[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Nonverbale Kommunikation bei Pferden *)

Entspannte Haltung des Reiters
Wollen Sie gerade nichts von Ihrem Pferd, stehen Sie in entspannter Haltung da.
Stehen Sie locker auf beiden Beinen, lassen Sie die Schultern herunterhängen, die Hände sinken.
Blicken Sie Ihr Pferd entspannt an. Es soll sich ebenfalls entspannen und ruhig abwarten.

Aufmerksamkeit des Pferdes
Sie sollten jederzeit die Aufmerksamkeit Ihres Pferds gewinnen können.
Nehmen Sie dazu die Schrittstellung ein, richten den Oberkörper auf, schieben das Becken nach vorne und heben eine oder beide Hände.
Schalten Sie gedanklich einen Scheinwerfer auf Ihrer Brust ein.

Führende Position
Möchten Sie, dass Ihr Pferd Ihnen folgt und sich an Ihnen orientiert, nehmen Sie eine führende Position ein. Bewegen Sie sich knapp vor der Schulter neben dem Pferd.

Führende Position, Tempo bestimmen
Aus dieser Position heraus können Sie Ihr Pferd verlangsamen oder schneller werden lassen, indem Sie gezielt vor oder hinter der Schulter einwirken.
Lehnen Sie den Oberkörper nach hinten, soll es langsamer werden.
Stellen Sie sich einen Hula-Hoop-Reifen um sich vor, der dabei gegen das Pferd stößt.
Zur Verstärkung heben Sie die Führhand bestimmt Richtung Pferdenase oder bewegen sie vor der Brust.
Möchten Sie aus der führenden Position zulegen, bleiben Sie vor der Schulter und drehen Ihren Körper seitlich auf, um mit Arm oder Stick hinter der Schulter zu treiben.

Schickende Position
Wollen Sie Ihr Pferd in eine bestimmte Richtung treiben, nehmen Sie eine schickende Position ein, ähnlich wie beim Longieren.
Positionieren Sie sich seitlich zum Pferd auf Höhe seiner Körpermitte. Zum Zulegen bewegen Sie sich Richtung Schweif.
Zum Bremsen kommen Sie vor die Pferdeschulter, drehen Ihren Körper wie für die Führposition und lehnen sich leicht nach hinten (siehe Beschreibung "Führende Position").

Richtige Körpersprache
Damit schieben Sie Ihr Pferd von sich weg. Pferde kennen das aus der Herde. Für die drückende Körpersprache lehnen Sie sich in Richtung des Pferds und machen dabei einen Schritt nach vorne, um nicht versehentlich nach hinten zu weichen.

Richtige Körpersprache mit Hilfe der Hände
Die Hände gehen mit dem Körper mit nach vorne, Sie können zur Verstärkung mit der Handfläche zum Pferd weisen.
Bringen Sie Spannung in Ihren Körper.

Zum Heranholen
Lehnen Sie sich nach hinten und machen einen Schritt zurück.
Stellen Sie sich ein Seil an Ihrem Bauchnabel vor, das am Halfter ziehen könnte. Fokussieren Sie mit dem Blick die Pferdenase. Die Handrücken zeigen zum Pferd.
Gehen Sie anfangs in leichtem Bogen zurück. So können Sie mit einer Handgeste oder dem Stick hinter den Schweif des Pferds zielen und ihm so zeigen, dass es losgehen soll.

Indirekte Energie
Dabei wirken Sie ohne Berührung ein. Bevor Sie mit Berührungen arbeiten, sollte immer die Bereitschaft des Pferds da sein, indirekter Energie zu weichen.
Sie provoziert das Pferd weniger dazu, sich dagegen zu lehnen als Berührungssignale. Sie können zum Beispiel mit präsenter Körperhaltung und erhobenen Handflächen indirekt auf Ihr Pferd einwirken.
Ein wedelnder Strick oder Stick kann verstärken.

Direkte Energie
Dazu berühren Sie Ihr Pferd. Am besten benutzen Sie dazu nur die Fingerspitzen, nicht die ganze Handfläche.
Punktueller Druck animiert weniger dazu, mit Gegendruck zu reagieren. Wirken Sie zunächst mit konstantem Druck ein. Folgt keine Reaktion, können Sie die Berührung rhythmisch steigern, z.B. durch Tippen mit Fingern.

Kombinieren Sie bei Bedarf beide Energien
Reagiert das Pferd z.B. nicht auf Fingerdruck auf der Nase (Signal für rückwärts), kommt die indirekte Einwirkung dazu, indem Sie die andere Hand vor der Brust bewegen.

Richtige Arbeitseinstellung
Sie zeigt sich auch an Ihrem Körper. Lachen Sie, liest Ihr Pferd Ihre Mimik und Sie werden insgesamt positiver in Ihrer Ausstrahlung. Nehmen Sie Ihr Pferd mit freudiger Energie mit.
Auch wenn Sie Druck einsetzen, seien Sie positiv. Lassen Sie Ihr Pferd etwa nicht mit dem Gedanken einer Strafe zurückweichen, sondern wie im Spiel.
Feuern Sie es innerlich an: „Zeig mir doch mal, wie gut du rückwärtsgehen kannst.“


Pferde sind in Sachen Geräuschwahrnehmung den Menschen deutlich überlegen, denn sie können jedes Ohr unabhängig voneinander um bis zu 180 Grad drehen, sodass sie verschiedene Geräusche und deren Ursprung sehr genau orten können und dafür nicht einmal ihren Kopf drehen müssen. Damit das möglich ist, hat jedes Ohr 16 Muskeln. Darüber hinaus hören sie auch deshalb fast doppelt so gut wie Menschen, weil sie mehr Frequenzen wahrnehmen, und zwar Töne bis 33.500 Hertz (der Mensch nur bis etwa 20.000 Hertz). Pferde besitzen auch ein gutes Geräuschgedächtnis und unterscheiden Geräusche auch besser, sodass sie Menschen schon am Schritt erkennen können. Pferde lieben darüber hinaus besonders Vokale, und zwar je höher und länger ausgeprägt, desto besser. Die Ohrengröße ist übrigens nicht nur von der Körpergröße der Pferde abhängig, sondern auch von der Rasse, denn so haben Rassen, die aus kälteren Regionen stammen, kleinere Ohren, was diese vor Erfrierungen schützen soll. Aufgrund ihrer hohen Sensibilität reagieren Pferdeohren auf Wind sehr empfindlich, denn bei Wind nimmt ein Pferd noch mehr Geräusche als sonst wahr bzw. es kann diese nicht mehr so genau verorten. Pferde sind daher als Fluchttiere bei Wind immer äußerst angespannt. Pferde nutzen ihre Ohren auch um zu kommunizieren: Zurückgedrehte Ohren signalisierenetwa Wut oder Gefahr, bei seitlich ausgerichteten, leicht hängenden Ohren ist das Pferd entspannt, gelangweilt oder döst einfach nur. Wenn die Ohren sehr schnell nach vorne und hinten wechseln, ist das Pferd vermutlich gerade verunsichert, denn es weiß dann nicht so genau, was wichtig ist und worauf es reagieren soll. Wenn es sehr laut wird, legen Pferde manchmal die Ohren an, um so ihr Gehör zu schützen.

Neueste Untersuchungen haben gezeigt, dass Pferde auch intellektuell hoch entwickelte Wesen sind, die auch Abstraktes lernen können und eine sehr feine Wahrnehmung haben. Die Wahrnehmung von Pferden ist zwar fein, aber anders als die menschliche, was eine Ursache vieler Missverständnisse darstellt. Das Tier reagiert oft auf etwas, was der Mensch gar nicht wahrnimmt, denn so haben Pferde alleine durch die Anordnung ihrer großen Augen an den Seiten des Kopfes einen völlig anderen Blick auf die Welt, nämlich fast einen Rundumblick. Dreidimensional sehen sie jedoch nur einen relativ kleinen Bereich, was bedeutet, sie können größtenteils schlecht Entfernungen abschätzen. Wenn ein Pferd etwas erblickt, das aus seiner Sicht gefährlich werden könnte, läuft es als geborenes Fluchttier sofort weg. Erschreckend für ein Pferd ist etwa alles, was sich auf dem Boden bewege, besonders aber Bewegungen von schräg hinten. In angsteinflößenden Situationen hilft es, wenn das Pferd von einem vorangehenden Artgenossen begleitet wird, wobei das Führpferd auf jeden Fall ranghöher sein muss, denn sonst hat es keine Vorbildfunktion.

Als Tiere, die hauptsächlich via Körpersprache kommunizieren, bekommen Pferde auch viel von Menschen mit, was diesen meist gar nicht bewusst ist, also ihre Gestik und Mimik genau beobachten (siehe der "Kluge Hans"). Im Umgang mit Pferden sollte daher sehr bewusst mit der eigenen Körpersprache und Energie umgegangen werden, denn so vermittelt etwa ein Schlendern mit hängenden Schultern den Pferden einen entspannten Eindruck. Auch die überwiegend sehr feine Körpersprache der Pferde, die zum Teil aus winzigen Bewegungen besteht, sollte bemerkt und richtig interpretiert werden. Wie sehr Pferde auch auf die innere Verfassung des Reiters auf ihrem Rücken reagieren, den sie logischerweise kaum sehen können, wurde bei einem Experiment deutlich. Dabei wurde Reitern mitgeteilt, gleich gehe zu Studienzwecken ein Regenschirm auf, dann werde noch Wasser gespritzt – ihr Pferd werde sich also erschrecken. Die Forscher maßen dabei die Herzfrequenz von Pferd und Reiter, und ging beim Menschen in Anbetracht der angekündigten Maßnahmen der Puls hoch, folgte sogleich der des Tieres, obwohl weder Schirm noch Wasser in Sicht waren. Diese genaue Beobachtungsgabe haben sie offensichtlich mit Hunden gemein.

Pferde haben auch ein extrem gutes Gedächtnis, denn für eine Studie waren sie darauf trainiert worden, ihnen im Original gezeigte Gegenstände auch auf einem Foto anzuzeigen. Auch nach sechs Jahren konnten die Pferde die Aufgaben fast perfekt lösen, sogar noch besser als sechs Jahre zuvor.

Übrigens sollte man Pferde mit der Stimme loben, sie kraulen, doch das weit verbreitete Klopfen mögen sie gar nicht.


Siehe auch

Nonverbale Kommunikation

Nonverbale Kommunikation bei Frauen

katzenNonverbale Kommunikatzion


Literatur

dpa-Newskanal vom September 2021

https://www.cavallo.de/know-how-rund-ums-pferd/psychologie-und-verhalten/die-richtige-koerpersprache-des-reiters-fuers-pferd.1799550.233219.htm (18-02-28)

https://www.pferde.de/magazin/pferdeohren-7-fakten-die-du-gehoert-haben-solltest/ (22-01-08)

 



inhalt :::: nachricht :::: news :::: impressum :::: datenschutz :::: autor :::: copyright :::: zitieren ::::


navigation: