Wikis als Werkzeug für kollaboratives Lernen - eine Buchempfehlung
Auch der Verfasser der Arbeitsblätter hat für seine universitäre Lehre ein Wiki zum Thema "Psychologie der Entwicklung" gemeinsam mit den TeilnehmerInnen eines Seminars aufgebaut: http://paedpsych.jku.at/wiki/
Im letzten Jahrzehnt ist Wikipedia wohl ein Synonym für Online-Lexika und Nachschlagewerke insgesamt geworden, wobei das von Anbeginn an zentrale Merkmal eines kollaborativen Wissensaufbaus erst allmählich in den Fokus der NutzerInnen von Wikis gedrungen ist. Das Ausmaß der Beteiligung der NutzerInnen an Wikis ist allerdings bis heute im Verhältnis zum Ausmaß der passiven NutzerInnen gering geblieben.
Ursprünglich waren Wikis unter anderem der Versuch, die Komplexität bei der Erstellung von Hypertexten - Wikis sind letztlich nichts anderes als an die Struktur des Internets angelehnte Verknüpfung von Informationseinheiten - zu reduzieren und auch einer breiteren Bevölkerungsgruppe zu ermöglichen, eigene Beiträge zu einem lokalen oder globalen Wissensnetz zu leisten.
Michele Notari und Beat Döbeli Honegger legen mit dem Buch "Der Wiki-Weg des Lernens - Gestalten und Begleiten von Lernprozessen mit digitalen Kollaborationswerkzeugen" einen Sammelband vor, in welchem die einzelnen Beiträge des Buches unterschiedliche Sichtweisen auf Wikis in Lehr- und Lernprozessen richten, wobei anhand konkreter Beispiele in Schule und Hochschule die sinnvolle Anwendung von Wikis gezeigt werden soll. Es geht dabei um Fragen, wie sich Wikis für projektbasiertes Lernen in universitären Lehrveranstaltungen mit mehr als hundert Lernenden nutzen lassen, was Wikis im Schulbereich konkret im Deutsch-, Geschichts- und im Sachunterricht leisten können, oder wenn eine ganze Schule ein gemeinsames Wiki nutzt. Das Buch liefert trotz der unterschiedlichen Perspektiven - Wissenskonstruktion wird von den AutorInnen aus systemtheoretischer und konstruktivistischer Perspektive betrachtet - weniger theoretische Erörterungen als praktische Hinweise für LehrerInnen und Dozierende, die eigenen Wiki-Projekte in ihrem Arbeitsbereich initiieren und sich mit ihren Lernenden auf den Wiki-Weg begeben wollen. Grundsätzliches und Kritisches wird vor allem im Kapitel der beiden Herausgeber des Sammelbandes geliefert, in dem sie auf die teilweise nicht mehr zeitgemäße Form klassischer Wikis eingehen. Wikis sind allerdings nur eine Möglichkeit des kollaborativen Arbeitens mit den neuen Medien, wobei zahlreiche Vorteile von Wikis auch gleichzeitig Nachteile sind. Vor allem sind die klassischen Wikis trotz ihres grafischen Bearbeitungsmodus mit ihren Formatierungsregeln eher hinter den Entwicklungen in anderen ebenfalls kooperativen Medien wie Facebook, Twitter oder Weblogs im Web zurückgeblieben. Auch gibt es zahlreiche Lernplattformen, die im Unterricht an Schulen und Universitäten genutzt werden, wobei z. B. das weit verbreitete Moodle neben seiner Funktion als Unterrichtsmedium auch bedeutende Möglichkeiten an kollaborativem Arbeiten bietet.
Eine detaillierte Inhaltsangabe kann sich der Rezensent übrigens an dieser Stelle ersparen, da diese in der Einleitung der Herausgeber mit einem Klick verfübar sind ;-)
Da einem Buch als Medium für ein Web 2.0-Projekt eine gewisse Paradoxie nicht abgesprochen werden kann - wie auch die Herausgeber einleitend zugestehen -, werden neben der gedruckten vollständigen Buchversion (pdf-Datei) alle einzelnen Buchbeiträge auch unter einer Creative-Commons-Lizenz zur freien Nutzung im Internet zum Download zur Verfügung gestellt.
Der Buchinhalt wird durch das hypertextbasierte Wiki http://wikiway.ch mit zusätzlichen Informationen und aktualisierten Links ergänzt, wobei LeserInnen in diesem Wiki ihre Erfahrungen mit Wikis artikulieren und über konkrete Beispiele diskutieren.
Nicht zuletzt muss auch auf die Eingliederung des Buches in Beats Biblionetz hingewiesen werden, wobei dieses Hypernetzwerk mit hunderttausenden internen Links von einem der Autoren schon seit 1996 als persönliches Non-Profit-Projekt mit großem Engagement und Liebe betrieben wird.
Siehe dazu ergänzend auch die Arbeitsblätter zu Hyperlearning, Hypermedia, Hypertext und eLearning, E-Learning, Blended Learning
Siehe dazu Web 2.0 und Lernen 2.0
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