Geschmack ist das erste, was Menschen im Mutterleib wahrnehmen, wobei Embryos vor allem die Süße der darin enthaltenen Zucker Glukose und Fruktose schmecken. Diese ersten Geschmackserlebnisse prägen das Leben von Beginn an, sodass Säuglinge deshalb von Anfang an Süßes bevorzugen. Fügt man etwa dem Fruchtwasser durch eine Kanüle eine sterile Zuckerlösung hinzu, dann beginnt das Ungeborenen, häufiger zu schlucken, macht man das Fruchtwasser hingegen bitterer, sinkt die Schluckrate, wobei auch Neugeborene schon instinktiv das Gesicht bei bitteren Geschmacksreizen verziehen, aber ihre Lippen lecken und lächeln, wenn sie Süßes schmecken. Über das Fruchtwasser werden daher die Geschmacksvorlieben eines Kindes geprägt. Diese Form der Prägung macht evolutionär Sinn, denn wenn ein Baby später beginnt, feste Nahrung zu sich zu nehmen, ist es das Sicherste, wenn es genau das bevorzugt isst und als essbar erkennt, was auch die Mutter gegessen hat.
Übrigens: Salziges lernt ein Säugling erst im Laufe der Zeit zu schmecken, wobei Neugeborene noch nicht zwischen leicht salzigem Trinkwasser und salzarmem Wasser unterscheiden können, denn sie trinken beides gleich gern oder ungern. Mit vier Monaten ziehen die meisten Kinder leicht salziges Wasser vor, und erhalten sie dann auch noch salzhaltige Kost wie weiches Brot, gesalzene Erdäpfeln oder andere normal gesalzene Erwachsennahrung, dann essen sie bis ins Schulalter hinein Salziges in der Regel lieber als Süßes.
Haushaltsdroge Industriezucker?
Eine im Haushalt übliche Droge ist der Zucker. Die Abhängigkeit von Industriezucker wird bereits im Säuglingsalter durch gesüßte Ersatznahrung im Krankenhaus gefördert, in einem Alter also, in dem der Geschmackssinn sich noch in seiner Entwicklung befindet und somit die Reizschwelle für das Süßempfinden in die Höhe geschraubt wird.
Viele Jahrtausende lang war Zucker für Menschen nicht leicht zu bekommen, sodass süße Speisen ständig verfügbar zu haben, evolutionär betrachtet eine ziemlich neue Entwicklung darstellt. Das Gehirn, das eine gewisse Menge an Zucker benötigt, reagiert immer noch euphorisch, denn wenn Süßes in den Verdauungstrakt gelangt, wird das Belohnungssystem im Hirn aktiv, indem es zur Ausschüttung von Dopamin kommt, das für eine kurzfristige Befriedigung sorgt, die aber allmählich vom Verlangen nach noch mehr Zucker abgelöst wird. In diesem Sinn ist Zucker deshalb mit Nikotin und anderen Drogen, denn wenn man Versuchstiere zuerst mit zuckerhaltiger Kost füttert und dann damit aufhört, zeigen sie Symptome wie bei einem Heroinentzug. Die Wirkung des Zuckers auf den Menschen besteht auch darin, dass er appetitdämpfende Geschmackssignale wie etwa Bitteres überdeckt, denn vieles wird dadurch genießbar, wenn man Zucker hinzufügt, d. h., wer ein Lebensmittel verkaufen will, muss es mit Zucker anreichern, wie es etwa die Getränkeindustrie tu, denn nicht nur Süßwaren sondern auch Würste, Ketchup, Räucherlachs oder sogar Salzgebäck wird gezuckert. Besonders Müslis und Frühstücksflocken für Kinder enthalten hohe Mengen an Zucker, sodass man beim Frühstück schon mehr Zucker zu sich nimmt, als die WHO für einen ganzen Tag für Erwachsene empfiehlt.
