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Digitale Medien im Unterricht

In der Studie „Schule und Internet“ des Instituts für Publizistik der Universität Wien (2009), in der man den Umgang der LehrerInnen mit Neuen Medien untersucht hat, zeigte, dass sich manche Lehrer sich bloßgestellt fühlen, wenn Schüler Wissen mitbringen, das sie selbst gerade nicht parat haben. LehrerInnen verfügen zwar über eine solide Anwendungskompetenz, aber die aktive Einbindung des Internets in den Unterricht scheitert meist an mangelnden Ideen zur didaktischen Umsetzung. Neue Medien sind also weniger eine technische Herausforderung für LehrerInnen, vielmehr haben sie Angst, die Kontrolle über den Unterricht zu verlieren, denn SchülerInnen, die in der Physikstunde ihr Smartphone aus der Tasche holen, um mit Wikipedia zu überprüfen, was unterrichtet wird, und Jugendliche, die im Internet Referate recherchieren, kann ein Lehrer kaum überprüfen. Hillmayr et al. (2017) haben in einer Metastudie festgestellt, dass erfolgreicher Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern sowohl digital als auch mit traditionellen Medien erfolgen sollte. Schülerinnen und Schüler erzielten in Naturwissenschaften und Mathematik bessere Leistungen und sind motivierter, wenn im Unterricht digitale Medien eingesetzt werden, wobei allerdings der Erfolg von der Gestaltung der Mediennutzung abhängt. Der Erfolg ist größer, wenn Kinder und Jugendliche nicht allein lernen und wenn weiterhin auch traditionelles Lernmaterial verwendet wird. Die Untersuchung zeigte, dass Schülerinnen und Schüler aus Klassen, in denen mit digitalen Unterrichtsmedien gearbeitet wird, erzielen bessere Leistungen als Kinder und Jugendliche aus Klassen, die traditionell unterrichtet werden. Außerdem sind sie motivierter für das jeweilige Fach sind, und zwar für alle Jahrgangsstufen höherer Schulen und für alle untersuchten Fächer, also Mathematik, Biologie, Chemie und Physik. Dabei zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche von digitalen Unterrichtsmedien stärker profitieren, wenn sie nicht allein, sondern in Paaren arbeiten, wobei vermutlich Computerprogramme in besonderer Weise Gespräche zwischen ihnen anregen, die das Lernen fördern. Allerdings muss die Arbeit mit Digitalmaterial von Lehrkräften begleitet werden, denn arbeiten sie vollkommen selbstständig mit Computerprogrammen, ist deren positiver Effekt gering. Digitale Medien steigern die Leistungen stärker, wenn sie von professionell geschulten Lehrerinnen und Lehrern in den Unterricht integriert werden., doch auch gut gemachte Programme können Lehrkräfte nicht ersetzen. Die größte positive Wirkung haben intelligente Tutorensysteme, also Programme, die Inhalte in kleinen Einheiten vermitteln und Übungen ermöglichen, wobei sie sich mit Geschwindigkeit, Schwierigkeitsgrad und Hilfestellungen an die Kompetenzen der Nutzerinnen und Nutzer anpassen sollten. Vergleichsweise wenig wirksam sind Hypermediasysteme, die mit Video-, Audio- und Textmaterial auf ein freies Erkunden ausgelegt sind, ohne dass die Anwendungen ein Lernziel vorgeben.

Wenn LehrerInnen nicht wissen, wie das Lehren und Lernen mit neuen Medien funktioniert und wo die Grenzen sind, führt deren ohnehin von SchülerInnen betriebener Einsatz zu schlechtem Unterricht. Inzwischen haben sich diese Medien so weiter entwickelt, dass man sich die Digitalisierung des Unterrichtsnicht mehr sparen kann, denn LehrerInnen müssen ihre SchülerInnen auf jene Welt vorbereiten, in der sie leben und arbeiten werden, und das ist nun einmal eine durch und durch digitalisierte Welt. Die neuen Medien bieten zahlreiche neue Möglichkeiten, denn SchülerInnen können gemeinsam Texte erstellen, gemeinsam an einem Projekt arbeiten, ohne dass sie dafür in der Schule sein oder zur gleichen Zeit arbeiten müssen. Das Internet macht es möglich, kollaborativ und zugleich individueller zu arbeiten. Oft wird kritisiert, dass die neuen Medien das Copy-paste-remix&share fördern, allerdings besteht auch das wissenschaftliche Arbeiten, auf das die höheren Schulen vorbereiten sollen, letztlich darin, fremdes Wissen aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Die Digitalisierung bzw. die Fülle der neuen Medien macht diesen Prozess nur dynamischer und das Copy-paste-remix&share ist damit nur eine Weiterentwicklung bisheriger Arbeitsweisen. Darüber hinaus sollte gerade die Schule die Möglichkeit bieten zu lernen und zu üben, wie man diese Geräte und Medien sinnvoll für seine Arbeit nutzen kann. Es ist daher letztlich unabdingbar, die Geräte im Unterricht zu nutzen, die die SchülerInnen auch in ihrem Alltag wie selbstverständlich benutzen.

Nach der Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach (2013) "Digitale Medien im Unterricht – Möglichkeiten und Grenzen" setzen 80 % der Lehrerinnen die digitale Medien nur gelegentlich, eher selten oder sogar gar nicht im Unterricht ein, wobei 61 % der Lehrer an deutschen Schulen digitalen Medien nur eine geringe Rolle zuweisen. Für die Studie wurden 507 Lehrkräfte allgemeinbildender Schulen und 614 Schüler ab Klasse 5 in Direktinterviews (Face-to-Face) befragt.   Im Detail: Knapp 90 Prozent aller befragten Lehrerinnen und Lehrer der Primar- und Sekundarstufe gaben an, im Unterricht digitale Medien wie Computer und Internet zu verwenden.  Jedoch werden Medien nur von 18 Prozent der Befragten häufig genutzt, und für 12 Prozent spielen Medien im Unterricht gar keine Rolle. Die eigene Computer- und Internetkompetenz wird von den Lehrkräften als durchweg hoch eingeschätzt. So gaben 68 Prozent der Befragten an, über gute bis sehr gute Kompetenzen in diesem Feld zu verfügen. Allerdings haben nur 47 Prozent aller Befragten einen guten Überblick über die Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien im Unterricht. Eine Diskrepanz zwischen der gewünschten Bedeutung von digitalen Medien und deren tatsächlichem Einsatz ist vor allem bei Grund- Haupt und Realschullehrkräften zu beobachten. Nur an Gymnasien übersteigt die tatsächliche (55 Prozent) die gewünschte Bedeutung (44 Prozent). Auf Seiten der Schüler besteht der Eindruck, direkt in die Mediennutzung eingebunden zu sein. Zwei Drittel der befragten Schüler gaben an, im Unterricht selbst mit Computer oder Internet zu arbeiten. Lediglich 10 Prozent antworteten, digitale Medien würden im Unterricht ausschließlich von Lehrern verwendet.

Medien werden überwiegend genutzt um Filme und Präsentationen zu zeigen (65 bzw. 61 Prozent), oder um im Unterricht Internetseiten aufzurufen (57 Prozent). Lediglich 27 Prozent der Lehrkräfte lassen Schüler eigenständig Fachinhalte bearbeiten, und nur 9 Prozent lassen die Schüler Medien wie Podcasts, Hörspiele oder Filme zu Unterrichtsinhalten erstellen.  

In welchem Maße neue Medien von den Lehrkräften im Unterricht eingesetzt werden hängt dabei unmittelbar mit der Einschätzung der eigenen Medienkompetenz zusammen.


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LehrerInnen und SchülerInnen in sozialen Netzwerken

Inhalte und Videos austauschen und verlinken, Projekte abstimmen, Verspätungen ankündigen oder letzte Fragen spät abends vor der Schularbeit oder Prüfung beantworten – die digitale Kommunikation via Facebook und andere soziale Medien ist für viele SchülerInnen nicht mehr wegzudenken. Selbst für private Sorgen, Prüfungsängste oder Mobbing, die in der Schule nicht zur Sprache gebracht werden, nutzen SchülerInnen die sozialen Medien. Viele Schulklassen haben in den sozialen Medien eine gemeinsame Arbeitsgruppe, in der auch die Lehrerin oder der Lehrer Mitglied ist. Jene SchülerInnen, die nicht registriert sind, bekommen die Informationen per SMS von den KollegInnen weitergeleitet. In Facebook-Gruppen werden etwa Termine mitgeteilt oder Informationen für die nächste Unterrichtsstunde. Auch immer mehr LehrerInnen kommunizieren so etwa über Facebook mit ihren SchülerInnen, wobei vor allem für viele junge LehrerInnen diese digitale Interaktion zum Alltag gehört, denn sie möchten die SchülerInnen dort abholen, wo sie zu Hause sind, Unterrichtsmaterialien verteilen und Informationen unkompliziert und schnell verbreiten. In vielen Situationen, auch als Teil des pädagogischen Konzepts, lassen sich soziale Netzwerke gut nutzen und erleichtern die Zusammenarbeit. Zwar liegen die Vorteile dieser Medien für die Kommunikation auf der Hand, doch stellt sich die Frage, wie LehrerInnen und SchülerInnen in sozialen Netzwerken einander begegnen sollen, denn Kontakte zu SchülerInnen in den sozialen Medien können auch zum Problemfeld werden. Kommuniziert eine Lehrerin oder ein Lehrer rein privat mit einer Schülerin oder einem Schüler über eine Internet-Plattform, ist das aus rechtlicher Sicht unbedenklich, doch kommt er dabei seiner Eigenschaft als Lehrerin oder Lehrer nach, unterliegt er den Schulordnungen bzw. Schulgesetzen, d. h., eine Datenverbreitung ist nur dann zulässig, wenn dies zur Aufgabenerfüllung erforderlich ist.

Bisher verfügen nur sehr wenige Schulen über eigene Richtlinien, Leitfäden oder Verhaltenskodizes zu den sozialen Netzwerken, doch sollte man sich mit der Schulleitung diesbezüglich abstimmen. Während in Deutschland in einigen Bundesländern Verbote ausgesprochen wurden, ist in Österreich der Umgang mit neuen Medien an Schulen durch einen Erlass des Unterrichtsministeriums zur Medienbildung geregelt. Dadie technischen Möglichkeiten der Vernetzung eine immer größere Rolle für die Schüler spielen und auch Teil ihrer realen Lebenswelt sind, sind die Lehrer angewiesen, die Schüler zu einer kritischen Reflexion der neuen Medien anzuregen. Handlungsanweisungen im Umgang mit sozialen Netzwerken wie Facebook sind in diesem Erlass allerdings nicht enthalten, sondern was den Umgang mit Facebook an Schulen betrifft, liegt das in der pädagogischen Autonomie der Schulen.

In jedem Fall sollte man als Lehrerin oder Lehrer Privatleben vom Beruf trennen und sich ein Lehrerprofil in den sozialen Netzwerken zulegen. Man sollte sich auch regelmäßig Gedanken darüber machen, welche Informationen und Bilder öffentlich einsehbar sind. Vor allem sollte man die Privatsphäre der SchülerInnen respektieren. Auch sollte man von sich aus keine Freundschaftsanfragen an SchülerInnen versenden, sondern diese Freundschaftsanfragen nur annehmen. Als Lehrerin oder Lehrer sollte man auch nur Mitteilungen und Medien veröffentlichen, die man ebenso gut am Schwarzen Brett aufhängen oder im Rahmen einer Schulstunde einsetzen würde. Man sollte auch den SchülerInnen vermitteln, dass die Freundschaft bzw. die Teilnahme an Facebook oder anderen Medien keine Pflicht ist.

Siehe auch Pädagogische Aspekte des Lernens mit dem Computer

Literatur & Quellen

Hillmayr, D., Reinhold, F., Ziernwald, L. & Reiss, K. (2017). Digitale Medien im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe. Einsatzmöglichkeiten, Umsetzung und Wirksamkeit. Münster: Waxmann.

http://www.telekom-stiftung.de/dtag/cms/contentblob/Telekom-Stiftung/de/2332758/blobBinary/Zusammenfassung+Allensbach-Studie.pdf

Neue Anforderungen an LehrerInnen



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