[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Link zu LerntechnikWeb 3.0 und Social Media

Siehe dazu ergänzend auch die Arbeitsblätter zu

Siehe auch die Kritik Stefan Webers: Die Medialisierungsfalle


Übrigens
: Als Constant Checker bezeichnet man Menschen, die ihren Twitter-, Facebook- oder andere Social-Media-Accounts ständig kontrollieren,

Social Media wie Twitter oder Facebook haben teilweise die Rolle der Medien übernommen, wobei große Anbieter wie Facebook, MySpace, Flickr oder YouTube mittlerweile eine enorme Marktmacht errungen haben, sodass gleichzeitig die Macht der User schwindet, da kleinere Plattformen nicht jene kritische Masse aufweisen, die eine öffentliche Wahrnehmung braucht. Die Menschen "versammeln" sich im Internet an immer weniger Orten. Ein drohendes Problem: Wenn man aus einem dieser Orte hinausgeworfen wird, dann ist das in gewisser Hinsicht so, als ob man aufhört zu existieren.

Hinzu kommt, dass im Zeitalter der sozialen Medien viele Nutzer auch Nachrichten immer öfter via Facebook oder Twitter beziehen, indem sie dort geteilten Links folgen. Experten warnen daher, dass Menschen, die aktuelle Neuigkeiten vor allem über soziale Medien wie Facebook oder Twitter beziehen, eher riskieren, in einseitige Informationsblasen zu geraten. Denn solche Nutzer kommen dadurch nur mit vergleichsweise wenigen Nachrichtenquellen in Berührung. Es ist bekannt, dass soziale Medien bewusst die Angst schüren, etwas zu verpassen (FOMO) und üben dadurch Druck auf die NutzerInnen aus. Denn es geht den Betreibern dieser Medien ja darum, dass die Menschen möglichst lange, im Idealfall permanent auf ihren Plattformen verweilen und so möglichst viele Daten über die NutzerInnen gesammelt werden können. Darauf basieren Geschäftsmodelle, die von Daten leben und die Plattformen werden so gebaut, dass die Unternehmen diese Ziele erreichen. Einer der Tricks, die dabei eingesetzt werden, ist sozialen Druck über eine Plattform aufzubauen etwa in Form von farbigen Häkchen, die anzeigen, dass man eine Nachricht gelesen hat, denn das führt zu sozialem Stress, indem man meint, ebenfalls sofort antworten zu müssen. Mittels Social Media lassen sich Menschen sehr leicht manipulieren, was sich später auf ihr Verhalten auswirkt. Facebook etwa wertet mit künstlicher Intelligenz so gut wie alles aus, was ein Nutzer auf dieser Plattform an Spuren hinterlässt. Dadurch bekommt er im Newsfeed vorgefilterte Informationen zu jenen Themen, die ihn interessieren. Durch diese gezielteb Informationen wird aber sein Weltbild bestätigt, das dadurch scheinbar zur Realität wird, sodass eine Anwender zu seinen Ansichten auch gar keine Gegenmeinung mehr erfährt, denn er lebt immer mehr in seiner Blase. Diese Effekte greifen besonders bei Menschen, die sich über das Tagesgeschehen ausschließlich in Social-Media-Kanälen informieren.

Hingegen erschließt sich Menschen, die mittels Suchmaschinen wie Bing oder Google an Aktuelles kommen, ein viel breiteres Spektrum, um sich eine kritische Meinung bilden zu können. Eine wissenschaftliche Analyse zeigte, dass Menschen in sozialen Medien kollektiv auf Informationen auf einem signifikant engeren Quellenspektrum zugreifen als über Suchmaschinen. Speziell scheinen jene kollektive soziale Blasen vor allem dort auf dem Vormarsch, in denen Communities von Personen mit ähnlichen Ansichten Nachrichten teilen, wodurch das Entdecken von Informationen wird vom persönlichen zum sozialen Geschehen wird, wobei Menschen, die hoffen, auf diese Art dem Informationsüberfluss begegnen wollen, vielfach gar nicht mehr realisieren, dass Plattformen wie Facebook oder Twitter ihren Zugang zu Neuigkeiten vorfiltern.

Moralische Empörung prägt grundlegende Aspekte des sozialen Lebens und ist heute in sozialen Online-Netzwerken weit verbreitet. Brady et al. (2021) haben gezeigt, wie soziale Lernprozesse die Ausdrucksformen moralischer Empörung im Internet im Laufe der Zeit verstärken. In zwei vorregistrierten Beobachtungsstudien auf Twitter (7331 Nutzer und 12,7 Millionen Tweets insgesamt) und zwei vorregistrierten Verhaltensexperimenten (N = 240) stellen sie fest, dass positives soziales Feedback für Empörungsäußerungen die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Empörungsäußerungen erhöht, was mit den Prinzipien des Verstärkungslernens übereinstimmt. Die Anreize in sozialen Medien verändern offenbar den Ton politischer Konversationen online, wobei manche NutzerInnen aufgrund des grundlegenden Designs sozialer Medien immer größere Entrüstung zu lernen scheinen. Darüber hinaus passen die NutzerInnen ihre Empörungsäußerungen an die Ausdrucksnormen ihrer sozialen Netzwerke an, was darauf hindeutet, dass das Lernen von Normen auch die Online-Empörungsäußerungen steuert. Menschen mit politisch moderaten Freunden reagieren dabei stärker auf Feedback, was ihre Ausdrücke der Entrüstung verstärkt, sodass man einen Mechanismus vermutet, der moderate Gruppen mit der Zeit radikalisiert, wobei die Belohnungen in den sozialen Medien Feedback-Schleifen erzeugen, die die Empörung verstärken. In ideologisch extremen Netzwerken, in denen Empörungsäußerungen häufiger vorkommen, reagieren die NutzerInnen weniger empfindlich auf soziales Feedback, wenn sie entscheiden, ob sie ihre Empörung zum Ausdruck bringen oder nicht. Da moralische Empörung eine entscheidende Rolle im sozialen und politischen Wandel spielt, sollte man sich angesichts dieser Ergebnisse bewusst sein, dass Technologieunternehmen durch die Gestaltung ihrer Plattformen (etwa mit Likes oder einfachen Retweets) den Erfolg oder Misserfolg kollektiver Bewegungen beeinflussen können.

Robin Mason (Professor of Educational Technology at the UK’s Open University) sagte in einem Interview mit Kirsten Seegmüller im Zusammenhang mit ihrer Keynote zur 13. Europäischen Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW), die vom 16. bis 18. September an der Donau-Universität Krems stattfand: "Blogs have become an acceptable educational tool; they are more reflective than MySpace, for example, which has a strong relation to leisure. Wikis also fit quite well into collaborative projects and are common in higher education today. Students share their work in Wikis, which is very useful in distance education, but even in campus education. The third important element is social bookmarking. After their research, students share bookmarks of good sites, and RSS feeds make it easy to track these pages. Last but not least, communication tools like Skype enable the students to communicate for free and share their results, even in groups. (...) I hope that social networking will lead to a more student-centred teaching and learning approach. Education should not be too prescriptive. Instead of memorizing, students should gain more freedom for creativity. A lot of content can be created during projects, especially at university. The teachers will design the framework in which the students can adapt the courses according to their needs. (...) Many teachers (...) are not confident enough or they don’t want to deal with social software. Others welcome social networking because it builds on existing student enthusiasm. Benefits for the students should convince teachers, even though the benefits for themselves will not show right off. The crux: For teachers the integration of social networking means more work, more time for planning, and more time spent with software. But if they take this challenge, they can see their students grow. (...) but there is a big problem: Some [students] want the freedom, but they are not willing to take the responsibility." (Hervorhebungen und Kürzungen von mir; W.S.)

 

 

Facebook Regeln - Facebook Manners And You


 [Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=iROYzrm5SBM]

Der ehemalige Facebook-Präsident Sean Parker bedauert rückblickend, das soziale Netzwerk Facebook zu einem globalen Phänomen gemacht zu haben, denn seiner Meinung nach wuchs die Website durch die Ausnutzung einer Verletzlichkeit in der menschlichen Psychologie mit ihrer Gier nach Aufmerksamkeit und dem sorgfältigen Belohnungssystem, das sie geschaffen hatte, um die Nutzer süchtig zu machen. Er sagte dazu in einem Interview: "Wir müssen dir ab und zu einen kleinen Dopamin-Hit geben, weil jemand ein Foto oder einen Post mochte oder kommentierte oder was auch immer … Es ist eine Rückkopplungsschleife für soziale Validierung … eine Verletzlichkeit in der menschlichen Psychologie".

