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Keine Macht den Drogen - No DrugsJugendsüchte

In der Zeit der Adoleszenz sind Jugendliche mit vielen verschiedenen Fragen bezüglich ihrer Entwicklung konfrontiert. Sie stehen Problemen gegenüber, wie zum Beispiel dem Aufbau einer persönlichen, sexuellen, beruflichen Identität, den Aufbau neuer sozialer Kontakte, dem Schaffen eines neuen Weltbildes und der Angst, Erwartungen von Eltern und Peergruppen nicht zu erfüllen. Oft greifen Jugendliche in dieser Zeit zu Drogen, um Konflikte und Probleme zu verdrängen. Berücksichtigt werden muss auch, dass andere Auslöser wie Überforderung, Belastung, Langeweile, Neugier, etc. für die Entstehung einer Drogensucht verantwortlich sein können. Bevor nun den Gründen für die Entstehung einer Sucht bei Jugendlichen auf den Grund gegangen wird und verschiedene Fakten betrachtet werden, soll klar definiert werden, welche Unterscheidungen es bezüglich Art und Menge einer Substanz in Verbindung mit Süchten gibt. „Der Konsum legaler und illegaler psychoaktiver Substanzen gehört schon immer zur Umbruchphase des Lebens zwischen Kindheit und Jugend“ (Fakre, Graß & Hurrelmann, 2002, S. 143). Das am häufigsten diskutierte Problemverhalten bei Jugendlichen ist der einfache aber auch der übermäßige Konsum von psychoaktiven Substanzen. Zu diesen psychoaktiven Substanzen zählen neben Alkohol und Tabak – also den legalen Substanzen – auch illegale Drogen, die im Betäubungsmittelgesetz in seiner letzten Änderung der Anhänge von 2001 aufgeführt sind (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 143). Zu den meist konsumierten psychoaktiven Stoffen im Jugendalter zählen Alkohol, Tabakprodukte und Cannabis. In diesem Zusammenhang wird problembehafteter Konsum unterschiedlich definiert. Der einmalige Probierkonsum von Cannabis bei Jugendlichen fällt rechtlich schon unter problematisch, der Alkoholkonsum wird aber erst bei anhaltenden exzessiven Konsum in diese Kategorie eingestuft (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 143). Da der Konsum von Cannabis sehr unterschiedlich eingestuft werden kann, zum Beispiel nach der Konsumintensität oder nach der Verbundenheit mit dem Konsum, setzt sich der problematische Konsum von Tabak, Alkohol und Cannabis mit Substanzmissbrauch bzw. Substanzabhängigkeit gleich (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 144).

Eine Sucht ist als letztlich Krankheit zu betrachten, für deren Heilung eine Behandlung notwendig ist (vgl. Stangl 2007a). Sie ist somit klar abzugrenzen vom reinen Konsum mancher Substanzen. Selbst der Missbrauch von Substanzen stellt noch keine Sucht dar. Missbrauch bedeutet, dass Substanzen so konsumiert werden, dass dies auf das psychische, soziale und körperliche Funktionieren, als auch auf die persönliche Entwicklung negativen Einfluss hat. Ein Beispiel wäre hier Konzentrationsmangel aufgrund Alkoholmissbrauchs (vgl. Habermas 2002, S. 847).

Laut WHO spricht man von Abhängigkeit, wenn Missbehagen und Beschwerden auftreten beim Entzug von Substanzen, die zuvor längere Zeit eingenommen wurden. Ein erneutes Einnehmen der Substanzen würde die negativen Auswirkungen des Entzugs wieder aufheben. Das Ziel des Abhängigen ist es sich in einen anderen Bewusstseinszustand zu versetzen und er möchte den Konsum der bewusstseinsverändernden Substanzen um jeden Preis fortsetzen bzw. meist deren Dosis erhöhen. Doch selbst bei Abhängigkeit kann nicht automatisch von Sucht gesprochen werden. Abhängig sind Menschen auch von Luft, Nahrung, Liebe und vielem mehr. Drogenabhängige können ein halbwegs normales Leben führen, Drogensüchtigen ist dies jedoch nicht mehr möglich. Vom Süchtigen spricht man dann, wenn dieser Substanzen in der Form einnimmt, dass die körperliche Gesundheit beeinträchtigt wird, und vor allem auf Grund der Sucht soziale Beziehungen, die persönliche Identität und persönliche Lebensplanung völlig aufgeben werden. Sucht ist ein schleichender Prozess, der bis zum Tod führen kann (vgl. Stangl 2007a).

Bei den verschiedenen Suchtarten wird zwischen substanzungebundenen und substanzgebundenen Suchtformen unterschieden. Substanzungebundene Süchte kennzeichnen sich durch einen Zwang, in eine bestimmte Situation zu kommen, beziehungsweise eine Tätigkeit auszuüben (z.B. Spielsucht, Esssucht, Mediensucht, etc). Substanzgebundene Suchtarten sind an bestimmte Suchtmittel (z.B. Alkohol, Nikotin, Cannabis, etc.) sowie auch den daraus resultierenden Erlebnissen (Beruhigung, Betäubung, Rausch, etc.) gebunden. Diese substanzgebundene Drogen werden wiederrum unterteilt in legale und illegale Drogen. Die Legalität bzw. Illegalität von Suchtmittel wird durch den Kulturkreis, in welchem sie konsumiert werden, unterschieden, reiht sie aber nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, nach dem potentiellen Suchtpotential oder den Folgewirkungen dieser Stoffe (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1997, S. 11 f).

Epidemiologie des Substanzkonsums

Ziel der epidemiologisch angelegten, repräsentativen Umfragen zum Konsum von bzw. zu den Einstellungen zu verschiedenen legalen und illegalen Substanzen, die seit den 1970-Jahren in Deutschland durchgeführt werden, ist: ein jeweils aktuelles Bild der Verbreitung legalen und illegalen Substanzmittelkonsums in der Gesellschaft insgesamt und in ihren Teilgruppen zu bekommen, sowie aktuelle Entwicklungstrends und Einflussfaktoren zu analysieren. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Drogenaffinitätsstudie, die seit 1973 in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird und die „Early Developmental Stages of Psychopathology Study“, die Mitte der 1990er-Jahre im Großraum München durchgeführt wurde. Zielgruppe waren die zum ersten Messzeitpunkt 14- bis 24-Jährigen, die im Laufe von drei Jahren insgesamt dreimal hinsichtlich ihres Drogenkonsumverhaltens sowie psychopathologischer Symptomatik befragt wurden (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 144).

Definition durch die Menge des Konsums

Beim Gebrauch psychoaktiver Substanzen unterscheidet man drei verschiedene Arten: Konsum, Missbrauch und Abhängigkeit. Der Konsum von bestimmten Substanzen ist gesellschaftlich akzeptiert und zum Teil weit verbreitet, wie es zum Beispiel beim Tabak- oder Alkoholkonsum der Fall ist. Bei anderen Substanzen ist der Gebrauch meist verpönt oder sogar illegal (vgl. Habermas, 2002, S. 847).

Missbrauch liegt vor, wenn der Konsum einer Substanz negative Auswirkungen auf körperliche Funktionen oder einer persönlichen Entwicklung hat. Diese Auswirkungen können sich in psychischen, sozialen oder körperlichen Funktionen bzw. Entwicklungsstufen zeigen (vgl. Habermas, 2002, S. 847).

Wenn ein Stadium erreicht wurde, dass den Konsum an erster Stelle stellt und andere bedeutende Lebensbereiche verdrängt, spricht man von Abhängigkeit. Diese ist meist auch dadurch gekennzeichnet, dass eine Steigerung der konsumierten Menge notwendig wird, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Wird die geforderte Dosis dem Körper nicht mehr zugeführt, kommt es zu Entzugserscheinungen (vgl. Habermas, 2002, S. 847f).

Feststellung von Substanzmissbrauch und –abhängigkeit

Um Substanzmissbrauch und -abhängigkeit zu diagnostizieren und zu klassifizieren, können das DSM-IV-TR (Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen – Textrevision) sowie das ICD-10-Modell (International Classification of Diseases) eingesetzt werden. Beide Klassifikationssysteme bestehen aus einer Sammlung von unterschiedlichen Abhängigkeitskriterien, wobei für eine Diagnoseerstellung eine gewisse Anzahl aufgetreten sein müssen. Weiters unterteilt das DSM-IV-TR ebenfalls in eine „Abhängigkeit von psychotropen Substanzen“ und einem „Missbrauch von psychotroper Substanzen“ (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 151).

DSM-IV-TR-Kriterien für Abhängigkeit

1. Toleranzentwicklung: Es entsteht die Notwendigkeit der Steigerung der Dosis der Substanz um dieselbe Wirkung zu erzielen bzw. führt die Einnahme der selben Menge nicht mehr zu den erwünschten Effekten.

2. Entzugssymptome: Das Absetzen oder eine Verringerung der Einnahme der Substanz führt zu physischen und/oder psychischen Entzugserscheinungen bzw. muss die Substanz zur Milderung der Entzugssymptome in der selben Dosis eingenommen werden.

3. Die Einnahme der Substanz erfolgt in größerer Dosis sowie länger als geplant.

4. Es besteht der Wunsch bzw. sind bereits Versuche gescheitert, die Einnahme der Substanz einzuschränken oder zu kontrollieren.

5. Es wird viel Zeit aufgewendet, die Substanzen zu besorgen, zu konsumieren oder sich von Auswirkungen zu regenerieren.

6. Die soziale und berufliche Leistungsfähigkeit wird aufgrund Substanzgebrauchs vermindert oder sogar stark eingeschränkt.

7. Trotz des Wissens über die physischen und psychischen Problematiken, welche aufgrund des Substanzgebrauchs bereits entstanden sind, wird der Substanzmissbrauch fortgesetzt (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 152).

Theorien der Entstehung von Sucht und Abhängigkeit

So viele verschiedene Fachrichtungen es im Feld der Wissenschaft gibt, so viele verschiedene Theorien gibt es auch zu der Frage, wie eine Drogensucht entsteht. Wenn gleich die vielen Fachrichtungen verschiedene Zugangswege erkundet haben, sind sie sich doch einig, dass es eine „Theorie der Drogenabhängigkeit“ nicht geben kann. Es wird vermutet, dass verschiedene Aspekte zusammen eine Drogenabhängigkeit bzw. Sucht entstehen lassen (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 155).
Auch Treter (1998, S. 141 f) vertritt die Meinung, dass es keine adäquate Theorie zur Suchtentwicklung zu geben scheint. Er erklärt die Ursachen der Sucht deshalb anhand eines Drei-Faktoren-Modell, welches eine Wechselwirkung zwischen Person, Droge und Umwelt beschreibt. So spielen für die Entstehung der Sucht vor allem Persönlichkeitsmerkmale und genetische Bedingungen (Person), Legalität und Drogenangebot (Droge) sowie Normen (Umwelt) eine Rolle. Psychologische Theorien der Entstehung von Drogensüchten lassen sich unterteilen in psychoanalytische Theorien, Lerntheorien und neurobiologische Theorien:

Psychoanalytische Theorien

Die Entstehung einer Sucht wird in einer Störung der Persönlichkeitsentwicklung gesehen. Die Beziehung im Kindesalter zu den Eltern, besonders zur Mutter, kann bei unzureichender Liebe und Wärme für das Kind zu einer lebenslangen Frustration führen. Es wird von Seiten des Kindes bzw. späteren Erwachsenen versucht, diesen Mangel in der Kindheit mit einer Selbstbestrafung zu beseitigen (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1997, S. 23f).

Lerntheorien

Bei Lerntheorien wird die Entwicklung von Personen gleichgesetzt mit deren Lebenserfahrungen. Diese können durch eine klassische und instrumentelle Konditionierung (z.B. positive und negative Verstärkung, Löschung, Diskrimination bzw. Reiz-Reaktions-Verbindungen) sowie dem sozialen Lernen, wie es bei einer Rollenübernahme oder Identifikation mit Vorbildern vorkommen kann, entstehen. Lerntheorien können verbunden sein mit dem Verhalten bestimmter Personen, welches die Betroffenen versuchen nachzuahmen. Aber auch mit Gefühlen, welche mit Personen oder Situationen in Verbindung gebracht werden und wiederhergestellt werden sollen, können diese entstehen (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1997, S. 26 ff).

Neurobiologische Theorien

Der Neurobiologische Ansatz geht davon aus, dass beim Konsum von Drogen eine Veränderung in den Nervenbahnen stattfindet, welche eine körperliche Toleranz für die Suchtstoffe entstehen lässt. Dies führt dazu, dass die Wirkung bei gleichbleibender Menge verringert wird und vom Konsumenten dadurch eine größere Menge an Suchtmitteln verlangt wird (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 156).

Gemein haben diese Ansätze der psychologischen Theorien, dass sich in den letzten Jahren herausgestellt hat, dass eine Abhängigkeit umso wahrscheinlicher ist, je mehr die persönlichen Merkmale mit den sozialen Umweltfaktoren auseinanderdriften. Es wird davon ausgegangen, dass verschiedene Bedingungen das Risiko einer Drogensucht erhöhen oder verringern (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 155).

Einflussfaktoren der Suchtentstehung

Sozial-interpersonale Einflussfaktoren, welche ausgelöst werden durch „das Verhalten und die Eigenschaften der Personen im unmittelbaren sozialen Umfeld der Jugendlichen“. Beispiele hierfür wären die Vorbildfunktion und deren Einstellung gegenüber Drogen von Erwachsenen auf Jugendliche.

Kulturelle Merkmale, mit welchen Jugendliche regelmäßig in Kontakt kommen, sowie deren persönliche Einstellung. Dazu zählen unter anderem Medienpräsenz von Suchtmitteln, deren Verfügbarkeit, aber auch die Leistungsbereitschaft und persönliche Einstellungen von Jugendlichen, etc..

Interpersonale Einflussfaktoren, wie biologische Merkmale (genetische Veranlagung), Eigenschaften der Persönlichkeit sowie Fähigkeiten von Jugendlichen, z.B.: Leistungsfähigkeit (vgl. Petraitis et. al. zit. nach Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 155).

Substanzenabhängige Süchte

„Als Drogen bezeichnet man jene psychotrope Substanzen bzw. Stoffe, die durch ihre chemische Zusammensetzung auf das Gehirn bzw. das Zentralnervensystem einwirken und dadurch auf das Denken, Fühlen, die Wahrnehmung und das Verhalten direkt Einfluss nehmen“ (Stangl 2007b). Es gibt viele legale Drogen, zu denen Jugendliche sehr leichten Zugang haben, wie zum Beispiel Alkohol. Diese können ohne große Hürden konsumiert werden (vgl. Stangl 2007d). Doch auch der Konsum von illegalen Drogen ist am Steigen. Cannabis steht hier an erster Stelle (vgl. Stangl 2007c).

1)      Legale Drogen

Zu den meist verbreiteten legalen und auch gesellschaftlich akzeptierten Drogen zählen wohl Alkohol, Nikotin und Koffein. Die Einnahme jeder dieser drei Substanzen kann sowohl zur psychischen als auch zur physischen Abhängigkeit führen (vgl. Stangl 2007b).

Alkohol

Alkohol ist ein Zellgift und wirkt einerseits auf das Nervensystem und andererseits auf Organe. Körperliche Symptome von übermäßigem Alkoholgenuss können sein Bewegungsstörungen, Potenzprobleme, Dauerzittern, Verlust von Gedächtnisleistung, Sprachstörungen, Temperaturregelungsstörungen und auch Krampfanfälle. Als Organ sind die Leber betroffen, der Magen-Darm-Trakt und auch das Herz-Kreislauf-System. Das Nervensystem von Kindern ist noch empfindlicher als das von Erwachsenen. Die Wirkung von Alkohol ist dadurch bei geringeren Mengen schon wesentlich gefährlicher als bei Erwachsenen (vgl. Stangl 2007d, Stangl 2007e). Der Genuss von Alkohol wird in nahezu allen gesellschaftlichen Schichten und Lebenssituationen, weitgehend unabhängig vom Alter, konsumiert. In der Einstiegsphase wird Alkohol als Erleichterung von Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen empfunden. In der Steigerungsform, der kritischen Phase, findet nach dem Konsum von kleinen Mengen an Alkohol ein Kontrollverlust statt und es können auffällige Verhaltensänderungen wahrgenommen werden. Diese Phase ist meist auch verbunden mit einer Beeinträchtigung von sozialen Kontakten (z.B. Familienleben, Freundeskontakt, Arbeitsstelle). Bei täglichem und intensivem Konsum entwickelt sich ein Alkoholmissbrauch, welcher mit körperlicher und psychischer Abhängigkeit verbunden ist. Dies wird auch als chronische Phase bezeichnet. Es stehen bei dieser Form des Konsums nicht mehr die Geselligkeit oder der Genuss im Vordergrund, sondern alleine die Alkoholwirkung und ist meist mit einem unkontrollierten Trinken sowie der völligen sozialen Isolierungen und seelischen Beeinträchtigungen verbunden (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1997, S. 174 ff). In Deutschland wird die Lebenszeitprävelenz, das heißt das mindestens einmalige Konsumieren im Verlaufe des Lebens, für die Altersgruppe der 12- bis 25-Jährigen bei Alkohol viel höher eingeschätzt als der Konsum von Drogen oder Tabak. Dadurch zeigt sich auch die stärkere Verankerung des Alkohols in der Gesellschaft. Jüngste Drogenaffinitätsstudien zeigen, dass der Konsum von Alkohol bei Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren am weitesten verbreitet ist (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 144). Das Durchschnittsalter für den Erstkonsum liegt bei 14,4 Jahren, für den ersten Alkoholrausch bei 15,5 Jahren. 34 % der Jugendlichen trinken regelmäßig, in diesem Fall mindestens einmal in der Woche Alkohol. Der Anteil der Jugendlichen, die regelmäßig Bier, Wein oder Spirituosen trinken, sinkt seit den 1970er- Jahren stetig. Der Konsum von Mixgetränken, besonders jener der Alkopops, nahm seit 2001 zu. Das Inkrafttreten des AlkopopStG im Jahr 2004 in Deutschland bewirkte einen Rückgang des Konsums von alkoholischen Mixgetränken im Jahr 2005. Die Ergebnisse einer erneuten Studie zeigten einen signifikanten Rückgang des Konsums von Alkopops unter den 12- bis 17-Jährigen und eine rückläufige Entwicklung des regelmäßigen Alkoholkonsums insgesamt. Von 20 % im Jahr 2004 auf 18 % im Jahr 2005. Das Rauschtrinken stellt ein weiteres großes Problem im Konsumverhalten der Jugendlichen dar. 39 % der 12- bis 25-Jährigen hatten in den letzten zwölf Monaten mindestens einen Alkoholrausch und 61 % von ihnen mindestens einmal in ihrem Leben (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 145).

Nikotin

Nikotin ist eines der stärksten Pflanzengifte und wirkt auf das vegetative Nervensystem. Es zeigt eine erregende und lähmende Wirkung. Nikotin ist in Zigaretten enthalten. Rauchen ist eines der entscheidenden Symbole des Erwachsensein. Da die körperliche Entwicklung und damit der Wunsch des Erwachsenseins immer früher eintritt, sinkt auch das Alter des erstmaligen Konsums von Nikotin (vgl. Stangl 2007f). Rauchen wird meist als beruhigend oder auch angenehm empfunden und ist oft an tägliche Routinehandlungen gekoppelt. Dies führt zu einer psychischen Abhängigkeit, bei welchem nicht die Nikotinabhängigkeit, sondern damit Verbundene soziale Kontakte im Vordergrund stehen. Schädliche Wirkungen des Tabakkonsums können sich in Leistungsabfällen aufgrund des Sauerstoffmangels, aber auch in Raucherhusten, Bronchitis bis hin zum Krebs zeigen (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1997, S. 170 ff). Zwei Drittel der 12- bis 25-jährigen Jugendlichen haben in ihrem Leben bereits Tabakprodukte probiert. 35 % beträgt derzeit der als Raucher zu bezeichnende Anteil der Jugendlichen. 22 % gaben an, täglich zu rauchen. Bei den Jugendlichen, die mindestens 20 Zigaretten pro Tag rauchen, konnte ein Rückgang vermerkt werden. Erfreulicherweise konnte auch ein Rückgang bei den 12- bis 17-jährigen Rauchern auf 20 % im Jahr 2005 vermerkt werden. Das Alter, in dem zu Rauchen begonnen wird, liegt durchschnittlich bei 13,6 Jahren, jedoch dauert es ca. 2 Jahre bis ein tägliches Konsummuster ausgebildet wird (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 145).

Koffein

Findet man in Getränken wie Kaffee, Tee, Cola und Energy-Drinks, die auch von Jugendlichen konsumiert werden. Koffein wirkt anregend und erhöht den Blutdruck (vgl. Stangl 2007b). Es zeigte sichin amerikanischen Studien, dass vor allem Jugendliche, die viele Energy-Drinks konsumieren, auch häufiger zu anderen Suchtmitteln wie Zigaretten, Alkohol und Drogen greifen. Die unterschiedlichen Lebensweisen von Jugendlichen könnte dafür verantworlich sein, denn Jugendliche leben insgesamt weniger gesund, kümmern sich auch allgemein wenig um ihre Gesundheit und greifen dadurch eher zu legalen und illegalen Drogen. Etwa ein Drittel der Befragten konsumieren Energy-Drinks, wobei männliche Jugendliche häufiger Energy-Drinks trinken als Mädchen. Gleiches gilt übrigens für Jugendliche aus zerrütteten Familien oder aus Familien mit bildungsfernem Hintergrund. Auch wenn in dieser Studie kein kausaler Zusammenhang festgestellt werden konnte, gilt dennoch, dass risikobereite Jugendliche offensichtlich schneller bereit sind, auch illegale Drogen zu nehmen.

Neben den gesellschaftlich akzeptierten Substanzen Kaffee, Tee, Cola und Energy-Drinks, gibt es noch weitere Drogen, die für Jugendliche relativ leicht zu beschaffen sind, da sie legal sind.

Natural Drugs

werden manchmal auch smart drugs genannt. Sie stellen psychoaktive Substanzen dar, die in der Natur zu finden sind. Dass sie legal erhältlich sind, bedeutet jedoch nicht, dass sie weniger gefährlich sind als illegale, künstliche Drogen. Es zählen hierzu unter anderem verschieden Pflanzen, Pilze, Kakteen (vgl. Stangl 2007g).

Psychopharmaka

Auch verschieden Medikamente können Abhängigkeit bzw. Sucht erzeugen. Hauptsächlich handelt es dich um Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Aufputschmittel und Schmerztabletten, die missbräuchlich verwendet werden. Bei regelmäßiger Einnahme entsteht eine körperliche Abhängigkeit (vgl. Stangl 2007h).

Schnüffelstoffe

Dämpfe von organischen Lösungsmittel können im Gehirn Rauschzustände auslösen. Solche Lösungsmittel sind zum Beispiel in Klebstoffen und Lacken enthalten, die überall erhältlich sind. Wie auch bei anderen Drogen sind speziell Kinder und Jugendliche aus sozial schwächerem Umfeld betroffen. Bei Schnüfflern spielt auch oft die Neugier eine große Rolle. Es entsteht jedoch keine physische Abhängigkeit bei Schnüfflern. Große Gefahr stellt eine schwere Dosierbarkeit und eine damit verbundene Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff dar (vgl. Stangl 2007b).

2)      Illegale Drogen

Der Konsum illegaler Drogen konzentriert sich auf das späte Jugendalter (vgl. Habermas 2002, S. 850). Im Folgenden werden wir auf einige weit verbreitet illegale Drogen näher eingehen.

Cannabis

Aus der Cannabispflanze kann einerseits Marihuana gewonnen werden. Stellt ein Gemisch aus getrockneten Blättern und Blüten dar. Haschisch wird aus dem Harz der Pflanze gewonnen und weist eine wesentliche stärkere Wirkung auf. Bei Einnahme wird die Wahrnehmung verändert und eine aktuelle Stimmungslage verstärkt. Entfernungen, Tiefen und andere räumliche Eigenschaften können nicht mehr eingeschätzt werden. Das Denken funktioniert langsamer und auch das Sprechvermögen kann auch eingeschränkt sein. Auch körperliche Schädigungen treten bei regelmäßigem Konsum auf. Entzündungen der Atemwege, Bindehautentzündungen, erhöhter Puls können die Folge sein. Auch das Krebsrisiko in der Lunge steigt. Eine körperliche Abhängigkeit konnte jedoch bei Einnahme von Cannabis nicht festgestellt werden. Es entsteht lediglich eine psychische Abhängigkeit. Problematisch ist der Cannabiskonsum in der Pubertät, da eine verzögerte Entwicklung aufgrund des Konsums möglich ist. In dieser Zeit ist das Gehirn der Jugendlichen besonders empfänglich für verschiedene Stoffe. Hierunter fällt nicht nur Cannabis, sondern auch Alkohol und Nikotin. Eine Schädigung ist somit noch leichter möglich. Es wird auch festgestellt, dass Jugendliche die Cannabis einnehmen oft die Schule frühzeitig abbrechen (vgl. Stangl 2007i). Cannabis hat sich mittlerweile zu einer Volksdroge entwickelt. Auf die Lebenszeit bezogen, weist die Drogenaffinitätsstudie 32 % aller 12- bis 25-Jährigen als drogen- und damit überwiegend cannabiserfahren aus. In Großstädten liegt der Anteil Cannabiserfahrener zum Teil noch höher (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 145). Die subjektiven Wirkungen von illegalen Drogen sind unterschiedlich. Gemein haben sie allerdings, dass kurzzeitig rauschartige Zustände, positive Stimmung, allgemeines Wohlbefinden und eine Verminderung der Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit eintreten. Bei höheren Konsummengen stellt sich häufig eine dämpfende Wirkung auf den Gemütszustand ein sowie es auch zu Sinnestäuschung kommen kann, durch welche Fehlhandlungen der betroffenen Personen durchgeführt werden. Langzeitfolgen können sich in lebensbedrohenden Krankheiten, z.B. Krebs, zeigen (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1997, S. 182 f). Der aktuelle Konsum illegaler Drogen liegt seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1973, von kleineren Schwankungen abgesehen, relativ stabil bei 5 % der befragten Jugendlichen. Der vorübergehende Anstieg Mitte der 1990er-Jahre wird mit der damals ausgeprägten Partykultur, zu der auch der Konsum von neueren Substanzen gehörte, in Verbindung gebracht (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 146). Das Alter des Erstkonsums von Cannabis ist in den letzten Jahren moderat gesunken. Einen aktuellen Cannabiskonsum weisen 5 % der Jugendlichen auf (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 146). Generell jedoch kann man sagen, dass der Konsum von Cannabis bei Jugendlichen ein vorübergehendes Phänomen darstellt. 84 % von denjenigen Jugendlichen, die Cannabis konsumiert haben, haben bereits wieder aufgehört. Der aktuelle Cannabiskonsum nimmt nach dem 23. Lebensjahr wieder ab (vgl. Soellner & Hapkemeyer, 2008, S. 146).

Opiate

Aus dem Pflanzensaft der Kapseln des Schlafmohnes werden Wirkstoffe (Morphium, Heroin, Opium, etc.) gewonnen. Dieser Saft wird getrocknet, es entsteht dabei eine hartgummiartige schwarze Masse, deren Hauptinhaltsstoff das Morphin ist. Durch chemische Prozesse wird dieser Stoff weiterverarbeitet. Durch schnupfen, spritzen, schlucken oder rauchen kann man diese Opiate zu sich nehmen. Schon kurz nach der Einnahme kommt es zu einem starken Glücksgefühl, Schmerzfreiheit, Wachträumen und emotionaler Distanz. Schon nach zwei Wochen kann es zu einer körperlichen Abhängigkeit kommen und somit muss bei regelmäßiger Abhängigkeit sehr schnell die Dosis erhöht werden. Jedoch haben Opiate auch Nebenwirkungen. Sie wirken zwar nach der Einnahme auf den Menschen schmerzstillend aber weiters dämpfen sie das Atemzentrum, das Hustenzentrum und das Brechzentrum. Es führt auch zu Verkrampfungen der Muskeln im Magen-Darm-Trakt, Blutdruckregelungsstörungen, Harnverhaltung und die Schweiß- und Tränendrüsensekretion wird eingeschränkt (vgl. Stangl 2007n).

Opium

Es ist eine schmerzdämpfende, euphorisierende, halluzinogene, krampflösende und hustendämpfende Substanz und wird auch vom Schlafmohn gewonnen (vgl. Stangl 2007n).

Heroin

Dieses Opiat, welches auch vom Schlafmohn gewonnen wird und anschließend zu Heroin veredelt wird, ist das am weitesten verbreitete Opiumderivat in der Drogenszene. Um die größte Wirksamkeit zu erzielen, wird es bevorzugt über die Vene injiziert, obwohl es auch geraucht, geschluckt oder geschnupft werden kann. Es ist ein sehr wirksames körperliches und seelisches Schmerzmittel, welches bereits kurz nach der Einnahme alle negativen Empfindungen wie Schmerz, Leeregefühl, Sorgen, Unwillen oder Angst verschwinden lässt. Man verspürt ein Hoch- und Glücksgefühl (Flash). Die Wirkung lässt aber schon nach kurzer Zeit nach und somit ist nur noch das körperliche Verlangen vorhanden, welches der Auslöser für die Sucht ist. Weiters kann man schon nach kurzer Zeit psychisch und physisch abhängig werden, da Entzugserscheinungen auftreten, wenn es zu keiner regelmäßigen Einnahme kommt. Durch die Einnahme dieser Droge kann es auch zu Bewusstlosigkeit, Atemlähmung, Herzlähmung, Leberschäden, Magen- und Darmstörungen, Gehirnschäden und Infektionen (Aids, Hepatitis,…) kommen. Der Körper verfällt aufgrund dieser Droge nach und nach (vgl. Stangl 2007o).

Halluzinogene (LSD, Mescalin, Psilocybin)

Diese Stoffe können natürlich oder chemisch hergestellt werden und verändern einige Zeit die Bewusstseinslage und die Sinnesempfindung (vgl. Stangl 2007p).

LSD wird aus dem Mutterkornpilz gewonnen und ist bereits bei geringer Dosierung sehr wirksam. Diese Droge kann oral aber auch intravenös eingenommen werden und führt zu Halluzinationen. Es wird häufig in Verbindung mit Ectasy eingenommen da es die Vorstellungskraft steigert. Durch die Einnahme empfindet man helles Licht sehr störend, weiters kann ein Brechreiz auftreten und es kann auch zu Störungen des Herz-Kreislaufsystems kommen. Es können auch Denkstörungen, Wahnvorstellungen, Stimmungsschwankungen und Angstanfälle auftreten (vgl. Stangl 2007p).

Designerdrogen

Dies sind Substanzen welche chemisch hergestellt werden und auch ähnliche Eigenschaften wie natürliche oder halbsynthetische Drogen aufweisen. Hierbei kann man zwischen Morphintyp (opiatähnlich), Amphetamintyp (aufputschmittelähnlich) und Halluzinogentyp (Sinneswahrnehmungsveränderung) unterscheiden.
Diese Drogen erhält man flüssig oder in Form von Kapseln oder Tabletten. Hier genügt bereits eine geringe Dosierung um die gewünschte Wirkung zu erhalten. Sie wirken auf den Menschen antriebssteigernd und gedankenbeschleunigend und sie erzeugen Halluzinationen. Nebenwirkungen sind hier eine schnellere psychische Abhängigkeit, chronische Schäden, Schlaf- und Appetitlosigkeit, innere Unruhe und Illusionen (vgl. Stangl 2007q).

Amphetamin (Speed)

Dies ist eine rein chemisch hergestellte Droge in Pulver- oder Tablettenform. Nach der Einnahme wird das Denken beschleunigt, das Schlafbedürfnis unterdrückt, Ideenvielfalt gesteigert, Redegeschwindigkeit erhöht, die Stimmungslage wird angehoben, soziale Kontaktfähigkeit wird gesteigert und der Herzschlag wird beschleunigt. Jedoch können auch Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen hervorgerufen werden da sie auch stark anregend und blutdrucksteigernd wirken. Durch den chronischen Missbrauch, kann es zur Abhängigkeit führen, weiters können Schlafstörungen, Paranoia und Schizophrenie aufträten und durch die Unterdrückung des Hungers und des Schlafes kommt es zur Auszehrung des Körpers. Es kann auch zu Schäden im Bereich der Hirnsubstanz kommen und somit psychische Defekte erzeugen (vgl. Stangl 2007q).

MDMA (ECTASY, XTC)

Diese Drogen gehören ebenfalls zu der Gruppe der Amphetamine. Sie vereint die anregende Wirkung des Speeds mit den halluzinogenen Effekten des LSD. Sie wird in heutiger Zeit als Partydroge bezeichnet und ist dort auch sehr beliebt, da man durch ihre Wirkung länger Tanzen kann und man auch kontaktfreudiger ist. Sie wirkt erst 20 Minuten nach Einnahme und hält etwas zwei bis vier Stunden an. Es besteht hier die Gefahr des Austrocknens, wenn man vergisst alkoholfreie Flüssigkeit zu sich zu nehmen und weiters besteht die Gefahr eines Hitzeschocks. Bei Dauerkonsum kann es auch hier zu Gehirnschäden führen (vgl. Stangl 2007q).

Kokain - Crack

Kokain wird aus Kokablättern gewonnen und wurde früher in der Medizin zur Schmerzlinderung und zur Anästhesie von Haut und Schleimhaut eingesetzt. Kokain kann geschnupft, gespritzt, geraucht oder auch gegessen werden. Durch die Einnahme wirkt die Droge indirekt auf das Lustzentrum des limbischen Systems im Großhirn. Man bewirkt ein Gefühl der Leistungsfähigkeit und des Erfolgs. Auch hier ist die psychische Abhängigkeit gegeben obwohl kaum schmerzhafte Entzugserscheinungen auftreten. Durch chronischen Missbrauch kann es zu Missempfindungen der Haut führen, weiters kann es zu Angstzuständen, schwere Depressionen, Halluzinationen und Verfolgungswahn führen. Kokain führt auch zu Bluthochdruck, Herz-Kreislaufprobleme, Lungenentzündung, chronischem Appetitmangel und Empfindungsstörungen im Bereich der Haut und Extremitäten. Aufgrund der Art und Weise des Einnehmens kann es auch zu Schleimhautbeschädigungen (schnupfen) oder zu Infektionen (Aids, Hepatitis C,…) kommen (vgl. Stangl 2007r).

Nicht substanzabhängige Süchte

Immer mehr Menschen leiden an Auffälligkeiten und Störungen im Zusammenhang mit alltäglichen Verhaltensweisen wie Arbeiten, Spielen, Kaufen und Essen. Man soll in diesem Zusammenhang bewusst von Sucht sprechen, da die Betroffenen die Handlungen unter allen Umständen fortführen wollen und auch die Dosis erhöhen wollen. Die wichtigsten Süchte sind unter anderem Spielsucht, Magersucht, Bulimie, Konsumrausch und Internetsucht (vgl. Stangl 2007b).

Siehe dazu: Nicht substanzgebundene Süchte: Spielsucht und Internetsucht

Kaufsucht

„Zwei Drittel der 14- bis 24-jährigen Österreicherinnen und rund ein Viertel aller Österreicher sind nach einer Studie mit dem Hohenheimer Kaufsuchtsindikator kaufsuchtgefährdet, wobei als Ursache unter anderem die Unzufriedenheit im Leben eine Rolle spielt.“ (OÖN 2007 zit.nach Stangl 2007m). Laut dieser Studie sind fünf Prozent aller Erwachsenen stark kaufsuchtgefährdet. Eine Kaufsucht zeichnet sich dadurch aus, dass Sachen gekauft werden die nicht benötigt werden um danach in übervolle Schränke verstaut zu werden. Meist werden diese Dinge unbenutzt wieder weggeworfen. Besonders gefährdet sind Singles und Frauen, wobei das Einkommen und das Alter keine Rolle spielen. Süchtige sind nicht nach einem bestimmten Ding süchtig, sondern nur an das Gefühl etwas gekauft zu haben. Die meisten Kaufsüchtigen wurden als Kinder emotional vernachlässigt. Es ist auch auffällig, dass die heutige Jugend bereits teure Markenkleidung trägt und dies führt dann auch oft zu süchtigem kaufen. Kaufsucht treibt viele in den finanziellen Ruin und in die soziale Isolation. Man kann sich abhelfen indem man eine genaue Liste führt, was man schon hat und noch braucht und dass man in Geschäften nur mehr mit Bargeld bezahlt (vgl. Stangl 2007m).

Magersucht (Anorexia nervosa)

Unter Magersucht versteht man ein substantielles Untergewicht von mindestens 15-25 Prozent des Normalgewichtes. Es äußert sich durch die Angst vor dem Normalgewicht, den der Betroffene will sich eine Sicherheitszone schaffen, wenn er vielleicht dem Hunger doch einmal nicht standhält. Es ist aber zu bedenken, dass Magersüchtige Essen als etwas Positives ansehen, und sich auch ständig mit Essen beschäftigen (vgl. Habermas 2002, S. 848 f).

Bulimie (Bulimia nervosa)

Bulimie ist das Auftreten von zeitlich begrenzten Heißhungeranfällen, wo eine große Menge an Nahrung ohne Kontrolle aufgenommen wird. Danach wird Erbrechen künstlich herbeigeführt. Es werden auch oft Abführ- und Entwässerungsmittel eingenommen. Dies stellt für den Betroffenen einen Leidensdruck dar, da der Essensanfall als Schwäche angesehen wird. Im Gegensatz zu Magersüchtigen unterhalten Menschen mit Bulimie sexuelle Beziehungen (vgl. Habermas 2002, S. 848 f).

Esssucht (“binge-eating syndrom“)

Hier gibt es keine Sorge um das Körpergewicht. Sie tritt daher bei Normal- und übergewichtigen auf (vgl. Habermas 2002, S. 849). Es werden innerhalb kürzester Zeit sehr große Mengen an Kohlehydraten und fettreicher Nahrung aufgenommen. Dadurch kommt es auf lange Sicht zu Mangelerscheinungen, die die Betroffenen nicht kontrollieren können (vgl. Stangl 2007k)

Ursachen und Zusammenhänge von Essstörungen

Essstörungen treten erstmals in der frühen Adoleszenz auf und da besonders beim weiblichen Geschlecht. Magersucht tritt besonders häufig bei braven und angepassten Kindern auf, die in konfliktvermeidenden Familien leben. Bulimie tritt hingegen bei Kindern auf, die in auseinanderfallenden Familien leben. Essstörungen sind oft die Folge von nicht bewältigten Entwicklungsaufgaben. Mädchen können durch Magersucht ihre Entwicklung verzögern und die Abhängigkeit zu ihren Eltern verstärken. Sie stehen der sexuellen Reife oft hilflos gegenüber. Bulimie tritt hingegen erst auf wenn die ersten sexuellen Erfahrungen gemacht wurden. Essstörungen und Substanzmissbrauch treten relativ oft gleichzeitig auf. Es werden Zigaretten zur Bekämpfung des Hungers verwendet. Dabei fällt oft der Substanzmissbrauch auf und die Essensstörung bleibt verborgen, es kann zu Störungen der Adoleszenzentwicklung kommen (vgl. Habermas 2002, S. 854 ff).

Peergruppeneinfluss, Elterneinfluss

Wie ausgeprägt das Risiko eines Jugendlichen zu Suchtmittelmissbrauch und –abhängigkeit ist, hängt maßgeblich von den Bereichen Familie, Schule und Freizeit ab. Jedoch sind hierbei nicht die Umweltbereiche im Einzelnen für das Risikopotential von Jugendlichen entscheidend sondern vielmehr das Verhältnis dieser Bereiche zueinander. Jugendliche können aufgrund ihrer Ökologie als in ein Beziehungsnetzwerk eingebettete, sich zu entwickelnde Individuen verstanden werden. Sollte es zu Störungen innerhalb dieses Netzwerkes kommen, ist die Anfälligkeit gegenüber Suchtmittelgebrauch besonders gegeben (vgl. Treter, 1998, S. 124).

Siehe auch Essstörungen – Ein Versuch, der Leere im Inneren zu entrinnen

Quellenverzeichnis

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