[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Nonverbale Signale und das Erkennen der Persönlichkeit

Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen,
und fünfzig, um schweigen zu lernen.
Ernest Hemingway

 

Quelle:
http://www.teachsam.de/
deutsch/d_lingu/pragm/
pragm_nonvkom_txt_2.htm (03-12-15)

Literatur:
Argyle, Michael (2002): Körpersprache und Kommunikation. Paderborn: Jungfermann.

Manche Persönlichkeitsmerkmale erzeugen unmittelbar und unwillkürlich und ohne Mitteilungsabsicht nonverbale Signale, z. B. ein nervöser Mensch zittert und schwitzt, oder Leute aus verschiedenen Regionen oder Gesellschaftsschichten sprechen mit einem jeweils spezifischen Akzent. Jedoch werden diese nonverbalen Signale mehr oder minder kontrolliert und modifiziert, wobei manche Leute dieselben Signale gezielt einsetzen können, um bestimmte Merkmal hervorzuheben oder um eine "verbesserte" Version ihres Ich zu präsentieren. Das Selbstbild bzw. die "Ich-Identität" bezieht sich darauf, wie ein Mensch sich selbst versteht.  Der Persönlichkeitskern besteht für gewöhnlich aus seinem Namen, seinen Körpergefühlen, seinem körperlichen Gesamteindruck, Geschlecht und Alter.  Der Kern enthält auch Merkmale wie die Gesellschaftsschicht oder die Religion, besonders hervorragende Leistungen und Sonstiges, was einen Menschen von anderen unterscheidt.

Wie Goffman (1956) dargelegt hat, benötigen Menschen zum richtigen Umgang miteinander Informationen über die Eigenschaften des anderen. Es ist schwierig, die Intelligenz oder die Gesellschaftsschicht unmittelbar zu erfassen, und deshalb stützt man sich auf Gesten, d. h. auf Signale, die mit solchen Eigenschaften verbunden sind, also Kleidung, sprachliche Ausdrucksweise usw. Goffman meint, dass Menschen im Laufe der Interaktion einen Konsens über die wechselseitigen Vorstellungen voneinander erarbeiten und Selbstdarstellung gleichsam ein Theaterspiel sei. Das Selbstbild ist jedoch nicht immer aktiv, denn man signalisiert nicht ständig etwas über sich selbst. Das geschieht nur in solchen Situationen, die Goffmann einen "Bühnenauftritt" (on-stage) nannte: wenn man für ein Referat vor einer Zuhörerschaft erscheint, wenn man als Arzt oder als Verkäufer seinen Beruf ausübt, wenn eine junge Frau von einem jungen Mann begleitet wird, wenn man mit einem älteren oder ranghöheren Menschen zusammen trifft. In diesen Situationen wird man versuchen, manche Aspekte seines Selbstbildes in Erscheinung treten zu lassen, manche eher zu verbergen. Die Selbstdarstellung ist unterschiedlich motiviert: Im Lehrerberuf versucht man, kompetent zu erscheinen, damit SchülerInnen die Unterweisung akzeptieren. Manche pflegen ein Image von physischer Attraktivität oder von hohem Sozialstatus, weil ihnen die dadurch möglichen sozialen Beziehungen gefallen.

Wenn jemand das Verhalten eines anderen beobachtet, wird er dies teils auf dessen besondere Persönlichkeit und seine Intentionen zurückführen, teils auf die gewöhnlichen Bedingungen der Situation. Studien haben ergeben, dass man sein eigenes Verhalten oder das eines Freundes eher der Situation zuschreibt, während man bei fremden Personen meint, ihr Verhalten sei hauptsächlich auf deren Persönlichkeit zurückzuführen. Siehe dazu die Theorie der Attribution - Locus of Control

Man bildet sich Eindrücke von anderen Leuten, man sieht sie als konsistent und einheitlich an und bezeichnet sie als "introvertiert", "glücklich", "nicht intelligent" usw. Allerdings ist dies ein weit verbreiteter Irrtum, da jeder verschiedene Verhaltensweisen an den Tag legt, denn manchmal ist man introvertiert, manchmal extrovertiert, manchmal dominant, manchmal unterwürfig. Der Eindruck, andere Leute seien konsistent, kommt dadurch zustande, dass sie gewöhnlich in derselben Rolle und Situation gesehen werden, und sodann dadurch, dass der Beobachter selbst ein sich wiederholendes und verstärkendes Interaktionsmuster hervorruft. Der Vorgesetzte sieht seine Untergebenen nicht, wenn sie zu Hause entspannen - daher sind viele Situationen etwa bei Feiern oder Betriebsausflügen entlarvend bis peinlich.

Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen in verschiedener Weise die nonverbale Kommunikation und man kann sie deshalb auch als eine Informationsquelle ansehen. selbst wenn keine Mitteilungsabsicht besteht. Körpergröße und Figur, die Struktur des Gesichts und charakteristische Eigenschaften der Stimme sind keine enkodierten Signale. Trotzdem können sie Bedeutungen haben, da manche Größen und Figuren bevorzugt werden oder da man meint, sie seien mit einem bestimmten Verhalten verbunden. Der Körperbau kann in begrenztem Maße das Ergebnis eines Lebensstils ein, man denke nur an den Auftritt eines braungebrannten muskelbewehrten Mannes am Strand. Sehr lehrreich kann hier das genaue Beobachten von Werbespots sein, denn in diesen werden solche Muster verwendet, um bestimmte Assoziationen zu Produkten zu wecken.

Über die nonverbalen Signale, die über die Persönlichkeit informieren, kann jedoch in erheblichem Maße Kontrolle ausgeübt werden. Wer die Neigung hat, ängstlich zu sein, wird das nicht gerade absichtlich zu erkennen geben, sondern er wird eher versuchen, es zu verbergen. Wer sich aber als intellektuell, abwechslungsreich, weit gereist oder als ein Rebell gegen die Gesellschaft betrachtet, wird dieses Image anderen gegenüber nach Möglichkeit zum Ausdruck bringen. Was er zum Ausdruck bringen wird, ist von dem Selbstbild, das er entwickelt hat, von den Konstrukten, die seine Meinung darüber prägen, und von der Unsicherheit dieses Selbstbildes und dem daraus folgenden Bedürfnis nach einer Bestätigung durch andere abhängig.

Mitgähnen ein Zeichen von Empathie?

Die Ansteckungsgefahr beim Gähnen hängt nach Untersuchungen auch von der Erregbarkeit eines Teils der Großhirnrinde ab, und zwar vom Motorcortex, der absichtliche Bewegungen steuert. Ansteckendes Gähnen ist somit ein Echophänomen, wobei Echophänomene auch bei bestimmten Krankheiten wie Epilepsie, Demenz, Autismus oder dem Tourette-Syndrom eine Rolle spielen, denn auch bei diesen Krankheiten wurde ein Zusammenhang mit der Erregbarkeit der Großhirnrinde hergestellt. So konnte beobachtet werden, dass Menschen mit Depressionen nicht oder weniger Gähnen als Gesunde und nach Einnahme von Antidepressiva vermehrt Gähnen. Das könnte dadurch bedingt sein, dass depressive Menschen unter einer hohen inneren Anspannung leiden, während Gähnen ja eher in Zusammenhang mit Schläfrigkeit auftritt. Übrigens wird der Gähndruck größer, sobald das Gähnen unterdrückt werden soll, denn wenn man Widerstand leistet, versucht einen Drang zu unterdrücken, dann wird dieser erst richtig spürbar.

Wer sich beim Gähnen beobachtet fühlt, versucht das Gähnen zu unterdrücken oder zumindest hinter der Hand zu verstecken, was quer durch alle Kulturen zu finden ist. Europäische Knigge der Renaissance empfehlen es ebenso wie die Ehrenkodizes der Samurai, wobei es nicht nur um Höflichkeit und schlechte Zähne nicht zu zeigen ging, sondern eher um die Furcht, beim Gähnen könnten Dämonen in den Körper eindringen. Nach Studien der Universität von New York werden vorwiegend verständnisvolle und mitfühlende Menschen von gähnenden Mitmenschen zum Mitgähnen animiert. Psychologen ließen Testpersonen Videoaufnahmen von gähnenden Menschen betrachten und vermerkten, wie oft die Probanden ebenfalls gähnen mussten. Daneben führten die Wissenschaftler psychologische Persönlichkeitstests durch. Jene Personen, die gegen gähnende Mitmenschen immun waren, konnten sich auch sonst nur schlecht in andere hineinversetzen, während Personen, die häufig mitgähnten, die Stimmungslage ihres Gegenübers intuitiv erfassen konnten. Durch gemeinsames Gähnen entsteht offensichtlich unbewusst doe Möglichkeit, sich mit anderen zu identifizieren und zu verbünden. Menschen mit einer schizophrenen Persönlichkeitsstörung ließen sich überhaupt nicht zum Mitgähnen anregen, denn bei dieser Erkrankung haben Patienten Probleme, Gefühle und Stimmungen anderer nachzuvollziehen (Nature). Nach einer Studie an Studenten lassen sich übrigens Menschen mit psychopathischen Eigenschaften weniger vom Gähnen anstecken, als einfühlsame Menschen, d. h., je weniger Empathie bzw. Einfühlungsvermögen ein Mensch demnach hat, um so weniger gähnt er mit (Rundle et al., 2015). Allerdings ist es problematisch, eine solche Studie an Studenten, denen Gähnen in Form von Videos präsentiert worden war, zu generalisieren. Nach neueren Untersuchungen der Universität Pisa ist die emotionale Nähe zu einem Menschen entscheidend für das Mitgähnen ist, denn am häufigsten ist es in der Familie, danach unter Freunden, dann bei Bekannten und erst ganz zum Schluss erst bei Fremden. Offensichtlich sind beim Gähnen empathische Verbindungen ausschlaggebend.

Auch wenn der Akt des Gähnens bei allen Menschen sehr ähnlich aussieht, sind die Ursachen dafür oft vielfältig wie die Funktionen. Das Gähnen, das meist rund sechs Sekunden dauert und oft mehrmals hintereinander geschieht, wird durch Veränderungen der Gehirnchemie ausgelöst, und zeigt, dass ein sehr komplexes System dahintersteckt und dass Gähnen vermutlich viele verschiedene Funktionen hat. In einer Studie wurden zwei Gehirnrezeptore gefunden, die das Gähnen auslösen und beenden. Die Rezeptoren, die bei der Übermittlung von Informationen eine Rolle spielen, arbeiten mit Dopamin. Morgens ist das Dopamin-Level am höchsten, was erklären könnte, warum Menschen oft nach dem Aufwachen gähnen. Daneben gibt es andere Rezeptoren als Auslöser für das Gähnen, etwa solche, die auf Opioide reagieren, was erklären könnte, warum Heroinsüchtige so viel gähnen, wenn sie von der Droge loszukommen versuchen.

Auch 30 Prozent der Personen, die fünf Minuten lang einen Artikel über Gähnen lasen, berichteten, sie hätten selbst gegähnt, berichtet Robert Provine, Psychologe der University of Maryland im American Scientist, 93, S. 532. Er erforscht das Phänomen seit vielen Jahren. Ein Problem der Forschung ist, dass man nicht Testpersonen ins Labor und um ein Gähnen bitten kann, denn auf Bitte oder Befehl geht es nicht.

Menschen gähnen beim Einschlafen und beim Erwachen, sie gähnen vor Langeweile, aber auch vor Spannung, Soldaten im Gefecht und Athleten vor dem Wettkampf tun es. Es liegt allerdings nicht am Mangel an frischer Luft. Provine ließ eine Gruppe von Testpersonen verbrauchte mit CO2 angereicherte Luft atmen und eine Kontrollgruppe reinen Sauerstoff. Gegähnt wurde gleich viel. Eine neuere Hypothese vermutet, das Gähnen diene der Kühlung des Gehirns (Evolutionary Psychology, 5, S. 92). Ähnlich wie Computer arbeitet auch das Gehirn bei tieferen Temperaturen besser, wobei ein durch das Gähnen gestreckter Kiefer den Blutfluss ins Gehirn verbessert und für einen Kühlungseffekt sorgt. Auch der Austausch mit der Umgebungsluft ist wichtig, denn die Jahreszeit spielt bei der Frequenz des Gähnens eine wichtige Rolle. In einer Studie (Gallup & Eldakar, 2011) gähnten im Winter mit Durchschnittstemperaturen von 22 Grad Celsius 45 Prozent der Studienteilnehmer mit, im Sommer bei 37 Grad waren es hingegen nur 24 Prozent. Offensichtlich regt eine Umgebung, die ungefähr gleich warm oder wärmer als der menschliche Körper, weniger zum Gähnen an als niedrigere Temperaturen, denn bei Hitze hat Gähnen ja keinen Kühlungseffekt für das Gehirn.

Dass Menschen gähnen, wenn sie andere gähnen sehen, ist evolutionsgeschichtlich relativ jung, denn Neugeborene erlernen es erst im ersten Lebensjahr. Dass sich Menschenbabys nicht anstecken lassen spricht dagegen, dass die auf das Imitieren von Bewegungen spezialisierten Gehirnzellen (Spiegelneuronen) hinter diesem Phänomen stehen. Vermutlich geht es eher um ein erlerntes soziales Signal, d.h., Gähnen ist kein Nachahmen oder Sich-Einfühlen, eher ist es eine Botschaft, die durch eine Gruppe läuft und sie zusammenhält und signalisiert, dass keine Gefahr besteht. Autisten lassen sich übrigens vom Gähnen nicht anstecken, wie Atsushi Senju von der University of London in den Biology Letters (3, S. 706) berichtet.

Tiere gähnen meist nicht, nur Schimpansen lassen anstecken, möglicherweise auch Makaken, hoch soziale Affen. Ihnen hat Annika Paukner (University of Stirling) Bilder von Artgenossen vorgespielt, die entweder gähnen oder das Gesicht anders verziehen. Der Anblick des Gähnens löste häufiger Gähnen aus (Biology Letters, 7. 12.).

Hunde gähnen um sich zu beruhigen, aber auch um Artgenossen oder Menschen zu beschwichtigen. Senju hat im Labor Hunde untersucht und ihnen etwas vorgegähnt: sie ließen sich mit einer Zeitverzögerung von eineinhalb Minuten zwar anstecken, aber in hoher Frequenz: Nachgegähnt wurde in 72 Prozent der Fälle, was ein höherer Prozentsatz als unter Menschen (45 bis 60 Prozent) und Schimpansen (33 ist). Zur Kontrolle spielten die Forscher den Hunden andere Lippenbewegungen vor, die aber nicht nachgeahmt wurden.

Katzen gähnen auch zur Begrüßung und sorgen damit für ein entspanntes Zusammensein, d. h., bei ihnen dient Gähnen ebenfalls als Beruhigungs - oder Beschwichtigungsgeste, die einen Kommunikationspartner besänftigen soll.

Auch Wellensittiche gähnen, wenn sie müde sind, doch bei ihnen tritt es auch in anderen Situationen auf, denn werden sie unterhalb der Ohröffnung gekrault, löst dies einen mechanischen Reiz aus. Das Gähnen ihrer Artgenossen steckt sie jedoch an.

Kaninchen gähnen nach dem Aufwachen und strecken sich, wobei das Gähnen vermutlich eine Übersprungshandlung darstellt, denn ist das Tier unsicher, versucht es sich damit zu beruhigen, vor allem wenn es nicht weiß, ob es fliehen oder bleiben soll.

Schlangen gähnen übrigens gar nicht, denn sie renken mit dieser Maulöffnung nur ihren Kiefer wieder ein. Vor allem nach dem Fressen renken die Tiere damit ihren Kieferapparat wieder ein und ordnen den Kauapparat, da er beim Verschlingen der Beute häufig extrem gedehnt wurde.

Kurioses zum Gähnen

Wenn die Temperatur des Gehirns nur minimal von seiner Idealtemperatur von 37 Grad Celsius abweicht, verlangsamt sich die Reaktionszeit und die Gedächtnisleistung lässt nach. Ein gestreckter Kiefer verbessert dauch en Blutfluss ins Gehirn und sorgt so für einen Kühlungseffekt. Übrigens wird im Sommer deutlich mehr gegähnt wird als im Winter, gleichgültig ob vor dem Einschlafen, beim Aufwachen, aus Langeweile oder auch bei Anspannung.  Amerikanische Psychologen (Gallup et al., 2016) haben entdeckt, dass bei verschiedenen Säugetieren die Nervenzellzahl in der Großhirnrinde und das Hirngewicht umso größer sind, je länger das Gähnen bei einer Tierart durchschnittlich dauert. Daraus wird der Schluss gezogen, dass das Gähnen kognitive Hirnfunktionen fördern könnte, indem es die Durchblutung und Kühlung des Denkorgans verstärkt. Zu jeder der 24 untersuchten Tierarten nutzten sie Angaben über die Zahl der Neuronen in der Großhirnrinde sowie das durchschnittliche Hirngewicht und die Gähnzeiten von 177 Individuen (eine Sekunde bei Maus und Ratte bis zu maximal sechs Sekunden beim Menschen). Mit zunehmender Hirngröße und steigender Neuronenzahl einer Spezies verlängerte sich sowohl die Dauer des Gähnens als auch die Schwankungsbreite dieser Zeitdauer. Primaten gähnten im Schnitt 4,5 Sekunden lang. Man vermutet daher, dass sich das Gähnen auf die Blutversorgung des Gehirns auswirkt, zur Kühlung beiträgt und dadurch die Aktivität der Großhirnrinde stimuliert, sodass für Tiere mit größeren und komplexeren Gehirnen daher ein länger andauerndes Gähnen erforderlich sein könnte.

Literatur

Gallup, A.C. & Eldakar, O.T. (2011). Contagious yawning and seasonal climate variation. Front. Evol. Neurosci. 3:3. doi: 10.3389/fnevo.2011.00003.

Gallup, Andrew C. , Church, Allyson M. & Pelegrino, Anthony J. (2016). Yawn duration predicts brain weight and cortical neuron number in mammals. Biol. Lett. , dos: 10.1098/rsbl.2016.0545.

Langenbach, Jürgen (2005). Haben Sie heute schon gegähnt? Die Presse vom 10.12.
http://science.orf.at/stories/1688144/ (11-09-20)

Rundle, Brian K. , Vaughn, Vanessa R. & Stanford, Matthew S. (2015). Contagious yawning and psychopathy. Personality and Individual Differences, 86, 33–37.

Auch Kratzen ist ansteckend

Literatur

Holle, H., Warne, K., Seth, A.K., Critchley, H.D., & Ward, J. (in press). The Neural Basis of Contagious Itch and Why Some People are more Prone to it. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.

Serova, Dina (2018). Entblößte Gestalten: Multifunktionale Nacktheit in Privatgräbern des Alten Reiches (S. 241–260). In Verbovsek, A., B. Backes & J. Aschmoneit (Hrsg.), Funktion/en: Materielle Kultur – Sprache – Religion. Beiträge des siebten Berliner Arbeitskreises Junge Aegyptologie (BAJA 7), 2.12.–4.12.2016, Wiesbaden.

Stangl, W. (2021). Stichwort: 'Schluckauf'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/26908/schluckauf/ (2021-01-24)

Whitehead, Kimberley, Jones, Laura, Laudiano-Dray, Maria Pureza, Meek, Judith & Fabrizi, Lorenzo (2019). Event-related potentials following contraction of respiratory muscles in pre-term and full-term infants. Clinical Neurophysiology, 130, 2216-2221.

http://www.kurenundwellness.tv/ blog/2009/08/ koerpersignale-interpretation-von-lidzucken-schluckauf-herzklopfen-und-sonnen-niesen/ (09-08-04)

Manche Menschen verspüren, sobald sie jemandem beim Kratzen zuschauen, selber einen Juckreiz, denn allein das Beobachten des Kratzens aktiviert die Regionen des Gehirns, die auch bei der Eigentätigkeit eingeschaltet sind. Allerdings sind nicht alle Menschen gleich anfällig dafür, denn es zeigte sich in Untersuchungen, dass ProbandInnen nach einem Video, in dem sich jemand kratzt, grundsätzlich einen stärkeren Juckreiz verspürten als beim Anschauen eines Videos, in dem ein Mensch klopft. Mehr als 60 Prozent ließ sich vom Jucken anstecken und kratzten sich mindestens einmal, während sie die Videos betrachteten. Jene, die einen besonders starken Juckreiz verspürten, kratzten sich am häufigsten, wobei vor allem das Kratzen am linken Oberarm einen starken Juckreiz beim Beobachten auszulöst. Man vermutet auch, dass Menschen mit einem hohen Grad an Neurotizismus besonders anfällig für ansteckendes Jucken sind, während besonders empathische Menschen hingegen nicht übermäßig anfällig für das ansteckende Jucken sind.

Weitere unwillkürliche Körpersignale und wodurch sie ausgelöst werden

Ein Lidzucken, bei dem ein Augenlid oder auch feine Muskeln am äußeren Augenlid anfangen zu flattern, geschieht vollkommen unwillkürlich. Dieses bei manchen Menschen gelegentlich auftretende Zucken eines Augenlides ist daher nicht unbedingt etwas Besorgniserregendes, sogar dann nicht, wenn es sogar einen Tag lang anhält. Das Phänomen des zuckenden Auges ist vergleichbar mit der eingeschlafenen Hand oder dem Kribbeln bis in die Fingerspitzen, wenn der Ellenbogen irgendwo anstößt, denn da wurde ein Nerv durch den plötzlichen Druck irritiert. Beim Augenlid bedeutet das, dass ein Blutgefäß am Gehirn pulsiert, weil etwa der Blutdruck wegen Übermüdung, Stress oder Aufgeregtheit angestiegen ist und das Blutgefäß einen Nerv berührt hat, der aus dem Gehirn kommt. Da Nervenbahnen direkt am Gehirn besonders empfindlich sind, genügt schon dieser kleine Impuls durch ein pulsierendes Blutgefäß, um diese zu reizen. In der Regel lässt der gereizte Nerv dann den Unterlidmuskel eines Auges zucken. Tritt dieses Zucken nicht nur an einer Stelle im Gesicht auf, sondern an mehreren gleichzeitig, und dazu noch fast täglich oder öfter, dann ist das nicht mehr das normale Augenzucken, sondern es kann sich um einen Spasmus hemifacialis (gestörter Nerv-Gefäßkontakt) handeln, was zwar körperlich ungefährlich, jedoch für Betroffene aber sehr belastend ist, etwa wenn man ständig auf das zuckende Auge angesprochen wird. Übrigens kann dafür auch das Stresshormon Adrenalin verantwortlich sein, wobei die Ursache Stress oder zu wenig Schlaf sind.

Schluckauf, ein Reflex des Zwerchfells. entsteht meistens dann, wenn man zu schnell gegessen oder getrunken hat, wenn das Essen oder Getränk zu kalt ist oder ein zu voller Magen entstanden ist. Abhilfe schafft das Trinken von Wasser, ein Löffel Zucker oder das kräftige Drücken der Zunge gegen den Gaumen. Im Mutterleib und auch nach der Geburt werden bekanntlich Babys häufig von Schluckauf geplagt, wobei vor allem Frühgeborene damit durchschnittlich fünfzehn Minuten am Tag verbringen. Möglicherweise verbirgt sich dahinter eine wichtige Funktion, denn Schluckauf löst laut Whitehead et al. (2019) eine Welle von Gehirnsignalen aus, die dabei helfen könnten, die Atemregulierung zu erlernen. Messungen der Gehirnaktivität von Neugeborenen zeigten, dass die Kontraktionen des Zwerchfellmuskels bei Schluckauf eine ausgeprägte Reaktion in der Hirnrinde hervorrufen, und zwar bei jedem Aufstoßen insgesamt drei Gehirnwellen, von denen die letzte vermutlich durch das Geräusch hervorgerufen wird. Man nimmt an, dass das Gehirn eines neugeborenen Babys so das Geräusch vom Schluckauf mit dem Gefühl der Muskelkontraktion des Zwerchfells verbinden kann. Die Aktivität, die sich aus einem Schluckauf ergibt, kann dem Gehirn also helfen zu lernen, wie man die Atemmuskulatur überwacht, so dass die Atmung schließlich gesteuert werden kann, indem das Zwerchfell bewusst auf und ab bewegt wird. Ein solcher Aufbau eines Netzwerks ist ein entscheidender Meilenstein für die Entwicklung von Neugeborenen. Zuvor hatte man bereits entdeckt, dass das Treten von Babys im Mutterleib damit vermutlich mentale Abbildungen ihres eigenen Körpers erstellen. Die ForscherInnen denken, dass beim Schluckauf dasselbe für den inneren Körper passiert und halten Schluckauf bei Erwachsenen deshalb für ein Relikt aus dem Säuglingsalter. Ein evolutionärer Beleg wurde im Zusammenhang mit der Untersuchung des Genoms von Lungenfischen gefunden, die vermutlich den Übergang vom Fisch zum Säugetier bilden. Die Lungenatmung wird bekanntlich von den Nervenbahnen vom Hirnstamm zum Zwerchfell gesteuert. Bei Fischen sind diese neuronalen Verbindungen wenig störungsanfällig, da sie nur bis zu den Kiemen liefen. Tiere hingegen, die über Lungen und Kiemen verfügen, also etwa Kaulquappen, mussten also einen Mechanismus entwickeln, der die Kiemenatmung ermöglicht, ohne die Lunge zu fluten. Daher könnte der Schluckauf ein Überrest jenes Atemvorgangs sein, den Kaulquappen und andere Amphibien benutzen, denn bei diesen sieht der Atemvorgang ganz anders aus, denn sie pressen Wasser durch ihre Kiemen in den Mund, wobei sie gleichzeitig den Weg zur Luftröhre verschließen, und dadurch verhindern, dass Wasser in ihre Lungen eindringt. (Stangl, 2021).

Magenknurren ist ein Zeichen dafür, dass die Verdauung gut funktioniert. Der Magen als ein Hohlmuskel vermischt die Nahrung und transportiert sie weiter, wofür er sich Stück für Stück ringförmig zusammenpresst. Wenn er ein wenig Luft weiter drückt, entsteht dieses Geräusch.

Sonnen-Niesen entsteht, wenn man in den strahlend blauen Himmel oder in eine grelle Lampe blickt. Die Ursache dafür ist die Lage der Verlängerungen der Sehnerven und der Riechnerven, die so nah beisammenliegen, dass starke Reize von den Augen auf die Riechleitung überspringen können.

Symbolische Kommunikation

Unter einem Symbol versteht man ganz allgemein ein wahrnehmbares Zeichen bzw. Sinnbild (Gegenstand, Handlung, Vorgang), das stellvertretend für etwas nicht Wahrnehmbares (auch Gedachtes bzw. Geglaubtes) steht. In einem engeren Sinn steht ein Symbol stellvertretend als Schrift- oder Bildzeichen mit verabredeter oder unmittelbar einsichtiger Bedeutung, das zu einer verkürzten oder bildhaften Kennzeichnung und Darstellung Begriffs, Objekts oder Sachverhalts verwendet wird. Ein Symbol kann mit einer besonderen Konnotation einhergehen und/oder einen tieferen Sinn andeuten/ausdrücken, wobei Symbole oft eine starke Wirkung auf das Unterbewusstsein ausüben und somit das Verhalten von Menschen beeinflussen, sodass Symbole häufig spontane emotionale Reaktionen auslösen, die durch frühere Konditionierungen entstanden sind.

Die Eipo in Neuguinea übermitteln Informationen an die Gäste über die Vorbereitungen des Besuchsfestes mit Hilfe von Symbolen. Ungefähr zwei Monate vor dem Fest erhalten die Gäste das Schlingensymbol. Es besagt, dass die Männer der Gastgeber jetzt unterwegs sind, um das Wild mit Schlingen zu fangen. Einige Tage vor dem Fest wird den Gästen der Farn überreicht als Zeichen dafür, dass die Frauen der Gastgeber jetzt das Farngemüse sammeln und zubereiten. Zwei Tage vor Festbeginn erhalten die Gäste Bambusmesserchen als Hinweis, dass das Fleisch zubereitet wird.

Eigentlich sind diese Symbole aus pragmatisch-funktionaler Sicht überflüssig, den eine gemeinsame Sprache ist vorhanden und der Bote der Symbole könnte die Botschaften auch verbal übermitteln. Die Nachricht bekommt jedoch einen stärkeren Ausdruck durch die Symbole. Die Gastgeber verpflichten sich damit der mythisch begründeten und religiös und sozial bedeutsamen heiligen Tradition der Gastgeberrolle.

Andere Formen symbolischer Kommunikation finden sich beim Signalwert von Kleidung und Schmuck, der Selbstdarstellung von Ethnien und Nationen durch Fahnen, Gebäude usw

Expressivität

Individuelle Unterschiede

Wir unterscheiden uns erheblich in der Intensität, der Dynamik, der Bewegtheit und dem Ausmaß, in dem wir zur Mitteilung dessen, was wir fühlen und denken, nonverbale Mittel einsetzen. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die in hohem Maße expressiv, ausdrucksstark sind. Sie gestikulieren sehr ausgeprägt, verwenden intensive Betonungen, unterstreichen das Gesagte in sehr deutlicher Form mit Hilfe von Arm- und Handbewegungen und Intonation.Auf der anderen Seite kennen wir Menschen, die sich eher ausdrucksschwach verhalten. Sie setzen nur sehr wenig, wenn überhaupt Gestik und Mimik und Körper für den emotionalen Ausdruck ein. Wir sprechen hier von individuell unterschiedlicher Expressivität. Solche Unterschiede stehen in einem engen Zusammenhang mit Empathie, Mitgefühl, beruflichem Erfolg, persönlicher Erfahrung und Selbstkontrolle sowie mit körperlich-geistiger Gesundheit. 

Expressivität kann auch bezeichnet werden als die Leichtigkeit, mit der die Gefühle, Empfindungen, Gedanken aus den nonverbalen Verhaltensweisen eines Menschen abgelesen werden können, wenn sie nicht gerade darum bemüht sind, ihre Empfindungen anderen mitzuteilen (DePaulo und Friedman 1998, S. 13). Expressive Menschen gehören zu jenen Personen, deren Gefühle recht gut mit Hilfe einer Videoaufzeichnung ihres Mimik-Verhaltens erfasst werden können. Besonders bemerkenswert ist die hohe intraindividuelle Konsistenz von Expressivität. Das heißt, es handelt es dabei um ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal. 

Expressivität steht in engem Zusammenhang mit einer Reihe von anderen Persönlichkeitsmerkmalen. Dazu gehören Extroversion, Dominanz, Impulsivität, Unternehmungsgeist und Beliebtheit (a.a.O.). Expressivität hat einen sehr starken Einfluss auf soziale Begegnungen, beim Eintreten in einen Raum, bei Begrüßungen, beim Einleiten eines Gesprächs. Der erste Eindruck, den expressiv ausgerichtete Personen machen, ist tendenziell positiv. Dies verstärkt sich im Laufe von Begegnungen in der Regel im Vergleich zu nicht-expressiven Menschen noch weiter. Im Durchschnitt sind expressive Menschen auch beliebter als wenig expressive Menschen. Umgekehrt tun sich nicht-expressive Personen mit expressiven Menschen eher schwer, neigen sie dazu, solche Begegnungen zu vermeiden. 

Expressive Personen gelten außerdem als vergleichsweise attraktiver. Offenkundig haben sie aufgrund ihrer offeneren Art eine günstigere Ausstrahlung, was insgesamt den Eindruck einer größeren Attraktivität vermittelt. Wahrscheinlich haben attraktive Personen aber auch von Anfang an mehr positive soziale Rückmeldungen bekommen. Dies erleichtert es, sich im Umgang mit Menschen zuversichtlicher, offener, positiver und weniger kontrolliert zu verhalten. Bisherige Studien deuten zudem darauf hin, das Expressivität für die Gestaltung positiver sozialer Beziehungen mindestens so wichtig ist Attraktivität. Beim ersten Eindruck hat Expressivität sogar die entscheidende Bedeutung. 

Expressive Personen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und regen auf der anderen Seite mehr expressives Verhalten und Empathie aus. Ihre größere Beliebtheit hängt auch mit ihrer größeren Offenheit, ihrem größeren Interesse an anderen, mit ihrer spontaneren und unverkrampfteren Selbstdarstellung zusammen. In sozialen Situationen geben sie deshalb häufig den Ton an, beeinflussen sie in überproportionaler Form die Gesamtstimmung, die Atmosphäre der Begegnung. 

Menschen verschaffen sich bekanntlich schon beim ersten Anblick eines Gesichts einen ersten Eindruck, wobei zum grossen Teil bestimmte Gesichtsformen und -merkmale darüber entscheiden, ob ein Betrachter einen Menschen als vertrauenswürdig, attraktiv oder dominant einschätzt. Tom Hartley et al. (2014) übertrugen mit Hilfe von 179 charakteristischen Punkten Gesichter aus sozialen Medien in eine Computergrafik. Diese gezeichneten Modellbilder ließ man anschließend bewerten. Insgesamt 65 Merkmale wie etwa die Breite der Augenbrauen, die Form der Mundpartie oder die Position der Wangenknochen, könnten zu 58 Prozent die Einschätzungen von Gesichtern erklären. Man erstellte dabei aus verschiedenen Einschätzungen von Befragten zu einer Person, deren Bild nur 100 Millisekunden zu sehen war, drei Faktoren: Zugänglichkeit, Dominanz und Jugendlichkeit/Attraktivität. Jeder Faktor ging mit zahlreichen Gesichtsmerkmalen einher, aber die stärksten Zusammenhänge konzentrierten sich überwiegend auf wenige Gesichtspartien. So galten diejenigen als besonders zugänglich, deren Mund am grössten und am weitesten geöffnet wahrgenommen wurde, die also am deutlichsten lächelten oder lachten. Als jugendlich und attraktiv empfunden wurden vor allem Personen mit grossen Augen, schmalen, geschwungenen Augenbrauen und einer breiten Unterlippe. Dominant wirkten hingegen Gesichter mit männlichen Zügen und relativ dunkler Haut.

Körpersprache beim Tanz

Nach wissenschaftlichen Untersuchungen verrät auch der Tanzstil eines Mannes so einiges über ihn, wobei nicht nur Frauen hier beobachten können, was sie zu erwarten haben, sondern auch Rivalen lernen viel vom Tanzstil des anderen. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass schnelle und abwechslungsreiche Bewegungen positiv bewertet werden, und dass diese Männer als besonders stark oder muskulös gelten, wobei vor allem ausladende, schnelle und abwechslungsreiche Bewegungen wichtig sind, um EIndruck zu machen. Offensichtlich verstehen nicht nur Frauen unbewusst diese Signale, sondern auch zuschauenden Männer sind in gleicher Weise dazu fähig, sich ein zutreffendes Bild von Nebenbuhlern machen können, wohl um die Stärke des anderen vor einem möglichen Konflikt zu beurteilen.

Expressivität und Berufserfolg

Untersuchungen in Klinken ergaben, dass Ärzte mit größerer Expressivität bei den Patienten beliebter sind als die weniger ausdrucksstarken Kollegen. Expressive Ärzte haben mehr Patienten, und ihre Patienten sind mit ihnen zufriedener (Friedman u.a. 1980; DiMatteo 1979).  Vergleichbares fand man in bezug auf Autoverkäufer; solche mit größerer Expressivität haben größere Verkaufserfolge (Friedman u.a. 1980).

Emotionale Expressivität steht im Zusammenhang mit psychischer Anpassung. Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht einfach und direkt. Entscheidend scheint hier dabei nicht das Ausmaß an Expressivität zu sein, sondern der relative Einklang mit den emotionalen Vorgängen. Das heißt, Personen, die gerne ihre Gefühle zum Ausdruck bringen möchten, dies aber nicht können, sind gleichermaßen in einem Konflikt wie Personen, die ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, jedoch es vorziehen würden, diese eher bei sich zu behalten (King und Emmons 1991). Beide Gruppen von Personen haben mehr oder minder psychologische Schwierigkeiten.

Stressverarbeitung und Krankheitsrelevanz

Menschen mit geringer Expressivität sind als Gruppe im Durchschnitt anfälliger für verschiedene Krankheiten. Flache Affekte sind ein Zeichen für Schizophrenie. Gestauter Ausdruck von Empfindungen ist ein Indiz für schizoide Störungen. Auch manisch-depressive Störungen stehen in engem Zusammenhang mit emotionaler Expressivität und Kontrolle. Nonverbale Expressivitäts-Defizite sind weiterhin ein explizites Kriterium zur Diagnose von Autismus.

Ausgeprägte Expressivität und die Neigung zu großzügigen Gesten im Umgang mit anderen sind vielfach ein Indiz für Gesundheit (DePaulo und Friedman 1998, S. 14). Dagegen deuten häufig geballte Fäuste, explosive Beschleunigung der Sprache eher auf eine ungesunde Persönlichkeit hin. Allerdings gilt ein Mangel an Expressivität nicht allemal als Indiz für Krankheit bzw. Krankheitsanfälligkeit. Denn Expressivitäts-Mangel kann auch Ausdruck einer ruhigen, zufriedenen und zurückhaltenden Haltung sein. Nicht-Expressivität ist allerdings dann problematisch, wenn sie das Resultat von Depression, unterdrückter Angst und Depersonalisierung ist. 

Ein gewisses Maß an Expressivität gilt in unserer Gesellschaft durchaus als vorteilhaft. Versuche von Personen, die als zu wenig expressiv angesehen oder von anderen als zu wenig expressiv bewertet werden, sind manchmal geneigt, ihre Expressivität zu steigern, um ihre Beliebtheit, ihren Berufserfolg usw. zu steigern. Dies gelingt jedoch meist nur eingeschränkt. 

Wir erinnern uns an Al Gore, der sich im Jahre 2000 um die amerikanische Präsidentschaft bewarb, dann aber nur knapp scheiterte. Eigentlich hatte er als langjähriger Vizepräsident sehr gute Gelegenheiten gehabt, die US-Bevölkerung für sich zu gewinnen. Aber als gewichtiges Manko wurde in der Öffentlichkeit seine hölzerne Art empfunden. Die Menschen hatten den Eindruck, Gore agiere wie ein empfindungsschwacher Bürokrat. 

Zwischen Gore und der Bevölkerung sprang einfach der Funke nicht über. Auch seine intensiven Bemühungen um mehr Expressivität und speziellen Lockerungstraining brachten nicht die erhoffte Stimmungswende bei der Bevölkerung. Ebenso wie es expressiven Personen nur schwer gelingt , ihren Emotionsausdruck herunterzuschrauben, d.h. flach zu halten, tun sich Nicht-Expressive sehr schwer damit, mehr Expressivität zum Ausdruck zu bringen. Nichtexpressive Personen, die versuchen, expressiv zu sein, erscheinen keineswegs so expressiv wie tatsächlich expressive Personen. Das Umgekehrte gilt genauso: Expressive Personen, die versuchen, ihren Gefühlsausdruck deutlich zu dämpfen, wirken unnatürlich und maniriert. 

In einer Studie (Katz und Camphell 1994) wurden Studierende einem Test zur Messung der Ambivalenz über ihren Gefühlsausdruck unterzogen. Daraufhin führten sie ein Tagebuch für zwei Wochen lang, in dem sie festhielten, was sie an Stress erlebten, in welcher psychischen und gesundheitlichen Verfassung sie waren. Danach unterzogen sie sich weiterhin einem Test in bezug auf ihr psychologisches und gesundheitliches Wohlergehen.

Es stellte sich heraus, dass mit wachsender Ambivalenz, mit wachsendem Stress und zunehmender negativer Stimmung das allgemeine psychologische Wohlbefinden abnahm. Demnach gibt es keine feste Verbindung zwischen Wohlbefinden und Expressivität. 

Beide nonverbalen Stile können vor- oder nachteilig sein. Entscheidend ist der spezifische soziale Kontext. Allgemein kann jedoch gesagt werden: Je größer die erlebte Ambivalenz über das Maß an Expressivität, desto wahrscheinlicher sind damit negative Erlebnisse verbunden. 

Siehe auch Lügen, Täuschen und Verdecken

Überblick: Was ist nonverbale Kommunikation?



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