Ozimek et al. (2017) haben untersucht, warum Menschen soziale Medien nutzen, wobei sie über 500 Facebooknutzer online nach ihrer Persönlichkeitsstruktur und ihrer Nutzung der Plattform befragt haben. Im Online-Fragebogen wurde etwa gefragt, wie oft und auf welche Weise die Befragten Facebook nutzen, ob sie Fotos posten, kommentieren, wie viele Freunde sie haben und wie sie diese Freunde betrachten. Außerdem ermittelten man Werte und Lebensziele der TeilnehmerInnen. Es zeigte sich, dass Menschen, die ausgeprägte materialistische Züge haben, deren Lebensziel es also ist, Besitz anzuhäufen und zu mehren, Facebook häufiger und intensiver nutzen als andere. Sie objektivieren ihre Facebook-Freunde und haben wesentlich mehr von ihnen als Nutzer, deren Lebensziel weniger von Materialismus geprägt ist. Diese Plattform macht den Vergleich mit anderen sehr einfach und zieht daher materialistische Menschen besonders an, denen solche Vergleiche wichtig sind. Ozimek et al. (2017) nehmen an, dass die Selbstregulation Menschen dazu bringt, soziale Medien zu nutzen oder auch nicht, und auch die Art der Nutzung beeinflusst, denn sie nutzen soziale Medien als Werkzeug, um ihre Ziele zu erreichen und sich gut zu fühlen.

Trennung und Social Media

Der Psychotherapeut Christian Asperger sagt in einem Interview, dass soziale Medien das Ende einer Beziehung wesentlich schmerzhafter machen, denn im Social Web stoßen UserInnen fast unweigerlich auf Inhalte, die ihre ExpartnerInnen zeigen. Er gibt daher den Ratschlag, sich nach einer Trennung von Plattformen wie Facebook oder Instagram möglichst fernhalten. Durch Social Media wird es wesentlich leichter, die Spuren einer früheren Beziehung nachzuverfolgen, d. h., die Ex-PartnerInnen sind meistens nur einen Mausklick entfernt, sodass es fast unmöglich ist, diese komplett zu vermeiden. Auch wenn man im realen Leben alle möglichen Maßnahmen setzt, um die früheren PartnerInnen nicht mehr sehen zu müssen, tauchen dennoch Bilder oder andere Inhalte in den Medien auf. Vor allem der Newsfeed auf Facebook kündigt oft erbarmungslos den Anfang einer neuen Beziehung von Ex-PartnerInnen an. Zwar gibt es auf Facebook die Option, nach der Trennung die Inhalte des Ex-Partners zu verstecken, jedoch gilt das nur, wenn UserInnen zuvor ihren Beziehungsstatus angegeben und dann geändert haben. Experten empfehlen daher frisch Getrennten, vorerst eine Social-Media-Pause einzulegen, bis sie den Trennungsschmerz verarbeitet haben. Allerdings wollen manche Menschen aus Neugier häufig wissen, ob die frühere Partnerin oder der frühere Partner die Trennung schneller verarbeitet hat als sie selbst, sodass es für nicht wenige sehr verführerisch ist, den Status von Ex-PartnerInnen zu verfolgen.

Geschlossene Social Media verdrängen offene Formen

Leichter lernen mit Lernpostern!

Lernposter

Susan Herring (Universität Indiana) beobachtet einen Rückgang der Onlinepräsenzen bei Blogs und schon davor einen Rückgang bei privaten Websites, wobei vor allem Facebook diese Formen der Online-Publikation ersetzt. Immer mehr Menschen sind in den Social Media wie Facebook aktiv und es geht die private Nutzung des offenen Internets stark zurück, sodass Menschen immer weniger Inhalte für das jedermann zugängliche offene Web liefern, sondern mehr Content lediglich innerhalb von Facebook produzieren. Dadurch unterscheidet sich Facebook vom zweiten großen Social Network Twitter fundamental, denn während Facebook die Einträge der User von der Öffentlichkeit abschirmt, richten sich Twitter-User mit ihren Postings zu großen Teilen an die gesamte Öffentlichkeit, sodass diese Informationen damit auch im offenen Web verfügbar sind.

Ehrlichkeit in sozialen Netzwerken

Dank Facebook, StudiVZ und MySpace kann sich jeder eine persönliche Seite erstellen und viel Privates offenlegen wie Lieblingsmusik, bevorzugte Literatur oder auch die politische Einstellung. Doch oft wird die Glaubwürdigkeit der selbst angefertigten Profile angezweifelt, schließlich will sich jeder in einem guten Licht darstellen. Juliane Stopfer (Institut für Psychologie an der Universität Mainz) hat in einer internationalen Studie (Back et al., 2010) bezüglich sozialer Netzwerke festgestellt, dass Menschen dort trotz der einfacheren Möglichkeiten nicht so häufig lügen, sondern es ließen sich alle wichtigen Persönlichkeitsmerkmale anhand der Profilseiten beurteilen.

