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Keine Macht den Drogen - No DrugsOpiate

Bereits die Sumerer wussten vor über 4000 Jahren von der berauschenden Wirkung des Mohns. Ausgrabungen von neolithischen Siedlungen in der Schweiz aus der Cortaillod-Kultur (3200-2600 vor Christus) zeigen, dass bereits damals Papaver kultiviert wurde, wahrscheinlich wegen des Nährwertes der Mohnsamen, die zu 45 Prozent aus Öl bestehen. Jüngst hat man in mehr als 3000 Jahre alten Gräbern Keramikgefäße mit Rückständen von Opium entdeckt. Offenbar kam schon im 14. Jahrhundert v. Chr. Opium in manchen Regionen der Welt als Droge zum Einsatz, was Keramikgefäße nahelegen, die Archäologinnen und Archäologen in der Grabungsstätte Tel Yehud in Israel entdeckten und die Rückstände des Rauschmittels enthielten. Bereits 2012 stieß man auf spätbronzezeitliche Grabstätten, in denen neben Knochen und Töpfen, die vermutlich einst mit Wasser und Nahrungsmitteln gefüllt waren, noch weitere Gefäße lagen, die auf Grund ihrer Form ein wenig an geschlossene Mohnblüten erinnerten, die auf dem Kopf standen. In diesen fand man Spuren des Rauschmittels, von denen manche offenbar lokal hergestellt wurden, während andere aus Zypern stammten. Möglicherweise platzierte man das Opium absichtlich als Grabbeigabe neben den Körpern, weil man glaubte, es könne den Geistern der Verstorbenen dabei helfen, sich aus dem Grab zu erheben und den Weg ins nächste Leben zu finden. Es ist aber auch möglich, dass Familienmitglieder oder ein Priester die Droge im Rahmen der Bestattungszeremonie konsumierten, um im Rauschzustand Kontakt mit den Verstorbenen aufzunehmen.

Die Schriften von Theophrastus aus dem dritten Jahrhundert vor Christus sind die erste schriftliche Quelle aus dem Westen, in der Opium erwähnt wird. In Europa wurde es von Paracelsus (1493-1541) eingeführt. Hildegard von Bingen warnte in ihrem Kräuterbuch vor den gefährlichen Wirkungen des Mohnsaftes. Der Basler Stadtarzt Felix Platter konstatierte 1614 den ersten Fall einer Überdosierung, den ein "unwissender Quacksalber" zu verantworten hatte. Opium wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts in breitem Rahmen als Heilmittel verwendet, denn es stand jedermann frei, Opium zu produzieren, zu importieren oder zu verkaufen. Der orale Konsum von Opium, entweder in Tabletten oder in flüssiger Form (Laudanum) oder als Paregoric, einer Kampfer-Opium-Tinktur, war weit verbreitet. Mitte des 19. Jahrhunderts begann - hauptsächlich in England und den Vereinigten Staaten - die Problematisierung des Konsums von Opium und seinen Derivaten.

Opiate sind Wirkstoffe, die aus dem Pflanzensaft der Kapseln des Schlafmohnes (papaver somniferum) gewonnen werden: Morphium, Heroin, Opium, etc. Nach dem Trocknen wird es zu einer festen, hartgummiartigen schwarzen Masse. Der Hauptinhaltsstoff ist das Morphin, von dem durch chemische Prozesse halbsynthetische Derivate hergestellt werden können. Zu den Opiaten zählen auch das sechsmal wirksamere halbsynthetische Diacetyl-Morphin (Heroin), Oxycodon, Hydromorphon und Hydrocodon sowie die vollsynthetischen Substanzen Methadon und Levorphanol. Ihre suchterzeugenden Wirkungen im Zentralnervensystem sind letztlich dieselben, auch wenn die übrigen pharmakologischen Eigenschaften innerhalb dieser Stoffgruppe variieren.

Opiate können geschnupft, gespritzt, geschluckt und geraucht werden.

Akute Wirkungen

Wirkungen im übrigen Körper

Psychische Wirkungen: Intensität steigt vom Opium über Morphium zum Heroin. Kurz nach der Einnahme kommt es zu einem starkem Glücksgefühl, gefolgt von emotionaler Distanz , Schmerzfreiheit und Wachträumen.

Chronische Abhängigkeit: Bei regelmäßiger Einnahme muß die Dosis sehr rasch erhöht werden, um eine spürbare Wirkung zu erzielen. Die körperliche Abhängigkeit kann sich schon nach 2 Wochen einstellen. Oft ist die seelische Abhängigkeit schon nach der ersten Einnahme stark ausgeprägt.

Körperliche Erkrankungen: Hepatitis B und Hepatitis C (Leberentzündung bis hin zur Leberzirrhose), HIV- Infektion (gemeinsamer Nadelgebrauch, Prostitution - ungeschützter Geschlechtsverkehr), Erkrankungen als Folge körperlicher und sozialer Verwahrlosung (Blutvergiftung, Unterernährung). Opiate bedingen schon nach wenigen Einnahmen körperliche Abhängigkeit.

Morphin in der Schmerztherapie

Morphin wurde bereits in der Antike zur Schmerzbehandlung eingesetzt und unterdrückt den Schmerzreiz, indem es die Opioidrezeptoren im Gehirn und Rückenmark aktiviert. Diese Rezeptoren sind Bestandteil des schmerzhemmenden Systems des Organismus. Im aktiven Zustand verhindern sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen ins Gehirn und senken das Schmerzempfinden. Zu Beginn einer Therapie treten häufig Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel und Benommenheit auf. Zusätzlich lähmt es den Darm, was bei Langzeitanwendungen zur Verstopfung führen kann. Um Nebenwirkungen zu vermeiden bzw. zu verringern, sollten Patienten nach dem Schema des WHO-Stufenplans mit gezielten Dosissteigerungen bzw. Dosisreduktionen ganz individuell behandelt werden. Menschen mit schweren, chronischen Schmerzen sollten in erster Linie mit Retardpräparaten versorgt werden, wobei Morphintherapien mit Abführmitteln begleitet werden. Bei richtiger Dosierung treten bei den meisten Schmerzpatienten keine oder nur geringe Nebenwirkungen auf.

Siehe auch Heroinsucht

Opium

Das gereinigte Opium enthält das Alkaloid Morphin in einer Konzentration von etwa 5-10 Prozent, daneben Codein3 (0,5-3 %), Papaverin (0,1-0,5%) und Narcotin4 (1,5-12%) sowie Thebain (0,3%), Narcein (0,2%) und andere Alkaloide. Opium ist ein schmerzdämpfendes, euphorisierendes, halluzinogenes, krampflösendes und hustendämpfendes Substanz.

Im Rohopium sind sind bis zu verschiedene Wirkstoffe (Alkaloide) enthalten, deren Quantität und Mischungsverhältnis je nach Herkunft schwankt. Der stärkste und zugleich wichtigste Bestandteil ist mit zehn bis zwölf Prozent das Morphin. In seiner reinen Form wird es auch Morphium genannt, nach Morpheus, dem griechischen Gott des Schlafes. Andere Alkaloide sind Narkotin (5-6%), Kodein (0,15-1%), Papaverin (0,1-0,4%) sowie Narcein, Thebain, Laudanosin, Xanthalin und Noscapin. Das fermentierte Rauch-Opium enthält mehr Morphin, etwa 12%. Die narkotisierende, schmerzstillende Wirkung geht nur von Morphin, Kodein und Thebain aus. Am stärksten greift Opium, also die Kombination aller Alkaloide, in die biochemischen Prozesse des Körpers ein, wenn es gespritzt wird; Rauchen und Essen folgt direkt danach. Wesentlich stärker als das Opium wirkt Morphin (Morphium), das Friedrich Wilhelm Sertürner 1806 erstmals isolieren konnte. Als 1853 die Injektionsspritze erfunden wurde, haben Morphinisten sie direkt genutzt, um den Stoff schon in 15 Minuten im Gehirn spüren zu können.

Synthetische Opioide

Unter dem Begriff synthetische Opioide werden Substanzen zusammengefasst, die synthetisch hergestellt werden, und eine ähnliche Wirkung wie natürliche Opiate (z.B. Morphin) oder Heroin haben. Die Potenz (Wirkstärke) dieser Stoffe ist soweit bekannt häufig um ein Vielfaches höher als die von Morphin, was die Dosierung ohne Laborwaage schwierig bis unmöglich macht. Schon eine unbedachte Handhabung einiger dieser Substanzen kann lebensgefährlich sein. Aufgrund der hohen Potenz von synthetischen Opioiden und dem erhöhten Risiko einer Atemdepression besonders durch die Kombination von zwei zentral dämpfenden Substanzen wird von Experten dringend vom Konsum abgeraten. Besonders Fentanyl ist hier zu nennen, ein synthetisches Opioid, das etwa einhundertfach potenter als Morphin ist. Fentanyl wurde bereits mit zahlreichen lebensgefährlichen Überdosierungen in Verbindung gebracht, die auch zu Todesfällen geführt haben. Auch sind bedenkliche Wechselwirkungen mit einer Reihe von Medikamenten bekannt. Fentanyl und seine Derivate und viele weitere synthetische Opioide unterliegen dem Suchtmittelgesetz, insbesondere ist der Erwerb, die Erzeugung, die Ein- und Ausfuhr, die Überlassung an und Verschaffung für andere gerichtlich strafbar und kann Geld- und Freiheitsstrafen nach sich ziehen.


Morphin ist nach Morpheus, dem Traumdämon, Sohn des Schlafgottes Hypnos, benannt.


Heroin (Diacetylmorphin)

Als man nach neuen Stoffen suchte, die die schmerzlindernden Eigenschaften des Morphins hatten, ohne wie man hoffte süchtig zu machen, fand man das Diacetylmorphin, das durch Morphin und Essigsäure entsteht. Aufgrund der "heroischen Wirkungen", die man dem Arzneimittel in der ersten Begeisterung zuschrieb, nannte man es Heroin. 1898 wurde es in den Elberfelder Farbenfabriken zum erstenmal hergestellt. Es sollte vor allem Morphinsüchtige von ihrer Abhängigkeit heilen.

In Reinform weißes, auf den Schwarzmärkten zumeist beige bis braunes, bitteres Pulver. 1874 von C.R.A. Wright erstmalig hergestellt. Ab 1898 von Bayer (Leverkusen) kommerziell vermarktet. Ist das in der Drogenszene am weitesten verbreitete Opiumderivat. Es ist ein hochwirksames körperliches und seelisches Schmerzmittel. Kurz nach der Einnahme werden sämtliche negativen Empfindungen zugedeckt; dazu kommt anfangs ein momentan spürbares Hochgefühl. Schon ein kurzzeitiger, regelmäßiger Konsum kann genügen, um eine körperliche und seelische Abhängigkeit und damit eine schwere Sucht zu erzeugen. Es überwindet schnell die Bluthirnschranke, sodass es den berüchtigten "Kick" (Flash) ergibt, den der Süchtige sucht. Daher ist er mit der Ersatzdroge Methadon allein meist nicht zufrieden zu stellen.

Endorphine und Suchtentstehung

Die Endorphine sind körpereigene Opiate und sind schmerzlindernd und suchterzeugend wie Heroin und Morphin. Der Mensch hat eigene Empfängerzellen für Opiate, die an ganz bestimmten Stellen im Körper gehäuft auftreten: So im Mittelhirn, das wichtig ist für die Schmerzübertragung, und im limbischen System, das unter anderem wichtig ist für Gefühle und Stimmungen. Der menschliche Körper tut sogar noch etwas ziemlich Unerwartetes: Er produziert selbst sogenannte Opioide, am bekanntesten sind die "Endorphine" und Enkephaline. Es wurden drei Formen von Endorphinen a-, b- und Gamma-Endorphine gefunden, welches sich von dem Lipotropin (Hypophysenhormon für Fettabbau) ableiten lassen. Enkephaline gibt es in zwei Formen: als Methionin und Leucin. Enkephaline können die Blut-Hirn-Schranke in 3-11 Minuten überwinden, obwohl diese ansonsten für Peptide und Proteine undurchlässig ist. Die natürlichen Endorphine sind jedoch kurzlebig und daher schonend, ihre Halbwertzeit liegt bei etwa fünf Minuten. Dann ist bereits die Hälfte abgebaut, und die Lustzentren brauchen neue Stimulation, die Schmerzrezeptoren neue Blockaden.

Blut-Hirn-Schranke ist die Bezeichnung für das System zweier Mechanismen, die im Dienst des Stoffaustauschs zwischen Blut und Hirngewebe bzw. zwischen Blut und Zerebrospinalflüssigkeit (Blut-Liquor-Schranke) die Schutzfunktion einer Barriere ausüben, die verhindert, dass bestimmte chem. Stoffe, v.a. Gifte und Medikamente, auch bestimmte Mineralstoffe und Hormone, in die Nervenzellen von Gehirn und Rückenmark übertreten können. Die Blut-Hirn-Schranke kann von fettlöslichen Stoffen gut passiert werden. Man muß sich die Blut-Hirn-Schranke als Membran vorstellen, die nur bestimmte Substanzen passieren läßt. Grund kann z.B. die Porenbeschaffenheit in der Membran sein, sodass fast nur lipidlösliche Substanzen diese überwinden können.

In starken Stresssituationen, bei starken Schmerzen oder bei physischen und psychischen Angriffen, schüttet der Körper seine eigenen Opioide aus. Ergebnis: Der betreffende Mensch fühlt den Schmerz kaum noch, fühlt sich manchmal sogar leicht und unbeschwert. Das erklärt, warum schwerverletzte Menschen den Schmerz anfangs gar nicht wahrnehmen. Endorphine kommen übrigens auch bei der Geburt eines Kindes zum Einsatz. Opioide hemmen die Übertragung bestimmter Signale, beispielsweise von Schmerzen, allerdings hat der Körper Grenzen eingebaut, um nicht von den eigenen Opioiden abjängig zu werden.

Morphin scheint nun auf genau diese Opioid-Rezeptoren zu wirken, es ist also eine Art "falscher Neurotransmitter". Greift man permanent in den Neurotransmitter-Haushalt des Körpers ein, wird der körpereigene Mechanismus schwer gestört, da dieser Teil des Botenstoffhaushalts sich nicht mehr regenieren kann. Bekommt der Körper plötzlich kein Morphin mehr, wird die Hemmung bestimmter Signale plötzlich aufgehoben, d.h., es kommt zu schweren Entzugserscheinungen und genau den gegenteiligen Gefühlen wie vorher, z.B. Depression statt Euphorie.

Suchtentstehung kann also dadurch erklärt werden, dass durch externe Opiatzufuhr die Opiatrezeptoren überschwemmt werden, die daraufhin enkephalinproduziernde Nerven hemmen. Wird die externe Morphingabe eingestellt fehlt der biologische Substanzspiegel. sodass in der Folge Suchtverlangen entsteht. Die Wirkung von Endorphinen basiert auf einer Verstärkung oder neuronalen Dämpfung neuronaler Aktivität (Neuromodulatoren). Neuromodulatoren werden entweder von Neuronen oder Gliazellen (Zellen des Stützgewebes) aufgebaut und wirken unmittelbar und zeitlich begrenzt durch Beeinflussung der jeweiligen Neurotransmitter, oder sie beeinflussen Nervenzellen, die sehr weit weg vom Entstehungsort des Modulators liegen und lösen eher Langzeiteffekte allgemeiner Art aus. 

Ersatzdroge Methadon

Methadon ist eine oral verabreichte vollsynthetische Ersatzdroge, und beendet zwar nicht die Suchterkrankung, schwächt jedoch sowohl die Rauschzustände als auch die depressiven Phasen ab,und ermöglicht es dadurch den Abhängigen, einer geregelten Beschäftigung nachzugehen, befreit sie unter Umständen von dem Zwang zur Beschaffungskriminalität.


Literatur

Seefelder, M. (1995). Opium. Eine Kulturgeschichte. Landsberg: Ecomed Verlag.

https://checkit.wien/substanzen/synthetische-opioide/ (14-11-21)

https://www.solutions-recovery.com/detox/fentanyl-withdrawal/ (18-02-02)

https://www.spektrum.de/alias/bilder-der-woche/bronzezeit-mit-opium-begraben/2059989 (22-09-23

 



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