[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Panikattacken
Panikstörung
Angst vor der Angst

Kein Übel ist so groß wie die Angst davor.
Lucius Annaeus Seneca


Das Wort Panik ist vom griechischen Hirtengott Pan hergeleitet. Zwar wird in der Sage Pan als Gott beschrieben, der Musik, Tanz und Fröhlichkeit liebte und dessen charakteristisches Merkmal die Panflöte ist, doch war ihm die Mittagsstunde so heilig, dass er jeden, der ihn zu dieser Zeit störte, in "panischen" Schrecken versetzte und fortjagte. So soll er Tierherden aufgeschreckt und durch sein Erscheinen eine Massenflucht ausgelöst haben.

Siehe auch panikPrüfungsangst

Eine Panikattacke ist eine abgrenzbare Periode intensiver Angst und starken Unbehagens und besteht aus mehreren, plötzlich und unerwartet ("wie aus heiterem Himmel"), scheinbar ohne Ursachen in objektiv ungefährlichen Situationen auftretenden somatischen und kognitiven Symptomen von subjektiv oft lebensbedrohlichem Charakter. Eine Panikattacke als einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen beginnt abrupt, d.h. nicht vorhersagbar, erreicht innerhalb von einigen Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten an (nach Forschungsergebnissen durchschnittlich eine knappe halbe Stunde).

Panikattacken äußern sich in massiven körperliche Symptomen mit subjektiv oft lebensbedrohlichem Charakter (Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot oder Beklemmungsgefühl, Erstickungsgefühle, Schwindel, Ohnmachtsangst, Zittern oder Beben, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Schwitzen, Taubheit oder Kribbelgefühle, Schmerzen oder Unwohlsein in der Brust, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Gefühl der Unwirklichkeit und der Persönlichkeitsauflösung, Todesangst, Angst vor Kontrollverlust oder Verrückt-Werden). Später treten oft "nur" mehr panikähnliche Zustände auf. Zwischen den Attacken liegen weitgehend angstfreie Zeiträume.

Panikstörungen werden offensichtlich durch Fehlleistungen des Gehirns hervorgerufen. Die Betroffenen erleben körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Übelkeit, was nach Forschungen des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (München) durch eine verstärkte Aktivierung des Mandelkerns bei gleichzeitig einer verminderten Aktivierung des zingulären und präfrontalen Cortex hervorgerufen wird. Diese höheren Steuerregionen des Gehirns können im Fall einer Panikattacke also ihre kontrollierende Funktion bei der Gefahreneinschätzung nicht mehr ausreichend wahrnehmen.

Eine Panikstörung besteht aus wiederholten, spontan und unerwartet auftretenden Panikattacken. Die Panikattacken sind nicht auf spezifische Situationen oder besondere Umstände bezogen, stehen in keinem Zusammenhang mit besonderen Anstrengungen, gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen und sind auch nicht durch eine körperliche oder eine andere psychische Störung bedingt.

Die Angst vor den Paniksymptomen führt oft zu chronischen Erwartungsängsten ("Angst vor der Angst"), obwohl die Menschen aufgrund von meist zahlreichen körperlichen Durchuntersuchungen wissen, dass sie organisch gesund sind und keine schwere körperliche Erkrankung zu befürchten brauchen. Dennoch wirken erst neuerliche Untersuchungen oder Gespräche mit Ärzten, Psychotherapeuten und Angehörigen beruhigend.

Während Phobien durch äußere Auslöser (Reize) entstehen, werden Panikattacken durch innere Auslösereize bewirkt: Die eigenen Körperempfindungen selbst, z.B. die Beobachtung, nicht richtig durchatmen zu können, Beschleunigung der Herztätigkeit, Hitzewallungen, Erstickungsgefühle, Flimmern vor den Augen, Taubheits- und Kribbelgefühle. Diese Erfahrungen, die in bestimmten Situationen durchaus normal sein können, werden dann ständig als Erwartungsängste erinnert und gefürchtet.

Bestimmte Gedanken und bildhafte Vorstellungen (oft auch nur subliminar, d.h. unterhalb der Wahrnehmungsschwelle und daher nicht bewusst registriert). Wissenschaftlich nachweisbar reagiert der Körper auch auf nicht bewusst wahrgenommene bedrohliche Bilder mit psychovegetativen Symptomen.

Erythrophobie

Eine leichtere Form einer Angstreaktion ist die Erythrophobie, die Angst zu erröten. Diese gehört zu den sozialen Ängsten (Phobien), unter der vor allem Frauen leiden. Im Prinzip ist Erröten ist eine sinnvolle Reaktion des Körpers, denn unter bestimmten situativen Bedingungen schüttet unser Körper Hormone aus, der Blutdruck steigt und die Gefäße erweitern sich. Wie das Schwitzen handelt es sich vermutlich um eine Kühlungsmaßnahme des Organismus.

In gefährlichen oder unangenehmen Situationen reagiert der Körper physiologischen Prozessen, wobei es Unterschiede in der Reaktionsstärke und der Reaktionsweise zwischen den Menschen gibt: die einen bekommen schweißnasse Hände, andere Stottern oder erröten, wobei die Rötungen meist im Gesicht oder im Hals- und Brustbereich auftreten. Der Versuch, diese Reaktion, die anderen ja die erlebten Emotionen verraten, zu unterdrücken, verstärkt oft die Reaktion. Im Grunde genommen ist also nicht das Erröten das Problem, sondern die Angst vor dem Erröten.

Besonders betroffen sind Menschen, die unter niedrigem Selbstwertgefühl, Perfektionismus und allgemein unter Kontrollverlustängsten leiden. Entsprechend der Ursachen helfen verschiedene Formen der Psychotherapie bzw. Verhaltenstherapie. Auch Entspannungsverfahren und die allmähliche kognitive Umbewertung des Errötens können die Angst vor dem Erröten abbauen.

Welche Funktion hat eigentlich das Rotwerden bei Scham?

Die Schamesröte hat vor allem eine soziale Funktion, denn mit ihr signalisiert man seinem Gegenüber: "Das ist mir peinlich" oder "Ich erkenne, dass ich einen Fehler gemacht habe" oder "Komm mir nicht zu nah!" Menschen kommunizieren also über Körpersprache, wobei man sogar herausfand, dass Menschen durch Schamesröte mehr Empathie in anderen auslösen können, denn Versuchspersonen betrachteten jene Menschen wohlgesinnter, die in einer unangenehmen Situation rot wurden, als die Menschen, die keine Röte zeigten. 

Wer übermäßig viel Angst vor dem Erröten hat, leidet demnach an einer Erythrophobie und ein Teufelskreis beginnt: Die Angst vorm Erröten führt nur umso schneller dazu, dass Betroffene rot werden. Daraufhin schämen sie sich noch mehr und erröten umso stärker. Im schlimmsten Fall führt dies zu einer sozialen Phobie, einer Form der Angststörung. Betroffene meiden dann schambehaftete Situationen und sind in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Helfen können dann manchmal Medikamente zur Lösung der Angstzustände und Formen einer kognitiven Verhaltenstherapie, deren Ziel es ist, Stress auslösende Situationen im Alltag zu meistern und eine Neubewertung des Rotwerdens zu erarbeiten, das Erröten auch eine ganz natürliche Körperfunktion ist, für die man sich nicht schämen muss.  

Ängste mit biologischen Grundlagen: Höhenschwindel und Höhenangst

Das Phänomen des Höhenschwindels stellt eine normale Warnfunktion des Körpers dar und hat eine nachvollziehbare biologische Grundlage, denn wenn sich jemand in großer Höhe befindet, setzt eine subjektive Instabilität der Körperhaltung ein, woraus die Angst entsteht, hinunter zu fallen. Die Körperhaltung destabilisiert sich, wenn die Entfernung zwischen den Augen und dem nächsten sichtbaren Objekt zu groß wird. Um das Objekt scharf sehen zu können, schwankt der Kopf automatisch. Wir schwanken allerdings auch bei der normalen Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Die Stabilisierung der Lage erfolgt schließlich über die Peripherie der Netzhaut des Auges, mit der Gegenstände erkannt oder verfolgt werden können. Um dem "normalen" Höhenschwindel entgegenzuwirken, sollte man vermeiden, in gefährlichen Situationen, z. B. auf einer Klippe, frei zu stehen ohne sich festzuhalten. Wenn man hinuntersieht, dann sollte außerdem darauf geachtet werden, dass sich nahe feststehende kontrastreiche Gegenstände im seitlichen Blickfeld befinden. Das Beobachten von sich bewegenden Objekten, wie Wolken, erhöht den Schwindel ebenso wie das Schauen durch ein Fernglas. Die Füße sollten möglichst horizontal auf dem Boden stehen, um den Sinnesorganen die Arbeit nicht zu erschweren. Auch entsteht der Höhenschwindel erst nach etwa drei Sekunden, sodass ein kurzer Blick in die  Tiefe noch nicht zu Beeinträchtigungen führen sollte.

Angstauslöser für Höhenangst (Bathophobie oder Acrophobie) sind Situationen wie der Aufenthalt, auf einer Leiter, auf einer Brücke, auf einem Turm, einem Hochhaus, einem Balkon,  oder an einem steilen Abhang. Manche Menschen verspüren Höhenangst nur dann, wenn Sie sich im Freien aufhalten, z.B. auf einer Aussichtsplattform. Stehen Sie dagegen hinter einer Glasscheibe im Inneren eines Hochhauses, kommt es zu keiner Angstreaktion. Die Angst ist hierbei rational unbegründet, aber der Betroffene befürchtet die Kontrolle über sich zu verlieren und abzustürzen. Wenn die Höhenangst einen übertriebenen Stellenwert im Alltag bekommt, und man sich durch sie eingeschränkt fühlt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Methode der Wahl ist das angeleitete Erfolgslernen (guided mastery - teilnehmendes Modellernen).

Die Höhenangst findet man auch bei Kleinkindern (Klippenphänomen, Stufenphänomen) und Tieren. Sie meiden instinktiv große Tiefen, obwohl sie in dieser Hinsicht noch keine schlechten Erfahrungen gemacht haben.

Drei Prozent der Flugzeugpassagiere leiden nach einer Studie in der BRD - die Gesellschaft für Konsumforschung untersuchte 2010 Personen im Alter ab 14 Jahren - unter Flugangst mit starken Angstgefühlen, weitere 8,7 Prozent sind überhaupt noch nie geflogen, weil sie zu viel Angst vorm Fliegen haben, 8,2 Prozent sind an Bord eines Flugzeugs oft unsicher und nervös. 27,4 Prozent fühlen sich im Allgemeinen auf Flügen sicher und werden nur in Ausnahmesituationen unruhig. Ganz entspannt mit keinerlei Angstgefühlen fliegen 32,2 Prozent. Gegen die Angst vorm Fliegen werden von den Fluggesellschaften Seminare angeboten, in denen ein Team von Piloten, Psychologen und Flugbegleitern den ängstlichen Passagieren die Flugangst nehmen möchte.

Quellen:
http://www.heiny.info/outdoor/seminar/
Referate/angst-motivation.htm (03-07-20)
http://www.neuro24.de/höhenangst.htm (03-07-20)

Das Repression-Sensitization-Konstrukt

Mit dem Repression-Sensitization-Konstrukts wurde in der Psychologie der Versuch unternommen, unterschiedliche Coping-Strategien in Abhängigkeit von Ausprägungsgraden der Angst zu erklären und mögliche Prädiktoren für Verhalten in angstrelevanten Situationen zu diskriminieren. Zu diesem Konstrukt gibt es eine Fülle von Untersuchungen in nahezu allen Teildisziplinen der Psychologie, wobei der Versuch einer Validierung bisher nicht zufriedenstellend gelungen ist.

Aus den frühen Experimenten zur Wahrnehmung (Bruner und Postman, 1947) stammen die ersten Ansätze zur empirischen Klassifikation von Angstabwehrmechanismen zu einem zentralen Konzept. Bruner und Postman stellten als Ergebnis eines Experiments, in dem bedrohliche Reize im Tachistoskop dargeboten wurden, fest, dass sich zwei Gruppen von Personen in ihrer Reaktionsweise unterscheiden lassen. Die einen benötigten eine besonders kurze Darbietungszeit, um einen bedrohlichen Reiz zu identifizieren, die anderen eine besonders lange Zeit der Darbietung. Die Hypothese von Bruner und Postman, die das Konzept des "preceptul defence" stützen sollte, konnte hier nicht bestätigt werden. Danach sollten alle Versuchspersonen mit einer Wahrnehmungsabwehr auf bedrohliche Reize (Tabuwörter, angstassoziierte Wörter) reagieren. Es zeigte sich aber, dass sich eine Gruppe der Versuchspersonen im Sinne einer "perceptual vigilance" verhielt, ein Phänomen, das bis dahin nur im Zusammenhang mit bedürfnisrelevanten Reizen beobachtet werden konnte.

Es wird daher angenommen, dass Menschen sich danach unterscheiden, ob sie eine kritische Situation dadurch meistern, dass sie diese möglichst wenig zur Kenntnis nehmen, oder dadurch, dass sie ihr gerade besonders viel Aufmerksamkeit schenken (vgl. Krohne, 1975). Infolge dieser und ähnlicher Befunde entstand ein bipolares, eindimensionales Persönlichkeitskonzept der Angstabwehr. An jedem Pol dieses Kontinuums sollen Personen lokalisiert sein, die eine extreme Form der Angstabwehr praktizieren, im mittleren Bereich dieser Dimension Personen, deren Angstverarbeitung angemessen erscheint. Aufgrund der Annahmen, die über die intervenierenden Mechanismen, die zu solchen gegenläufigen Verarbeitungsstrategien führen, gemacht wurden, lag der Vergleich zu den Abwehrmechanismen der Psychoanalyse nahe. Ferner wurde versucht, das Repression-Sensitization-Konstrukt als kognitionspsychologisch orientierten Ansatz zu interpretieren (vgl. Krohne 1982). Den theoretischen Rahmen hierzu lieferte das Angstmodell von Lazarus (Lazarus & Averill 1972). Danach handelt es sich bei der Angstabwehr um einen Vorgang bei der Bewertung bestimmter Situationen. Diese Einschätzung soll nach Lazarus (1972) mehrdeutige Elemente enthalten. Es entsteht nur dann Angst, wenn keine entsprechenden Interpretationsschemata für entsprechende Umweltvorgänge vorhanden sind und somit nicht adäquat auf die Situation reagiert werden kann. Von fehlenden Interpretationsschemata wird dann gesprochen, wenn ein Individuum keine Möglichkeit hat eine Bedrohung zu beseitigen. Nur dann werden innerpsychische Prozesse in Gang gesetzt, die eine Veränderung der Aufmerksamkeit zur Folge haben und zur Neubewertung der Situation führen. Bei der repressiven Angstabwehr werden besonders die wenig bedrohlichen Merkmale einer Neubewertung unterzogen, bei der sensitiven mehr die stark bedrohlichen, wobei beide Strategien als defensiv und inadequat bezeichnet werden können. 

Die Messung des Repression-Sensitization-Konstrukts erfolgte mit den übliche Skalen zur Erfassung von Ängstlichkeit (z.B. Manifest-Anxiety-Scale), andererseits wurden eigene Repression-Sensitization-Skalen verwendet (z.B. aus Items des MMPI).

Sensitizer zeigen höhere Werte in folgenden Variablen

Subjektive Ungewißheit bei komplexen Entscheidungen
Differenziertheit von Fremdbeurteilungen
Differenziertheit der Selbstbeurteilung
Ängstlichkeitswerte
Emotionale Labilität
Leistungsminderung durch Angst
Zugeben von Fehlern
Dominanz
Schilderung der eigenen Person als mißmutig, selbstunsicher, reizbar, gehemmt
Selbstkritik

Represser zeigen höhere Werte in folgenden Variablen

Positive Valenz der Selbstbeurteilung
Beurteilungskonformität mit einer Bezugsgruppe
Tendenz zum Reagieren im Sinne der sozialen Erwünschtheit
Ableugnen eigener Schwächen
Schilderung der eigenen Person als kontaktfreudig, gut gelaunt, ruhig, selbstbewußt, aktiv und frei von körperlichen Beschwerden
Leistungsförderung durch Angst

Diese Einteilung erlaubt nach Krohne die Ableitung konkreter Bewältigungsverhaltensweisen, wenn Personen (mit entsprechend deutlicher Merkmalsausprägung) mit bedrohlichen Situationen konfrontiert sind. Von Sensitizern wird erwartet, dass sie, verglichen mit den anderen Gruppen, Informations- und Verhaltenskontrolle auszuüben versuchen. Represser müßten sich gedanklich und instrumentell weniger mit dem Stressor beschäftigen und sollten Informationen darüber aus dem Weg gehen (Krohne 1986). In ähnlicher Weise beschreibt Miller (1980) mit den Begriffen "Monitoring" und "Blunting" zwei diametrale Dimensionen der Informationsverarbeitung in Belastungssituationen. Monitoring ist die Tendenz, sich Informationen über die Belastungssituation zu verschaffen und zu nutzen. Blunting bezeichnet die Fähigkeit, sich von gefahrenrelevaten Reizen kognitiv abzulenken. Monitoring ist also ähnlich definiert wie Sensitization, Blunting ähnlich wie Repression. Monitoring und Blunting sind unabhängig von demograhischen Merkmalen wie Geschlecht, Rasse, Alter und Bildungsniveau.

Mit den Angstbewältigungstypen werden verschiedene globale Annahmen verbunden. Nicht-Defensive sollten in unterschiedlichen Situationen entsprechende Verhaltensvariation zeigen und deshalb höchste Bewältigungseffektivität erreichen. Sensitizer und Represser als die beiden rigiden Gruppen sollten nur dann erfolgreich sein, wenn ihr inflexibler Bewältigungsmodus zufällig zu den Situationsmerkmalen paßt (z.B. Represser vor einer Operation). Personen mit instabilem Modus, die Hochängstlichen, sollten bevorzugt emotionsregulierend handeln und am wenigsten effektiv sein.

Obwohl das Repression-Sensitization-Konstrukt seit seiner Entstehung immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt ist, wird bis heute in vielen Bereichen der Psychologie der Versuch unternommen, es als differentialdiagnostisches Instrument zu etablieren. In der Vergangenheit sind ganze Reihen von Validierungsstudien durchgeführt worden, ohne jedoch befriedigende Ergebnisse zu liefern. Gründe hierfür liegen zum einen in der Verwendung unterschiedlicher Skalen und cut-off-scores, zum anderen in methodologischer Schwächen der Untersuchungen. Allerdings hat das Repression-Sensitization-Konstrukt einiges zur Beschreibung unterschiedlicher Coping-Strategien in bedrohlichen Situationen beigetragen, und den Anstoß zu anderen Ansätzen auf diesem Gebiet geliefert.

Quelle:
http://www.stud.uni-wuppertal.de/~ya0023/pers_diff_psy/rs_konstrukt.html (02-08-04)

 

Siehe dazu auch:
Aufmerksamkeit und die Art der Angstbewältigung

Als Paruresis bezeichnet die klinische Psychologie die vorwiegend bei Männern auftretende Hemmung, öffentliche Toiletten zu benutzen. Diese Angst kann so groß werden, dass Lokale, Kinos und Feste gemieden werden, weil man dort irgendwann das WC aufsuchen muß. Die Folge ist oft ein sozialer Rückzug, der zu Depressionen führen kann. Ursache kann ein Gefühl der Beengung auf öffentlichen WC-Anlagen oder Angst vor Infektionen sein. Als Therapie biete sich u. a. die systematische Desensibilisierung an, eine Methode der dokuVerhaltenstherapie.

Im englische Sprachraum ist dieses Phänomen als "Shy Bladder Syndrome" bekannt:

shybladder
[http://www.paruresis.org/]

 

Nach Fritz Riemann (1990) lassen sich alle Ängste unseres Lebens auf vier Grundängste reduzieren:

Aus den vier Grundformen der Angst lassen sich vier Persönlichkeitsstrukturen ableiten. Personen, deren grundlegendes Problem die Angst vor der Hingabe ist, werden zu schizoiden Persönlichkeiten, die die Selbstbewahrung überbewerten. Die Angst vor der Selbstwerdung kann zur depressiven Persönlichkeitsstruktur führen. Bei den zwanghaften Persönlichkeiten wird die Angst vor der Wandlung zur dauerhaften Sorge. Aus der Angst vor der Notwendigkeit kann schließlich eine hysterischer Persönlichkeitstyp entstehen. Jeweils zwei Angstformen sind zu einem Gegensatzpaar zusammengefaßt, die sich dichotom gegenüber stehen. Das erste Angst-Paar besteht aus der Angst des depressiven und des schizoiden Menschen, das zweite aus der Angst des zwanghaften und des hysterischen Menschen. 

Riemann, Fritz (1990). Grundformen der Angst. München: Ernst-Reinhardt-Verlag.

Siehe dazu im Detail
angst
Grundformen der Angst


Angst

Verhaltenstherapie bei Angst- und Panikstörungen

Angst- und Panikstörungen sind bei Frauen die häufigste, bei Männern (nach dem Alkoholmissbrauch) die zweithäufigste psychische Störung. Im Laufe des Lebens entwickeln 25% der Durchschnittsbevölkerung eine Angststörung: 3,5% eine Panikstörung, 6% eine Agoraphobie, 5% eine generalisierte Angststörung, 11% eine spezifische Phobie, 13% eine soziale Phobie, 8% eine posttraumatische Belastungsstörung, 2,5% eine Zwangsstörung. Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation werden viele Angststörungen nicht rechtzeitig erkannt oder als Depressionen fehlbehandelt, nicht selten weil die Betroffenen nach längerer (chronischer) Dauer der Ängste depressiv, erschöpft, inaktiv, resignativ und sozial zurückgezogen wirken (bestimmte Antidepressiva können jedoch hilfreich sein).

Die gezielte Behandlung von Angst- und Panikstörungen ist eines der anschaulichsten Beispiele dafür, was Verhaltenstherapie ist. Es wird von den konkret vorgebrachten Problemen und Beschwerden der Klienten ausgegangen und auf der Basis einer gemeinsamen Problem- und Zieldefinition ein transparenter Therapieplan erstellt, der folgende Charakteristika umfaßt:

Quelle:
http://www.panikattacken.at/angststoerungen/angst.htm (02-08-05)

Linkempfehlung

Eine umfangreiche und qualitativ hochwertige Zusammenstellung psychologischen Wissens zum Thema Angst findet sich auf der ausgezeichneten site von Hans Morschitzky
http://www.panikattacken.at/, auf die sich dieses Arbeitsblatt teilweise stützt.

Ein etwas anderer Literaturtipp:

Der portugiesische Autor Rui Zink macht in seiner Satire „Die Installation der Angst“ die Angst zu einem Produkt, das man sich in der Wohnung wie einen Internetanschluss oder eine Alarmanlage installieren lassen kann. Rui Zink stellt in dem Buch eine Frau und Mutter vor, die eines Tages überraschend von zwei Männern besucht wird, die die Angst bei ihr installieren wollen, wobei während der Installation Sousa und Carlos, Spezialisten für die Inbetriebnahme von Angst, verschiedene Spielarten ihres Produkts vorstellen, etwa die Angst vor Gewalt, Terror, Krankheit, Einsamkeit, Entfremdung oder Armut.

Paradoxe Intention

Die Methode der paradoxen Intention wurde vor Jahrzehnten von Viktor Frankl beschrieben und ist eine der besten und am raschesten wirkende Techniken bei sozialen Ängsten. Dabei werden absichtlich jene Symptome provoziert oder zumindest simuliert, die Menschen mit sozialer Phobie aus Angst vor Auffälligkeit am meisten fürchten. Paradoxe Interventionen durchbrechen das Muster des Nicht-Auffallen-Wollens.

Ängstliche Menschen vergeuden sehr viel Energie durch das ständige Unterdrücken der gefürchteten Symptome, was auf die Dauer anstrengender ist als die offene Bekanntgabe der damit verbundenen Gedanken und körperlichen Zustände. Wenn man den Mut zu derartigen "Offenbarungsübungen" aufbringt, kann man den Angstkreislauf manchmal blitzartig durchbrechen. Dazu einige Beispiele:

Paradoxe Übungsaufgaben stellen eine Gelegenheit dar, unter bestimmten Umständen (sicherlich nicht jederzeit und überall) Schwäche zeigen zu können (nach dem Motto: "Es ist ein Zeichen von Stärke, seine Schwächen zeigen zu können") und dabei die Erfahrung zu machen, dass man trotzdem liebenswert und sozial akzeptiert ist.

