Angst bei Jugendlichen
Heute leiden viele Jugendliche daran, dass ihre reale Lebenssituation von dem Gefühl einer Bedrohung oder Ausweglosigkeit beherrscht ist. Diese wird permanent von den Erlebensmöglichkeiten einer Reizkultur überdeckt, durch die ihnen aber alles auch wieder einigermaßen erträglich erscheint. Einerseits sind sie voller Erlebenssehnsucht nach unbeschränkter Bedürfnissentfaltung, andererseits steht ihre zukünftige Existenzmöglichkeit unter extremer Unsicherheit.
Manchen unter ihnen steht ein sehr begrenztes Leben bevor, oft eine Gratwanderung in der Realisierung überhaupt irgendeiner erträglichen Existenzmöglichkeit. Die Kluft zwischen dem inneren Verlangen und der Sicherung einer materiellen Existenz erzeugt eine permanente Spannung, die auch ihre sozialen Beziehungen charakterisiert. Diese sind natürlich existenziell genauso notwendig wie die materielle Absicherung. Brechen beide zusammen und erscheint alles ausweglos, so kann ein solcher Jugendlicher in eine existenzbedrohende Extremsituation kommen, aus der es für ihn nur selbstdestruktive Auswege zu geben schein. Die Flucht in Drogen oder Aggressionen ist hier vorprogrammiert.
Die verschiedenen Formen der Angst differenzieren sich wie an anderer Stelle erwähnt im Laufe des Lebens, wobei diese den Menschen seit seiner Geburt begleiten. Siehe dazu Angst bei Kindern. Aus dieser Zeit werden vor allem Prüfungs- und Schülerängste weiter "mitgenommen" bzw werden sogar durch zunehmenden Leistungsdruck verstärkt.
Siehe auch Schulangst macht krank
Siehe dazu auch Depressionen und Suizidalität im Kindes- und Jugendalter und unter entwicklungspsychologischer Perspektive Ängste im Jugendalter
Quellen
http://www.idw-online.de/pages/de/news441369 (11-09-20)
Ängste im Jugendalter
Jugendspezifische Ängste sind allgemein betrachtet
- die Angst vor Zurückweisung durch Gleichaltrige,
- die Angst vor dem Altwerden, denn alt wird mit unproduktiv und unbrauchbar gleichgesetzt,
- die Angst vor der völligen Selbständigkeit, was hieße, Verantwortung zu tragen, alles selbst tun zu müssen,
- die Angst davor, ebenso stereotyp wie manche Erwachsene zu werden,
- die Angst nicht mehr so sein zu dürfen, wie man will, weil ein bestimmtes Verhalten verlangt wird und
- die Angst vor Anforderungen und ihnen nicht zu genügen.
Ein bestimmtes Ausmaß an sozialen Ängsten ist gerade bei Jugendlichen aber völlig normal. Soziale Ängste treten im Jugendalter häufig dann auf, wenn die typischen Entwicklungsaufgaben in diesem Lebensabschnitt nicht ausreichend bewältigt werden.
Vorübergehende soziale Ängste sind in der Kindheit und Jugend relativ häufig. Soziale Ängste beginnen meist zwischen dem 13. und 20. Lebensjahr. Soziale Ängste werden im Jugendalter auch häufig überspielt Bei Jugendlichen zeigen sich soziale Ängste am häufigsten in Form von Schul- und Prüfungsangst, aber auch in der Angst, von anderen Peers ausgelacht und abgelehnt zu werden, wenn diese als Gruppe und damit als bestimmende Mehrheit erlebt werden.
Siehe dazu auch Steffen Fliegel: Prüfungsangst
Literatur:
Morschitzky, Hans (1999). Wenn Jugendliche ängstlich sind. Ratgeber für Eltern, Lehrer und Erzieher. Wien: ÖBV & HPT.
"Bei Kindern, die nicht mit ihrem
Verhalten stören, fallen Eltern und Lehrern
Angstzustände oder Depressionen leider oft nicht auf",
sagte Andreas Warnke (Universität Würzburg).
Häufig schwänzten Kinder nicht deshalb die Schule,
weil sie keine Lust dazu haben, sondern weil sie die Schule
fürchten. Sie sind häufig überfordert und
erleben die Schule als einen Ort des Misserfolgs, sie leiden
unter Zwängen oder werden von
Mitschülern gehänselt, wobei
das Kind die Angst nicht verbal äußert.
Warnsignale für Eltern sind Bauch- und Kopfweh sowie
Appetitlosigkeit des Kindes, die gehäuft zu den
morgendlichen Schulzeiten auftauchten, nicht aber am
Wochenende, abends oder in den Ferien. Mindestens fünf
bis sieben Prozent der Kinder und Jugendlichen in
Deutschland sind akut psychisch krank und können nicht
mehr mit den Alltagsanforderungen klar kommen. Bis zur
Pubertät sind vor allem Buben von psychischen
Störungen betroffen, danach tretem Angststörungen
oder Depressionen häufiger bei Mädchen
beziehungsweise jungen Frauen auf.
Quelle: http://www.stern.de/wissenschaft/koerper/index.html?id=312889&eid=507840 (03-01-19)
Linkempfehlung
Eine umfangreiche und qualitativ hochwertige
Zusammenstellung psychologischen Wissens zum Thema Angst -
insbesondere auch im Bereich der Angst bei Kindern und
Jugendlichen findet sich auf der ausgezeichneten site von Hans Morschitzky
http://www.panikattacken.at/,
auf die sich dieses Arbeitsblatt teilweise stützt.
Literatur:
http://gd.tuwien.ac.at/uni/skripten/skriptenforum/psychologie/
skripten/PS_Epsy_Hartmann-SS99.doc (02-08-04)
http://www.panikattacken.at/angststoerungen/angst.htm
(02-08-05)
http://www.kjp.uni-marburg.de/fff/NO07.HTM (01-09-05)
Schröder, H. (1980). Schulangst. In Arnold, W.,
Eysenck, H. J. & Meili, R. (Hrsg.), Lexikon der
Psychologie. Freiburg: Herder.