Das Exposé
Was ist ein Exposé?
Das schriftliche Exposé steht am Ende der Orientierungs- und Planungsphase beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit oder Planung eines Projektes, damit beurteilt werden kann, ob das Vorhaben in der beabsichtigten Form realistisch ist oder noch wesentlicher Modifikationen bedarf. Exposes sollen konzeptionelle und logische Schwächen einer Arbeit aufdecken und helfen, Sackgassen und Irrwege zu vermeiden. Sie helfen auch dem Betreuer oder Reviewer, seine Arbeit besser wahrzunehmen, da er damit eine Beurteilungsbasis hinsichtlich der Durchführbarkeit und voraussichtlichen Ausgestaltung des Vorhabens erhält. An der Sorgfalt bei der Erstellung kann er auch erkennen, wie ernst es etwa einem Diplomanden mit seiner Forschungsabsicht ist. Es gibt mehrere Arten von Exposés, die je nach Kontext und Adressat unterschiedlich aufgebaut sind: das knappe Exposé für eine Hausarbeit, das ausführlichere Exposé für eine Abschlussarbeit oder eine Dissertation und das umfangreiche Exposé für einen Stipendien- oder Projektantrag. d. h., um Klarheit darüber zu erhalten, welche Punkte man in einem Exposé thematisieren sollte, sollte man sich im Vorfeld genau überlegen, welches Ziel man mit dem Exposé verfolgt und wer der Adressat des Exposés ist. Ein Exposé für eine Hausarbeit ist in der Regel nicht länger als zwei Seiten und enthält den Arbeitstitel des Schreibprojekts mit der Fragestellung, die vorläufige Gliederung der Arbeit und eine ebenfalls vorläufige Einleitung mit der Problemstellung, der Fragestellung, und dem Ziel der Arbeit sowie ihrem Aufbau und ihren Quellen. Ein Exposé für eine Abschlussarbeit oder Dissertation umfasst hingegen fünf bis zwanzig oder mehr Seiten und informiert über die Problemstellung des Schreibprojekts, den aktuellen Forschungsstand zum Thema, die Fragestellung der Arbeit, das Erkenntnisinteresse des Verfassers, das Ziel bzw. die der Arbeit zugrundeliegende Hypothese, die Theorie(n), auf die Bezug genommen werden soll, die Methode(n), nach der/denen vorgegangen werden soll, die Quellen bzw. das Material, die/das verwendet werden soll/en, die vorläufige Gliederung und den Zeitplan bis zum Abgabetermin. Ein Exposé für einen Forschungs- oder Stipendienantrag schließlich enthält außerdem einen Überblick über die benötigen Sach-, Reise- und Personalkosten. Wenn man also ein Exposé für einen Projekt- oder Stipendienantrag schreibt, sollten man sich genau über Förderkriterien und Vorgaben informieren. Man sollte dabei die Stärken und Besonderheiten der Projektes herauszustellen, und dass man gut vorbereitet ist und das Vorhaben auch realistisch ist.
Teile eines gut geschriebenen Exposés können als direkte oder indirekte Vorlage für bestimmte Abschnitte der eigentlichen Arbeit verwendet werden (Einleitung, methodisches Vorgehens) und stellen somit keinen Verlust an Zeit dar. Erst wenn der Betreuer bei der Lektüre des Exposés den Eindruck hat, dass er es bereits mit einem gut durchdachten und somit realistischen und erfolgversprechenden Vorhaben zu tun hat, sollte man mit der eigentlichen Arbeit beginnen.
Zweck eines Exposés ist es daher zum einen, die Fragestellung der Arbeit zu entwickeln, zum anderen wird es auch dazu dienen, den Rahmen der Arbeit zwischen der betreuenden und der betreuten Person zu vereinbaren. Daher ist ein Exposé bei einer selbstgewählten Fragestellung auf jeden Fall sinnvoll, bei einer vorgegebenen manchmal entbehrlich, sollte aber zur eigenen Sicherheit angefertigt werden.
Ein Exposé soll lediglich den Rahmen des Themas festlegen und speziell bei empirischen Studien Stichprobe, Design, Variablen und Auswertungsschritte grob umreißen. Es ist keineswegs erforderlich, quasi den theoretischen Teil der Arbeit im Exposé bereits fertigzustellen. Sobald man sich über ein Thema im klaren ist, sollte die Erstellung eines Exposés nicht mehr als einige Tage Zeit in Anspruch nehmen. Im Falle eines selbstgewählten Themas dauert es in aller Regel eine erhebliche Zeit, bis genau festliegt, was nun gemacht werden soll. Diese Zeit kann deswegen nicht in die häufig übliche Regelfrist zur Erstellung einer Diplomarbeit von einem halben Jahr einfließen. Die Überlegungen zur Arbeit sollten daher schon frühzeitig angestellt werden.
Tipps für das praktische Vorgehen
- Beginne mit dem Thema: Suche Formulierungsvarianten, ergänze die vorkommenden Begriffe durch Erweiterungen die dir einfallen. Füge Klammern ein, in denen du notierst, was dir weiterzuführen scheint!
- Formuliere das Thema einschließlich aller Ergänzungen in Fragen um und bring diese Fragen in eine dir vernünftig erscheinende Reihenfolge.
- Prüfe alle Fragen daraufhin, was du wissen und herausfinden mußt, um sie beantworten zu können. Beachte dabei auch die Argumentationsrituale deines Faches.
- Gib den so gefundenen Aufgaben Überschriften und ordne sie den Fragen zu. Notiere Ideen für mögliche Antworten.
- Mach eine größere Pause. Nimm dir das Ganze danach noch einmal vor und überarbeite es logisch und stilistisch. Das Produkt ist dann eine erste Gliederung, die im Verlauf deiner weiteren Arbeit (durch Literatursuche, Lektüre und Gespräche) modifiziert und umgebaut werden kann.
- Für deine eigene Weiterarbeit reicht eine solche Gliederung. Manchmal benötigt man jedoch - für den Betreuer der Arbeit, für eine Stipendienstelle, als Diskussionsgrundlage fürs Kolloquium - eine ausformulierte Fassung, eine Exposé.
- Ein solches Exposé entsteht, wenn du deine Gliederung ausformulierst, aus Überschriften und Stichworten ganze Sätze machst und erwartete Ergebnisse skizzierst.
- Stelle an den Anfang eine kurze Begründung deines Arbeitsvorhabens und benenne die Arbeitsmittel (Theorien, Materialien, Experimente), mit denen du das Thema bearbeiten willst.
- Formuliere aus den so gewonnenen Teilen einen Text, der ohne zusätzliche Materialien verstehbar ist. Entwickle Fragestellungen und skizziere Antwortrichtungen. Verzichte auf alle Vorläufigkeitsbeteuerungen.
Leitfaden zum Erstellen eines Exposé
Ein Exposé dient dazu, dem Betreuer der Arbeit (Professor, Dozent) zu verdeutlichen, was Sie vorhaben und wie Sie vorzugehen beabsichtigen. Es ist eine nützliche Grundlage für Beratungsgespräche. Das Exposé hilft darüber hinaus, dass Sie sich selbst Klarheit über die eigenen Ziele und Möglichkeiten verschaffen. Der Umfang des Exposés für eine Diplomarbeit sollte etwa 3-5 Schreibmaschinenseiten betragen, für eine Seminararbeit auch weniger, für eine Dissertation eventuell mehr. Es sollte auf Folgendes eingehen:
- Problemstellung
Sie sollten darlegen, dass sich die Arbeit einer interessanten Frage, einem Problem widmet, das eine wissenschaftliche Untersuchung wert ist. Ausgangspunkt kann z.B. eine Beobachtung in der Praxis sein, ein in der Öffentlichkeit diskutiertes Thema oder eine in der wissenschaftlichen Forschung bzw. Literatur behandelte Fragestellung. Anregungen dazu finden Sie in Lehrveranstaltungen und auf der Website Ihres Instituts. - Leitfrage und logisches Gerüst
Was soll Ihre Arbeit herausfinden? Formulieren Sie dies möglichst präzis in einer Leitfrage. Die Leitfrage kann dann weiter in Unterfragen oder Thesen ausdifferenziert werden. Manchmal ist es sinnvoll, daraus schon gleich eine erste grobe Gliederung zu entwickeln, die als logisches Gerüst der Arbeit dient. - Forschungsstand und Quellenlage
Gehen Sie auf den Diskussionsstand zum Thema Ihrer Arbeit ein. Dazu ist es notwendig, dass Sie sich einen ersten Überblick über die relevante wissenschaftliche Literatur und etwaige andere Quellen (z.B. Dokumente, Datensätze, Internet) verschaffen. Falls Sie sich mit Ihrer Arbeit auf einem schon entwickelten Forschungsgebiet bewegen, sollten Sie auf Theorien, Hypothesen, Ergebnisse usw. Bezug nehmen. - Untersuchungsansatz bzw. methode
Wie gehen Sie bei der Bearbeitung Ihres Themas vor? Beschreiben Sie so konkret wie in diesem frühen Stadium möglich, auf welchen Wegen Sie Erkenntnisse (Daten) sammeln und welche Verfahren Sie dabei anwenden (z.B. Auswertung von Literatur bzw. Dokumenten, Sekundäranalyse vorhandener Datensätze, Gespräche mit Gewährsleuten bzw. Experten, eigene Erhebung z.B. durch Medienanalyse, Leitfadeninterviews, schriftliche oder mündliche Umfrage). Wer oder was sind Ihre Untersuchungsobjekte und welchen Untersuchungszeitraum betrachten Sie? - Ergebnisse
Obgleich die Ergebnisse erst am Schluss der Bearbeitung vorliegen, ist es doch ratsam, sich schon von Beginn an Gedanken darüber zu machen, was am Ende herauskommen könnte oder sollte. Dadurch wird Ihr Ziel deutlich, das Sie erreichen wollen, und Sie beugen zugleich der Gefahr vor, dass Sie sich in Nebensächlichkeiten verlieren. - Projektplan und Machbarkeit
Üblicherweise haben Sie für Ihre Arbeit nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Es ist daher wichtig, dass Sie mit Ihrem Zeitbudget ökonomisch umgehen. Am besten ist, Sie stellen einen Projektplan auf, der die einzelnen Arbeitsschritte und den dafür vorgesehenen Zeitbedarf aufführt (evtl. dem Exposé beifügen). Auf jeden Fall sollte aus Ihrem Exposé hervorgehen, dass die geplanten Arbeitsschritte mit Ihren verfügbaren Ressourcen (Zeit, Kenntnisse, Fähigkeiten, eventuell Projektbudget usw.) machbar sind.
Auf dem Exposé sollte ferner der Name, die Post- und Emailadresse, die Telefon- und Matrikelnummer sowie die Studienrichtung des Verfassers/der Verfasserin vermerkt sein.
Quelle: http://www.kowi.wiso.uni-erlangen.de/info_haupt.htm (06-01-02)
Arbeitsablauf und Zeitplanung für die Erstellung eines Forschungsexposés
- welche Probleme gehören zum gewählten Thema,
- welche Randprobleme sollen ausgeklammert werden,
- welche Stichworte fallen zum Thema ein (Mapping),
- wie lassen sich diese Stichworte aufgliedern und gruppieren, welche Beziehungen bestehen zwischen ihnen,
- was weiß ich zum Thema,
- welche Fragen stellen sich im Rahmen des Themas,
- welche Hypothesen lassen sich über die thematischen Zusammenhänge herstellen,
- welche Begriffe müssen für die Bearbeitung geklärt, welche Arbeitsdefinitionen müssen festgelegt werden,
- welche unterschiedlichen Interessen von welchen Gruppen werden in Bezug auf das Thema vertreten,
- welche möglichen Aktualitäten besitzt das Thema
- welche Materialien sind bereits bekannt, wo soll ich nach weiteren Unterlagen suchen, wen könnte ich befragen?
Arbeitsplan
- Thema und Problemstellung der Arbeit (evtl. Theorie, Methode, Forschungsansatz)
- Entwurf des Argumentationsganges
- Gliederung der Arbeit, ungefährer Umfang der einzelnen Abschnitte
- Quellenlage sondieren:
- Zugänglichkeit der Quellen
- Fähigkeit zum Umgang mit den Quellen
- Primär- oder Sekundärquellen
- Texte: Bücher, Aufsätze, Zeitungsartikel, Dokumente, Gesetzesausgaben usw.
- Interviews
- Bilddokumente
- Materialsuche
- Lesetechniken
- Ordnung des Materials usw.
- Zeitplan (abwechselnde Recherchier-, Lese- sowie Schreib- und Formulierphasen, abschließende Arbeitsgänge: Fehlende Quellenhinweise, Bibliographie, Korrekturlesen, Kopieren usw.)
Quelle
Kreisky, Eva (o.J.). Wissenschaftliches Arbeiten. Schreiben und zitieren.
WWW: http://evakreisky.at/ (05-12-12)
Weitere Quellen
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html (03-01-25)
http://www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft//scs/pdf/leitfaeden/studierende/expose.pdf (15-11-21)
Joachim Schahn (o.J.). Hinweise zu den Bewertungskriterien für Diplomarbeiten.
WWW: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/AE/diff/JS/DiplHinw.html (03-02-03)
Disterer, Georg (1998). Studienarbeiten schreiben. Diplom-, Seminar- und Hausarbeiten in den Wirtschaftswissenschaften. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.
Frank, A., Haacke, S. & Lahm, S. (200). Schlüsselkompetenzen – Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart.
Hegelbach, Johann (1997). Anleitung Diplomarbeit.
WWW: http://www.biuz.unizh.ch/tipps/paper.html (04-06-06)
von Werder, Lutz (2000). Das kreative Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten und Referaten. Schibri-Verlag.
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