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Prüfungen und Klausuren

Prüfungen haben die Funktion, festzustellen, ob die Kandidaten

Wenngleich empirische Untersuchungen zeigen, dass es um die gerechte Beurteilung sowie um die prognostische Gültigkeit von Prüferurteilen für den späteren Berufserfolg von Absolventen nicht gut bestellt ist, ist bisher kein besseres Verfahren zur Erteilung von Berechtigungen vorhanden.

Leichter lernen mit Lernpostern!

Lernposter
Aus der Sichtweise der Ethnologen kann man Prüfungen auch als Initiationsriten auffassen, mit denen eine Gesellschaft versucht, Übergänge von einer Lebensphase zu einer neuen zu markieren. Sie wären somit auch Mutproben wie letztere Bestandteil sind der Mannbarkeitsriten bei Stammesvölkern. Angst und Angstüberwindung gehören somit zu Prüfungen. Doch nicht nur die Kandidaten haben Angst, auch für viele Prüfer ist die Prüfungssituation keine angenehme, denn sie stehen nicht nur unter der Beobachtung des Beisitzers und möglicherweise weiterer anwesender Personen, sondern befinden sich ebenfalls auf dem Prüfstand: Mit ihrem Wissen, ihrer Vorbereitung und Durchführung der Prüfung ebenso wie mit ihren Lehrveranstaltungen und ihren Fähigkeiten zur Stoffvermittlung, wenn sie ihre eigenen Studierenden prüfen. Mündliche Prüfungen haben außerdem vieles gemeinsam mit einer Theateraufführung: Neben dem obligaten "Lampenfieber" gibt es "Rollen" wie die des Prüflings und des Prüfers. Wenngleich der Protokollführer (Beisitzer) meist eine Nebenrolle in dem Frage-und-Antwort-Spiel einnimmt, ist er zugleich Publikum und Kritiker der dramatischen Inszenierung wie möglicherweise weitere anwesende Personen, wenn die Prüfung "(hochschul-)öffentlich" ist. Beim Staatsexamen ist der Kreis der Prüfer größer, wobei jedoch nicht der Vorsitzende, sondern i.d.R. der Fachprüfer das Prüfungsgespräch führt. Insofern ist er für seinen Prüfungsteil auch der Regisseur des Dramas.


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Quelle:
Friedrich Rost (1997). Lern- und Arbeitstechniken für pädagogische Studiengänge. Opladen: Leske + Budrich 
Weitere Literatur:
Adl-Amini, Bijan (1992). So bestehe ich meine Prüfung. Lerntechniken, Arbeitsorganisation und Prüfungsvorbereitung. Weinheim: Beltz.
Gourmelon, Andreas, Mayer, Michael & Mayer, Thomas (1992). Prüfungsgespräche erfolgreich führen. Stuttgart: TRIAS

Informationen sammeln zu Prüfern und Prüfungsablauf

Vor einer Prüfung sollte man sich genau über die Vorstellungen des Prüfers hinsichtlich des Inhaltes und der Gestaltungsform der Prüfung informieren, jedoch nicht nur durch Hörensagen, sondern, wenn dies möglich ist, durch eigenen Augenschein. Eine kleine Checkliste:

Häufig gibt es die Möglichkeit, an mündlichen Prüfungen teilzunehmen, sofern der Kandidat zustimmt. Man kennt dann die Art, wie der Prüfer vorgeht: Manche Prüfer wünschen sich ein Prüfungsgespräch in der Form des gemeinsamen Nachdenkens über ein Problem und mögliche Lösungsansätze. Andere bevorzugen Wissensabfrageprüfungen zu einem oder mehreren Themen oder gar der ganzen Breite des Faches; andere wählen als Grundlage für Ihr Vorgehen in der Prüfung Gedankenexperimente von der Art: "Gesetzt den Fall, Sie seien mit folgender Situation konfrontiert, wie würden Sie handeln?" und testen im Dialog die Problemwahrnehmungs- und -lösefähigkeit der Kandidaten; wieder andere lassen den Prüfling das Gelernte herunterbeten und schalten sich selten in den Monolog ein.

Wenn man die Möglichkeit hat, an einer Prüfung als BeobachterIn teilzunehmen, so sollten man die Wahrnehmung auf den Prüfer konzentrieren anstatt allzu sehr mit dem Prüfling mitzuleiden. Wenn eine Teilnahme nicht möglich ist, sollten man durch Befragung von ehemaligen Prüflingen dieses Prüfers folgende Informationen sammeln:

Man sollte sich jedoch keinesfalls direkt vor der Prüfung durch mögliche Horrorgeschichten verrückt machen lassen! Im übrigen werden in der Prüfung nicht nur Wissensbestände getestet, sondern Problemlösefähigkeiten, sprachliches Differenzierungsvermögen, Selbstsicherheit, Stressbelastbarkeit u.a.m. Deshalb sollten man nicht nur den Prüfungs"stoff" beherrschen, sondern sich vorher auch - durch Perspektivenwechsel - in die Person der Prüferin bzw. des Prüfers hineinversetzen und sich Gedanken zu den "Essentials" der gewählten Themen sowie zu der Funktion der bevorstehenden Prüfung machen:

Prüfungen sind auch Verwaltungsakte, d.h., die formalen Dinge sind in Prüfungsordnungen geregelt, daher sollte man gelegentlich auch die geltende Studien- und Prüfungsordnung genau durchlesen, und wenn man Fragen hat, die PrüferIn selbst oder die SachbearbeiterInnen in der Prüfungsabteilung befragen.

Anmeldung zur Prüfung und Vorbereitungsphase

Nachdem man etliche Informationen und Scheine gesammelt sowie alle Voraussetzungen zur Prüfungsmeldung, wie sie aus der Studien- und Prüfungsordnung hervorgehen, erfüllt hat, meldet man sich zur Prüfung an. Wenn man freie Prüferwahl hat, sollte man sich für die Prüfer entscheiden, bei denen man schon Lehrveranstaltungen besucht hat, die sympathisch sind und von denen man annehmen kann, dass man ihnen auch nicht unsympathisch ist. Denn für die Notengebung ist Sympathie nicht unerheblich: Diejenigen, die man mag, sieht man wesentlich unkritischer und bewertet sie besser. Natürlich muß mit der Prüferwahl auch die der Themen einhergehen, weil nicht jeder Prüfer jedes Lerngebiet prüfen darf oder will. Mit den Themenvorstellungen, die sich nach den Studienschwerpunkten und den besuchten Lehrveranstaltungen richten sollte, meldet man sich zur Sprechstunde des dafür in Frage kommenden Prüfers an, um sich mit ihm über die vorzubereitenden Themen sowie die dazu heranzuziehende Literatur abzustimmen. Bei diesem Gespräch sollte man den Prüfer fragen, worauf er in Prüfungen besonderen Wert legt. Ist er einverstanden, die Prüfung zu übernehmen, wird er dieses durch seine Unterschrift quittieren. Die abgesprochenen Themen und die zugrundegelegte Literatur sollten man schriftlich festhalten und dem Prüfer als eine erste schriftliche Information zuschicken.

Durch die kurze Vorbereitungszeit bei den schriftlichen wie mündlichen Prüfungen ist es ratsam, schon vor der Meldung zur Prüfung auf die methodische Vorbereitung aller Studienunterlagen größten Wert zu legen. Etliche ProfessorInnen veranstalten für ihre Kandidaten ein Prüfungskolloquium, an dem man aktiv teilnehmen sollte. Darüber hinaus sollten man rechtzeitig mit dem verteilten Lernen beginnen, d.h., die vereinbarte Literatur (wieder)beschaffen, vom Umfang her in kleinere Portionen aufteilen und das Wichtigste zuerst anzugehen. Besonders relevant ist es hierbei wiederum, rechtzeitig zu beginnen und Zeitpuffer für Unvorhergesehenes einzuplanen. Siehe dazu Arbeitszeit, Zeitplanung und Zeitmanagement.

Ebenso positiv wie die Teilnahme an einem Prüfungskolloquium ist die gemeinsame Vorbereitung mit anderen, die gleiche oder sehr ähnliche Themenstellungen gewählt haben. In vielen Prüfungsordnungen ist auch die Gruppenprüfung möglich oder gar verbindlich, in der zwei oder mehr Studierende zugleich und zu den gleichen Themen geprüft werden. Allerdings verlängert sich die Prüfungszeit dadurch, was nicht nur eine längere Anspannung für alle Beteiligten bedeutet: Mancher Prüfungsstoff gibt zeitlich gar nicht soviel her, so dass zwangsläufig andere Themen geprüft werden. Weiß jemand nicht weiter, wird meist der nächste Kandidat befragt. Daraus kann unbeabsichtigt eine Konkurrenzsituation der Prüflinge entstehen, manchmal profiliert sich tatsächlich jemand auf Kosten der anderen. Siehe dazu Lernen in Gruppen.

Egal, ob man nun als Einzelkämpfer oder zu mehreren die Arena betritt, ein bißchen "Lampenfieber" gehört dazu und zeigt, dass der Körper auf Hochtouren läuft; vermeiden Sie jedoch durch eine rechtzeitige Vorbereitung Stress, der das Denken blockieren könnte. Wenn man sich gut vorbereitet hat, minimiert man nicht nur das Risiko, das in jeder Prüfung steckt, sondern eine durchdachte methodische Vorbereitung gibt Sicherheit, steigert das Selbstwertgefühl und man hat außerdem ein gutes Gewissen, weil man alles getan hat, was möglich war.

Die inhaltlichen Vorbereitungen sollten mindestens drei Tage vor dem Prüfungstermin abgeschlossen sein. Dann sind nur noch Wiederholungen und Prüfungssimulationen angebracht, die letzten am frühen Abend vor der Prüfung. Danach sollten man sich noch entspannen, gut und ausreichend schlafen. "Was soll ich anziehen?", ist eine nicht nur von Studentinnnen häufig gestellte Frage. Die Kleidung sollte sauber, bequem und nicht zu auffällig sein, denn der äußere Eindruck beeinflußt die Prüfer unbewußt (dazu gehören auch Frisur, Fingernägel, Körperhaltung u.a.). Inwieweit Prüfer auf Äußeres Wert legen und wie stark sie sich davon beeinflussen lassen, ist leider aus deren eigenem Äußeren nicht direkt ableitbar. Da Prüfungen und damit zu vergebende Berufschancen eine Errungenschaft des Bürgertums sind, orientieren Sie sich eher an dem bürgerlichen Ideal als am "Dernier cri" einer Subkultur.

Tipps zur Vorgehensweise bei schriftlichen Prüfungen

Zuerst alle Aufgaben durchlesen und deren Gewichtung und Schwierigkeitsgrad prüfen.

"Kleinigkeiten"

Gefrühstückt haben sollten Sie nach Möglichkeit auch. Machen Sie sich dann so rechtzeitig auf den Weg, dass ein verpaßter Bus oder eine ausgefallene Straßenbahn Sie nicht aus der Ruhe bringt. Falls Sie keine genaue Ortskenntnis besitzen, wären Sie gut beraten, diesen Weg vorher einmal zur gleichen Zeit zurückzulegen und schon zu wissen, hinter welcher Tür die Prüfung stattfinden wird, wo eine Toilette ist etc. Gut ist, wenn Sie so rechtzeitig am Prüfungsort ankommen, dass Sie noch einige Zeit vor dem Gebäude auf- und abgehen und frische Luft schöpfen können.

Wenn Sie dann hereingerufen werden, treten Sie ein und begrüßen Sie (die Damen zuerst) mit leichtem Händedruck und freundlich lächelndem Blickkontakt die Prüfer und Beisitzer (nicht aber das Publikum). Versuchen Sie durch Ihre Körperhaltung und verbindliche Umgangsformen einen sympathischen Eindruck zu erwecken. Ansonsten konzentrieren Sie sich auf die Fragen des jeweiligen Prüfers, der nach einer gewissen Anlaufphase, in der das Thema und seine Aspekte noch einmal umrissen werden, Ihnen meistens erst einmal Gelegenheit geben wird, Ihr Lampenfieber zu überwinden, indem er leichte Fragen stellt. Wenn Sie eine Fragestellung nicht verstanden haben, sollten Sie um die Wiederholung der Frage bitten. (Manche tun dies auch, weil sie noch keine Antwort wissen, um Zeit zu gewinnen. Das kann man einmal machen, aber nicht bei jeder Frage.) Wichtig ist, dass Sie sich eine Uhr so bereit legen, dass Sie die Zeit im Auge behalten. Manche Kandidaten verschießen in ihrer Aufgeregtheit ihr Pulver zu schnell, andere verzögern die Situation aus Angst vor unangenehmen Fragen. Nutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit, um Ihr Wissen und Können nachzuweisen! Wenn Sie dieses mit Freude und Engagement tun, werden Sie überzeugen.

Prüfungsfragen auf den Grund gehen

Beim Hören oder Lesen mancher Klausurantworten liegt der Eindruck nahe, dass die Prüflinge die behandelten Modelle, Theorien oder Methoden einfach nur auswendig gelernt haben und ebenso schematisch in der Prüfung wiedergeben. In solchen Fällen wurde die eigentliche Fragestellung meist falsch verstanden, denn in den seltensten Fällen geht es dem Prüfer um die einfache Wiederholung des Stoffes. Man sollte deshalb genau zuhören bzw. jede Aufgabe genau durchlesen und nicht einfach das gelernte Schema reproduzieren, sobald man in einer Frage ein entsprechendes Stichwort entdeckt. Häufig kommt auf ein solches wie aus der Pistole geschossen auswendig Gelerntes und mancher Prüfer fühlt sich regelgerecht niedergeredet.

