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Induktives Schließen im Alltag

Insbesondere im Zusammenhang mit der Begriffsbildung, der Generalisierung bzw. Spezifizierung von Konzepten, sowie beim Problemlösen wird dem induktiven Vorgehen besondere Bedeutung beigemessen. Bezüglich der Frage, welche kognitiven Komponenten das induktive Denken bestimmen, unterscheidet man zwei Wissenskomponenten, die in Interaktion stehen:

Konzepte und Prozeduren

 

Das "mentale Modell" beschreibt die kognitiven Aktivitäten als "condition-action-rules" bzw. "production-rules"; dabei gilt:

Wenn Bedingung 1, Bedingung 2, ..., Bedingung n, dann Handlung 1, Handlung 2, ..., Handlung n.

Bei diesen "wenn, dann"-Regeln der Induktion geht es - im Gegensatz zur Deduktion - nicht notwendigerweise um "richtige" Ergebnisse, sondern "nur" um brauchbare "Voreinstellungen" (default expectations), die nach Bedarf spezifiziert werden können.

Als konstituierende Komponente induktiven Denkens betrachtet man den Prozeß des Vergleichens. Das Vergleichen, d.h. das Feststellen von Gleichheit und Verschiedenheit, ist der Ausgangspunkt für das Entdecken von Regelhaftigkeiten.

Ergänzend wird postuliert, daß nicht Objekte als Ganzes und global, sondern Merkmale von Objekten beziehungsweise Relationen zwischen Objekten miteinander verglichen werden; induktives Denken bedeutet insofern "die Feststellung von Ordnung im scheinbar Ungeordneten, aber auch das Erkennen von Unordnung und Störung im scheinbar Geordneten.

Man geht davon aus, daß alle Aufgaben des induktiven Denkens nach einer einheitlichen Grundstrategie lösbar sind, und daß eine Person, die über diese Grundstrategie verfügt, demnach in der Lage ist, prinzipiell alle Aufgaben des induktiven Denkens lösen zu können.

Dieses Grundkonzept ist umgesetzt in Trainingsprogramme für verschiedene Altersstufen, wobei alters- und niveauabhängig nur die Inhalte oder Themen variieren; sie sind "dem Interessenbereich und dem vermuteten Vorwissen der Probanden angepaßt, während die von den Aufgaben geforderten psychischen Prozesse durchgehend die gleichen sein sollten.

Diese entwicklungspsychologisch bedeutsame Annahme einer sich nur weiter spezifizierenden "Grundfähigkeit" wird nachfolgend für das analoge Denken aufgegriffen und der Annahme einer qualitativen Veränderung (in Stufen) gegenübergestellt.

Siehe auch:

Schlußfolgerndes Denken bei Kindern
Deduktives Denken
Induktives Denken
Analoges Schließen

Ein weiteres Beispiel:

Induktives Denken Felix unterwegs

(C) Felix ist schwarz.
(B) Felix ist ein Kater.

(A) Alle Kater sind schwarz. (?)

Das war eine Induktion (Schluß von der Conclusio und der Praemissa minor auf die Praemissa maior). Nach (C) und (B) ist (A) zwar durchaus wahrscheinlich, aber keineswegs zwingend wahr. Sicher gegeben ist nur ein einziger Belegfall (zumindest der eine uns persönlich bekannte Kater Felix ist schwarz), von dem ausgehend auf alle anderen entsprechenden Fälle durch Verallgemeinerung geschlossen wird. Im Routinebetrieb der empirischen Wissenschaften werden generalisierende, d.h. wenig kreative Hypothesen auf induktivem Weg gewonnen.

Der Induktionsschluß ist dialektisch, das heißt nicht zwingend wahr. Er bedarf zu seiner Absicherung unbedingt der Überprüfung mittels des Bootstrap-Modells durch Herstellung seiner (positiven) Einzelfälle. Der Induktionsschluss ist potenziell wahrheitserweiternd.

Quellen:

 

Oerter, Rolf & Dreher, Michael (1995): Entwicklung des Problemlösens. In Oerter, Rolf & Montada, Leo (Hrsg.), Entwicklungspsychologie. Weinheim: PVU.
[stangl] test & experiment: logischer empirismus/kritischer rationalismus.
WWW: https://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/logischerempirismus.html (01-06-26)
Microsoft Encarta 1999.
Bauer Axel W. (2000). Deduktion, Induktion, Abduktion und die hypothetisch-deduktive Methode in den empirischen Wissenschaften.
WWW: http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak5/igm/g47/bauerabd.htm (01-06-26)
Bild: http://med.uni-hd.de/igm/g47/bafelix.gif
O.A. (o.J.). Induktionsproblem.
WWW: http://www.phillex.de/indprobl.htm (00-04-05)

 

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