweige und Nebenzweige) lassen sich mit einer Linie umrahmen (so genannter Handschuh oder Sack), Prioritäten durch runde Karten (Kuller) mit Ordnungsziffern, die neben Ästen oder Zweigen befestigt werden, aufzeigen.

Das Ursache-Wirkung-Diagramm, auch bekannt als Fischgrät-Diagramm, ist hauptsächlich ein Strukturierungsmittel für die Ursachenforschung bei Schwachstellen. Auch können Ursache-Wirkung-Diagramme als Diskussions- und Bewertungsgrundlage und als Leitfaden für die weitere Problemanalyse eingesetzt werden. Von einer konkreten Problemstellung ausgehend werden systematisch alle möglichen Haupt- und Nebenursachen für ein Problem erfaßt und nach Kriterien geordnet. In einem ersten Schritt werden in einer Gruppendiskussion die gesammelten möglichen Fehlerursachen bezüglich ihres mutmaßlichen Beitrags zur Problementstehung bewertet. Dabei werden die wahrscheinlichsten Ursachen besonders hervorgehoben.

Viele Themen und Aufgabenstellungen erfordern eine intensivere Bearbeitung, als dies bei einer Diskussion im großen Rahmen mit allen Prozeßteilnehmern möglich und notwendig ist. Die Arbeit in Kleingruppen kann hier ein wirksames Instrument sein, dessen Einsatz gut überlegt sein will, denn sie ist nicht für alle Situationen geeignet. Der Wechsel zwischen Gruppenarbeit und Gesamtplenum trägt aber in der Regel dazu bei, das Interesse an der Veranstaltung zu erhöhen. Damit die Gruppenarbeit für alle zum Gewinn wird, gilt es bei der Planung und Gestaltung folgende Punkte zu beachten:

Gruppenbildung: Für die Gruppenbildung sollte der Moderator ein Verfahren auswählen. Ist die Zusammensetzung nicht vom Interesse der Teilnehmer abhängig (zum Beispiel wenn alle Gruppen an der gleichen Fragestellung arbeiten sollen), kann die Zuordnung durch Abzählen, verschiedenfarbige Karten auf den Stühlen oder farblich markierte Namensschilder erfolgen. Dürfen die Teilnehmer wählen (zum Beispiel bei thematischen Arbeitskreisen), muß klar sein, wer wohin gehen muß. Wer ohne Vorschlag in die Veranstaltung geht, riskiert eine ermüdende Diskussion über Möglichkeiten. Problematisch wird es, wenn die Teilnehmer nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Dies kostet Zeit und dämpft die Motivation.

Arbeitsauftrag: Eine Gruppenarbeit muß gut vorbereitet werden. Der Arbeitsauftrag muß klar und verständlich formuliert und visualisiert sein. Nichts ist verwirrender als die Unklarheit über das, was die Gruppen tun sollen. Wichtig ist bei der Planung ein gutes Zeitmanagement, damit die Teilnehmer einerseits nicht unter Druck gesetzt werden, andererseits nicht schon nach wenigen Minuten fertig sind. Der Arbeitsauftrag ist immer eine Hilfestellung, keine Pflichtaufgabe: Mitunter gibt es gute Gründe, warum eine Gruppe nicht nach den Vorgaben gearbeitet hat. Stößt der Arbeitsauftrag auf Unmut, sollten eine kurze Diskussion über die Kritikpunkte durchgeführt und der Auftrag den Wünschen der Gruppe entsprechend geändert werden.

Arbeitsatmosphäre: Der Raum sollte so gewählt werden, daß er die Arbeit der Gruppe fördert. Auch die Verfügbarkeit der notwendigen Arbeitsmaterialien ist sicherzustellen, da sonst kostbare Zeit verloren geht.

Ergebnissicherung: Der Arbeitsauftrag sollte immer die Aufforderung zum Festhalten der Ergebnisse enthalten. Beim Zusammenkommen muß jede Gruppe vorzeigbare Ergebnisse mitbringen. Vorbereitete Wände können dabei eine Hilfestellung sein, wenn sie die Teilnehmer nicht einschränken. Wenn die Gruppe sich für eine andere als die vorgegebene Arbeitsweise und Aufgabenstellung entscheidet, sind die Ergebnisse festzuhalten.

Präsentation: Damit alle davon profitieren können, sollten die Ergebnisse aus der Gruppenarbeit vorgestellt werden. Dies kann durch Kurzpräsentationen im Plenum oder durch eine Ausstellung der Arbeitswände erfolgen. Auf die Kurzpräsentation ist die Gruppe vorzubereiten, damit klar ist, wer die Ergebnisse vorstellt. Auch die zur Verfügung stehende Zeit ist zu vereinbaren und einzuhalten. Dies hängt auch von der Anzahl der Gruppen ab. Zu viele Präsentationen wirken ermüdend!

Die Zukunftswerkstatt ist eine gruppenorientierte Problemlösungsmethode, bei der die Betroffenen von Entwicklungen selbst zu Wort kommen sollen. Die Zukunftsplanung soll nicht nur den Politikern, Managern und Experten überlassen werden. Insofern gehen Zukunftswerkstätten davon aus, daß alle Menschen das Recht und die Fähigkeit haben, die Zukunft nach ihren sozialen und politischen Wünschen, Zielen und Bedürfnissen mitzugestalten, und sind ein Instrument der innovativen und demokratischen Gestaltung der Zukunft. Sie sind ein Modell der Problemlösung, Ideenfindung, Planung und Beteiligung von Betroffenen. In einer Zukunftswerkstatt können die Bürger Ideen für Veränderungen entwickeln, die eigenen kreativen Potentiale entfalten und in einer lockeren und phantasievollen Atmosphäre ihre Ohnmachtsgefühle gegenüber angeblichen Sachzwängen überwinden lernen. Zukunftswerkstätten können als "Problemlöse- und Wer macht was mit wem bis/ab wann Ideenfindungswerkstätten", als "Lernwerkstätten" oder als Veranstaltungen für Großgruppen im sozialen und politischen Bereich konzipiert werden und eine große Anzahl von Themen abdecken. Die "klassische" Zukunftswerkstatt besteht aus einem Dreischritt, der sich im Laufe der Zeit als wirkungsvolles Instrument zur Mobilisierung sozialer und ökologischer Phantasie erwiesen hat.

In der ersten Phase, der Kritik- und Problematisierungsphase, sollen die Teilnehmer sich möglichst ungeschminkt über das betreffende Thema äußern. Die zweite Phase, die Phantasie- oder Utopiephase, dient der Entwicklung von Ansätzen zu Problemlösungen, und in der Verwirklichungs- oder Umsetzungsphase geht es darum, Wege zur Umsetzung der Phantasien und Utopien zu finden.

Zukunftskonferenzen ähneln Zukunftswerkstätten, sind in den meisten Fällen aber noch strukturierter, sehr komplex und erfordern einen disziplinierten Tagungsablauf. Die Kernfrage von Zukunftskonferenzen ist, wie eine möglichst große Zahl Betroffener aktiv und verantwortlich in einem Entscheidungs- oder Problemlösungsprozess beteiligt werden kann. Zwei wichtige Leitfragen sind: Wie muß ein Analyse- und Planungsworkshop aussehen, damit Energie entsteht und die Menschen hinterher aktiv werden? Wie kann Organisationen geholfen werden, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen und sich zu verändern? Erfolgsbedingungen für Zukunftskonferenzen sind der Wille zur Veränderung bei den Teilnehmern und dem Moderationsteam, die Offenheit der Moderatoren gegenüber den Beiträgen der Teilnehmer und ein Bewußtsein für die Notwendigkeit zur Kooperation bei den Beteiligten. Auch sind neben der Ergebnisoffenheit und Neugier bei allen Beteiligten ein relativ kleiner und homogener Kreis an Teilnehmern und die nötige Zeit, Kapazitäten und Ressourcen für die kommenden Projekte und Aufgaben notwendig. Der ganze Ablauf einer Konferenz ist hochgradig durchgeplant und in seiner Dynamik stark von dem Wechsel der Gruppen, den Arbeitsweisen und der Zeitplanung abhängig. Insbesondere für Moderationsneulinge stellt die Zukunftskonferenz eine große Herausforderung dar. Nicht zuletzt ist eine solche Konferenz mit einem enormen Vorbereitungsaufwand verbunden, wobei es ratsam ist, im Vorfeld mit einer Vorbereitungs- bzw. Planungsgruppe zu arbeiten, die einen Querschnitt der späteren Teilnehmer repräsentiert. Trotz dieses hohen Aufwandes erweist sich die Zukunftskonferenz als eine geeignete Methode, die es vielen Menschen und Gruppen ermöglicht, gemeinsam über Ziele und Vorgehensweisen zu beraten und darüber Einverständnis herzustellen. Das Konzept der Zukunftskonferenz bedingt 8 x 8 Teilnehmer, einen Zeitrahmen von 3 Tagen mit insgesamt 16 bis 18 Stunden und gestaltet sich folgendermaßen: In einem ersten Schritt soll die Vergangenheit vergegenwärtigt werden ("Wo kommen wir her?"). Dann wird das aktuelle Umfeld geprüft ("Welche Entwicklungen/Trends kommen auf uns zu?"). Daraufhin erfolgen die Bewertung der Gegenwart und die Entwicklung einer Zukunftsvision ("Was sind unsere Visionen?"). Im fünften Schritt geht es um das Entdecken eines gemeinsamen Grundsatzes und um die Herausarbeitung der essentiellen Gemeinsamkeiten der Teilnehmer, bevor zuletzt Nahziele und Maßnahmen aufgestellt werden, um die Zukunft im Hier und Jetzt umsetzen zu können.

Die Open Space Technology (OST) ist ein neuer Ansatz, der die weitestgehende Selbstorganisation und die Veränderung von Organisationen "von innen heraus", d.h. durch die Beteiligten selbst, propagiert. Der "Erfinder" der OST stellte bei einer mehrtägigen Konferenz fest, daß die Kaffeepausen bei weitem das beliebteste Ereignis dieser Konferenz waren, und versuchte, aus diesen völlig unstrukturierten Kaffeepausen für die Gestaltung effektiverer Seminare zu lernen. Die Anzahl der Teilnehmer an einer Open-Space-Konferenz ist nicht festgelegt, Gruppen zwischen 5 und 900 Personen sind möglich. Die Dauer einer Konferenz sollte 3 Tage betragen, in denen das Forum in Einzelgruppen aufgeteilt wird. Die inhaltliche Vorplanung einer Konferenz beschränkt sich auf die Bildung eines Rahmenthemas, bei dem es sich um ein relevantes Thema der betroffenen Institution oder Firma handeln muß. Ziel ist es, ein Resultat oder einen Aktionsplan zu entwickeln. Vorteil einer OST-Konferenz ist die Freisetzung individueller und kollektiver Energien und die Erzeugung von Inspiration und Kreativität. Sie ist insbesondere für Organisationen geeignet, die sich in einem kritischen Übergangsstadium befinden. Die Methode kann aber auch für kürzere Veranstaltungen, z. B. Tagesworkshops, genutzt werden. Durch die starke Teilnehmerorientierung und das hohe Maß an Eigenverantwortlichkeit eignet sich diese Methode gerade auch für den Einstieg in längerfristige Prozesse und wirkt einer falschen Erwartungshaltung gegenüber der Moderation entgegen. Wer z.B. hinterher das Gefühl hat, in der falschen Gruppe gewesen zu sein oder nichts erreicht zu haben, kann dafür nicht die Moderation verantwortlich machen, denn jeder hat die Möglichkeit, eine solche Situation zu unmittelbar zu verändern (s. Grundprinzip und Regeln). Die Konferenz beginnt mit der ganzen Gruppe, bei der die einzelnen Teilnehmer Gelegenheit bekommen, eine eigene Thematik vorzustellen und eine Arbeitsgruppe zu initiieren. Die Teilnehmer teilen sich nun auf die so entstandenen Gruppen auf. Diese sind nicht starr festgefügt, die Teilnehmer können auch in mehrere Gruppen hineinschnuppern und sich je nach Belieben in ein Thema vertiefen. Es gibt nur ein Grundprinzip und vier Regeln bzw. Richtlinien bei einer OST-Konferenz:

Grundprinzip: Gesetz der zwei Füße

Regeln:

Das Gesetz der zwei Füße besagt, daß jeder Teilnehmer eigenverantwortlich bestimmt, wie und wo er die Zeit der Veranstaltung verbringt. Ob er in einer Gruppe, als "Biene" oder "Schmetterling", die von einer Gruppe zuwandert, Moderationsschulung "Prozeßmanager der Lokalen Agenda 21 Baden-Württemberg" Arbeitsmaterialien arbeitet oder ob er sich zurückzieht und alleine arbeitet, ist ganz die Entscheidung jedes Einzelnen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden bei einer OSTKonferenz von einem Referenten auf einem Computer kurz und einfach dokumentiert und dann nach Prioritäten geordnet und mit den "richtigen" Personen verknüpft, um eine möglichst rasche Implementierung zu erreichen. In einem Tagesworkshop bei 15-30 Teilnehmern kann diese Methode beispielsweise in der folgenden Weise genutzt werden: Der Moderator stellt die Methode, das Thema und eine Einstiegsfrage vor (Beispiel: "An welchen Themen möchten Sie heute arbeiten?"). Die Teilnehmer formulieren ihr Thema und stellen es der Gruppe vor. Es stehen verschiedene Arbeitsräume/-nischen und Materialien zur Verfügung. Die Themen werden auf die Räume und die Arbeitsphasen (Vor- und Nachmittag) verteilt, das heißt: Wer ein Thema vorgestellt hat, ordnet es einfach einem bestimmten Raum zu. Nach dem Abschluß der Themensammlung folgt der "Marktplatz": Die Teilnehmer klären eigenständig innerhalb eines vereinbarten Zeitrahmens, wo Überschneidungen bestehen, welche Themen zusammengefaßt werden können und woran sie selbst arbeiten wollen. Jeder Teilnehmer trägt sich bei den Themen ein, die ihm wichtig sind. Es können auch mehrere gleichzeitig sein! Zu einer vereinbarten Zeit beginnt die Arbeitsphase (Regeln!). Den Abschluß des Tages kann die Vorstellung der Ergebnisse im Plenum und ein anschließendes Feedback bilden.

Quelle:
Moderationsschulung "Prozeßmanager der Lokalen Agenda 21 Baden-Württemberg" Arbeitsmaterialien.
WWW: http://www.lfu.baden-wuerttemberg.de (05-11-28)

  



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