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Cyber-Bullying - Cyber-Mobbing

Cyber-Bullying - Cyber-Mobbing nennt sich eine neue Art des Mobbings, bei der SchülerInnen peinliche Fotos oder Videos von Lehrern aber auch MitschülerInnen ins Internet stellen. Dabei werden unterschiedliche Internet- und Handydienste verwendet: wie z.B. im Internet durch E-Mail, Instant Messaging, in Chatrooms, in Diskussionsforen, in Sozialen Netzwerken, auf Foto- oder Videoplattformen, in Blogs und am Handy z.B. durch lästige Anrufe, SMS, Nachrichten auf der Mailbox, Handykamera etc. Beim Cyberbullying, sind Knaben eher die Opfer als Mädchen, und bei Befragungen gab jeder Fünfte an, schon einmal von Cyberbullying betroffen gewesen zu sein. Mädchen sind dabei aber verletzbarer und leiden mehr unter der relationalen Aggression als Knaben. Schüler in Schottland hatten einem Lehrer, der gerade etwas an die Tafel schrieb, von hinten die Hosen heruntergezogen und den fassungslosen Mann mit einem Handy gefilmt. Das Video ist dann mit genauer Angabe zur Schule bei YouTube aufgetaucht. In einem weiteren Fall musste eine Lehrerin monatelang psychisch betreut werden, nachdem Schüler ihr Gesicht in ein pornografisches Foto hineinmontiert und dieses dann ins Internet gestellt hatten. Andere Lehrer mussten auf Grund psychischer Probleme den Beruf wechseln. Daneben gibt es auf Internetseiten auch immer mehr verbale Beschimpfungen von Lehrern und massive Drohungen gegen sie.

Vor allem MitschülerInnen werden auf diese Art von anderen gequält, indem mit Handy-Kameras Videos auf Toiletten oder in Umkleideräumen gemacht und dann im Internet veröffentlicht werden. Nach Ansicht von amerikanischen PsychologInnen sind die psychischen Folgen von Cyber-Mobbing umso schwerer, je jünger die Opfer sind. Vor allem die neuen Möglichkeiten wie Facebook und "soziale" Medien erleichtern zwar die Kommunikation der Kinder und Jugendlichen, bieten aber auch eine Plattform für Beleidigungen und Verleumdungen. Cyber-Mobbing kann für die Opfer schlimmer sein als Mobbing im realen Leben, denn virtuell Gemobbte reagieren nach jüngsten Untersuchungen stärker gestresst und traumatisiert als im wirklichen Leben. Die Auswirkungen sind vor allem häufig deshalb verheerender, weil die Online-Kommunikation 24/7, also 24 Stunden, sieben Tage die Woche, abläuft, und weil das Opfer nicht wie bei normalem Mobbing wenigstens für gewisse Zeit an einen sicheren Ort fliehen kann. Die emotionale Reaktion der Opfer reicht von anhaltenden Stresssymptomen, Alpträumen, Angst, Ess- und Schlafstörungen bis hin zu Depressionen. Typisch für Cyber-Mobbing ist vor allem die Tatsache, dass die TäterInnen auch völlig anonym bleiben können, sodass das Gefühl der Hilflosigkeit unter den Opfern deutlich stärker ausgeprägt ist als bei anderen "normalen" Formen des Mobbing. Es gibt auch Hinweise darauf, dass anhaltendes Cyber-Mobbing besonders für Jugendliche langfristige Persönlichkeitsveränderungen nach sich ziehen kann, denn nach Untersuchungen brechen davon betroffene Jugendliche häufiger ihre Ausbildung oder sogar den Beruf ab, haben auch mehr Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl. Dabei muss man berücksichtigen, dass das Durchschnittsalter eines Jugendlichen bei der Erstanmeldung in einem sozialen Netzwerk wie Facebook nur 12,7 Jahre beträgt, d. h., Täter und Opfer sind also nicht nur 16- oder 17-Jährige und die Nutzung und Gefährdung beginnt schon sehr viel früher.

Zu den Besonderheiten von Cyber-Mobbing zählen:

"More than 80% of cyberbullies also bully their fellow pupils in real life. In most cases, it seems that cyberbullying indeed is another strategy in the repertoire of the typical bully. Even though the overlap is a little smaller on the victims´ side, the bottom line is: A large majority of the pupils that are involved in cyberbullying, be it in the function of bully or in the function of victim, play the same role in real life. The fact has immediate consequences for prevention and intervention. It means that we can basically use the same methods: If we successfully stop a person from bullying in real life, chances are good that he or she will also refrain from bullying in cyberspace" (Riebel, Jäger & Fische, 2009). In dieser Studie von Julia Riebel am Zentrum für empirische pädagogische Forschung an der Universität in Landau wurden knapp 1000 deutschen SchülerInnen befragt. Dabei ergab sich, dass 84 Prozent der SchülerInnen, die andere über Internet und Handy mobben, auch im "realen" Leben als TäterInnen fungieren. Nach Ansicht der Studienautorin scheint Cyberbullying daher nur eine von vielen Methoden im Repertoire von SchüleInnen zu sein, die andere mit Bedrohungen, Beleidigungen, Gerüchten oder durch Ausschluss aus der Gruppe regelmäßig quälen. Die neuen Medien werden jedoch auch eingesetzt, um sich auf sicherem Wege an anderen zu rächen, wobei über die Hälfte dieser "InternettäterInnen" selbst Opfer - im "realen" Leben sind. Betts, Spenser & Gardner (2017) untersuchten den Zusammenhang zwischen Cybermobbing und der Einstellung zu Schule und Lernen bei SchülerInnen im Alter von elf bis fünfzehn Jahren mittels Fragebögen. Darin wurde erhoben, inwiefern die SchülerInnen in den vergangenen drei Monaten Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht hatten, also ob sie bedrohliche, demütigende oder beleidigende Kommentare oder Nachrichten erhalten hatten oder ob kompromittierende Fotos oder Videos von ihnen in Umlauf gebracht worden waren. Auch wurde erfasst, inwiefern die SchülerInnen selbst Täter im Zusammenhang mit Cybermobbing waren. Es zeigte sich, dass Mädchen, die von Cybermobbing auf einem besonders hohen Niveau berichteten, sich unter den MitschülerInnen am wenigsten akzeptiert fühlten, wobei dies nicht nur für die Opfer galt, sondern auch für die Täterinnen bzw. für Mädchen, die beides erlebt hatten. Die geringere wahrgenommene Akzeptanz unter den Mitschülern war dabei auch ein guter Prädiktor für eine negativere Einstellung gegenüber Schule und Lernen. Bei männlichen Schülern fand sich dieser Zusammenhang jedoch nur, wenn sie selbst bereits Täter und Opfer von Cybermobbing gewesen waren. Da Cybermobbing mehrheitlich außerhalb der Schulzeit stattfindet, hat es auch einen negativen Einfluss auf die Einstellung zur Schule und auch auf die Lernleistung.

Da sich das Internet als ideales Medium zum Mobben entdeckt eignet, dauert der Stress für die so Gemobbten 24 Stunden an, 7 Tage in der Woche. Verunstaltete Fotos, abfällige Bemerkungen, verzerrte Berichte aus dem Alltag, von jedem jederzeit zu lesen. Mit dem Safer Internet Day am 10. Februar hat die EU-Kommission dem Cyber-Mobbing den Kampf angesagt. Sie will gemeinsam mit den wichtigsten Anbietern sozialer Online-Netzwerke Kinder und Jugendliche im Internet stärker schützen. Vorgesehen ist, dass unter Dreizehnjährige von sozialen Netzwerken im Internet ausgeschlossen werden, die Profile von Teenagern nicht mehr über Suchmaschinen auffindbar sein und dass Alarmbuttons installiert werden sollen, mit dem schnell und unkompliziert Missbrauch gemeldet werden kann.

Tipps für Kinder und Jugendliche

Quellen & Literatur

Betts, L.R., Spenser, K.A. & Gardner, S.E. (2017). Adolescents’ Involvement in Cyber Bullying and Perceptions of School: The Importance of Perceived Peer Acceptance for Female Adolescents. Sex Roles, 76, 1–11.

OÖnachrichten vom 13.04.2007

Riebel, Julia (2008). Spotten, Schimpfen, Schlagen ... Gewalt unter Schülern - Bullying und Cyberbullying. Landau: Verlag Empirische Pädagogik.

Riebel, Julia, Jäger, Reinhold S. & Fischer, Uwe C. (2009). Cyberbullying in Germany - an exploration of prevalence, overlapping with real life bullying and coping strategies. Psychology Science Quarterly (formerly Psychologische Beiträge), 51, 298-314.

Wie können sich Kinder gegen Cyber-Mobbing wehren?
WWW: http://www.saferinternet.at/themen/cyber-mobbing/ (09-02-02)

Links

Bullying.
WWW: https://www.stangl.eu/psychologie/praesentation/schikane.shtml (06-07-07)



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