[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken,
ist einer von ihnen überflüssig.
Winston Churchill

Streiten ist wichtig und notwendig für eine Beziehung, doch sollte man sofort nach einem Streit verzeihen, nachdem das Wesentliche ausgeredet ist, denn jede unversöhnliche Stunde bedeutet seelischen Schmerz, der Energie raubt. Besonders am Beginn einer Beziehung kann Streiten sehr lustvoll sein, wenn man sich noch besser kennenlernen will und unterschiedliche Meinungen energisch aufeinanderstoßen. Konstruktiver Streit ist gut für eine Beziehung, denn er zeigt, dass beide noch eigenständig denken bzw. nur so entsteht jene Synergie, die sich aus unterschiedlichen Sichtweisen ergibt. Wenn ein Paar überhaupt nicht mehr streitet, kann das entweder bedeuten, dass sie auf vertrauten Pfaden wandeln, sich also schon sehr gut kennen und sich bereitwillig aufeinander einstellen. Das ist typisch für lang dauernde Beziehungen und auch sehr praktisch. Davon unterscheiden muss man aber jene Paare, die nicht mehr streiten, da sie resigniert haben, denn dann ist das Zusammenleben nur mehr langweilig. Dauerstreit zeigt genauso wie destruktives Streiten, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt, denn entweder gibt es ein die Beziehung belastendes Thema, das nie verziehen wurde, oder eine schlechte Streitkultur. Wenn es dem Paar auf Dauer nicht gelingt, nach einem Streit zu verzeihen, und Wunden nach einer seelischen Verletzung immer wieder aufbrechen, ist es sinnvoll und notwendig, professionelle Unterstützung zu suchen. Für Partnerkonflikte gilt Ähnliches wie für alle Familienstreitigkeiten, denn auch bei diesen geht es meist nicht nur um ein aktuellen Problem, da alle Beteiligte eine Vorgeschichte verbindet, sodass statt sachlicher Argumente oft Vorwürfe, Angriffe und Beleidigungen die Auseinandersetzung prägen. Natürlich ist es besonders in einer Nahebeziehung schwierig, sachlich zu bleiben, wenn es um Emotionen, Kränkungen und Enttäuschungen geht, doch diese Emotionen verschwinden nicht, wenn man wütend wird, beleidigt ist oder sich innerlich zurückzieht. Man sollte sich besser fregen, was die Gründe für die Wut sind, denn sich seiner selbst bewusst werden ist eine gute Voraussetzung für konflikthafte Gespräche. Vor allem sollte man prüfen, welche eigenen Motive man hat und ob man möglicherweise gar keine einvernehmliche Lösung sucht, sondern dem anderen nur eins auswischen will.

Übrigens: Untersuchungen zeigen, dass Menschen in einer Interaktion ungefähr drei positive Gefühle für jeden negativen Augenblick benötigen, denn sonst mauern sie im Falle eines Konfliktes und machen dicht. In einer Ehe oder ähnlichen Beziehung sollten es sogar fünf positive Momente sein, dass man also seinen Partner fünf Mal wertschätzt bevor man ihn einmal kritisiert.

Quellen:

"Liebe, Zoff und Zufriedenheit"
oder
Streiten in der Partnerschaft - einmal anders.
WWW: http://www.efb-berlin.de/
dokument.py?nr=32 (09-02-02) Simplify your life nach dem Seiwert E-Newsletter No 04,01/2010
http://www.nachrichten.at/
ratgeber/familie/art124,460789 (10-09-13)

Gutes Streiten in der Partnerschaft

Sie hat nichts und du desgleichen,
dennoch wollt ihr, wie ich sehe,
zu dem Bund der heil’gen Ehe
euch bereits die Hände reichen.

Kinder, seid ihr denn bei Sinnen?
Überlegt euch das Kapitel!
Ohne die dazu gehör’gen Mittel,
soll man keinen Krieg beginnen.

Wilhelm Busch: Kritik des Herzens

 

Wer lernen will, Probleme in der Partnerschaft so auszutragen, dass für beide Seiten eine akzeptable Lösung gefunden werden kann, muss sich richtig streiten können und darf das auch! Hier einige goldene Regeln der "Kunst des Streitens":

Probleme und Konflikte lieber sofort ansprechen

Heimlich die Fehler des Anderen aufrechnen oder um des lieben Friedens willen schweigen, führt nur dazu, dass die Wut aufgestaut wird und es später zum grossen Knall kommt. Folge: Uralt-Vorwürfe, die keinen weiterbringen. Darum Ärger gleich aussprechen.

Beim Thema bleiben

Den Anlass des Streits nicht aus den Augen verlieren. Für ihn wird eine Lösung gesucht. Also: nicht ablenken, keine "Nebenkriegsschauplätze" eröffnen, nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen und so weiter ... .

"Immer" ist verboten

Beziehungskiller wie "Immer willst du recht behalten" oder "Nie tust du was für mich" führen nur zu einer weiteren Eskalation. Statt Pauschalurteile lieber im Detail sagen, was einen im Moment stört. Vielleicht geht dem Anderen dann eher "ein Licht auf" und beide nutzen diese Chance.

Gefühle benennen statt Vorwürfe machen

Gibt man eigene Gefühle zu, fühlt sich der Andere nicht angegriffen. "Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du ...", ist besser als "Nie rufst Du rechtzeitig an!" Von sich selbst sprechen (Ich-Botschaften) ist besser als den Anderen anzuklagen.

Klar eigene Wünsche formulieren

Positive Formulierungen drücken besser aus, was man sich vom Partner wünscht. Statt "Du sollst mich nicht bevormunden" lieber "Ich will das selbst entscheiden".

Den anderen nicht verletzen

Will sagen: den Partner nicht abwerten, nicht lächerlich machen - "Weisst du, was du bist.........?!!!" usw.. Solche Schläge "unter die Gürtellinie" provozieren den Anderen unnötig. In Momenten grösster Wut verletzen wir Menschen, die wir lieben. Darum nie vergessen: es ist nicht der Partner als Ganzes, der uns ärgert, sondern nur ein einzelner Aspekt.

"STOP - Jetzt nicht" sagen ist erlaubt

Man darf den Streit verschieben, z.B. wenn man / beide so wütend sind, dass eine Klärung im Moment immer aussichtsloser wird. Bedingung: festen Termin absprechen, um die Sache gemeinsam zu klären.

Das richtige Verzeihen

Wichtige Voraussetzung für das Verzeihen ist die ehrliche Bitte des Verursachers um Entschuldigung, denn sonst ist das Verzeihen nur einseitig und nicht tragfähig, denn dann kommt immer die Frage: Warum hast du das gemacht? Viele Menschen können erst verzeihen, wenn sie verstehen, warum der andere etwas getan hat, wofür man aber Raum und Zeit braucht, in einer vorwurfsfreien Atmosphäre den Ursachen nachzugehen, was dann im Idealfall zu einem tieferen, gegenseitigen Verstehen führ und sich gegenseitig dabei unterstützt, nicht wieder in dieselben Fallen zu tappen. Dabei geht es ann um ein uneingeschränktes Verzeihen, das bedeutet, dass die Angegelenheit für immer abgeschlossen ist und die Beziehung dadurch nicht mehr belastet wird. Ein vierstufiges Vorgehen kann dabei hilfreich sein:

Hart aber fair - Streiten für Paare

Wenn Sie mit dem Menschen streiten, den Sie lieben, beherzigen Sie folgende Regeln:

Sechs-Punkte-Programm für Partnerkonflikte

Wenn man einen Konflikt in der Partnerschaft nicht lösen kann, dann hilft folgende Strategie: Vertagen Sie die Austragung des Konflikts um drei Tage. Halten Sie sich dabei drei Tage lang an folgendes 6-Punkte-Programm - übrigens: wenn der Partner mitmacht, umso besser, doch diese Strategie funktioniert auch, wenn man sie alleine konsequent umsetzt:

Quelle: Simplify your Life

Das Kommunikationstraining "Ein partnerschaftliches Lernprogramm (EPL)" für Paare

Nach Untersuchungen nimmt die Zufriedenheit von PartnerInnen mit ihrer Beziehung vor allem in den ersten zehn Jahren fast immer ab, wobei die Scheidungsrate in dieser Zeit fast vierzig Prozent erreicht und die Trennungsrate unverheirateter Paare noch höher liegt. Im Hinblick auf Partnerschaften wird davon ausgegangen, dass neben anderen Faktoren primär Kommunikations- und Problemlösedefizite der Partner auf Dauer zu einer Verschlechterung der Beziehungszufriedenheit führen. Assoziiert mit diesen Defiziten sind außerdem eingeschränkte Fähigkeiten des dyadischen Copings, d.h. des partnerschaftlichen Umgangs mit Stress. Man hofft, mit präventiven Interventionen für Paare durch eine prophylaktische Vermittlung dyadischer Kompetenzen die Partnerschaftszufriedenheit langfristig zu stärken, damit ein günstiges Verhältnis von positivem zu negativem Interaktionsverhalten entsteht und die Häufigkeit negativer Austauschprozesse in der Partnerschaft vermindert und das Ausmaß positiver Interaktion erhöht werden können (Job et al., 2014).

Literatur

Job, A.-K. , Engl, J. , Thurmaier, F. & Hahlweg, K. (2014). Das Kommunikationstraining "Ein partnerschaftliches Lernprogramm (EPL)" für Paare - Überblick über den Praxis- und Forschungsstand. Report Psychologie, 39.

Thurmaier, F. (1997). Ehevorbereitung - ein Partnerschaftliches Lernprogramm (EPL). Methodik, Inhalte und Effektivität eines präventiven Paarkommunikationstrainings. München: Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie.



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