Die Diplomarbeit - Die Hausarbeit
Die Struktur einer Diplomarbeit bzw. Dissertation hängt in hohem Ausmaße vom forschungslogischen Zusammenhang ab, in dem diese Arbeit steht. Es können hier daher keine konkreten Angaben bezüglich des speziellen Aufbaues gemacht werden. Allerdings kann man sich durchaus an der Struktur eines Referates orientieren, wenngleich diese nicht wirklich Vorbild sein kann, da schon umfangmäßig aber auch hinsichtlich der Tiefe der Argumentation andere Maßstäbe anzulegen sind.
Bevor man eine eigene Diplomarbeit schreibt, sollte man daher mehrere andere hinsichtlich des Aufbaus und der Struktur genau studieren und im Kontakt mit dem Betreuer die adäquate für die Themenbearbeitung finden bzw. erarbeiten. Für die meisten Institute gibt es dabei genaue Richtlinien, an denen man sich orientieren kann. Diese betreffen einerseits den formalen Aufbau der Arbeit aber auch das praktische Prozedere.
Das Gespräch mit dem Betreuer
In der Regel ist es hilfreich und notwendig, dass man die einzelne Schritte bei der Diplomarbeit mit dem abspricht. Man sollte klären, wann jeweils Besprechungen durchgeführt werden sollten. Diese Besprechungen sollten vor- und nachbereitet werden.
- Abklären der Agenda für das Treffen,
- vorbereitend Material übersenden (z.B. Zusammenstellung von Untersuchungshypothesen, Operationalisierungsvorschläge, Fragebogenentwurf o.ä.) und
- die Ergebnisse der Besprechung knapp in einem Protokoll zusammenfassen, das man dem Betreuer zuschicken sollte.
Mit "aufbereitetem Material" ist gemeint, dass es meist wenig hilfreich ist, wenn man dem Betreuer nur einige Artikel zuschickt und davon ausgeht, dass er diese Artikel gelesen hat. Besser ist es in einem solchen Fall, ergänzend zu den Artikeln das für die Besprechung daraus Relevante zusammenzufassen und mitzuschicken (z.B. Beschreibung einer geplanten Operationalisierung).
Idealtypisch betrachtet gibt es zwei unterschiedliche Typen von Diplomarbeiten: Bei den einen melden sich die Betreffenden Diplomandinnen bzw. Diplomanden frühzeitig und kommen oft mit eigenen Ideen, die sich im Laufe längerer Zeit zu einer konkreten Fragestellung ausformen. Diese Vorarbeit ist bereits gelaufen, wenn die eigentliche Arbeit beginnt. Im anderen Fall kommen die StudentInnen eher kurzfristig und nehmen ein vorgegebenes Thema, das sie auch genau in dieser Form bearbeiten.
Empfehlungen für die inhaltliche Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten
Ein persönlicher Tipp aus der Küche!
Siehe auchAllgemeine Kriterien für die Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten
Das Exposé
Das Exposé dient dazu, dem Betreuer der Arbeit (Professor, Dozent) zu verdeutlichen, was Sie vorhaben und wie Sie vorzugehen beabsichtigen. Es ist eine nützliche Grundlage für Beratungsgespräche. Das Exposé hilft darüber hinaus, dass Sie sich selbst Klarheit über die eigenen Ziele und Möglichkeiten verschaffen.
Im Detail:
- Was ist ein Exposé?
- Leitfaden zum Erstellen eines Exposé
- Arbeitsablauf und Zeitplanung für die Erstellung eines Forschungsexposés
Inhaltliche Gestaltung einer Diplomarbeit
Der Inhalt einer Diplomarbeit soll
- klar gegliedert,
- präzise formuliert und
- leicht verständlich sein.
Abschweifungen vom Thema, Wiederholungen und eine geschraubte Ausdrucksweise sind zu vermeiden. Als Grundregel gilt:
- Einfache Sachverhalte sind einfach darzustellen.
- Schwierige Sachverhalte sind möglichst einfach zu beschreiben.
Grundsätzlich besteht eine Diplomarbeit mindestens aus
- einer Einleitung oder einem einführenden Teil,
- einem Hauptteil, in dem die Aufgabenstellung zu bearbeiten ist, sowie
- einer Zusammenfassung bzw. Schlußbetrachtung.
Ziel der Einleitung sollte es sein, in die Aufgabenstellung einzuführen, das Thema fachlich-inhaltlich einzuordnen, grundlegende Begriffe einzuführen und notwendige Abgrenzungen vorzunehmen. Es empfiehlt sich, auf folgende Punkte einzugehen:
- Beschreibung und Einordnung der Problemstellung
- erforderliche Abgrenzungen mit Begründung
- Zielsetzung
- Entwicklung der konkreten Fragestellung der Arbeit
- Erläuterung grundlegender Begriffe
- Begründung für den gewählten methodischen Ansatz
Wesentliche Resultate und Bewertungen der Resultate sollten immer am Ende der Arbeit stehen und nicht schon in der Einleitung vorweggenommen werden.
Der Hauptteil ist ausreichend, aber auch nicht zu tief zu untergliedern. Unterabschnitte mit einem oder zwei Sätzen und einer eigenen Überschrift sind zu vermeiden. Achten Sie darauf, daß die Überschriften von Kapitel, Abschnitten und Unterabschnitten eine komprimierte Aussage über den jeweiligen Inhalt geben. Aufzählungen gewinnen durch die Verwendung von Spiegelstrichen oder Punkten an Übersichtlichkeit. Stärkere Übersichtlichkeit wird häufig auch durch Schaubilder und Tabellen erzielt.
Am Ende steht eine Zusammenfassung bzw. bewertende Schlußbetrachtung, die evtl. um einen Ausblick ergänzt werden kann. Wünschenswert ist, daß Studierende auch eigene Schlußfolgerungen ziehen.
Formale Gestaltung einer Diplomarbeit
Aufbau einer Diplomarbeit
Eine Diplomarbeit soll den folgenden Aufbau haben, wobei gegebenenfalls bestimmte Teile entfallen. Die obligatorischen Teile sind hervorgehoben:
- Titelblatt
- Erklärung gemäß Diplomprüfungsordnung
"Ich erkläre an Eides Statt, daß ich die Diplomarbeit mit dem Titel ........ selbständig und ohne fremde Hilfe verfaßt, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und alle den benutzten Quellen wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe."
(Datum und eigenhändige Unterschrift). - Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben
- Verzeichnis der Abbildungen
- Verzeichnis der Tabellen
- Verzeichnis benutzter Abkürzungen
- Text der Diplomarbeit
- Literaturverzeichnis
- Anhang und Anlagen (mit vorangestelltem Verzeichnis der Anlagen)
Abbildungs-, Tabellen- oder Abkürzungsverzeichnisse mit einem Eintrag oder zwei Einträgen sind wenig sinnvoll.
Gliederung
Achten Sie auf eine überlegte Gliederung und Strukturierung. Dadurch kann Ihre Arbeit an Verständlichkeit und Lesbarkeit gewinnen.
Eine Diplomarbeit gliedert sich in Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte. Im Text sind Überschriften, Unterüberschriften entweder zu unterstreichen, durch Fettschrift hervorzuheben oder zu s p e r r e n.
Für die Gliederung der Kapitel und Abschnitte wird die Dezimalklassifikation empfohlen. Mehr als drei Dezimalstellen sind aber möglichst zu vermeiden. Hinter der letzten Stelle wird kein Punkt geschrieben. Der Text der Überschriften schließt sich linksbündig mit einer Leerstelle oder einem Tabulatorsprung an die Kapitel- bzw. Abschnittsnummer an.
Empfehlungen für Abstände
- Vor Überschriften bleiben im Text zwei Zeilen frei. Beginnt eine Seite mit einer Überschrift, ist auf der ersten Zeile der Seite anzufangen.
- Nach Überschriften ist eine Zeile freizulassen.
- Zwischen Absätzen bleibt eine Zeile frei.
Typographie und Layout
Die Arbeit ist einseitig mit Schreibmaschine oder mit einem Drucker in hoher Druckqualität unter Beachtung folgender Regeln zu schreiben:
- Papierformat: A4, weiß
- Schriftgröße: Schreibmaschinenschrift oder Schriftgröße 12
- Zeichenabstand: 10 oder 12 Zeichen/Zoll oder Proportionalschrift
- Zeilenabstand: 1,5-zeilig
- Rand: oben 2,5 cm; unten 1,5 cm; links 4 cm; rechts 1,5cm.
- Seitenzahlen: Außer dem Deckblatt müssen alle Seiten im Randbereich eine maschinschriftliche oder gedruckte Seitenzahl tragen.
- Einband: Eine Diplomarbeit ist gebunden abzugeben.
Umfang
Eine Diplomarbeit sollte einen Umfang von etwa 100 Seiten haben, jeweils einschl. Literaturverzeichnis. Überschreitungen des Umfangs sind in jedem Fall mit dem Betreuer der Arbeit abzustimmen.
In besonderen Fällen können Anlagen oder Anhänge verwendet werden, die mit der eigentlichen Diplomarbeit zusammen gebunden werden müssen. Dies ist ebenfalls mit dem Betreuer der Arbeit abzustimmen.
Verarbeitung von Literatur und Literaturverzeichnis
Bei der Verarbeitung der Literatur ist darauf zu achten, daß eine Diplomarbeit nicht nur aus Veröffentlichungen zusammengeschrieben werden soll, sondern daß der/die VerfasserIn auch eine eigene Leistung zu erbringen hat.
Rechtschreibung
Für die Rechtschreibung ist die jeweils neueste Ausgabe des Österreichischen Wörterbuches oder des DUDENs verbindlich. Vor der Abgabe überprüfen Sie Ihre Arbeit - oder lassen Sie sie überprüfen - auf die Angemessenheit des Sprachstils, grammatikalische und orthographische Richtigkeit. Daß Ihre Arbeit formal einwandfrei ist, stellt eine Voraussetzung für die Beurteilung dar.
Sprachstil
Bei der Wortwahl sollte man auf Pleonasmen (überflüssige Häufung sinngleicher oder sinnähnlicher Ausdrücke; z.B. weißer Schimmel, Einzelindividuum) achten, Redundanzen im Denkablauf vermeiden. Eine eingeführte Bezeichnung oder Benennung sollte konsequent beibehalten werden, denn die in Schulaufsätzen erlernte vermeintliche Abwechslung stiftet in wissenschaftlichen Texten eher Verwirrung. Vor allem sollte man Substantivierungen [messen statt Messung durchführen, nachweisen statt den Nachweis erbringen), Füllwörter (nun, doch, wohl, aber, besonders, vor allem, auch, so), ungenaue Angaben (häufig, oft, sehr, ab und zu, gerne einmal, kaum, nicht immer) und Fremdwörter vermeiden. Fremdwörter sollten nur verwendet werden, wenn damit etwas genauer ausgedrückt werden kann. Auch das Auf-Motzen von Wörtern mit Präfixen und Suffixen [zeigen -> aufzeigen] oder die unnötige Anwendung von Superlativen und Elativen "...unterschiedlichster Ausprägung", "...weitestgehend" sollte man unterlassen.
Abbildungen, Tabellen, Formeln, Programme
- Abbildungen sind kapitelweise fortlaufend zu numerieren und erhalten beschreibende Kurztexte unter der Abbildung, z.B. Abb. 4.1: Phasen der Testkonstruktion.
- Entsprechendes gilt für Tabellen, nur daß hier der beschreibende Kurztext oberhalb der Tabelle steht, z.B. Tab. 8.3: Korrelationen zwischen Variablen des Selbst- und Fremdbildes (p<.05).
- Abbildungen und Tabellen im Querformat sind so anzubringen, daß sich der untere Teil mit Nummer und Kurztext immer am rechten Seitenrand befindet.
- Abbildungen und Tabellen, die unverändert oder modifiziert aus Büchern, Aufsätzen oder Skripten entnommen wurden, sind mit einer Quellenangabe zu versehen.
- Bei unveränderter Übernahme: "T-Theoretizität - Strukturalismus. (Quelle: Stangl 1989, S. 97)".
- Bei Modifikation: "Organigramm der Abteilung. (In Anlehnung an Sageder 1997, S. 44)".
- Formeln sindä,5 bis 1 cm vom linken Rand einzurücken und in die Interpunktion einzubeziehen. Vor und nach Formeln ist jeweils eine halbe oder eine ganze Zeile freizulassen.
- Programme: Zu Programmen müssen Beschreibungen und Systemdokumentationen angefertigt werden. Sie sind der Arbeit als Anhang beizufügen. Alle vorgenommenen Schritte der Auswertung müssen nachvollziehbar sein. Im allgemeinen sind besonders wichtig:
- Eine vollständige Beschreibung sämtlicher Datenstrukturen (Variablenlisten, Konstanten, Tabellen, Daten, Teildatengruppen usw.)
- Liste sämtlicher Prozeduren, Programmlistings
- Vollständige Liste sämtlicher erhobener Daten (in komprimierter Form)
- Hinweise zur Arbeitsumgebung: Rechnertyp, Betriebssystem und Programmversion.
- Daten und Programme sollten auch in maschinenlesbarer Form (Diskette) der Arbeit beigelegt werden.
- Abkürzungen
Anlagen bzw. Anhänge
Alle zum Verständnis des Textteiles nicht unbedingt wesentlichen Tabellen und sonstigen Materialien (größere Beispiele, Auflistungen oder dgl.) können in einem Anhangsteil zusammengestellt werden. Beim Umfang des Anhanges sollte man sich strenge Beschränkungen auferlegen. Ein solcher Anhang darf nicht dazu mißbraucht werden, zusätzlich Platz für den Text zu gewinnen. Anlagen bzw. Anhänge sind getrennt zu numerieren. Ihnen ist ein Verzeichnis voranzustellen. Die Verwendung von Anlagen bzw. Anhängen ist mit dem Betreuer der Diplomarbeit abzustimmen.
Erhobene Daten
Man fügt einer fertigen Diplomarbeit bei Vorliegen von erhobenen Daten eine CD-ROM mit dem kompletten Datensatz (z.B. auch nicht-rekodierte Einzelitems), eine Dokumentation des Datensatzes und der Auswertungsanweisungen (d.h. z.B. SPSS-Syntaxdateien) und nach Absprache mit dem Betreuer die Untersuchungsmaterialien (z.B. Bandaufzeichnungen, Fragebögen) bei. Durch die Abgabe des Datensatzes und der Syntaxdateien soll es ermöglicht werden, ohne Rückfragen Teile der Auswertungen zu überprüfen. Auch sollte die gesamte Arbeit in digitaler Form jeder Paperversion beigelegt werden.
Veröffentlichung
Interessante Ergebnisse einer Diplomarbeit sollten auch veröffentlicht werden. Diese Veröffentlichung wird in der Regel von dem Betreuer verantwortet, wobei sich die Autorenreihenfolge aus dem relativen Anteil an der Publikationsarbeit bestimmt. Üblicherweise wird der Betreuer Erstautor sein. Abweichungen davon sind jedoch möglich. In jedem Fall bedarf eine Veröffentlichung des Einverständnisses des Betreuers.
Weitere Quellen
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html (03-01-25)
Joachim Schahn (o.J.). Hinweise zu den Bewertungskriterien für Diplomarbeiten.
WWW: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/AE/diff/JS/DiplHinw.html (03-02-03)
Disterer, Georg (1998). Studienarbeiten schreiben. Diplom-, Seminar- und Hausarbeiten in den Wirtschaftswissenschaften. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.
Hegelbach, Johann (1997). Anleitung Diplomarbeit.
WWW: http://www.biuz.unizh.ch/tipps/paper.html (04-06-06)
von Werder, Lutz (2000). Das kreative Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten und Referaten. Schibri-Verlag.
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