Verlangt wird entweder eine kritische Auseinandersetzung mit einer einzelnen Theorie (z.B. "Diskutieren Sie die Grundannahmen der Kohlbergschen Theorie der Moralentwicklung"), eine Kombination oder ein Vergleich unterschiedlicher theoretischer Ansätze (z.B. "Vergleichen Sie Piagets Modell der kognitiven Entwicklung mit dem Modell Bruners."), die praktische Anwendung theoretischer Modelle auf konkrete Beispiele oder Fallsituationen (z.B. "Wie würden Sie vorgehen, wenn Sie in Ihrer Schulklasse den Verdacht des Mobbings eines Schülers haben?"), oder eine sonstige vergleichbare gedankliche Transferleistung. Aus der Antwort muß hervorgehen, dass der Bearbeiter die fraglichen Inhalte tatsächlich verstanden und nicht nur in Stichworten auswendig gelernt hat. In letzterem Falle handelt es sich lediglich um eine Fleißleistung, die bestenfalls mit "genügend" bewertet werden kann.

Besonders häufig finden sich solche unbefriedigenden Ergebnisse bei Fallbeispielen, anhand derer der Bezug zu einer Theorie hergestellt werden bzw. diese anhand des Beispiels exemplifiziert werden soll - häufig findet sich (meist bei schriftlichen Klausuren) zunächst eine detaillierte (weil auswendig gelernte) Darstellung des gefragten Modells, während im Folgenden dabei wenig bis gar nicht auf den konkreten Fall eingegangen wird. So werden Seiten vollgeschrieben und alles "abgeliefert", was auf die Stichworte in der gestellten Frage einfällt, während vielleicht zwei oder drei knappe Sätze genügt hätten, um die Frage schlüssig und richtig zu beantworten.

Manche StudentInnen haben in der Prüfung Probleme, weil sie die behandelten Modelle und Theorien inhaltlich zwar beherrschen, aber Schwierigkeiten haben, das Gelernte in der Prüfung auch richtig abzurufen und anzuwenden. Sie verwechseln ähnliche oder verwandte Modelle miteinander und schreiben in der Klausur deshalb möglicherweise an der eigentlichen Frage vorbei. Es ist also nicht nur wichtig, dass die Inhalte an sich richtig gelernt und verstanden sind, sondern auch sicher und richtig unter der jeweiligen "Überschrift" abrufbar sind.

Manchmal wird auch nach einer Gruppe, Forschungsrichtung oder wissenschaftlichen Schule gefragt (z.B. "Modelle der Entwicklungspsychologie", "lernpsychologische Ansätze", "Methoden der Unterrichtsplanung"); solche Fragen kann man dann nur beantworten, wenn man den Aufbau der gesamten Lehrveranstaltung verstanden hat und weiß, welche übergeordneten Probleme und Fragestellungen die verschiedenen Modelle und Theorien zum Gegenstand haben. Man deshalb im Laufe des Semesters immer wieder die Gliederungsübersicht der Lehrveranstaltung zur Hand nehmen und versuchen Sie, das jeweils behandelte Thema in den Gesamtzusammenhang des Fachgebietes einzuorden und auch die inhaltliche Verbindung zwischen den verschiedenen Teilen des Stoffes zu erkennen. Dies wird in guten Lehrveranstaltungen der Leiter meist am Beginn durchführen oder auch durch Hinweise anregen.

Die letzte Übung oder Vorlesung vor der Klausur wird hinsichtlich zu erwartender Tips über den relevanten Prüfungsstoff oft überschätzt. Wenn überhaupt entsprechende Hinweise gegeben werden, kann dies genauso gut während des gesamten Semesters erfolgen - auch dies also wieder ein Argument für die kontinuierliche Teilnahme an Lehrveranstaltungen und ein entsprechendes Notieren solcher Hinweise.

Sinnvoll kann es dagegen sein, anhand der eigenen Mitschriften oder des Vorlesungsskriptes einmal selbst mögliche Prüfungsfragen zu formulieren, die anspruchsvoll und ergiebig genug für eine Klausur sind. Dadurch kommt man zu einer aktiveren Auseinandersetzung mit dem Stoff. Bei der Beantwortung dieser selbst formulierten Fragen trainiert man dann auch die bereits erwähnte Fähigkeit, kritisch-analytisch mit den Inhalten umzugehen bzw. diese auf konkrete Sachverhalte anzuwenden. Und vor allem: man übt das Formulieren des Stoffes mit eigenen Worten, was etwa bei dem so beliebten Markieren auf der Strecke bleibt!

Quelle:
http://www.personal.euv-frankfurt-o.de/de/personal /lehre/richtlinien/lerntips.html (03-02-02)

Siehe dazu Prüfungs- und Klausurvorbereitung



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