Präsentations- und Vortragstechnik: Rhetoriktraining
Parallele Informationsverarbeitung
"Simulationsdolmetscher"Sprechen Sie gesprochene Texte (z.B. aus dem Radio) zeitverzögert nach.
Steigerungen: zeitliche Verzögerung verlängern, eigene Lautstärke erhöhen, Fremdsprache nutzen
Paraphrasieren
Fassen Sie die Inhalte gesprochener Texte (Fernsehen / Radio / Sitzungen) zeitverzögert zusammen.
Steigerungen: zeitliche Verzögerungen verlängern, die Zusammenfassung laut sprechen
Zeitunglesen und Fernsehen
Lesen Sie während einer Nachrichtensendung oder eines Magazines die Zeitung und schreiben Sie im Anschluß daran auf, welche Informationen Sie aus der Zeitung und aus der Nachrichtensendung behalten haben
"Komponist"
Versuchen Sie den Text eines bestimmten Liedes auf die Melodie eines anderen, Ihnen gut bekannten Liedes (CD, Platte, Radio) zu singen
Und zum Abschluß noch zwei motorische Übungen:
Versuchen Sie, während Sie schreiben, mit der linken/rechten Hand auf den Tisch zu klopfen.Versuchen Sie gleichzeitig zwei verschiedene geometrische Figuren (linke Hand: Kreis; rechte Hand; Quadrat) auf ein Blatt zu malen. Nach dem ersten gelungenen Versuch, wechseln Sie bitte die Seiten der Figuren.
Die Einübung der Mehrfachaufgaben bieten Ihnen mehrere Vorteile:
Sie können sich besser konzentrieren.Sie könne einen Gedankengang "halten", auch wenn Sie unterbrochen werden (Störungen, Telefon, Zwischenrufe).
Sie können auf mehreren Ebenen gleichzeitig denken, also z.B. sowohl die inhaltliche als auch die gruppendynamische Entwicklung eines Workshops bedenken.
Sie werden ein besserer Kommunikationspartner, weil Sie sowohl gezielt zuhören als auch Gedanken nachgehen können, die durch die Rede des Partners ausgelöst werden.
Das menschliche Gehirn ist eine wundervolle Sache. Es arbeitet bereits vor der Geburt, funktioniert im Wachen und im Schlafen bis zum Tode, und es hört nur dann auf zu arbeiten, wenn man gebeten wird aufzustehen und ein paar Worte zu sagen.
Siehe auch Tropen der Rhetorik
Ein wenig Geschichte: Aristoteles Rhetorik
Die Rhetorik ist eine von 143 Schriften des Aristoteles. Die Rhetorik war als Lehrschrift für seine Schüler gedacht. Seit dem Auftreten der Sophisten hatte die Redekunst den Makel dem bloßen Schein anstatt der Wahrheit zu dienen. Sie wurde beschuldigt, dem Recht des Stärkeren zu huldigen und ein Instrument der Täuschung und Verführung zu sein. Das Werk war daher eher so angelegt, daß es eine Aussöhnung zwischen der Rhetorik und der Philosophie anstrebte. Das Werk verlangt dem Redner Kenntnisse in Dialektik und Psychologie sowie moralische Integrität ab und ist also auch in seinem ethisch-politischen Aspekt und nicht nur als rein technisch-formal ausgelegtes Handbuch zu verstehen.
Der Redekunst kommt eine Mittelstellung zwischen Dialektik und praktischer Philosophie zu. Die Rhetorik ist keine abgegrenzte Wissenschaft sondern in ihrer Anwendung und dem Nutzen nach unbegrenzt. In der Rhetorik wird nicht nur den formallogischen Argumentationen und rhetorischen Kniffen, sondern auch der Zuhörerpsychologie große Aufmerksamkeit eingeräumt. Vollendete Rhetorik ist durch Sachverstand über das behandelte Thema, moralische Vollkommenheit des Redners und das Wohlwollen des Zuhörers gekennzeichnet. Zentrale Argumentationsform ist das Enthymem, ein rhetorischer Beweis und eine Art Syllogismus. Beim Enthymem wird vom Allgemeinen auf das Besondere geschlossen. Dafür wird dem Redner eine Vielzahl von Topoi - allgemein anwendbaren Gedanken - zur Verfügung gestellt.
Im Detail: Aristoteles Rhetorik
Häufige Fehler beim Vortrag
- Nicht zu schnell reden
Wenn du zu schnell redest, ist es für dein Publikum schwer, deinen Gedanken zu folgen und aufmerksam zu bleiben. - Nicht ablesen
Ein abgelesener Vortrag wirkt mechanisch und uninteressant. Und da deine Augen sowieso ständig auf das Papier schauen, haben deine Zuhörer keine Gewissensbisse, sich während deiner Präsentation interessanteren Dingen zu widmen. - Zuhörer anschauen und nicht die Hilfsmittel (Hellraumprojektor, Wandtafel)
Weil es schwer ist, sich auf verschiedene Dinge gleichzeitig zu konzentrieren, solltest du bei deinen Hilfsmitteln genügend Sattelfestigkeit haben, dass sie nicht deine gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dein Vortrag sollte sich an das Publikum richten. - Nicht aufs Pult sitzen
Dieses Element der Körpersprache hat einen demotivierenden Einfluss auf dein Publikum. Wirklich! Und desweiteren kannst du lauter und freier Sprechen, wenn du stehst. - Nicht Sicherheit mit Witzen vortäuschen
Setze Witze nur sehr selten und zum Stoff passend ein (z.B. am Anfang) um deine Zuhörer einzustimmen, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln oder nur um sie nach einem theoretischen Teil wieder aufzulockern. - Nicht zu viele Folien (keine Diashow)
Folien sollten möglichst bildlich zeigen, worüber du die nächsten paar Minuten redest. Wenn du sie klar und einfach hälst, werden die Zuhörer nur wenige Sekunden von dem abgelenkt, was du sprichst, können dir aber in den nächsten paar Minuten umso besser folgen. - Folien nicht abdecken
Das Publikum soll ruhig die ganze Folie sehen und kurz Zeit haben sie zu studieren. Während diesen Augenblicken musst du nichts sagen und kannst dich während dieser Verschnaufpause darauf vorbereiten, was du als nächstes vortragen wirst. - Unterlagen nicht zu Beginn verteilen
Das Publikum ist sonst zu fest mit diesen Unterlagen beschäftigt und wird dir nicht folgen. Eine Ausnahme ist hier, dass du bei grösseren Präsentationen am Anfang eine grobe Übersicht verteilen kannst, damit das Publikum die Orientierung nicht verliert und dir besser folgen kann. - Falls etwas schief geht nicht nervös werden
Etwas geht immer schief, doch fast immer kannst du deine Präsentation auf die eine oder andere Weise problemlos weiterführen. Denke also kurz nach, ob überhaupt etwas zu tun ist und was zu tun ist, und mache dann ruhig weiter ohne dich weiter mit dem Patzer zu beschäftigen. - Das Publikum nicht mit Fakten überladen oder unterladen
Wähle die Punkte, über die du sprichst, sorgfältig aus. Suche die interessantesten Punkte heraus. Zuwenige Punkte machen den Vortrag langatmig und schleppend, zuviele jedoch machen ihn gehetzt und oberflächlich. - Schlusspunkt ist sehr wichtig
Am Schluss solltest du nochmals die zentralen Aussagen deines Vortrages wiederholen, denn der Schluss wird deinem Publikum am besten im Gedächnis bleiben.
Quelle:
http://www-ea.inf.ethz.ch/lv/ipe/student_projects/99/vortragstechnik/Gruppe7/Resultat/fehler.htm
Siehe auch Wie man persönliche Fehler beim Präsentieren abstellt
Das Pathos: Zur Rhetorik der Affekte
Zum überzeugenden Reden gehört in der Regel nicht allein die sachliche Beweisführung. Diese Erkenntnis haben sich die Rhetoriker spätestens seit Aristoteles zu eigen gemacht, indem sie neben ethos und logos der gezielten Erregung von Affekten (pathos) eine zentrale Rolle im Überzeugungsprozeß zuwiesen. Dieser Unterscheidung liegt die alte platonische Dreiteilung des psychischen Geschehens in Denken, Fühlen und Wollen zugrunde.
Ähnlich verfährt die moderne Sozialpsychologie, die den Einstellungsbegriff in drei konstituierende Komponenten differenziert: Affekt, Kognition, Verhalten. Um so erstaunlicher, daß die moderne Rhetorik sich mit der Argumentationstheorie fast ausschließlich dem Bereich Logos widmet. Selbstdarstellung und Affekterregung werden zwar immer wieder nachdrücklich als weitere wichtige Teile benannt, doch bei der Benennung bleibt es dann auch. In der modernen sprechwissenschaftlich orientierten Rhetorik liegen nach meiner Kenntnis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Methoden für die pragmatische Analyse der, als doch so wichtig benannten Affekte vor.
Immer noch versuchen Schüler verzweifelt, z. B. Hitlers Wirkung als Redner durch Figuren der elocutio zu erklären und müssen dabei kläglich scheitern. Dabei liegt es auf der Hand, daß rhetorische Figuren zwar den Affekt begleiten und verstärken können, daß eine bloße Anreicherung der Rede mit Figuren jedoch noch lange nicht einen starken Affekt im Sinne von pathos im Hörer auslöst. Im Bereich actio kann eine Sprechausdrucksanalyse intonatorische Merkmale eines im Affekt begriffenen Sprechers beschreiben. Durch die Anwendung dieser Mittel lassen sich sicherlich auch Stimmungen produzieren, wenn z. B. ein Sprecher unterschiedlich intoniert aus dem Telefonbuch vor liest. Doch ist durch Intonation allein noch lange kein Affekt beim Hörer zu erzielen. Denn beim pathos "als Überzeugungsgrund (geht es) nicht um die Weise des Ausdrucks subjektiven Erlebens des Redners, sondern um die des topisch bestimmbaren Eindrucks des Hörers. Affekte, die zur Überzeugung beitragen, sind nicht so sehr Ausdrucksphänomene von Sprechern, sondern Reaktionsweisen von Rezipienten".
Affekte sind nach Aristoteles "solche Regungen des Gemüts, durch die Menschen sich (... ) hinsichtlich der Urteile unterscheiden und die von Lust/Unlust begleitet sind," d. h. Affekte sind mehr als intonatorisch (Bühler: Ausdrucksfunktion) oder durch ornatus (Bühler: Darstellungsfunktion) erzeugte Stimmungen, wie sie z. B. in der Rezitation vorliegen.
Aristoteles ging es nicht um eine umfassende Psychologie menschlicher Gefühle, sondern um eine pragmatische Funktionsbeschreibung des Affektes, als konstitutierendem Faktor menschlicher Meinungsbildung.
Wie aber lassen sich über Figurenlehre und "Spreche" und damit über elocutio und actio hinaus Affekte rhetorisch analysieren und ggf. erzeugen?
Die Antwort auf diese Fragen findet sich in dem hier zitierten Artikel von Ulrich Ulonska: Zur Rhetorik der Affekte
Quelle:
Ulrich Ulonska: Zur Rhetorik der Affekte Bearbeitete Fassung eines Textes, der auf der 26. Jahrestagung der Gesellschaft für angewandte Linguistik (GAL) an der Universität Kassel (28.-30.09.1995) vorgetragen wurde.
WWW: http://dr-ulonska.de/html/afekte.html (08-05-09)
*) Entstanden unter Verwendung von: http://www.maas-training.de/maas/DOKU_4.EXE (01-01-27)
Die Erlaubnis des Autors liegt vor.
Weitere Quellen: http://st1hobel.phl.univie.ac.at/~brunn/phil/Aristoteles.html (01-06-30)
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