Pädagogische Aspekte des Lernens mit dem Computer
Siehe auch: Hyperlearning, Hypermedia, Hypertext
Psychologische Facetten der Mensch-Computer-Interaktion
Siehe dazu die Studien des Autors internet in der Schule und internet @ schule 2000
Ist moderner Computerunterricht im traditionellen Unterrichtssystem möglich?
Der traditionelle Unterricht ist auf lehrerzentrierte Stoffvermittlung ausgerichtet. Der 50-Minuten-Takt, sechs verschiedene Fächer an einem sechsstündigen Schultag, Unterricht, der überwiegend an das Klassenzimmer gebunden ist, prägt die Lernvorgänge in der traditionellen Schule. Das Lernverhalten der Schüler wird nicht zuletzt durch das Pauken für die anstehenden Klassenarbeiten und Prüfungen bestimmt. Lernen bedeutet dabei vor allem Auswendiglernen.
Diese heute noch dominierenden Lernrituale waren im Industriezeitalter durchaus erfolgreich, doch für das Leben und Arbeiten in einer Informations- und Wissensgesellschaft taugen solche Formen des Lernens wenig. Hier kommt es nicht zuerst darauf an, seine Erinnerungsfähigkeit durch die präzise Wiedergabe von Fakten zu beweisen, vielmehr rücken kommunikative Kompetenzen sowie Fähigkeiten des Problemlösens und der flexiblen Reaktion auf sich schnell wandelnde Situationen in den Vordergrund. Sehr oft geht es darum, aus der Fülle von verfügbaren Informationen gezielt eine Auswahl zu treffen, sodass Wissen immer wieder neu und situationsangemessen strukturiert werden muß. Bewertung und Einordnung von Fakten sind wichtiger als reine Faktenkenntnis. Suchmaschinen, Online-Lexika und Online-Bibliotheken machen auch für Kinder und Jugendliche jegliche Informationen leicht zugänglich und das klassische Erlernen von Fakten damit in manchen Fällenüberflüssig. Manche meinen sogar, für das Auswendiglernen sei heute kein sinnvoller Platz mehr in den Schulen, und es sei besser, den Kindern kreatives Denken beizubringen, sodass diese lernen können, wie sie mit den Informationen aus dem Netz richtig umgehen sollen. LehrerInnen verlieren demnach ihre Rolle als Quelle allen Wissens, und in den Schulen sollte nur mehr eine kleine Basis an Grundwissen vermittelt werden. Man müsse Kinder daher bloß zu einem kritischen Umgang mit den neuen Medien erziehen. Doch wer kein Vorratswissen mehr besitzt, das er jederzeit abrufen kann, ist nicht wirklich kommunikationsfähig.
Das lebenslange Lernen und damit die Fähigkeiten effektiv zu lernen und so die Freude am persönlichen Lernfortschritt zu erfahren, wird zur Schlüsselqualifikationen im Informationszeitalter. Schulen sollten daher nicht nur fachliche sondern zugleich auch soziale und personale Kompetenzen fördern, um jungen Menschen die Chance zu geben, ihre individuelle Handlungsfähigkeit zu entfalten, während die Lehrerinnen und Lehrer in ihren Unterrichtsmethoden auf Selbstorganisation und Teamarbeit setzen müssen, um die Eigenverantwortung der Lernenden unterstützen.
Einerseits müssen die vielfältigen und berechtigten Forderungen nach einer Veränderung des Unterricht umgesetzt werden, andererseits sollten die neuen Medien als Werkzeuge des Lernens möglichst bald und systematisch für alle Schülerinnen und Schüler eingeführt werden. Da die traditionelle Schule für einen solchen Veränderungsprozeß wenig bis gar nicht vorbereitet ist, muß zunächst das System Schule (einschließlich der Schulbürokratie) geöffnet werden. Partnerschaften mit der Informationswirtschaft und eine offene Kommunikation und Kooperation mit den Eltern und den Betrieben, die Absolventen des Schulsystems aufnehmen, sind notwendig. Insbesondere sind StudentInnen und Kandidaten für das Lehramt mit den bestmöglichen medialen Werkzeugen des Lernens auszustatten, um zu erkennen, dass sie selbst erfolgreicher und interessanter lernen, indem sie die Werkzeuge der Informationsverarbeitung und Informationstechnik nutzen.
Der Computerunterricht sollte im Rahmen einer umfassenden Medienerziehung gesehen werden, wie sie etwa Gerhard Tulodziecki beschreibt:
Die Kinder und Jugendlichen sollen dabei die Fähigkeit erwerben, eine sinnvolle Auswahl aus dem Programmangebot für unterschiedliche Funktionen vorzunehmen, z.B. für Unterhaltung und Information, für Lernen und Spiel, für Problemlösung und Entscheidungsfindung, für Kunstrezeption und Kommunikation. Sie sollen Alternativen zum Medienkonsum erfahren und in die Lage versetzt werden, in konflikthaften Situationen begründete Entscheidungen zum Medienverhalten zu treffen, was auch eine Bewertung miteinschließt. Kinder und Jugendlichen sollten nicht bloß als Nutzer vorhandener Medienangebote und dabei vorwiegend als Empfänger bzw. Rezipienten medialer Botschaften betrachtet werden, sondern auch als Gestalter und Verbreiter von Medienbeiträgen. Mit Hilfe entsprechender technischer Geräte, z.B. Mikrophon und Tonkassettenrecorder, Kamera und Videorecorder, Textverarbeitungs- und anderen Computerprogrammen gestalten sie eigene mediale Produkte, was dazu führen kann, dass die technischen Möglichkeiten und die Produktionsprozesse von Medien für sie handelnd erfahren und durchschaubar werden - etwa im Unterschied zu ihrer Elterngeneration. Damit verbindet sich die erzieherische Hoffnung, dass Kinder und Jugendliche besser vor Manipulation geschützt werden und in Zukunft die vielfältigen Medienangebote kritisch einordnen sowie bewerten können. Die Medienbeiträge dienen darüber hinaus zur Artikulation eigener Interessen und Bedürfnisse, aber auch zur künstlerischen Darstellung sowie als mediale Hilfsmittel für die Problemlösung oder Entscheidungsfindung. Eine solche Mediengestaltung findet in der Regel als Teamarbeit statt, sodass dabei soziales Lernen in Gruppenprozesse erfahren wird und sozial erwünschte Verhaltensdispositionen wie Kooperationsfähigkeit erworben werden können.
- Die Kinder und Jugendlichen sollen die Fähigkeit erlangen, medienbedingte Gefühle auszudrücken und mit ihnen "umzugehen".
- Sie sollen in die Lage versetzt werden, medienvermittelte Vorstellungen anhand der Wirklichkeit zu überprüfen und den Unterschied zwischen Fiktion und Realität zu erkennen.
- Sie sollen befähigt werden, Verhaltensorientierungen, die durch Medien nahegelegt werden, zu durchschauen und im Hinblick auf ihre Rechtfertigungen zu diskutieren.
- Sie sollen Gestaltungsmerkmale von Medien bewußt wahrnehmen, insbesondere solche, durch die unter Umständen bestimmte Gefühle erzeugt, irreführende Vorstellungen vermittelt und problematische Verhaltensweisen nahegelegt werden.
Geht man von einem (einfachen) Kommunikationsmodell aus, so sind für die Kommunikation generell und damit auch für technisch unterstützte Kommunikationsvorgänge mindestens drei Komponenten bedeutsam: das mediale Produkt, der Empfänger oder Rezipient und der Sender oder Kommunikator. In den beiden vorhergehend beschriebenen Aufgabenbereichen wurde der Blick vor allem auf das mediale Produkt und den Rezipienten gerichtet, im jetzt zu behandelnden Aufgabenbereich steht der Sender bzw. Kommunikator im Mittelpunkt der Betrachtung. Dabei geht es vor allem um die gesellschaftlich zu deutenden Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung. Bedingungen solcher Art wirken in vielfältiger Weise auf die Mediengestaltung und Mediennutzung ein. Beispielsweise hängt die Entscheidung, welche Nachrichten in einem bestimmten Medium in welcher Weise präsentiert werden, mit verschiedenen Bedingungen zusammen, z.B.
- mit personalen Bedingungen, etwa mit der Qualifikation und Motivation der jeweiligen Journalisten und Redakteure,
- mit technischen Bedingungen des präsentierenden Mediums, ob die Nachrichten beispielsweise nur auditiv, nur gedruckt, mit oder ohne Bild- oder Filmmaterial verbreitet werden sollen,
- mit ökonomischen Bedingungen, etwa ob das Medienangebot durch Verkauf, durch Gebühren oder durch Werbung finanziert werden muß,
- mit organisatonsbezogenen bzw. institutionellen Bedingungen, wer beispielsweise über die Auswahl und Gestaltung der Nachrichten innerhalb der jeweiligen Medieninstitution entscheidet,
- mit rechtlichen Bedingungen, ob möglicherweise bei der Gestaltung der Nachrichten gesetzliche Bestimmungen zum Jugendschutz zu beachten sind bzw. wie weit die Meinungs- und Informationsfreiheit geht.
Ein sachgerechtes, selbstbestimmtes, kreatives und sozialverantwortliches Handeln im Medienzusammenhang setzt Kenntnisse und Verstehen, Analyse und Urteilsfähigkeit zu solchen Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung voraus. Dabei ist es denkbar, vielfältige Fragestellungen zu bearbeiten. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sollen die Kinder und Jugendlichen im Hinblick auf Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung
- rechtliche Gesichtspunkte kennen, beachten und in ihrer Bedeutung einschätzen,
- ökonomische Aspekte wahrnehmen, durchschauen und bewerten,
- organisationsbezogene bzw. institutionelle Merkmale analysierend erfassen und kritisch bedenken
- die eigene Situation im Mediensystem reflektieren, Möglichkeiten zur Einflußnahme erkennen und wahrnehmen sowie bei der Entwicklung von Medienkultur mitwirken.
"Bücher werden in unseren Schulen bald überflüssig sein, denn man kann jede Art von menschlichem Wissen mit der neuen Technik lehren."
Thomas Alva Edison 1913 über den FilmNach Manfred Spitzer haben Computer bei Lernenden nichts zu suchen: "Denn wenn man ihnen Arbeit abnimmt, dann passiert im Gehirn weniger. Schüler brauchen keinen Computer, um gebildeter zu werden. Sie brauchen ein paar gute Bücher und gute Lehrer. Sind sie dann gebildet, dann können sie auch googeln und mit dem Netz umgehen." Der sogenannte hermeneutische Zirkel, den man durchleben sollte, findet nicht mehr statt: "Man findet etwas, geht zurück zum Alten, versteht es neu und besser und geht dann zur nächsten Quelle." (…) Wird in Klassen mit elektronischen Tafeln (Smartboards) und Laptops gearbeitet, gibt es kein Abschreiben mehr - darunter leidet die Synapsenbildung im Gehirn. "Abschreiben heißt, die Schüler müssen sich etwas merken. Es geht in den Kopf rein und wieder raus. Und damit ist es im Gehirn schon einmal durchgegangen." Mit "Kopieren" und "Einfügen" per Mausclick, "da muss gar nichts oben hinein". Das ist Standardwissen in der Psychologie.
Quelle: Wiener Zeitung vom 8. Oktober 2011
Der technologische Dschungel des Virtuellen ist den Teenies von heute oftmals vertrauter als das reale Leben. Den Eltern mögen My Space, Youtube, Msn oder Google nicht viel sagen, doch ihre Kinder kennen all diese Websites aus dem Effeff. Sie chatten nächtelang in einer für Erwachsene kaum zu entschlüsselnden Sprache, setzen sich und ihren Alltag vor der Webcam in Szene, breiten sich online über ihr Intimleben aus und stellen Filme ins Netz, die sie selbst mit ihren Minikameras oder Handys gedreht haben. Dabei hegen die meisten von ihnen die Hoffnung, im Internet Bekanntschaften zu machen, Freunde zu finden oder sogar berühmt zu werden.
Learning on demand
SchülerInnen lernen zunehmend nach ihren eigenen Interessen, lernen besser, wenn ihr eigenes Lerntempo berücksichtigt wird, lernen lieber in realen Situationen als mit didaktisch aufbereiteten Materialien. Der Einsatz des Computers und insbesondere des Notebooks mit allen damit verbundenen multimedialen Möglichkeiten stellt die große Chance dar, diesen lange bekannten Prämissen für erfolgreichen Unterricht gerecht zu werden und sie zur Qualitätsverbesserung zum Einsatz zu bringen. Dazu gehören die kognitiv-konstruktivistischen Prozesse der Wissensverarbeitung ebenso wie das soziale Lernen gemeinsam mit anderen. Das bedeutet, dass die Lernziele für die verschiedenen Schulformen und deren Vermittlung neu überdacht werden müssen. Schüler unterschiedlicher Schulformen und Schulstufen haben unterschiedliche Lernbedürfnisse und Lernweisen. Schüler im Kindergartenalter, Volksschüler oder Hauptschüler Lernen anders als Erwachsene, Schüler im Berufsbildenden Schulwesen stellen an den Unterricht andere Erwartungen als Schüler der Allgemeinbildenden Höheren Schulen oder Studenten an Fachhochschulen oder Universitäten. Das gezielte Eingehen auf die verschiedenen Gruppen von Lernern erhöht die Motivation und führt zu Erfolgserlebnissen, die wiederum selbst zum Lernen motivieren. Notwendig ist die gezielte Vermittlung methodischer Vorgehensweisen beim Lernen und das Hinführen zu mündigem, selbstorganisiertem und selbstverantwortlichem, also autonomem Lernen.
Dazu ist eine grundlegend neue Lernorganisation erforderlich, in der die Funktionen der bisher am Lernprozeß beteiligten Operatoren (Bildungsinstitutionen, Pädagogen und Lernende) neu zu definieren sind. Eine prozessorientierte Didaktik geht davon aus, dass
- alle Aktivitäten und Aufgabenstellungen im Unterricht an die natürlichen, konstruktiven Prozesse des Wissenserwerbs anknüpfen und diese fördern sollten.
- Hierbei besteht ein enger Zusammenhang zwischen der methodisch-didaktischen Vorstrukturierung des Stoffes und der gewählten Sozialform des Lernens.
- Angesichts des interdisziplinären Charakters der neuen Medien treten die fachspezifischen Prinzipien gegenüber fächerübergreifenden Aspekten in den Hintergrund.
- Schule wird zu einem weitgehend "offenen", Lernangebot, zu einem "Haus des Lernens" für Lehrende und Lernende.
- Neben rein "technischen Fächern" wie EDV (IT) und Textverarbeitung ist es dringend erforderlich, dass bereits ab dem Grundschulalter ein neuer humanistisch-allgemeinbildender Unterrichtsgegenstand "Medienbildung" oder "Medienkompetenz" in den Regellehrplan integriert wird. Aufgabe dieses Faches wird es sein, Lehrplaninhalte wie Medienkunde, Kommunikationskultur, Medienrecht und Medienethik, Medienkritik, Mediennutzung und Mediengestaltung zu vermitteln.
- Generell wird sich das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ändern.
Der Lehrer ist nicht mehr Wissensvermittler sondern Lernberater oder -organisator. Ihm wird nach wie vor eine Schlüsselfunktion in der neuen Mediendidaktik zukommen und seine Aufgaben gehen über die von Trainern oder Moderatoren, Coachs oder learning facilitators weit hinaus.
- Lerninhalte werden zunehmend zwischen Lehrer und Schüler ausgehandelt werden,
- der didaktisch kompetente Lehrer muß in der Lage sein, unterschiedliche Lernstrategien aufzuzeigen und den Schülern vor Augen zu führen, dass diese - je nach Lerntyp - wirkungsvoll sein können.
- Gut gestaltete handlungsorientierte Partnerarbeit gehört zu den bewährten Lernstrategien.
- Auch im Bereich der Evaluation muß ein Umdenken stattfinden, wenn wir davon ausgehen, dass Wissen niemals absolut, sondern stets "viabel"(vgl. Glasersfeld, 1995, S. 43) ist, dass "falsches" Wissen keineswegs objektiv "falsch", sondern im jeweiligen Lernabschnitt als durchaus "passend" anzusehen ist. Es ist vielmehr eine der Aufgaben des Lehrers, eine Verbindung zwischen dem Erfahrungsweg des Schülers und der wissenschaftlich und gesellschaftlich konsensfähigen Problemlösung herzustellen und deren Bedeutung gegebenenfalls neu auszuhandeln, was allerdings nicht bedeuten soll, dass auch jeder Fehler akzeptiert wird.
Die mediengestützte Form des Arbeitens und Lernens wird in der Fachliteratur als "computer literacy" bezeichnet. Neben Schreiben, Lesen und Rechnen gilt der mündige, rationale Umgang mit Informationen heute schon als vierte Kulturtechnik. Diese ist Voraussetzung für unser zukünftiges kulturelles Selbstverständnis, den wirtschaftlichen Fortschritt sowie die internationale Verständigung innerhalb der Gesellschaften und zwischen den einzelnen Menschen.
Wir stehen allerdings erst am Anfang dieses Prozesses. Viele notwendige Voraussetzungen - vor allem im curricularen und institutionellen Bereich sind bisher nicht gegeben. Hier muß ganz besonders auf die großen Defizite im Sinne von socialware als technologische Unterstützung und didaktischer Support - insbesondere in den humanistischen Fächern - hingewiesen werden. Nur ein rasches Agieren seitens der Verantwortlichen kann einer Zweiteilung der Lehrerschaft in Computer-Freaks und computer illiterates entgegenwirken.
Quelle:
Kanz, Ingeborg (2002). Lernen erweitern - Offene Schule: Von
der Lernfabrik zur Konstruktion des Wissens.
Notebook im Unterricht
In den Schulen, die Zug um Zug mit Computern, Medienecken und Internetanschlüssen ausgestattet werden, herrschen allerdings vielerorts unter den Lehrern noch Misstrauen gegenüber der "neuen" Technik, Bedenken hinsichtlich des Sinns über den Einsatz der "neuen" Medien in der Schule und viele Ängste, angesichts der oftmals geringen eigenen Kenntnisse überhaupt mithalten zu können - mit den Erwartungen und Zielvorgaben der Kultusbürokratie ebenso wie den Kenntnissen der eigenen Schüler, denen man nun - ganz deutlich - auf einmal nichts mehr "beibringen" kann. Da werden mit Inbrunst geradezu ideologische Debatten geführt und Artikel verteilt, in denen von "Experten" vor zu viel "Computerei" in der Schule warnen. Dabei fällt auf, dass in der Schule meistens diejenigen am lautesten warnen, die das Thema offensichtlich mehr vom Hörensagen als aus eigener Erfahrung und Kompetenz kennen. Computer und Internet werden so oder so im Unterricht Einzug halten - und dies geschieht bereits viel schneller und umfangreicher, als es sich selbst die glühendsten Befürworter des "Lernens mit Neuen Medien" erträumt hätten.
Das Lernen mit persönlichen Notebooks ist zur Zeit noch eine kaum verbreitete - und vor allem natürlich sehr teure Variante des Lernens mit Neuen Medien. Unabhängig davon, ob nun jedem Lerner ein eigenes Notebook zu Verfügung steht, oder ob es im Klassenraum eine Medienecke mit einigen PCs mit oder ohne Internetanschluss gibt, für das Lernen mit Computer und Internet gilt in erster Linie: Beides sind hilfreiche Werkzeuge, um besser und mehr lernen zu können! Sie "entsinnlichen" das Lernen genauso wenig wie sie es "vereinzeln", sie "berieseln" Schüler nicht und schaffen nicht das (Nach-) denken ab. Sie sind ganz einfach Werkzeuge für besseres und effizientes Lernen, so wie beispielsweise ein Notizblock, ein Dictionary, ein Lexikon, eine Lernkartei. Ein Computer beinhaltet u.a. diese Einzelwerkzeuge in einerbesonderes effizienten Form (die beispielsweise den Austausch mit anderen sehr erleichtert) - und noch sehr viele sinnvolle Funktionen mehr.
Es gibt in der Schule prinzipiell vier Anwendungsbereiche für Computer und Internet:
- Die Recherche: Die Schüler machen sich selbst schlau über top-aktuelle Informationen im Internet oder über (Multimedia-) Enzyklopädien wie Encarta. Genau wie im Umgang mit gedruckten Informationen gehört dazu auch die Qualitäts-Beurteilung der verwendeten Quellen.
- Die Dokumentation, Produktion und Präsentation von Arbeitsergebnissen: Computer und das Internet bieten eine Fülle von Möglichkeiten, Arbeitsergebnisse (z.B. die Ergebnisse einer Recherche) professionell auszuwerten, zu dokumentieren und zu präsentieren. Bei allen Verlockungen, die multimediale und interaktive Präsentationen bieten, bei allem Spaß, den die Schüler bei der Produktion solcher Präsentationen haben: Im Unterricht bleibt es dabei: Inhalt vor Form! Die neuartige, witzige, aufwändige, faszinierende Präsentation, die sich immer häufiger mit professionellen Ergebnissen ohne Weiteres messen kann, hat in erster Linie "dienende" Funktion! Das heißt: Die Form der Dokumentation oder Präsentation nützt dafür, den Inhalt besser, dauerhafter, anschaulicher, motivierender "rüberzubringen"! Lieber also eine langweilige, unaufwändige Präsentation mit einem relevanten, zum Nachdenken anregenden Inhalt als letztlich substanzlose, formal aufwändige "Schaumschlägerei"! Computer und Internet können dabei behilflich sein, eindrucksvolle Produkte sowohl in gedruckter Form (als Broschüren, Zeitungen, Poster), als Folienpräsentationen, als Websites, als Audio- und Videoproduktionen zu erstellen. Über die Arbeit an den Inhalten solcher Produktionen können die Schüler den selbstverständlichen Umgang mit Computern, den erforderlichen Programmen und dem Internet, z.T. sogar "by the way" oder "on the job" erlernen.
- Zur Kommunikation mit anderen: Das Versenden von E-Mails, selbst das Chatten kann einfach nur witziger Zeitvertreib sein, in der Schule kann der schnelle Austausch von Informationen und Daten per E-Mail (und sogar per Chat) untereinander oder auch zwischen Lehrer und Schüler die Qualität der Arbeit an gemeinsamen Projekten nicht nur erleichtern, sondern auch verbessern. Dazu gehört insbesondere das Ablegen von Arbeitsergebnissen auf Dateiablagen (Servern), die allen Mitgliedern einer Arbeitsgruppe zugänglich sind.
- Üben und Wiederholen (Training) / Simulationen mit spezieller Lernsoftware. Dazu gehören beispielsweise Vokabeltrainer, (spielerische) Rechen- oder Rechtschreibtrainings ebenso wie Simulationen, die beispielsweise im Geschichts- oder Politikunterricht Anwendung finden (z.B. Sim City). Diese Einsatzform ähnelt am meisten dem traditionellen Unterricht, vor allem deshalb, weil hier "didaktisierte" Materialien zum Einsatz kommen. Es gibt mittlerweile einen riesigen Markt für derartige "Lernsoftware", die meistens auch zum spielerischen Üben und Wiederholen zu Hause verwendet wird. Die Qualität solcher Programme lässt sehr oft zu wünschen übrig. Sie unterscheidet sich manchmal wenig von einem grafisch "aufgemotzten" "Türmchenrechnen". Der Haupteinsatzort bleibt (wie übrigens auch von den meisten Anbieternintendiert) der häusliche PC.
Je mehr Computer und Internetanschlüsse zur Verfügung stehen - bis hin zu persönlichen Notebooks mit eigenem drahtlosem Internetzugang - umso stärker verändert sich auch das Lernen: Frontaler, "belehrender" Unterricht, in dem alle Schüler zur gleichen Zeit dasselbe lernen (müssen), funktioniert nicht mehr! Stattdessen lernen die Schüler zunehmend nach ihren eigenen Interessen, ihrem eigenem Tempo und immer häufiger an der echten Realität als an didaktisch aufbereiteten (zubereiteten) Materialien. In "Notebookklassen" bildet das "gute, alte" Projektlernen einen neuen und wesentlichen methodischen Schwerpunkt. Keine andere Form des selbstständigen Lernens hat den Unterricht so dramatisch und nachhaltig verändert wie das Lernen mit Notebooks im Klassenraum - und das ganz ohne "theoretischen Überbau" und ohne Ideologie. Das Lernen mit Computer und Internet - vor allem das Lernen mit Notebooks - verändert den Unterricht, ob man will oder nicht. Es erfordert dann von Seiten der Lehrer schon besondere Anstrengungen, alle Schüler an derselben Leine zu halten, beispielsweise, indem man ihnen ausschließlich erlaubt, bestimmte Lernsoftware zum Üben und Wiederholen zu verwenden, und das nach Möglichkeit im Gleichschritt marsch!
Wer allerdings seine Schüler selbstständig beispielsweise im Internet recherchieren lässt und sie Ergebnisse der Recherche selbstständig dokumentieren und präsentieren lässt und ihnen dabei kompetenter Ansprechpartner, Berater und Helfer ist, weiß, wovon die Rede ist, wenn das Paradigma des "Lernens mit Neuen Medien" sich in der bildungspolitischen Diskussion zum "Neuen Lernen mit Medien" wandelt. "Neues Lernen" bedeutet: Schüler als Subjekte des Lernens ernst nehmen, sie lernen zu lassen, statt sie zu belehren, weg von der "Beibring- und Belehrungsdidaktik", hin zu einem "learning on demand". Die Computer und das Internet als notwendige Werkzeuge auf dem Weg dorthin.
Wie das Lernen mit Computer und Internet den Unterricht verändert, wird besonders deutlich in "Notebookklassen". Die dazu veröffentlichten Erfahrungen stammen z.Z. noch überwiegend aus den USA. Diese Erfahrungen zeigen beispielsweise:
- Lehrerinnen und Lehrer lernen gemeinsam mit ihren Schülern. Dazu brauchen sie allerdings eine Haltung, sich selbst als Lernende und nicht ausschließlich als besser Wissende "Beibringer" zu verstehen. Sie werden von "Informations-Lieferanten" zu "Lernhelfern".
- Der Lehrer muss der "Modell-Lerner" für seine Schüler werden.
- Eine neue Kultur im Umgang mit Fehlern entsteht: strg + z , den "Rückgängig"-Knopf - englisch "undo" - drücken und es noch einmal versuchen!
- In Schulen mit einer "bildungsfernen" Elternschaft, beispielsweise in Harlem, New York City, zeigte sich u.a.: Der häusliche Fernsehkonsum der Schüler verringert sich signifikant; es gibt deutliche Steigerungen der Anwesenheit in der Schule und der Leseleistungen; in den Familien und unter den Familien wurde mehr gesprochen
- Die Schüler haben deutliche Startvorteile bei Bewerbungen um Praktikums- und Ausbildungsplätze.
- Die Schüler arbeiten häufiger mit anderen zusammen.
- Das Lernen mit Notebooks erhöht das Selbstwertgefühl der Schüler. Das gilt ganz besonders für Mädchen, die Computer-Experten werden.
- Es wird mehr geschrieben.
- Die Schüler recherchieren in echten Quellen - nicht in didaktisierten Materialien.
- Die Schüler recherchieren in wirklich aktuellen Quellen - nicht in häufig viele Jahre alten Schulbüchern. Das hat höchste Bedeutung vor allem im historisch-sozialwissenschaftlichen Bereich.
- Die Schüler sind bereiter, Verantwortung zu übernehmen - nicht zuletzt für ihr Notebook.
- Die Schüler agieren als Lehrer ("peer teaching").
- Die Selbstreflexion und Selbstbewertung der Schüler verbessert sich: Nicht "das habe ich gemacht", sondern "das habe ich gelernt".
- Es wird im und am wirklichen Leben gelernt.
- Die Schüler benutzen dieselben Werkzeuge wie im wirklichen Leben: zum Forschen (mit Zugang zu den Daten und Fakten des "echten Lebens"), Denken, Handeln.
Um die Möglichkeiten des Lernens mit Computer und Internet zu Qualitätsverbesserung ihres Unterrichts nutzen zu können, müssen Lehrer über eine Reihe von Basisqualifikationen im Umgang mit Computer und Internet verfügen. Natürlich können und sollen die besonderen Kompetenzen einzelner Schüler in diesem Bereich genutzt werden. Der Lehrer muss aber die wichtigsten Funktionen eines PCs, der wichtigsten Software und des Internets sicher und routiniert beherrschen. Ihm fehlt es sonst einerseits an der erforderlichen Fantasie, um die Technik wirklich sinnvoll für guten Unterricht zu nutzen. Andererseits muss er als kompetenter Berater und Lernbegleiter seiner Schüler auch in der Lage sein, Fragen seiner Schüler, die sich auf die Grundfunktionen der Technik beziehen, sicher, schnell und kompetent zu beantworten.
Dabei kommt man nicht darum herum, für das eigene "Fitness-Training", die eigene Fachkompetenz in Sachen Computer und Internet, relativ viel Zeit und Arbeit zu investieren. Die Gesamtthematik ist außerordentlich komplex und leider viel zu oft alles andere als einfach! Um Sicherheit und Routine in den wichtigsten "Basisaufgaben" zu erlangen, muss man sie immer wieder anwenden.
Die Schüler müssen - genau wie der Lehrer - über das grundlegende Know How in der Benutzung der Computer, der Software und des Internets verfügen. Dazu gehören - neben den oben dargestellten Kenntnissen:
- Wissen, wie und wo Ergebnisse gespeichert werden.
- Grundkenntnisse der wichtigsten Programme, vor allem: Word, Excel, Powerpoint, Encarta, Bildbearbeitung.
- Möglichst Grundkenntnisse zur Benutzung weiterer Präsentationsprogramme (Mediator) und Webeditoren (Frontpage).
- Kenntnisse der im Klassenraum verwendeten Lern-, Übungs- und ggf. Simulationsprogramme.
Es würde der Grundidee des "Neuen Lernens" zuwider laufen, diese Kenntnisse nun im Gleichschritt frontal "einzuführen". Wie auch bei anderen Unterrichtsinhalten hat sich darüber hinaus gezeigt, dass die "Halbwertzeit" solchermaßen vermittelter Kenntnisse extrem kurz ist, zumeist gerade bis zum nächsten Test vorhält. Sinnvoller und vor allem dauerhafter ist es, wenn sich die Schüler nach einer sehr kurzen Basiseinführung in die Grundprinzipien des jeweiligen Programms über das projektartige Bearbeiten inhaltlicher Aufgaben die jeweils erforderlichen Kenntnisse gewissermaßen "on demand" selbst "beibringen". Dazu müssen Online-Hilfen und Arbeitsblätter zur Verfügung stehen und natürlich kompetente Mitschüler und Lehrer, bei denen man in einzelnen Situationen nachfragen kann.
Unruh, Thomas & Petersen, Susanne (o.J.). Guter Unterricht - Lernen mit Computer und Internet. Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg.
WWW: http://www.guterunterricht.de/Unterricht/Lernen_mit_Computer_und_Intern/hauptteil_lernen_mit_computer_und_intern.html (04-02-29) (gekürzt)
Schüler an Laptops lernen besser
Langzeitstudie zum Notebook-gestütztem Unterricht
Ludwig Issing (Center for Media Research, Freien Universität Berlin) untersuchte mit seinen Mitarbeitern in einem Langzeitversuch die Auswirkungen von Laptops auf Lernkultur und Lernleistung sowie auf den Erwerb von Computerkompetenz. Seit Februar 1999 bekam in jedem Schuljahr jeder Schüler in jeweils drei siebten Klassen einen Laptop, während die Parallelklassen ohne mobilen Computer arbeiteten. Knapp 400 Schüler des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums in Gütersloh hatten sich an dem Pilotprojekt beteiligt. Die wichtigsten Ergebnisse waren:
- Mit Hilfe des Computers sind die Kinder selbstständiger mit dem Lernstoff umgegangen und haben mehr Eigeninitiative entwickelt.
- Es kam zu einer Steigerung der allgemeinen Kompetenz im Umgang mit Computern.
- Der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen im Hinblick auf Computerwissen wurde deutlich reduziert.
- Jungen in den Nicht-Laptop-Klassen sind Mädchen in allen Bereichen des Computerwissens deutlich überlegen.
- Nach Einschätzung der Lehrer beschäftigen sich die Laptop-Schüler häufiger intensiv mit Texten und Informationen
- Bessere Ergebnisse der Laptopklassen gab es in den Fächern Deutsch und Mathematik.
- Lehrer und Schüler berichten übereinstimmend, das Lernen sei interessanter und anschaulicher geworden.
Allerdings muß bei solchen Untersuchungsergebnissen beachtet werden, dass der Umgang mit dem Computer in der Regel eine Vielzahl von Kompetenzen, etwa Lesekompetenz oder räumliches Vorstellungsvermögen, schon voraussetzen, also für die Nutzung von neuen Medien eine wichtige Vorbedingung sind, und zwar nicht nur in dem Sinne, dass Kinder einen Hypertext lesen können, sondern auch ihn zu verstehen. Kinder, die allgemeine Leistungsschwächen und Verständnisschwierigkeiten haben, klickern auch auf dem Computer einfach nur herum, während kompetentere Kinder viel gezielter mit diesem Werkzeug umgehen. Auch die besten Computerprogramme in den Händen von Kindern nützen wenig, wenn diese mit den entsprechenden Strukturen nicht umgehen können. So kann man bei Computerspielen beobachten, dass es Kinder gibt, "die einfach nur herumspielen und gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, und andere, die sich intensiv damit auseinander setzen und auch darüber reflektieren und erklären können, was abläuft und warum. Beides sind Zugangsweisen zu den neuen Medien, die nicht durch die Medien selbst bestimmt sind, sondern durch Sinnverständnis - die Fähigkeit, etwas entschlüsseln zu können" (Stefan Aufenanger im Gespräch mit Inga Rapp in c't 10/2002).
Quelle: Rapp, Inga (2002). Machen Computer intelligent? c't 10, S. 104.
Sinnvoller Einsatz des Notebooks im Sprachunterricht
Der Computer als Schreibwerkzeug erlaubt ein optimales Wechselspiel zwischen dem technischen und dem geistigen Entstehungsprozess eines Textes. Insbesondere ermöglicht er, dass das linear strukturierte Produkt - der Text - nicht auf lineare Weise produziert werden muss. Er kommt der Sprunghaftigkeit des geistigen Schreibprozesses und dem Streben des Autors/der Autorin nach einem optimalen Endprodukt entgegen, da die Möglichkeit besteht, den entstehenden Text auf dem Bildschirm jederzeit zu bearbeiten, zu ergänzen und zu überarbeiten, bis der Verfasser/die Verfasserin damit zufrieden ist. Daher stellt der PC als Schreibgerät unter speziellen Bedingungen und in einer für das Schreiben förderlichen Lernumgebung für die Entfaltung der Schreibfähigkeit von Jugendlichen besonders günstige Voraussetzungen dar, denn er ermöglicht kreative, motivierende und frustrationsfreie Arbeit mit und an Texten.
Das Notebook kann folglich als ausgezeichnete, abwechslungsreiche Ergänzung zu Tafel, Schulbuch und Heft eingesetzt werden. So kann die Lehrkraft mithilfe des Notebooks den Unterricht fantasievoll gestalten: Durch PowerPoint-Präsentationen lassen sich den Schülern diverse Inhalte anschaulich näherbringen, oder es können Lernspiele für die ganze Klasse erstellt werden. Mit diesen können die Schüler sich Vokabeln, Definitionen oder andere Lerninhalte besser einprägen. Doch auch aufseiten der Jugendlichen kommen Notebooks oder günstige Netbooks, die handlicher und somit leichter zu transportieren sind als ihre "großen Brüder", häufig zum Einsatz, um Texte abzutippen oder andere Unterrichtsinhalte schriftlich festzuhalten. Es ist jedoch keinesfalls Ziel des Notebook-Unterrichts, die handschriftliche Mitschrift völlig durch das Schreiben mit dem Notebook zu ersetzen. Das Gerät sollte demnach nur dann zum Einsatz gelangen, wenn es sinnvoll erscheint, Texte oder andere Daten mit dem Notebook verarbeiten zu lassen, d.h. z.B. wenn dadurch Unterrichtszeit eingespart werden kann ohne dass die Inhalte darunter leiden. In anderen Fällen wiederum (z.B. Mitschrift bei Vorträgen) ist handschriftliches Arbeiten vorzuziehen. Auch während der Arbeit erweist es sich oft als günstig, Erkenntnisse und Zwischenergebnisse im Heft zu notieren. Damit wird ein erster Schritt zur Sicherung des Unterrichtsertrages getan.
Quelle:
Kanz, Ingeborg (o.J.). Unterrichten in Notebook-Klassen:
Technik anstatt Didaktik? - Gedanken zu einem sinnvollen
Einsatz des Notebooks im Sprachunterricht.
WWW: http://www.fernstudien.jku.at/sdl2002/Papers/Unterrichten%20in%20Notebook.doc (02-12-28)
Medienkonsum Jugendlicher und dessen Auswirkungen auf schulisches Lernen
Das Freizeitverhalten Jugendlicher ist geprägt durch den Konsum von Massenmedien. 20 % der 11jährigen Jungen und 15 % der Mädchen gaben an mindestens vier Stunden vor dem Fernseher zu verbringen. (Zum Vergleich: USA: 36 % Jungen und 34 % Mädchen; Israel: 47 % Jungen und Mädchen). Der Fernsehkonsum steigt mit zunehmendem Alter leicht an. Unter den 13jährigen gaben 22 % der Jungen und Mädchen ein tägliches Fernsehen von mehr als vier Stunden an, Unter den 15jährigen waren es 25 % der Jungen und 19 % der Mädchen. Zunehmende Bedeutung im Freizeitverhalten bekommen auch die Video- und Computerspiele. Diese spreche überwiegend die Jungen an. 25 % der 11jährigen Jungen gab an vier und mehr Stunden pro Woche damit zu verbringen. Bei den Mädchen dieses Alters waren es nur 7 %. Auch hier ist eine Steigerung mit dem Alter zu beobachten: Bei den 13jährigen waren es bereits 41 % der Jungen und 8 % der Mädchen und bei den 15jährigen 46 % der Jungen und 7 % der Mädchen.
Ein Übermaß an Fernsehen und Computerspielen ist statistisch eng verbunden mit einer Zahl von Verhaltensweisen, die ein zusätzliches Gesundheitsrisiko markieren. So ist unter den 11jährigen häufiges Fernsehen mit einer Ablehnung der Schule verbunden. 11- und 13jährige langweilen sich in der Schule, wenn sie zu viel TV konsumieren. In allen Altersgruppe hängt häufiges Fernsehen und Computerspiel mit dem häufigen Konsum von zuckerhaltigen Limonaden und mit dem Verzehr von Fast-Food, Süßigkeiten und Kartoffelchips zusammen.
Quelle;
Ohne Autor (2003). Health Behavior in School-Children (HBSC)
Ausgewählte Ergebnisse der Studie aus dem Jahr
1998.
WWW: http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag4/projekte/hbscergeb.html (03-07-20)
Myspace und Facebook statt Hausaufgabe
Die neunen sozialen Netzwerke im Internet wirken sich negativ auf die schulischen Aktivitäten von Jugendlichen aus. Nach einer Studie des Medienforschungsunternehmens Wiggin bringen SchülerInnen nach der Registrierung auf Netzwerkportalen immer weniger Zeit für schulische Aktivitäten auf. Demnach verbringen 15- bis 19-jährige NutzerInnen von Plattformen wie MySpace und Facebook bedeutend weniger Zeit mit ihren Hausaufgaben, allerdings siehr diese Gruppe auch deutlich weniger fern.
Game Based Learning
Game Based Learning ist eine neuer Trend im Lernen mit neuen Medien und umschreibt nach den Angaben eines Anbieters solcher Spiele, "ein ganz einfaches Prinzip: wir Menschen lernen ununterbrochen, solange wir spielerisch Neues entdecken dürfen. Bisher waren Lernspiele aber oft schwach verdeckte Schuleinheiten, sachte herausgeputzt mit netten Bildern".
Game Based Learning soll die Erwartungshaltung einer Generation treffen, die mit digitalen Spielen aufgewachsen ist und sich intensiv in sozialen Netzwerken (z. B. Facebook, schülerVZ) aufhält. Ihre geänderte Motivationslage, ihre Bedürfnisse und Präferenzen sind mit traditionellen Lernaktivitäten schwer zu erreichen. Spiele erlangen die gewünschte lernfördernde Wirkung, wenn im Mittelpunkt nicht die reine Unterhaltung steht, sondern es darüber hinaus Zwecke und Ziele gibt. Lernfördernde Merkmale sind z. B. eine starke Handlungsorientierung, die selbstständig vollzogen wird. So können Lerninhalte autonom gesteuert werden, eine Rahmenhandlung erlaubt unterschiedliche Settings und die Wiederholung von Wissen mit Bezug auf die Realität. Nicht zuletzt gibt es ein Gratifikationssystem, das Leistung belohnt. Die Einsatzbereiche solcher Spiele sind mannigfach: Im Regelschulbetrieb, an Universitäten und Volkshochschulen.
Quellen
http://journal.ocg.at/index.php/bildung-karriere/407
Aus einer newsgroup:
Zum Thema Lernen mit dem Computer postete jemand unter dem thread "PC`s als Bildungshindernis!" (Fri, 04 Apr 2003 09:40:39) in de.sci.paedagogik die linksstehenden Beispiele: (Tippfehlerkorrekturen W.S.)
Weitere Quellen & Literatur
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