Quelle: Back, Mitja D., Stopfer, Juliane M., Vazire, Simine, Gaddis, Sam,
Schmukle, Stefan C., Egloff, Boris & Gosling, Samuel D. (2010). Facebook Profiles Reflect Actual Personality, Not Self-Idealization. Psychological Science, 21(3), 372 –374.

Sicherheitsregeln für Facebook & Co

Web 3.0

Schon jetzt (Ende 2008) diskutiert man über ein Web 3.0, eine Bezeichnung, die für ein Internet steht, das noch intelligenter sein soll und und unter anderem die menschliche Sprache interpretieren sollte ("semantisches Web"), indem die Rechner die Eingaben der UserInnen noch intelligenter verknüpfen wird. So soll beispielsweise auch eine Suchanfrage in ganzen Sätzen eindeutige Antworten bringen, was allerdings schon im Web 1.0 möglich war, etwa bei Ask Jeeves. Auch die Inhalte von Bildern oder Audiodateien sollen dann gesucht werden können. Immerhin gibt es auf dem iPhone schon eine Software, die in der Lage ist, Musikstücke über das eingebaute Mikrophon zu entschlüsseln und nach Abfrage einer Datenbank auch anzuzeigen, welches gerade gespielt wird - mit Angabe der käuflich erwerbbaren CD natürlich ;-)

In den letzten Jahren hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass soziale Netzwerke viele Informationen über die Stimmung an der Börse liefern können, wobei etwa nach viralen Gerüchten gesucht wird, die den Kurs einer Aktie erheblich beeinflussen können. Dafür werden etwa Kommunikation über Finanzmärkte in Wirtschaftsnachrichtenbeiträgne, Diskussionen aus Finanzforen und Twitter ausgewertet, denn auf Twitter wird seit einigen Jahren sehr intensiv über Aktien und andere Finanzthemen geschrieben und diskutiert. Für das Einsammeln der Daten werden Crawler benutzt, also Computerprogramme, die Webseiten nach Schlüsselworten durchsuchen. Ein Crawler durchsucht tausende Internetseiten pro Tag und verarbeitet täglich mehrere Millionen Datensätze, wobei mit subtilen Methoden der AI Spam-Nachrichten und irrelevante Daten ausgefiltert werden. Auch beim Filtern wird mit Schlüsselwörtern gearbeitet, wobei sich Spam-Nachrichten häufig daran erkennen lassen, dass sie bestimmte Worte enthalten, die normale Nachrichten nicht enthalten. Auffälligen Werten wird in der Regel manuell nachgegangen, denn steigt etwa die Zahl der Nachrichten zu einem Wertpapier ohne erkennbaren Grund deutlich an, wird analysiert, was genau zu dem Anstieg geführt hat und es wird nach Auffälligkeiten gesucht. Bei Twitter können das zum Beispiel Accounts sein, die erst vor kurzem angelegt wurden, aber schon hunderte Tweets gesendet haben, also möglicherweise genau zu diesem Zweck eingerichtet worden sind. Man hat bereits viele Netzwerke von falschen Nutzern entdeckt, die massenhaft Tweets verbreiteten und das Gesprächsaufkommen zu einer Aktie künstlich in die Höhe trieben. Solche Nutzer müssen vom System gesperrt ihre Nachrichten automatisch aussortiert werden und dürfen nicht mehr in der Analyse berücksichtigt werden.

Allerdings gibt es 2011 schon kritische Stimmen, die das Scheitern des semantischen Web 3.0 kommen sehen. In einem Newsletter heißt es: "Das Web 3.0, das nach dem Social Web ein Web der Inhalte samt Bedeutung werden sollte, das allmächtig vernetzt wird, wird so nicht kommen. Die Bemühungen, Inhalten im Internet maschinenlesbare Bedeutung zu geben und damit für Computer verwertbar zu machen, haben wenig gefruchtet. Zwar gibt es Mikroformate für Termine, Kontakte, Shops etc., deren reale Bedeutung ist aber gering. Am ehesten hat noch Google für Formate gesorgt, die Maschinen lesen und auswerten können - aber auch hier in Bereichen, die ohnehin eher der Technik zuzurechnen sind. Nicht Mikroformate bilden das Rückgrat dieser neuen Internet-Welt, sondern Social Apps wie Facebook, die proprietär bleiben und unter der Kontrolle eines einzigen Anbieters stehen. Gelingt es nicht, Facebook mit Schnittstellen zu öffnen oder alternative semantische Netze zu bilden, droht das offene Web Geschichte zu werden, denn wenn nur noch Facebook die Zusammenhänge feststellen kann, wird das Web 3.0 eines, das in der Hand eines einzelnen Konzerns landet."

Begeisterung für soziale Medien lässt allmählich nach

Zwar sind Netzwerke wie Facebook und Twitter oder auch das Videoportal YouTube nach wie vor Publikumsmagneten, aber die Motivation für eine aktive Teilnahme beginnt nach einer Untersuchung von Forrester Research im Jahr 2010 zu sinken, denn die Nutzer stellen verhältnismäßig weniger Inhalte online und auch ihre Aktivität geht zurück, obwohl die Social Networks nach wie vor steigende Teilnehmerzahlen (11 Prozent in Europa, 18 Prozent in China, 8 Prozent in den USA, 11 Prozent in Australien) verzeichnen. Es sind aber nur rund zehn Prozent der Mitglieder, die in sozialen Netzwerken Inhalte erzeugen, wobei sich nur ein Prozent zeigt dabei als besonders aktiv, denn kommuniziert wird sowohl im Internet als auch offline hauptsächlich von Meinungsbildnern. Die Gruppe der Creators, die einen Blog betreiben, Videos und Musik hochladen oder Artikel verfassen, ist in den USA von 24 auf 23 Prozent der Online-Community gesunken. Der Anteil der Critics, die Produkte bewerten, fremde Blogs kommentieren oder in Wikis und Diskussionsforen teilnehmen, fiel von 37 auf 33 Prozent. Diese beiden Gruppen bedeuten viel Arbeit, zu dem dann möglicherweise der Frust hinzukommt, wenn man mit viel Zeit und Mühe zehn Beiträge verfasst hat, die niemanden interessieren. Will man Anerkennung für Content, braucht man eine Leserschaft, die schafft man sich aber nicht, wenn man nur einmal im Monat oder gar noch seltener schreibt und dann Belangloses ("Heute waren Fifi und ich im Park" *gähn*). Die Critics haben zusätzlich mit der Desorganisation des Systems zu kämpfen, also wie behält man seine Kommentare im Auge, um dann auf Antworten zu reagieren? Gleichzeitig rutschte die Zahl der Collector, die Feeds abonnieren und Content zugunsten anderer User organisieren, von 21 auf 19 Prozent der Userschaft. Von 73 auf 68 Prozent ebenfalls geschrumpft ist die Gruppe der Spectators, die lediglich von anderen Nutzern erzeugte Inhalte konsumieren. Die Joiner, die Accounts bei Facebook und Co haben und Networking-Seiten sporadisch besuchen, haben hingegen von 51 auf 59 Prozent zugenommen. Zudem fallen 31 Prozent der Nutzer in die Gruppe der Conversationalists, die sich beispielsweise mit der Änderung von Statusmeldungen begnügen. Vermutlich haben die die Menschen auf Grund der aktuellen Debatten über Google Street View oder die Datensammlerin Facebook mehr darüber nachzudenken begonnen, was sie von sich veröffentlichen, und gehen nicht mehr so freizügig mit ihren Lebensumständen und Privatleben im Internet und den sozialen Netzen hausieren.

Nachdem sich Facebook immer mehr für Firmen und die Nutzung im Marketing öffnet, sinken gleichzeitig die Userzahlen in den Firmen, die den Mitarbeitern die Zeit in Social Networks verbieten. Nach einer Untersuchung der ÖPWZ in Österreich ist das meist-blockierte Social Network Facebook, wobei nur noch 60% der User gelangen auf die Seite in Unternehmen. Ähnlich sieht es bei Youtube aus, selbst lokale Videoanbieter wie Krone.tv erreicht unter 80% der Unternehmens-PCs. Während also Social Networks am Computer immer stärker genutzt werden, zeigt sich im Unternehmensumfeld eine andere Entwicklung, wo durch stärkere Filter stärker in das klassische Web der Inhalte gelenkt wird und den Boom im Social Web, bei Onlinegames und Videos eindämmen.

