[werner.stangl]s arbeitsblätter 

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Mitschrift und Notizen in Vorlesungen, Seminaren und Übungen

Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
kann man getrost nach Hause tragen.
Johann Wolfgang von Goethe

Leichter lernen mit Lernpostern!

Lernposter
Die Mitschrift zählt zu den grundlegenden Arbeitstechniken eines Studierenden, ist aber auch Voraussetzung für die Bewältigung anderer Schreibaufgaben wie z.B. die Abfassung eines Protokolls. Auch wenn moderne Medien an die Stelle herkömmlicher Hilfsmittel getreten sind, kann auch ein Notebook die Arbeit mit Stift und Papier nicht ersetzen. Viele Studenten stellen erst nach vielen Semestern oder erst vor Prüfungen fest, dass ihre Mitschriften kaum brauchbar sind, denn diese sind kaum lesbar, weil sie versucht haben, so viel und deshalb so schnell wie möglich mitzuschreiben, schlecht oder nicht gegliedert, weil sie nur mitschreiben, aber nicht mitdenken und lückenhaft. Wer es auch schafft, stenografisch alles mitzuschreiben, kann einige Zeit später mit einer solchen "Mitschrift" wenig anfangen, denn es würde viel zu lange dauern, alles noch einmal zu lesen. Auch wenn es keine festgelegte Form für die Abfassung einer Mitschrift gibt, sollte man doch von bestimmten erprobten Arbeitstechniken beim Mitschreiben nicht ohne Weiteres abweichen. Mitschreiben heißt zuhören, d.h., wer nicht zuhören kann, kann auch nicht mitschreiben. Dieses Zuhören ist aber nicht passiv, sondern ein echtes Hinhören, also ein gedankliches verfolgen. Mitschreiben heißt immer auch auswählen, denn wer alles mitschreiben will, kann nicht mehr zuhören. Und außerdem soll eine Mitschrift etwas Gesagtes ja auch nicht dokumentieren. Beim Mitschreiben muss man Sinnvolles von weniger Sinnvollem, Wichtiges von weniger Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden. Mitschreiben heißt den Überblick bewahren, sodass man erst dann Gesagtes schriftlich fixieren kann, wenn ein Sinnabschnitt beendetist. 

Untersuchungen haben ergeben, dass ein durchschnittlich schneller Schreiber 25 bis 30 kurze Wörter pro Minute aufzeichnen kann. Unsere Sprechgeschwindigkeit liegt jedoch häufig bei über 130 Wörtern pro Minute, so dass man kaum mehr als ein Drittel vom Inhalt einer Vorlesung mitschreiben kann. Eine Möglichkeit, die Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen, besteht darin, mit Hilfe einer Kurzschrift Zahl und Länge der einzelnen Wörter zu verringern. Man kann eines der gängigen Kurzschriftsysteme wie z. B. Stenografie oder Eilschrift verwenden oder eigenen Kürzel verwenden. Da man bestenfalls ein Drittel jeder gesprochenen Information notieren kann, ist es sinnvoll, das entscheidende Drittel zu erkennen und den Rest nachträglich aus Ihren Notizen zu rekonstruieren. Studien beweisen auch, dass Informationen, die handschriftlich notiert werden, in tieferen Arealen des Gehirns verarbeitet werden, sodass Schreiben als wichtiges Instrument für das Lernen gilt, und das in einer Zeit, in der eine Vielzahl an Aufzeichnungen via Tastatur erstellt werden. Im Übrigen ist auch die Eingabe von digitalen handschriftlichen Notizen ein effizienteres Mittel zur Aufnahme von Informationen als die Nutzung eines Laptops mit Tastatur.

Mitschriften von Vorlesungen und Übungen entlasten das Gedächtnis und ermöglichen jederzeit die Wiederholung des Stoffes, insbesondere zum Zweck der Prüfungsvorbereitung. Das Anfertigen von Notizen zwingt zur Aufmerksamkeit, führt zu einer aktiven und fragenden Grundhaltung und bildet damit eine wichtige Grundlage zum Verstehen und zum leichteren und längeren Behalten des Stoffes.

Notieren Sie daher die wesentlichen Aussagen (Kernaussagen) des Vortrags, wobei das Problem darin besteht, aus der Fülle der gelieferten Informationen das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Notieren Sie daher bei einem Doppeblatt auf der einen Seite die Kernaussagen, auf der anderen Seite die Beispiele, Wiederholungen, Randbemerkungen u.Ä. Siehe dazu auch die Wunderseite.

Bereiten Sie sich auf eine Vorlesung vor (Vorinformation), denn die neuen Informationen müssen in einen Bezugsrahmen eingeordnet werden. Am besten ist es, ein einführendes Lehrbuch zum Thema der Vorlesung zu lesen. Gehen Sie auf jeden Fall zur ersten Vorlesung, denn hier bekommen Sie den Vorlesungsplan, Literaturlisten usw.. Hören Sie aktiv mit, d.h., folgen Sie dem Vortragenden gedanklich, trennen Sie Wichtiges von Unwichtigem, ergänzen Sie Informationen durch eigenes Wissen.


Tipp: Das TQ3L-Verfahren zur Mitarbeit

Man lernt so auf die Dauer, im Unterricht Wichtiges von Unwichtigerem zu unterscheiden und seine Konzentration bei weniger Wichtigem zurückzunehmen, ohne dabei aber den roten Faden zu verlieren!

Leichter lernen mit Lernpostern!

Lernposter
Grundregeln des Mitschreibens

Viele Studenten übernehmen gewohnheitsmäßig diverse Arbeitstechniken aus der Schule, die sich in der Regel aber als denkbar unzweckmäßig für den Einsatz an der Uni und im späteren Beruf erweisen. Daher möchten wir im folgenden einige Ratschläge geben, die natürlich keine Patentrezepte darstellen; vielmehr möchten wir anregen, über Art und Weise des Mitschreibens und Notierens nachzudenken und sich eine persönliche Technik zuzuschneiden. Erfahrungsgemäß dauert es seine Zeit, bis man die teils schlechten Angewohnheiten aus der Schulzeit hinter sich gelassen und eine Sammlung passender Mitschreibtechniken entwickelt hat.

Von entscheidender Bedeutung ist, dass die Notizen (und dazugehörende Skizzen, die als visuelle Gedächtnisstützen dienen) gut lesbar sind. Sind sie bei der Vorbereitung auf eine Prüfung noch zu entziffern? Auch ein logisch aufgebautes Ablagesystem ist wichtig, damit man die entsprechenden Notizen schnell auffinden sowie im Verlauf der Arbeit mit Querverweisen versehen, überprüfen und eventuell einordnen kann. Wenn man nicht schon von Natur aus ein ordentlicher Mensch ist, mag das sorgfältige Sortieren der Notizen Anfangs zur Qual werden. Dafür erleichtert es aber spätere Nachforschungen ganz erheblich und vermittelt zudem das Gefühl, die Arbeit fest im Griff zu haben. Auch der Allgemeinzustand der Unterlagen ist nicht ganz unwichtig, denn zerknitterte Notizzettel mit Kaffeeflecken und gedankenlos hingekritzelten Strichmännchen wirken bei späterer Benutzung nicht gerade anregend.

Zu einigen Vorlesungen muss man keine Vorlesungsmitschrift anfertigen, sondern kann im Sekretariat des Professors ein Skript kaufen. Aber Vorsicht, es will gelernt sein, mit so einem Skript zu arbeiten! Es erspart nicht den Vorlesungsbesuch, sondern ermöglicht es, der Vorlesung leichter zu folgen, weil man nicht gleichzeitig hinhören, mitschreiben und mitdenken muss Außerdem kannst man anhand des Skriptes ganz gut auf eine Vorlesung vorbereiten, indem man schon mal ein paar Seiten vorausliest.

Obwohl der Inhalt der Vorlesung im Skript steht, solltest man den Stift nicht einfach in der Tasche lassen. Bei vielen Studenten sieht das Skript am Ende des Semesters so aus wie direkt nach dem Kauf. Das Skript ist eine Arbeitsunterlage, also arbeite auch darin! Eben weil man nicht den eigentlichen Inhalt der Vorlesung mitschreiben muss, hast man Gelegenheit, die Kommentare und Ergänzungen des Dozenten aufzunehmen und im Skript zu notieren, und gerade diese Notizen im Skript helfen am Ende des Semesters, wenn es mit Sicht auf die Prüfung darum geht, Details in einem größerem Zusammenhang aufzuarbeiten.

Die "Hierarchie"-Methode

Eine herkömmliche Möglichkeit, Notizen anzufertigen, besteht in der hierarchischen Anordnung von Haupt- und Unterpunkten zur Strukturierung des Inhalts der Veranstaltung in logisch aufeinanderfolgende, leicht verständliche Teile:

TITEL

Die "Stichwort"-Methode

Stichwörter sind prägnante Schlüsselwörter, die Sie als Erinnerungshilfen einem mündlichen oder schriftlichen Text entnehmen.

Die "Mind Map"-Methode

Eine der ungewöhnlichsten, aber auch effektivsten Techniken zur Anfertigung von Notizen sind Mind Maps (="geistigenLandkarten"), die eine nichtlineare Methode der Anfertigung von Notizen zu verschiedensten Zwecken darstellen

Mind Maps bewähren sich vor auch bei Gruppendiskussionen, bei denen es oft schwierig ist, Einzelbeiträge logisch zuzuordnen. Die Erstellung von Mind Maps erfordert weitaus weniger Schreibaufwand als konventionelle, lineare Notizen (wie z. B. die "Hierarchie"- und die "Stichwort"-Methode) und ermöglicht es zudem, alle wichtigen Punkte schnell zu klären. Außerdem ist es einfacher, Querverbindungen zwischen einzelnen Gedankensträngen herzustellen. Aus diesem Grund sind Mind Maps besonders gut für kreative Aktivitäten wie Brainstorming oder die individuelle Auseinandersetzung mit einem Thema geeignet. Lassen Sie beim Notieren der Punkte Ihre Assoziationen frei fließen, damit Ihre ganz persönliche geistige Landkarte entsteht: sie kann so einfach oder kompliziert sein, wie sie wollen, und womöglich müssen Sie sie mehrmals neu beginnen, bevor Sie mit Ihrer Anordnung der Punkte zufrieden sind.

Siehe auch Randmarkierungen, Randkommentare, Markieren und Hervorheben


Nachbereitung von Vorlesungen


Lernpsychologische Erkenntnisse besagen, dass in Vorlesungen und Vorträgen aufgenommene Inhalte nach 24 Stunden bereits zu über 50% unwiederbringlich vergessen werden, wenn sie nicht vorher wiederholt werden. Günstig ist es deshalb, wenn man noch am selben Tag Zeit findet, das Gelernte nachzuarbeiten. Das erfordert zwar eine gewisse Disziplin, letztlich ist der erforderliche Zeitaufwand für die Aufarbeitung des Stoffes jedoch auf diese Weise am geringsten bzw. das Ergebnis ist bei gleichem Aufwand am besten.

Die Mitschriften und Notizen sind ein schriftliches Gedächtnis, nur unmitelbar nach einer Vorlesung kann man unvollständige oder zu knapp ausgefallene Teile ergänzen oder Antworten auf noch offene Fragen suchen. Die Kerngedanken kurz zusammen und zur Wiederholung und Selbstkontrolle aus der Mitschrift formulieren.

Man sollte sich auch bei der Nachbereitung mit einem oder mehreren MitstudentInnen zu zwanglosen Lerngruppen zusammenfinden, um die Lerninhalte zu diskutieren und gemeinsam zu wiederholen. Nicht jeder hat vielleicht alles gleich gut in der Vorlesung mitbekommen oder verstanden. Dabei profitiert nicht nur derjenige, der etwas erklärt bekommt, sondern auch als "Lehrendem" wird so manches noch besser verständlich, wenn man es anderen vermitteln oder erklären muss Man sich auch auf die alleinige (Nach-)Hilfe von anderen StudentInnen nicht zu sehr verlassen, da sich Missverständnisse und Verständnislücken leicht vervielfachen ("Stille-Post-Effekt").

Das Lernen in Gruppen kann daher auf keinen Fall die Teilnahme an Vorlesungen, Übungen und Seminaren ersetzen, sondern allenfalls ergänzen - hilfreich sind solche Lerngruppen auch wenn es gilt, etwa durch Krankheit oder andere Verhinderungen versäumte Lehrveranstaltungen nachzuarbeiten - auf keinen Fall einfach Mitschriften kopieren, sondern diese wenigstens in der persönlichen Form und Eigenart umformulieren!

Letztlich ist die persönliche Teilnahme an jedem der angebotenen Vorlesungs-, Übungs- oder Seminartermine durch nichts zu ersetzen. Die Nacharbeit nichtbesuchter Sitzungen ist sehr aufwendig und selten effektiv möglich. Skripten und Lehrbücher sind nur als ergänzende Lernhilfe gedacht und setzen die Vorlesung bzw. Übung meist voraus. Die gleiche Lehrveranstaltung verändert sich auch von Semester zu Semester oft erheblich, ohne dass alle Lernmaterialien immer sofort angepasst werden.

Besonders problematisch wird es auch, wenn die einzelnen Vorträge stark aufeinander aufbauen und durch das Versäumen einzelner Termine der rote Faden verloren geht. Kann man also doch ausnahmsweise einmal nicht dabei sein, sollte man versuchen, die Veranstaltung so gut wie möglich vor dem nächsten Termin nachzuholen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

NEU: Seit Beginn 2005 steht den BesucherInnen auch ein FORUM zu Fragen des Lernens und der Lerntechnik zur Verfügung, in dem einschlägige Methoden und Probleme diskutiert werden können. Es sei auch explizit auf die link zu lerntipps Lerntipp-Seiten verwiesen, die sich vor allem den praktischen Aspekten dieser Themen widmen.

Quellen

Franck, Norbert & Stary, Joachim (2000). Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Eine praktische Anleitung. Stuttgart: UTB.
Kruse, Otto (2003). Keine Angst vorm leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. Frankfurt/Main: campus concret.
Esselborn-Krumbiegel, Helga (2004). Von der Idee zum Text. Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben. Stuttgart: UTB.
Kroeger, Hans (2000). Mitscheiben und Mitschrift. In Horst, Uwe u. Ohly, Karl P. (Hrsg.), Lernbox. Lernmethoden - Arbeitstechniken (S. 52-55). Seelze/Velber: Friedrich Verlag.
Rost, Friedrich (1999). Lern- und Arbeitstechniken für pädagogische Studiengänge. Opladen: Leske + Budrich.
Metzger, Ch. (2001). Lern- und Arbeitsstrategien. Ein Fachbuch für Studierende an Universitäten und Fachhochschulen. Aarau: Sauerländer.
Studienberatung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
WWW: http://www.uni-heidelberg.de/ (02-11-08)
Hitchhiker (o.J.). Lernen im Studium
WWW: http://third.informatik.uni-kl.de/~hh/node7.html (99-07-07)
http://www.personal.euv-frankfurt-o.de/de/personal/lehre/richtlinien/lerntips.html (03-02-02)
http://www.thomasgransow.de/Arbeitstechniken/Im_Unterricht_mitschreiben.htm (03-05-29)
http://www.teachsam.de/arb/mitschr/arb_mitschr_1.htm (04-11-05)
Griebel, Bernd (o.J.). Studientechniken.
http://www.hs-zigr.de/~bgriebel/lerntechniken.html (05-11-19)



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