Arbeit und Beruf
Ein verfehlter Beruf verfolgt uns durch das ganze Leben.
Honoré de Balzac
Arbeit ist das ganze Leben?
Im Allgemeinen ist Arbeit in der heutigen Dienstleistungs-, Informations- oder Wissenschaftsgesellschaft ein zentraler Gesichtspunkt bei der individuellen Lebensgestaltung sowie der Ursprung des gesellschaftlichen Wohlstands. Demzufolge stellt Arbeit ein ganz entscheidendes Konzept unserer Gesellschaft dar, das einen verpflichtenden Rahmen für die individuelle Lebensplanung setzt. Denn von jedem Einzelnen wird generell eine abgeschlossene Berufsausbildung, eine erwerbstätige Arbeit und somit ein aktiver Beitrag für die Gesellschaft erwartet. Dies ist schon allein an den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes erkennbar, wonach ca. 39,9 Millionen Erwerbstätige im dritten Quartal des Jahres 2007 ihren Arbeitsort in Deutschland hatten. Aber auch die Tatsache, dass Arbeit in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nation sogar als grundlegendes Menschrecht definiert ist, verdeutlicht deren öffentliche, aber auch individuelle Bedeutsamkeit.
Arbeit – ganz gleich in welcher Form – spielt eben eine zentrale Rolle im Leben vieler Menschen. Es gibt Menschen, die leben, um zu arbeiten, und es gibt Menschen, die arbeiten, um zu leben. Selbst wenn Menschen nicht mehr aktiv am Berufsleben teilnehmen, zum Beispiel weil sie im Ruhestand sind, suchen sie sich oftmals andere Sinn gebende Verpflichtungen und Tätigkeiten. Jeder Mensch hat sein eigenes Lebenskonzept und setzt seine Prioritäten anders. Ebenso ist jeder mit anderen Dingen glücklich und zufrieden. Ein Patentrezept dafür, wie man ein glückliches, zufrieden stellendes Leben führt, gibt es daher nicht.
Für die Lebensgestaltung eines Menschen hat die Arbeit einige zentrale Funktionen, denn sie strukturiert den Tagesablauf, man kann sich in die Arbeit einbringen und seinem Leben eine Richtung geben, die sozialen Kontakte bei der Arbeit verhindern, dass man sich einsam fühlt und nicht zuletzt erwirbt man durch Arbeit Ansehen und Status. Daher löst eine befriedigende Arbeit positive Empfindungen aus, die Stimmung hellt sich auf, Menschen werden durch Arbeit selbstbewusster und sind zufriedener. Die gegenteilige Effekte erleben Erwerbslose, die das Leitsymptom der Arbeitslosigkeit ver spüren, nämlich mit ihrem Leben nicht zufrieden zu sein.
Über den Zusammenhang von Arbeit und Lebenszufriedenheit liegen zahlreiche wissenschaftliche Theorien und Untersuchungen vor. An der Bonner Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität wird aktuell eine Studie zum Thema „Einstellungen gegenüber Arbeit und ihre Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden“ durchgeführt. Dabei werden Menschen aller Alters- und Berufsgruppen zu unterschiedlichen Aspekten ihres Lebens befragt, wobei ein zentraler Aspekt der Rolle der Arbeit in ihrem Leben zugesprochen wird. Informationen können auf Wunsch bei der Studienleiterin Frau cand. psych. Michaela Städele (arbeit_und_wohlbefinden@yahoo.de) eingeholt werden.
Jugend wird nach Mansel & Hurrelmann (1991, S. 7f) oft gleichgesetzt mit "Gesundheit, Stärke, Belastbarkeit", doch ist dieses Klischee nicht mehr aufrechtzuerhalten, denn es ist nicht zu übersehen, welchen "Preis" die Jugendlichen für ihre heute sicherlich vermehrten sozialen Chancen zahlen müssen. Der Druck, den Anforderungen der Leistungsgesellschaft nicht gerecht zu werden, ist enorm gestiegen, vor allem im Hinblick auf die hohe Arbeitslosigkeit und den Mangel an Lehrstellen und somit an Zukunftsperspektiven. Hinzu kommen oft die zum Teil völlig überzogenen Schulabschlussvorstellungen der Eltern, von denen über 60% bei Schuleintritt des Kindes hoffen, das Kind würde Matura bzw. Abitur machen. Diese Erwartungen erzeugen einen enormen Leistungsdruck bei den Kindern & Jugendlichen. Stresssymptome zeigen sich dann besonders bei auch sozial benachteiligten Jugendlichen, die aufgrund eines mangelnden Schulabschlusses oder mangelnder sozialer Kompetenz nur wenig Aussicht auf einen Ausbildungsplatz haben.
Die Berufsfindung
Schon die Entscheidung, ob sich Jugendliche nach der allgemeinen Pflichtschule für eine weiterführende Schule entschließen oder in den Beruf einsteigen, verläuft als Prozess. Der Weg in den Beruf führt von den Beratungsansätzen in der Familie, der Auseinandersetzung mit diesem Thema im Unterricht, der Diskussion mit Freunden bis hin zur Berufsberatung in den Arbeitsämtern oder diversen Berufsberatungseinrichtungen. Siehe dazu Entscheidung Beruf - Schule.
Die Wahl eines Berufs und die Vorbereitung auf eine Berufsausübung sind wahrscheinlich die wichtigsten Entwicklungsaufgaben, vor die sich der Heranwachsende gestellt sieht, denn er ist hierbei gezwungen, sich auf die Zukunft, auf die Gestaltung seines eigenen Lebens zu orientieren. Die folgenden Arbeitsblätter geben einen kurzen Überblick über zentrale Merkmale dieses Prozesses.
Berufszufriedenheit
Nur jeder Fünfte Berufstätige in Österreich ist nach einer Studie im
Juni 2009 - befragt wurden 1385 ArbeitnehmerInnen in Österreich,
Deutschland und der Schweiz - mit dem aktuellen Beruf tatsächlich
zufrieden, d.h., dass jeder zweite Erwerbstätige lieber etwas anderes
machen möchte. 27 Prozent der befragten ArbeitnehmerInnen würden heute
darauf achten, dass bereits die Ausbildung zielgerichteter ist, während
nur 19 Prozent mit ihrem Beruf völlig zufrieden sind. In Deutschland und
der Schweiz sind die Ergebnisse ähnlich, denn jeweils 51 Prozent sind
mit der Berufswahl nachträglich unzufrieden. Eine zielgerichtetere
Ausbildung hätten sich 28 Prozent der Deutschen und 29 Prozent der
Schweizer gewünscht, völlig zufrieden sind in Deutschland 21 Prozent, in
der Schweiz 20 Prozent.
Quelle: OÖN vom 8.8.2009 (09-08-08)
- Die berufliche Sozialisation
- Berufsfindung und Persönlichkeit
- Berufsfindung und soziales Umfeld
- Der Berufsfindungsprozess
- Die Bewerbung
- Berufswahl und Explorationsverhalten
- Die duale Ausbildung in Österreich
- Beruf und Freizeit
- Veränderungen in der Arbeitswelt
- Kurioses aus der Berufswelt
- Langzeitarbeitslosigkeit und psychische Erkrankungen
- Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen
- Siehe auch "Situativer Interessen Test"
Literatur
Mansel, J. & Hurrelmann, K. (1991). Alltagsstreß bei Jugendlichen. Eine Untersuchung über Lebenschancen, Lebensrisiken und psychosoziale Befindlichkeiten im Statusübergang. Weinheim/München: Juventa Verlag.
Gelitz, C. (2012). Was die Psyche stark macht. Gehirn & Geis , 6, 18-23.
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