Zucker ist in unserer heutigen Zivilisation nicht mehr wegzudenken, dennoch ist der Zucker eines der Produkte, das mit beinahe allen Zivilisationskrankheiten direkt in Verbindung steht. So schwächt Zucker das Immunsystem und fördert Allergien, den VitaminB1-Mangel und mit dem Vitaminstoffmangel treten Symptome auf, wie Müdigkeit, Leistungsschwäche und depressive Stimmung. Außerdem führt der Genuß von Zucker zu Hypoglykämie, dem Blutunterzucker, welcher oftmals auftritt, wenn neben dem Zucker eine nicht genügend ausgewogene Nahrung aufgenommen wird. Hypoglykämie führt zu ähnlichen Symptomen wie der VitaminB1-Mangel, welcher auch in direktem Zusammenhang mit Blutunterzucker steht. Jedoch führt in diesem Fall die Aufnahme von Zucker zu kurzzeitiger quirliger, überreizter Hyperaktivität. Hiernach jedoch tritt wiederum ein schlechtes Gedächtnis, Konzentrations- schwäche, emotionale Instabilität, Verhaltensstörung und Lernschwäche zutage. Somit kann man sagen, dass die Aufnahme von Industriezucker den körpereigenen Glukosehaushalt empfindlich stört und eine saubere Regulierung verhindert. Des weiteren ist mit (übermäßigem) Industriezuckerkonsum eine krankhafte Veränderung des ganzen Knochensystems verbunden. So stellt sich eine Kalkauslaugung der Knochen sowie eine Verlängerung der Röhrenknochen, die an das gesteigerte Größenwachstum der modernen Jugend erinnert, ein. Ausserdem steht Zucker in Verbindung mit einer Reihe von Lern- und Konzentrationsschwächen. So fand u.a. auch der Kinderarzt Dr. Lendon Smith in Untersuchungen heraus, dass Kinder, die Zucker und/oder Weißmehl während der Schulpausen zu sich nahmen, Lernschwierigkeiten in der Schule aufwiesen. Dementsprechend wurde durch den Pädagogen K.-D.-Müller von der Universität Hannover festgestellt, dass Kinder mit gesunder und vollwertiger Ernährung bessere Noten aufweisen als Kinder, die sich "überwiegend von hellem Brot, kaum Frischobst und vielen Süßigkeiten" ernähren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung fand in Umfragen bei Kindern und Jugendlichen von 10-18 Jahren dementgegen heraus, dass immerhin 57% glauben, dass Vollmilchschokolade Aufbaustoffe für Kinder hat, 36%, dass Zucker das Wachstum fördert, 39%, dass Zucker verbrauchte Energie zurückbringt, und sogar 45% meinen, dass Zucker Nervennahrung sei. In anderen Umfragen ergab sich, dass derselbe Anteil (45%>Nervennahrung) der Mütter eben dieser Meinung ist. Die Werbeagenturen der Zucker und Süßwarenindustrie haben also ganze Arbeit geleistet.
Bart Hoebel zeigte in Untersuchungen an Ratten, dass Zucker auch aus der Perspektive der neuronalen Veränderungen ein Suchtmittel ist, denn steigender Konsum führt dazu, dass die Tiere immer mehr Zucker fressen müssen, bis sie genug davon haben, und sie zeigen auch Entzugserscheinungen (Ängstlichkeit, Zähneklappern) , wenn das Suchtmittel ausbleibt. Große Zuckermengen ziehen ähnlich wie Kokain, Morphin oder Nikotin im Gehirn neurochemische Veränderungen nach sich, indem die Zahl der Dopamin- und Opioid-Rezeptoren im Gehirn verändert wird. Auch scheint hoher Zuckerkonsum die Neigung zu anderen Drogen wie Alkohol zu erhöhen.
Entzugserscheinungen: Wenn etwa viele Menschen den Vorsatz fassen, im Neuen Jahr weniger Süßes zu essen, reagiert das Gehirn, wenn man plötzlich keinen Zucker mehr isst, auf den fehlenden Dopamin-Ausstoß, d. h., der Körper ist gleichsam auf Entzug, wobei Kopfschmerzen, Unruhe, Zittern oder Antriebslosigkeit auftreten können. Wenn jemand also plötzlich auf das Süßen verzichtet, dauert es einige Zeit, bis der Gehirnstoffwechsel sich daran anpasst. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt übrigens etwa 25 Gramm Zucker pro Tag.
David Benton (Swansea Universität) wertete 160 Studien zur Zuckersucht aus und fand jedoch keinerlei Bestätigung. Die Hypothese, Zucker könne auch Menschen körperlich abhängig machen, entstammte allein Versuchen an Ratten, denen man zwölf Stunden lang kein Futter gegeben und anschließend Laborfutter sowie wahlweise eine Zuckerlösung in unbegrenzter Menge angeboten hatte, wobei die Tiere nach einem Monat Anzeichen einer Sucht zeigten. Keine der auf Grundlage des Tiermodells aufgestellten Hypothesen hinsichtlich einer Zuckersucht bestätigt sich seiner Ansicht nach für den Menschen, denn die damals in den Untersuchungen registrierte erhöhte Ausschüttung von Glückshormonen hat nicht direkt etwas mit dem Zucker zu tun, sondern vielmehr mit der Belohnung, die die Zuckergabe ausgelöst hatte. Dieses Suchtverhalten kann im Prinzip auf jede Form der Belohnung entstehen.
"Zucker als Nervennahrung – dass da etwas dran sein muss, zeigen ja schon die Schlangen vor den Süßigkeitenautomaten in Universitäts-Bibliotheken. Oder etwa nicht? Es ist eine Frage der Dosis, wie Ernährungsforscher wissen. Zu viel Zucker und Fett schaden dem Gehirn, wie Wissenschaftler an einem Experiment mit Ratten zeigen. Wurden die Tierchen mit stark zucker- und fetthaltigem Futter gemästet, bauten sie geistig ab und wurden anfälliger für Hirnschäden. Wichtiger als Zusatzpräparate, Zucker oder ähnliches scheint Trinken für das Gehirn zu sein. Ein bis zwei Liter am Tag sollen die Leistungsfähigkeit stärken" (Bareither 2009).
In einem Tierversuch in den USA wurde untersucht, wie lange Ratten in einem Labyrinth verweilen, das am Ende eine Reiswaffel oder einen Oreo-Keks (braune, runde, süße und fettige Kekse) enthielt. Dabei zeigte sich, dass die Ratten in dem Labyrinth mit dem Oreo-Keks deutlich länger blieben als in dem mit der Reiswaffel. Die Zeit, die Ratten sich in dem Oreo-Labyrinth aufhielten, war in etwa so lang, wie in Versuchen mit Kokain und Morphium. Ähnlich wie bei Drogen, wurde auch bei Verzehr von Oreos ein erhöhter Neuronenausstoß im Nucleus accumbens festgestellt. Offensichtlich können fettreiche und stark gezuckerte Lebensmittel ein größeres Risiko als Suchtmittel darstellen, weil sie zugänglicher und erschwinglicher sind.
Manche Zucker in Produkten der Nahrungsmittelindustrie erkennt man erst auf den zweiten Blick. Hinter Begriffen, die auf der Zutatenliste beispielsweise auf –ose enden, verbirgt sich oft ebenfalls Zucker. Dazu gehört Dextrose, Glucose, Saccharose oder Fruktose. Maltodextrin, Gerstenmalzextrakt oder Invertzuckersirup. Viele Fertigmüslis bestehen oft sogar zu einem Viertel aus Zucker – pro 100 Gramm entspricht das bei einigen Produkten rund acht Stückchen Würfelzucker. Gerade Fertigmischungen sind regelrechte Kalorienbomben sein, denn hinter Bezeichnungen wie Crispies, Crunchy, Loop oder Pops in diversen Variationen versteckt sich keine magere Schonkost. Meist erkennt man diese Kalorienbomben schon mit bloßem Auge nach dem Öffnen: Schokostreusel, Nougatflakes und Zuckerguss sind ein Zeichen dafür, dass diese Produkte aus dem Frühstückscerealien-Regal im Supermark eher einen Platz in der Süßwarenabteilung verdient hätten. Übrigens: Selbst wenn "zuckerfrei" auf der Verpackung steht, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass keine Zucker enthalten sind, denn in solchen Produkten können dennoch erhebliche Zuckeranteile etwa aus Trockenfrüchten stecken. Getrocknete Rosinen sind etwa besonders zuckrig und enthalten viermal so viele Kalorien wie frische Trauben, einem Ergebnis des Wasserverlusts beim Trocknen. Je weiter oben der Zucker auf der Zutatenliste einer Müslimischung steht, desto größer ist übrigens sein Anteil im gesamten Produkt. Besser als Trockenfrüchte sei unter Aspekten einer möglicherweise zu hohen Energiezufuhr frisches Obst, denn das hat auf jeden Fall weniger Zucker als die Trockenobstvariante.
Jensen-Cody et al. (2020) haben jüngst jene Zellen im Gehirn identifiziert, die das Verlangen nach Zucker steuern, wobei das Verständnis der biologischen Mechanismen, die den Zuckerkonsum und die Vorliebe für süßen Geschmack regeln, Auswirkungen auf die Bewältigung und Prävention von Adipositas und Typ-2-Diabetes haben könnten. Man fokussierte dabei auf den Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21 (FGF21), ein Hormon, das an der Energiebilanz, der Kontrolle des Körpergewichts und der Insulinsensitivität beteiligt ist. FGF21 wird in der Leber als Reaktion auf einen erhöhten Zuckerspiegel gebildet und bewirkt im Gehirn, dass die Vorliebe für süßen Geschmack unterdrückt wird. Dabei bindet das Hormon an die glutamatergen Neuronen an, um so die Zuckeraufnahme und die Präferenz für süßen Geschmack zu senken.
Siehe dazu Ist die Vorliebe für süße und fette Lebensmittel erlernt oder angeboren?
Zuckerersatzstoffe sind kontraproduktiv
Süßstoffe sind natürliche oder synthetische Verbindungen mit einer Süßkraft, die um das 30- bis 3.000-fache über der des Haushaltszuckers liegt. Sie liefern Ihrem Körper keine btw. nur sehr wenige Kalorien und werden aufgrund ihrer hohen Süßkraft nur in kleinen Mengen eingesetzt, vor allem in kalorienreduzierten Lebensmitteln, als Tafelsüße und in Getränken. Süßstoffe stehen aber in dem Verdacht, dass sie Heißhunger auf Süßes auslösen können, denn man gewöhnt sich schnell an den intensiven Geschmack von Süße und empfindet in der Folge natürliche Lebensmittel eher als fad. Das heute häufig verwendete Stevia etwa ist ein aus der Pflanze Stevia rebaudiana gewonnenes Stoffgemisch, das als Süßstoff verwendet wird. Stevia ist rund dreihundertmal süßer als Haushaltszucker und praktisch kalorienfrei, wobei mit Stevia gesüßte Lebensmitte nicht so intensiv süß und zum Teil weniger aromatisch schmecken Häufig hinterlassen sie einen leicht bitteren Nachgeschmack und ein stumpfes Gefühl auf der Zunge.
Zuckerersatzstoffe wie Aspartam, Saccharin, Stevia oder Sucralose sind nicht nur in Light-Getränken, sondern auch in Fertiggerichten, Nachspeisen und vielen Backwaren enthalten, doch sollte man auf diese nach Expertenmeinung weitgehend verzichten, da Süßstoffe das menschliche Gehirn täuschen, denn die süße Nahrung im Mund verspricht dem Gehirn fälschlicherweise, dass gleich energiespendende Kohlenhydrate in den Stoffwechsel kommen, doch bleibt der versprochene Energieschub aus, womit das Gehirn nicht umgehen kann und beginnt, diese unklare Situation als Hungerkrise zu deuten und mehr Nahrung einfordert, d. h., man bekommt Heißhunger. Hinzu kommt der psychologische Effekt, dass man glaubt, mit Light-Getränk Kalorien gespart zu haben, und kompensiert diese scheinbare Ersparnis durch mehr Nahrungsaufnahme. Nicht zuletzt werden Bluthochdruck, Schlaganfälle und Herzerkrankungen durch Süßstoffe begünstigt. Langfristig können diese Ersatzstoffe sogar Diabetes auslösen, denn die Aufnahme von Zuckerersatzstoffen, die eigentlich den Zuckerstoffwechsel schonen sollte, verändert diesen. Viele dieser Ergebnisse wurden am Mausmodell nachgewiesen, etwa auch, dass Süßstoff die Darmflora zerstört, indem es zu einer Zunahme der Bakterien kommt, die vermehrt Kohlenhydrate abbauen können, d. h., man beginnt, mehr Kalorien aufzunehmen, auch wenn man gar nicht mehr isst als sonst.
Die Ursache für dieses Problem: Unter dem Begriff Zucker wird eine Reihe von Substanzen zusammengefasst, die dem menschlichen Körper als Brennstoff dienen, wobei bei der Einnahme das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird, was dafür sorgt, dass man sich wohlfühlt. Dabei lösen Zucker und künstliche Süßsstoffe dasselbe Geschmackserfassungssystem aus, indem im Mund die Moleküle die Rezeptoren für die Geschmacksrichtung süß aktivieren und dadurch Signale auslösen, die zu dem Areal des Gehirns gesendet werden, der für die Verarbeitung von Süße zuständig ist. Tan et al. (2020) haben nun am Mausmodell nachgewiesen, dass Zucker wie auch alle anderen süß schmeckenden Dinge zwar die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge ansprechen, andererseits aber noch eine wesentlich direktere Verbindung in das menschliche Gehirn besitzen, indem ausgehend vom Darm ein völlig separater neurologischer Weg über den Vagusnerv eingeschlagen wird. Gelangen Zuckermoleküle bei der Verdauung in den Darm, sendet dieser direkt Signale ins Gehirn, die nach mehr verlangen, wobei dieser Signalweg exklusiv ist, denn er reagiert ausschließlich auf Zuckermoleküle und nicht auf künstliche Süßstoffe. Wurde den Mäusen der Zucker direkt über den Darm und nicht den Mund verabreicht, reagierten sie ebenfalls nur bei echtem Zucker. Die Areale im Gehirn wurden nur bei Glukose aktiviert, einem der zwei Bestandteile von echtem Zucker. Weder auf Süßstoffe noch auf den Fruchtzucker Fruktose, der ebenfalls im Haushaltszucker enthalten ist, reagierten die Nervenzellen. Bestätigt wurde das dadurch, als man die Nervenbahn zur Übertragung trennte, denn dann gab es im Hirnstamm auch keine Reaktion mehr auf den Zucker und das Verlangen der Mäuse nach gesüßtem Wasser ließ nach. Man geht davon aus, dass die Kombination aus Süße im Mund und der Nervenzellenaktivierung durch den Darm den Tieren hilft, zuckerreiche Nahrungsquellen zu finden. Zucker kann daher eine einzigartige Kontrolle über das Gehirn ausüben, wobei schon eine Studie aus dem Jahr 2008 gezeigt hatte, dass Mäuse, die gar keine Süße schmecken können, trotzdem Zucker bevorzugten. Das bedeutet, dass Zucker und Süßstoff beim Schmecken genau gleich wirken, doch Zucker beeinflusst das menschliche Verhalten auf eine Weise, wie es künstlicher Süßstoff nicht kann.
Zucker ist Porno fürs Hirn.
Titel der Beilage Gesundheit der OÖN vom 2. März 2022
Macht Süßes Männer depressiv?
In einer Studie (Knüppel et al., 2017) fand man übrigens heraus, dass bei Männern, die gerne Süßes essen, ein erhöhtes Risiko für Depressionen oder Angststörungen besteht, wobei unklar bleibt, ob Männer mit psychischen Problemen nicht einfach häufiger zu Süßigkeiten greifen als Männer ohne diese Gestimmtheit. Zuckerschübe lassen den Blutzuckerspiegel erst schnell steigen und dann schnell wieder sinken, was möglicherweise langfristige Folgen haben könnte.
Salz ist ein verstärkender Suchtfaktor
Literatur
Bareither, Isabelle (2009). Die zehn größten Irrtümer über die Intelligenz.
WWW: http://www.welt.de/ (09-05-15)
Jensen-Cody, Sharon O., Flippo, Kyle H., Claflin, Kristin E., Yavuz, Yavuz, Sapouckey, Sarah A., Walters, Grant C., Usachev, Yuriy M., Atasoy, Deniz, Gillum, Matthew P. & Potthoff, Matthew J. (2020). FGF21 Signals to Glutamatergic Neurons in the Ventromedial Hypothalamus to Suppress Carbohydrate Intake. Cell Metabolism, doi;10.1016/j.cmet.2020.06.008.
Knüppel, A., Shipley, M. J., Llewellyn, . H. & Brunner, E. J. (2017). Sugar intake from sweet food and beverages, common mental disorder and depression: prospective findings from the Whitehall II study. Scientific Reports, doi:10.1038/s41598-017-05649-7.
Stangl, W. (2017). Salz als Suchtfaktor. Werner Stangls Psychologie News.
WWW: https://psychologie-news.stangl.eu/4029/salz-als-suchtfaktor (17-01-15)
Tan, Hwei-Ee, