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Intelligenz-Veränderungen vom Kindergarten- zum Schulalter

Laut Bjorklund und Schneider (2006) gilt Intelligenz als relativ entwicklungsstabil und wird zum größten Teil genetische determiniert. Im Kindesalter kann jedoch die Entwicklung gehemmt oder gefördert und von vielen Risikofaktoren beeinflusst werden. Bjorklung (2005) und Hany (2001) haben festgestellt, dass die Stabilität der Intelligenz im frühen Kindesalter eher mäßig ist und mit dem Älter werden ständig zu nimmt. Vom Jugendalter bis zum mittlernen Erwachsenenalter verändert sich die Stabilität jedoch kaum noch. Bis heute konnten schon viele Risikofaktoren erforscht werden, die sich negativ auf die Entwicklung der Intelligenz auswirken. Zu den klassischen biologischen Faktoren zählen zum Beispiel das Stressleben der Mutter, der Konsum von Tabak sowie Krankheiten während der Schwangerschaft (vgl. Batty, Der & Deary, 2006; Beckett et al., 2006; Breslau, Paneth, Lucia & Paneth-Pollack, 2005; Johnson, 2007; Newcombe, Milne, Caspi, Poultion & Moffitt, 2007; Steinhausen, 2000)

Seifer hat 2001 festgestellt, dass es neben den biologischen Faktoren auch noch psychosoziale Risikofaktoren gibt. Der wichtigste Faktor dabei ist laut Kim-Cohen, Moffitt, Caspi und Taylor (2004) wohl der sozioökonomische Status der Eltern. Ein niedriger Status bringt einen niedrigen IQ mit sich, während ein höherer Status einen höheren IQ zeigt.

Der IQ wird auch beeinflusst durch die schulische Ausbildung der Eltern, durch die Armut der Familie und auch durch einen Migrationshintergrund der Eltern (vgl. Duncan, Brookshunn & Klebano, 1994, S. 651-668).

Projekt „Deutsche Normierung und Validierung des SON-R 2 ½-7

Dieses Projekt wurde 2004 bis 2007 vom Zentrum für klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen durchgeführt. Dabei nahmen Kinder von zwei bis sechs und von sieben bis elf Jahren teil. Es wurden dabei zwei Erhebungszeitpunkte festgelegt, diese waren im letzten Kindergarten Kindergartenjahr und ein Jahr später im ersten Schuljahr. Die Einschlusskriterien waren das Alter der Kinder, der Ausschluss von schweren geistigen und/ oder körperlichen Beeinträchtigungen sowie die freiwillige Teilnahme (vgl. Tellegen, Laros & Petermann, 2007).

Vollständige Daten waren vorhanden von 120 Kindern davon waren 54 Mädchen und 66 Jungen. 19% der Kinder wiesen einen Migrationshintergrund in der Elterngeneration auf, 20% wuchsen als Einzelkinder auf und 13% wuchsen nur mit einem Elternteil auf. Die Tests erfassten verschiedene Fähigkeiten, wie Analyse und Synthetisierung von abstrakten und visuellen Reizen, kategoriales Denken und Konzeptbildung, sowie visueller Wahrnehmungen und Organisation.

Der Test beinhaltete acht Risikofaktoren. Diese waren der Migrationshintergrund, die geringe Bildung der Eltern, eine fehlende Berufsausbildung, Flaschenernährung, eine abwechslungsarme Freizeit, ein hoher Fernsehkonsum und das Erleben von kritischen Lebensereignissen im Jahr vor dem Erhebungszeitpunkt (vgl. Tellegen et al., 2007).

Der mittlere IQ der Kinder im letzten Kindergartenjahr lag bei 100,33, wobei ca. 10% einen IQ unter dem Normalbereich (85-115) erreichten und ungefähr 11% darüber lagen. Im ersten Schuljahr erzielten nur noch ca. 7% einen Wert unter dem Normalbereich und 20% lagen darüber. Das Ergebnis der Studie zeigt auch, dass Kinder bei denen keine Risikofaktoren vorliegen, einen viel höheren IQ haben, als Kinder bei denen mehrere Risikofaktoren zutreffen. Die Hälfte der Teilnehmer weisen mehr als einen Risikofaktor auf, was die Vermutung mit sich bringt, dass die meisten Risiken weitere mit sich ziehen (vgl. Tewes, Rossmann & Schallberger, 2002).

Die Anfänge der Risikoforschung waren vor einigen Jahrzehnten. Viele der Langzeitstudien sind auch jetzt noch von Bedeutung, jedoch wird nicht beachtet, dass die Kinder heute anderen Umwelten ausgesetzt sind. Beispiele dafür sind hohe Arbeitslosenquoten, ein unsicheres Arbeitsumfeld, fortschreitende Technologien und auch das Leben der Eltern. Häufig gibt es schon „Patchworkfamilien“ die veränderte Anforderungen mit sich bringen (vgl. Koglin, Janke & Petermann, 2009, S. 132-141).

Kinderzeichnungen erlauben eine eine Intelligenzprognose

In der Psychologie wird das Zeichnen von Empfindungen sowohl zur Diagnostik wie auch in derTherapie angewandt, wobei es nicht nur um den offensichtlichen Inhalt der Zeichnung geht, sondern darum, was die Zeichnung über unterdrückte Emotionen oder unverarbeitete Ereignisse ausdrückt. Anhand einer Langzeitstudie an 7.752 Paaren von ein- und zweieiigen Zwillingen haben Rosalind Arden et al. (2014) über eine Differenz von zehn Jahren (vier und vierzehn Jahre) eine Intelligenzprognose bei heranwachsenden Kindern durchgeführt, wobei sich moderate Zusammenhänge zwischen kindlicher und jugendlicher Intelligenz zeigten. Neben der für das Alter geistigen Entwicklung sind darüber hinaus sowohl genetische wie auch umweltbedingte Einflüsse von Bedeutung, wobei die genetische Komponente sich als wichtigster Faktor erwies.

Literatur

Arden, R. et al. (2014). Genes influence young children’s human figure drawings, and their association with intelligence a decade later. Psychological Science. Doi:10.1177/0956797614540686

Batty, G.D., Der, G. & Deary, I.J. (2006). Effect of maternal smoking during pregnancy on offspring`s cognitive ability.

Bjorklund, D.F. (2005). Children´s thinking. Cognitive development and individual differences. Belmont: Thomson Wadsworth.

Bjorklund, D.F. & Schneider, W. (2006). Ursprung, Veränderung und Stabilität der Intelligenz im Kindesalter. Göttingen: Hogrefe.

Breslau, N., Paneth, N., Lucia, V.C. & Paneth-Pollack, R. (2005). Maternal smoking during pregnancy and offspring. Boston: Houghton Mifflin.

Duncan, G.J., Brooksgunn, J. & Klebanov, P.K. (1994). Economic deprivation and early-childhood development.

Hany, E.A. (2001). Die Vererbung der Intelligenz unter der Entwicklungsperspektive. Lengedrich: Pabst.

Johnson, S. (2007). Cognitive and behavioural outcomes following very preterm birth.

Kim-Cohen, J., Moffit, T.E., Caspi, A. & Taylor, A. (2004). Genetic and environmental processes in young children´s resilience and vulnerability to socioeconomic deprivation.

Koglin, U., Janke, N. & Petermann, F. (2009). Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psycholgie. Hogrefe: Göttingen Verlag.

Newcombe, R., Milne, B.J., Caspi, A., Poulton, R. & Moffit, T.E. (2007). Birthweight predicts IQ: Fact or artefact?

Seifer, R. (2001). Socioeconomic status, multiple risks and develpoment of intelligence. Hillsdale: Erlbaum.

Steinhausen, H.-C. (2000). Pränatale Entwicklungsgefährdungen – Ergebnisse der Verhaltensteralogie. Göttingen: Hogrefe.

Tellegen, P.J., Laros, J.A. & Petermann, F. (2007). Non-verbaler Intelligenztest. Göttingen: Hogrefe.

Tewes, U., Rossmann, P. & Schallberger, U. (2000). Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder III. Bern: Huber

     



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