Motive schulischen Lernens
Die entscheidende Herausforderung in Deutschland sind die großen Qualitätsunterschiede zwischen den Schulen und deren Verringerung. Schüler sollten zum Lernen angeregt und die durchaus vorhandene Neugier in ihnen geweckt werden. Menschen handeln aus unterschiedlichen Interessen und haben verschiedene Beweggründe, etwas zu lernen und Leistung zu erbringen. Die grundsätzliche Leistungsmotivation und auch die kognitiven Lernmotive, etwas Neues zu verstehen und es zu erkennen, werden in den Schulen kaum zum Leben erweckt. Um SchülerInnen das Lernen schmackhafter zu machen, könnte man Kursfahrten z. B. nach Kroatien als "Lernbelohnung" organisieren. Diese Exkursionen könnten sowohl als Urlaub, aber auch als wertvolle Auslandserfahrungen im Gedächtnis der SchülerInnen bleiben. Vielleicht kann man ja sogar noch weitere Vorlieben der Schüler in die Lernmotivation mit einbeziehen.
Schulisches Leistungsverhalten war schon immer durch angeborene persönliche Vorgaben (Intelligenz, Temperament, Motivation) und das damit eng korrespondierende soziale Umfeld in der Familie mitbestimmt. Die hohen gesellschaftlichen Erwartungen schon an Kinder in der Grundschule, die Schullaufbahn möglichst erfolgreich zu gestalten, können unterschwellig zu einer psychischen, psychosomatischen und körperlichen Anspannung und Belastung führen. Viele Eltern sind heute der Auffassung, schon mit dem Eintritt in die Grundschule beginne die Berufslaufbahn ihres Kindes, werde die entscheidende Weiche für den späteren gesellschaftlichen Erfolg gestellt. Eine Schonzeit für Kinder gibt es heute nicht mehr. Entsprechend nervös und unruhig reagieren sie schon auf die kleinsten Störungen in der Leistungskarriere und ordern bezahlten Nachhilfeunterricht wenn die ersten schlechten Beurteilungen ihrer Kinder ausgesprochen werden (Hurrelmann und Bründel 2003).
Sozialmotiv |
gegenseitiges Helfen der Schüler etwa bei Gruppenarbeiten |
Selbstmotiv |
"Ich kann das allein." "Ich weiß, was ich will." |
Sachmotiv |
"Es interessiert mich." Lieblingsfach |
Neugiermotiv |
Warum-Fragen |
Lernmotiv |
"Das will ich auch können!" Spaß am Lernen |
Leistungsmotiv |
"Das muß ich auch schaffen!" Durchhaltevermögen |
Identifikationsmotiv |
"Das möchte ich auch können!" Nachahmung |
Zustimmungsmotiv |
etwas um der Belohnung willen tun |
Geltungsmotiv |
will Eindruck machen |
Machtmotiv |
Streben nach Ämtern |
Aggressionsmotiv |
"Dem werde ich es schon zeigen!" |
Strafvermeidungsmotiv |
"Lieber mache ich die Hausaufgaben, bevor ich wieder Ärger bekomme." |
Quellen:
Hurrelmann, K. & Bründel, H. (2003) Einführung in die
Kindheitsforschung. Weinheim: Beltz Hurrelmann, K., Klocke, A., Melzer,
W. und Ravens-Sieberer, U. (Hg.) (2003) Jugendgesundheitssurvey.
Weinheim: Juventa.
Meister, Hans (1977). Förderung schulischer Lernmotivation.Düsseldorf: Schwann.
Zwei Artikel zur Lernmotivation:
Schüler wollen für die Schule lernen, aber auch etwas anderes tun!
Lernmotivation unter den Bedingungen multipler Handlungsoptionen
Margaret Martinez vertritt die Auffassung, dass Lernerfolg durch weiche Faktoren beeinflusst wird und unterscheidet vier Einstellungenzum Lernen (Orientations) anhand der Gefühle, der Motivation, der Intention und des Willens. die ein Lernender zeigt:
- Selbst-Verwirklichungs-Lerner (Transforming Learners) sind hoch motiviert und betrachten Lernen als einen wichtigen Baustein der eigenen Entwicklung. Sie haben ein natürliches Bedürfnis nach selbst-gesteuertem Lernen.
- Leistungs-Lerner (Performing Learners) sind motiviert, wenn sie ein bestimmtes Thema interessiert oder wenn sie für den Lernerfolg belohnt werden (z.B. durch bessere Bezahlung). Sie lassen sich lieber Ziele vorgeben, als selbst Visionen zu entwerfen. Sie gehen nur ein geringes Risiko ein und scheuen allzu große Anstrengungen.
- Konformer Lerner (Conforming Learners) lernen, weil es von ihnen erwartet wird. Leidenschaftslos eignen sie sich Wissen an und bevorzugen ein geführtes Lernen, genaue Vorgaben und unmittelbares Feedback.
- Widerspenstige Lerner (Resistant Learners) sehen generell keinen Sinn im Lernen, das für sie bestenfalls ein notwendiges Übel darstellt.
Diese Typen bzw. Einstellungen kann man aber nicht als feste oder überdauernde Persönlichkeitseinstellungen auffassen, denn es ist stets der Lernkontext mitzuberücksichtigen, der zu jeweils unterschiedlichem Lernverhalten führen wird.
Quelle:Anderson, J. R. (1996). Kognitive Psychogie: Eine Einführung. Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft
Motivation und Klassenklima
Der Einfluß von motivationalen Schülermerkmalen auf das Klassenklima wurde insbesondere von Ferdinand Eder (1986, 1989, 1996) untersucht. Im Rahmen einer Studie an Handelsschulen und Handelsakademien wurden Korrelationen auf Schülerebene zwischen Schülervariablen und Umweltwahrnehmung berechnet (Eder, 1986). Von den motivationalen Personenmerkmalen korrelierte in erster Linie die intrinsische Schulmotivation negativ mit der Wahrnehmung von Überforderung und repressiver Behandlung durch die Lehrer. Intrinsisch motivierte Schüler hielten ihre Mitschüler zudem für hilfsbereiter und unterstützender.
In einer weiteren repräsentativ angelegten Studie an höheren Schulen in Österreich wurden diese Befunde von Eder (1996) im wesentlichen repliziert. Die Korrelationen zwischen demographischen Schülermerkmalen, Intelligenz, Motivation und Interesse einerseits und Klimafaktoren, die aus den Skalen des LFKK (Eder 1998) gebildet wurden, andererseits fielen eher niedrig aus. Die größte Korrelation (r= -.26) fand sich zwischen dem Klimafaktor Schülerzentriertheit und dem Schulbesuchsmotiv Selbstverwirklichung.
Diese Befunde belegen, dass lediglich ein geringer Zusammenhang zwischen demographischen und kognitiven Merkmalen und der Klimawahrnehmung besteht. Bedeutsame Zusammenhänge zeigten sich allein mit dem Schulbesuchsmotiv: Je intrinsischer dieses Motiv ausgeprägt war, desto positiver wurde das Klima erlebt. Eder (1996) untersuchte den Effekt des Schulbesuchsmotivs detaillierter mittels Regressionsanalysen, wobei die vier Klimafaktoren als abhängige Variablen und die unterschiedlichen Schulbesuchsmotive auf Schüler- und Klassenebene als unabhängige Variablen in die Regressionsgleichungen eingingen. Als bedeutendste Prädiktorvariable erwies sich dabei das Selbstverwirklichungsmotiv. Allerdings ist beim Zusammenhang zwischen Schulbesuchsmotiv und Klima vermutlich von einer wechselseitigen Abhängigkeit auszugehen, sodass das Schulbesuchsmotiv ebensogut vom Klima beeinflußt werden könnte wie umgekehrt.
Literatur:
Eder, F. (1986). Schulumwelt und Schulzufriedenheit.
Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Forschung,
20, 83 - 103.
Eder, F. (1989). Das Schul- und Klassenklima in der
Wahrnehmung hochleistungsdisponierter Schüler.
Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 3, 109 -
122.
Eder, F. (1996). Schul- und Klassenklima. Ausprägung,
Determinanten und Wirkungen des Klimas an
weiterführenden Schulen. Innsbruck: StudienVerlag.
Eder, F. (1998). Linzer Fragebogen zum Schul- und
Klassenklima für die 8.-13. Klasse (LFSK 8-13).
Göttingen: Hogrefe.
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