Web 2.0 und 3.0 und das Militär

Nach einer Pressemeldung arbeitet das Pentagon derzeit an Plänen, wie sich soziale Online-Netzwerke wie Facebook oder Twitter in zukünftigen Konflikten für militärische Zwecke einsetzen lassen. Das amerikanische Verteidigungsministerium hat der für Forschung und Entwicklung zuständigen Abteilung 42 Millionen. Dollar an Fördergeldern für Ideen und Projekte in Aussicht gestellt, die aus Communities Werkzeuge der Landesverteidigung machen sollen. Social Media wird die Art und Weise, wie Kriege geführt werden, genauso grundlegend verändern wie es schon zuvor der Telegraf, das Radio oder das Telefon getan haben, sodass das Pentagon deshalb schon so früh wie möglich nichts unversucht lassen will, um das Potenzial der sozialen Internet-Plattformen im Rahmen einer militärischen Nutzung zu prüfen und zu erschließen. Wer in diesem Bereich schnell genug agiert, kann sich einen Vorteil bei künftigen Konflikten verschaffen. Die Unruhen in Ägypten oder dem Iran haben gezeigt, dass Social-Media-Portale gezielt zur Förderung und Aufstachelung von Aufständigen eingesetzt werden können und dass die modernen Technologien zur kommunikativen Vernetzung im Web Kampfflugzeuge und Panzer als die wichtigsten Waffen der Armeen ablösen können. Nach der Vorstellung des Militärs soll es schon bald möglich sein, soziale Online-Communities als Ressource zu nutzen, um bevorstehende Unruhen zu einem frühen Zeitpunkt vorhersagen bzw. in weiterer Folge sogar steuern zu können. Mögliche Krisenherde können dadurch schon frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.


Literatur

Brady, W.J., McLoughlin, K., Doan, T.N., & Crockett, M.J.  (2021). How social learning amplifies moral outrage expression in online social networks. Science Advances, 7,doi:10.1126/sciadv.abe5641.

Endl, Alexander (2007). Die Zukunft im Web 3.0 - Eine Vision.
WWW: http://www.drweb.de/weblog/weblog/?p=623 (07-05-05; gekürzt und überarbeitet)

Ozimek, P., Baer, F. & Förster, J. (2017). Materialists on Facebook: The Self-Regulatory Role of Social Comparisons and the Objectification of Facebook friends. Heliyon, toi: 10.1016/j.heliyon.2017.e00449.

Pressetext Austria August 2011.

Röll. F. .J. (2009). Web 2.0 als pädagogische Herausforderung. In Bardo Herzig, Dorothee M. Meister, Heinz Moser und Horst Niesyto (Hrsg.), Jahrbuch Medienpädagogik 8. Medienkompetenz und Web 2.0. VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Stangl, W. (2020). Trennungen und Social Media – ? bemerkt.
WWW: https://bemerkt.stangl-taller.at/trennungen-und-social-media/ (2020-02-27)

Stangl, W. (2021). Verstärkungsmechanismen in den sozialen Medien. Was Stangl so bemerkt.
WWW: https://bemerkt.stangl-taller.at/verstaerkungsmechanismen-in-den-sozialen-medien (21-08-16)

http://www.tripple.net/contator/webwizard/news.asp?nnr=31925 (08-06-01)

OÖnachrichten vom 23.07.2008

http://www.tripple.net/contator/seminaron/news.asp?nnr=24380 (08-09-01)

http://www.tripple.net/tools/linktrack.asp?nnrl=35463 (08-09-01)

http://www.zeit.de/digital/mobil/2009-10/mobile-tagging?page=2 (09-10-03)

http://www.pressetext.com/news/100930021/ueberraschend-facebook-und-co-verlieren-an-reiz/ (10-10-02)

http://blog.maexotic.de/archives/235-Der-Hype-Train-faehrt-weiter.html (10-10-02)

http://www.tripple.net/contator/webwizard/news.asp?nnr=52935 (11-09-24)

https://www.pressetext.com/news/20200218003 (20-02-27) (Stangl, 2020).

http://www.checkpoint-elearning.com/article/5813.html (08-09-02)

http://www.pressetext.com/news/20151216013 (16-01-07)

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Online-Sucht-Gelegenheit-macht-Abhaengigkeit-4565728.html (19-10-24)



inhalt :::: nachricht :::: news :::: impressum :::: datenschutz :::: autor :::: copyright :::: zitieren ::::


navigation: