Die Rolle der Lehrenden beim E-Learning
Nach Ansicht mancher Experten bietet E-Learning die große Chance, die Diskussion über eine neue Lernkultur voranzubringen, denn interaktive Medien können ein guten Anlass sein, das Lernen und die Lernkultur zu überdenken, denn es stellt besondere Herausforderungen an den Lehrenden. Generell kann bei den meisten E-Learning-Angeboten ein Mangel an "didaktischer Phantasie" beobachtet werden, sodass meist die traditionellen Unterrichtsformen perpetuiert werden. Nicht jeder Multimedia-Kurs im Internet ist auch eLearning.
Eine fundierte Medienerziehung und Medienkompetenz der Lehrenden ist beim E-Learning ist umso wichtiger, da sie aufgrund ihrer Rolle wesentlich zum Erfolg oder Misserfolg bei der Einführung von E-Learning beitragen. Nach den ersten Jahren des eher chaotischen Ausprobierens und Kämpfens mit den Medien an sich, tritt nun immer mehr das eigentliche Lehren und Lernen und somit die Didaktik in den Vordergrund. Aus Studien weiß man, dass die individuelle Unterstützung im Lernprozess ein zentrale Faktor für den Lernerfolg sowie den Wissenstransfer beim medialen Lernen darstellt, wobei computerbasierte Lernformen heute in Zeiten des Blended Learning meist nur noch eine Komponente innerhalb eines vielfältig gestalteten Lernarrangements darstellen. Immer mehr wird die Bedeutung des sozialen Kontextes für erfolgreiche Lernprozesse deutlich, was vor allem die aktuellen Ansätze zum situierten Lernen betonen, die realitäts- und praxisnahe Lernaufgaben verlangen, in denen auch die Interaktion mit anderen eingeschlossen ist. Aus der Sicht der Lehrenden spielt daher die Organisation und Unterstützung der Arbeit von virtuellen Lerngruppen durch personelle, individualisierte Begleitung zunehmend eine entscheidende Rolle. Ähnlich wie mit dem allgemeinen Lernen in Gruppen werden auch im virtuellen Lernraum die üblichen Vorteile des Lernens in Gruppen gesehen gesehen:
- Synergie-Effekte: Anregungen durch kognitive Auseinandersetzung und multiple Perspektiven.
- Implizites Wissen explizieren: bei der Verschriftlichung wird Wissen strukturiert und organisiert, wodurch Lernprozesse angeregt werden.
- Steigerung der Lern- und Durchhaltemotivation
- Lernen am Modell: Internalisierung von Wissen und Verhaltensweisen, die am Vorbild der Lehrperson und in der Gruppe beobachtet werden.
Gruppenprozesse in einer Lerngruppe laufen typischerweise in fünf Phasen ab - Details:
- Orientierung (Forming)
- Konfrontation und Konflikt (Storming)
- Konsens, Kooperation und Kompromiss (Norming)
- Integration von sach- und sozio-emotionalen Anforderungen (Performing)
- Auflösung (Adjourning) in Abhängigkeit vom Erfolg
Phasen der Gruppenentwicklung nach Lipnack & Stamps 1998, S. 177
Für die Begleitung von E-Learning-Gruppen ist neben dem Wissen um solche Abläufe die Moderationserfahrung wesentliche Voraussetzung, denn Lehrende müssen darauf vorbereitet sein, dass persönliche Konflikte innerhalb von Lerngruppen Teil der Kooperation sind und Maßnahmen kennen, mit deren Hilfe diese ausgetragen werden können. Dies unterscheidet virtuelle Gruppen kaum von realen, wobei die Möglichkeiten der Intervention eher eingeschränkt sind.
Präventives Lehrerverhalten bei Unterrichtsstörungen
Die Tätigkeitsbereiche umfassen neben der Planung und Organisation der Lehre, die meist nach Konzepten des „Blended Learning“ (Kombination aus Präsenzunterricht und E-Learning) auch die Didaktik einer kompetenz-vermittelnden Präsenzlehre mit einschließt. Das Aufgabenprofil der Lehrenden umfasst somit auch eine thematische Verbindung von Präsenzlehre und E-Learning. Die Vorbereitung und Begleitung von Lernprozessen in einem solchen Konzept setzt umfangreiche technische und methodisch-didaktische Kenntnisse bei den Lehrenden voraus, wobei durch den „Mangel an sozialer Präsenz“ sowie den zumeist text-basierten synchronen und asynchronen Kommunikationsformen neue Lehrmethoden und Umgangsformen gefragt sind. Die unterschiedlichen Aufgabengebiete von Teletutoren umfassen nach Rautenstrauch, (2001):
- Die Umsetzung der inhaltlichen Leitideen eines spezifischen Kurses auf der Grundlage von lern-theoretischen Überlegungen.
- Die gesamte Organisation eines Kurses durch die Entwicklung eines geeigneten Konzepts.
- Mediendidaktische Aufbereitung von Lernmaterialien.
- Die Umsetzung einer ausgereiften „Methodik des Netzes“, also die mediendidaktisch begründete Auswahl von netzbasierten Lernumgebungen und anderen „Tools“ für die jeweilige Lehrveranstaltung.
- Die Motivation der Lernenden durch intensive Betreuung und Unterstützung der Teilnehmer/innen.
- Moderation von virtuellen Gruppen durch spezielle Kommunikationskompetenzen.
- Die Abstimmung der Lerninhalte auf Lerngeschwindigkeit und Bedürfnislage der Zielgruppe. Individuelle Lernberatung bei persönlichen Lernschwierigkeiten.
- Die Vorbereitung, Leitung und Auswertung von Präsenzseminaren sowie die inhaltliche Abstimmung mit Lerninhalten und -methoden des eLearning.
- Technischer Support innerhalb der Online-Phasen durch hinreichende Kenntnisse der Medieninformatik.
- Reflexion, Evaluierung und Nachbereitung der gesamten Lehrveranstaltung.
Rechtliche Problem für LehrerInnen durch die Neuen Medien
E-Learning gehört in vielen Schulen zum Schulalltag. Schüler/innen und Lehrer/innen arbeiten meistens in geschlossenen, virtuellen Lernumgebungen im Internet. Das sind durch Benutzerkennwort und Passwort geschützte Bereiche auf Lernplattformen, oder Bereiche in geschlossenen Foren oder Blogs. Es kann aber auch erwünscht sein, Teile der Arbeiten oder ganze E-Portfolios oder Blogs der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Unsere Schulen präsentieren sich im Internet auf Websites oder Homepages. Sehr oft erstellen Kollegen/Kolleginnen oder Schüler/innen eigene Schul- oder Klassenhomepages oder die Schule, bzw. die Schüler/innen, veröffentlichen eine Online-Zeitung. Ein Forum für Kommentare oder Diskussionen gehört zum guten Ton. Immer häufiger wird aktuelle Information nicht auf statischen Webseiten, sondern mit BLOGs (auch Web Log oder Internettagebuch genannt) verbreitet. Solche Informationen sind allen zugänglich, ohne Passwort zu erreichen, also öffentlich. Manche Schulehomepages bieten aber auch interne Informationen an, die ausschließlich mit einem Benutzern und einem Passwort zugänglich sind. Supplierpläne, schulinterne Nachrichten, schulinterne Diskussionsbereiche sind so vor dem Zugriff schulfremder Personen geschützt.
Die Nutzung der Neuen Medien wirft also für viele LehrerInnen neben inhaltlichen Fragen nun auch Fragen nach Urheberrechtsbestimmungen, die in virtuellen Lernumgebungen gelten, oder auch Bestimmungen, die File Sharing oder das Publizieren eigener Werke betreffen.
Die Broschüre "Recht in virtuellen Lernumgebungen" ist dafür eine wertvolle Informationsquelle, denn darin finden sich viele praktische Hinweise zum Thema, wie z. B. Zitierregeln für Texte, Bilder und Videoclips, Probleme beim File Sharing, Infos zum Publizieren eigener Werke oder zur Creative Commons Licence sowie Kommunikationsregeln im Internet oder Beispiele für Verhaltensvereinbarungen auf Lernplattformen. Wichtig sind im Zeitalter von Web 2.0 insbesondere Fragen des Urheberrechts, da dieses noch aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts stammt und heute, im Zeitalter von Web 2.0, ganz andere Funktionen übernehmen muss, weil die Rollen von Nutzern und Produzenten nicht mehr klar getrennt werden können.
Literatur und Quellen
Lipnack. J. & Stamps, J. (1998). Virtuelle Teams: Projekte ohne Grenzen. Wien: Ueberreuter.
Rautenstrauch, C. (2001). Tele-Tutoren. Qualifizierungsmerkmale einer neu entstehenden Profession. Bielefeld: Bertelsmann.
Schulmeister, R. (2001). Virtuelle Universität - Virtuelles Lernen. München: Oldenbourg.
Tuckman, B. (1965). Developmental Sequence in Small Groups. Psychological Bulletin, 63, 384-399.
Hummer, Erika, Oberlerchner, Christl, Olensky, Walter,
Rick, Klaus & Schöggl, Werner (2008). Recht in virtuellen
Lernumgebungen.
WWW: http://newsstore.schule.at/assets/2008/downloads/recht_in_virtuellen_lernumgebungen.pdf (08-08-08)
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