Quelle: http://members.aon.at/morschitzky/panikattacken/panik.htm (01-06-20)

Aus dem Leben gegriffen: Die Angst vor dem Zahnarzt

Sehr viele Menschen leiden unter einer Zahnarztphobie, aber es gibt dabei zwei Gruppen von Menschen, die einen haben Angst vor dem Zahnarzt, aber sie gehen trotzdem hin, bei den anderen ist die Angst vor dem Zahnarzt so stark, dass sie nicht hingehen. Dabei nehmen sie in Kauf, dass sich der Zustand Ihrer Zähne drastisch verschlechtert. Die meisten Menschen tun sich schwer, sich und Ihrer Umwelt die Zahnarztphobie einzugestehen, da das Thema "Angst" in unserer Gesellschaft ein Tabuthema darstellt. Häufig entsehen diese Ängste durch ein traumatisches Zahnarzterlebnis in der Kindheit.

Die Angst vor dem Zahnarzt macht sich wie folgt bemerkbar:

Was kann man gegen eine Zahnarztphobie unternehmen?

Manche Zahnärzte bieten den Patienten an, sie per Vollnarkose oder unter Hypnose zu behandeln. Das ist meist nicht nur kostspielig für den Patienten, sondern bekämpft auch nicht die Ursache der Angst.

Der erste Schritt diese Angst zu bekämpfen ist sich klar zu machen und sich selbst einzugestehen, dass man unter dieser Angst leidet. Man muss sich klarmachen: "Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man zum Zahnarzt gehen muss!" Je länger man nicht zum Zahnarzt geht, desto schlechter wird der Zustand der Zähne. Irgendwann hält man es vor Schmerzen nicht mehr aus oder wag sich mich mit seinen kaputten und faulen Zähnen nicht mehr vor die Tür. Man muss in dem Bewusstsein zum Zahnarzt gehen, dass dieser einem und seinen Zähnen helfen will. Wenn man es einmal geschafft haben, wird man immer wieder gehen und man kann stolz auf sich sein, diese Phobie besiegt zu haben. Die Angst bzw. ein mulmiges Gefühl wird wahrscheinlich auch beim nächsten Besuchen beim Zahnarzt bleiben, aber man hat dann im Hinterkopf, dass man sich jetzt nicht mehr von dieser Phobie beherrschen lassen muss, sondern dass man stärker ist als die Angst vor dem Zahnarzt.

Siehe auch Angst vor Krankheiten


Was kann man gegen Angst unternehmen?

Angst ist ein wichtiges und sinnvolles Gefühl, denn ohne Angst würden wir uns ständig selbst in Gefahr bringen. Angst zu empfinden, ist also an sich nicht schlimm. Die Angst wahrzunehmen ist also eine Sache, sich dann aber in die Angst hineinzusteigern und sich die beängstigenden Situationen in den buntesten Farben auszumalen, ist eine ganz andere. Das kann man ändern. Probieren Sie das nächste Mal, wenn Sie merken, dass Sie Angst haben, Folgendes aus:

Quelle: Zeit zu leben-Newsletter Ausgabe: 401


Tipps gegen die Angst im Alltag

Quelle: Berliner Morgenpost vom 30.11.2009


Ein häufig genannter Tipp für Menschen, die unter anfallsartigen Ängsten leiden, ist die volle Konzentration auf die Atmung. In akuten Angstsituationen hilft also das bewusste Ein- und Austmen, denn das signalisiert dem Körper mit der Zeit, dass eigentlich gar keine Gefahr vorhanden ist. Ein besonderer Tipp ist, etwas sehr Scharfes zu essen, also etwa auf eine Chili zu beißen, denn der Körper bzw. das Gehirn kann nicht gleichzeitig die Schärfe abbauen und Angst haben.


 



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