Evolutionstheorie Haeckels mit falschen Zeichnungen |
"Skizzen stammen keinesfalls von echten Embryonen" |
LONDON (SN, dpa). |
Der Evolutionsbiologe Ernst Haeckel (1834 bis 1919) hat nach Angaben eines britischen Forschers grundlegende Zeichnungen für seine Entwicklungstheorie verfälscht. Der deutsche Mediziner und Zoologe hatte Ende vergangenen Jahrhunderts in Zeichnungen gezeigt, dass Embryonen aller Arten sich am Anfang stark ähneln und auf dieser Basis 1866 das bis heute anerkannte biogenetische Grundgesetz aufgestellt: Danach ist die Entwicklung des Einzelwesens die kurze Wiederholung seiner Stammesgeschichte. Die typischen Merkmale von Salamander, Schwein und Mensch werden laut Haeckel erst später entwickelt. Michael Richardson von der St. George's Hospital Medical School in London führt in der britischen Zeitung "Times" vom Montag Belege aus weltweiten Studien an, wonach Embryonen von Beuteltieren, Laubfröschen, Schlangen und Alligatoren sich sehr stark voneinander unterscheiden. Haeckels Zeichnungen könnten auf keinen Fall von echten Embryonen stammen, sagte der Wissenschafter, dessen Untersuchung in der August-Ausgabe des Fachjournals "Anatomy and Embryology" (August) veröffentlicht wurde. Haeckel habe einfach einen menschlichen Embryo gezeichnet und die Entwicklung der Arten wie Fisch, Salamander, Schildkröte, Huhn, Schwein, Rind, Kaninchen und des Menschen von der menschlichen Embryokopie abgeleitet, lautet Richardsons Vorwurf. Noch immer werde nach der inzwischen leicht abgewandelten Haeckelschen Lehre unterrichtet. Wissenschafter seien erst jetzt auf die Ergebnisse gestoßen, weil Embryologen seit langer Zeit keine vergleichenden Studien zwischen verschiedenen Arten gemacht hätten, sagte Richardson. Genetiker hätten festgestellt, dass viele Arten über die gleichen Gene für die Entwicklung von Embryos verfügten. Von daher erscheine es überzeugend, dass gleiche Gene auch zu gleicher Embryo-Form führten. Die Forschungsergebnisse hätten jedoch gezeigt, dass sich Embryonen unterschieden und verschieden voneinander entwickelten. Diese neuen Erkenntnisse könnten großen Einfluss auf künftige Evolutions-Studien haben. |
Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (1834-1919) war Biologe und Philosoph, der die Arbeiten von Charles Darwin in Deutschland bekannt gemacht hat. Er war auch einer der ersten, die Psychologie als Zweig der Physiologie sahen. Er prägte einige heute geläufige Begriffe der Biologie wie Stamm oder Ökologie. Haeckels Beobachtungen der Parallelen zwischen Ontogenese und Phylogenese wurden "Rekapitulationsgesetze" genannt; sie lassen sich im Satz "Ontogenese rekapituliert Phylogenese" zusammenfassen. Da Haeckels Versuche, diese Theorie zu beweisen, ungenau waren, und Haeckel selbst die naturwissenschaftliche Erkenntnis in Gegensatz zur Religion stellte, wurden sie zu einem Angriffspunkt der Kreationisten, um die Evolutionstheorie zu widerlegen. Sein Biogenetisches Grundgesetz hat sich als zu apodiktisch formuliert erwiesen und wird heute als Regel mit Ausnahmen angesehen
Philosophisch verfocht er einen Monismus, unter dem er eine Einheit von Gott und Welt verstand. So schrieb er in "Die Welträthsel": "Die Verschmelzung der anscheinenden Gegensätze, und damit der Fortschritt zur Lösung des fundamentalen Welträthsels, wird uns aber durch das stetig zunehmende Wachsthum der Natur-Erkenntniß mit jedem Jahre näher gelegt. So dürfen wir uns denn der frohen Hoffnung hingeben, dass das anbrechende zwanzigste Jahrhundert immer mehr jene Gegensätze ausgleichen und durch Ausbildung des reinen Monismus die ersehnte Einheit der Weltanschauung in weiten Kreisen verbreiten wird".
Haeckels Popularität in der Öffentlichkeit war größer als in wissenschaftlichen Kreisen, denn viele seiner theoretischen Überlegungen haben sich als unpräzise, teilweise auch falsch herausgestellt. Er postulierte, benannte und beschrieb ursprüngliche Mikroorganismen, die aller Wahrscheinlichkeit nach nie existiert haben. Seine Neigung zur philosophischen Bewertung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dürfte mit dafür verantwortlich sein, dass seine Abbildungen biologischer Objekte teilweise mehr und anderes zeigten, als tatsächlich bei kritischer Betrachtung vorhanden ist. Obwohl er die induktive Methode Darwins lobend herausstellte, war er doch mehr von der deduktiven Gedankenkonstruktion Lamarcks fasziniert.
Quellen:Text: http://www.salzburg.com/zeitung/97/08/13/wissenschaft-11234.html (97-08-15)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Haeckel (03-06-22)
Bild: Haeckel http://www.ucmp.berkeley.edu/history/haeckel.gif
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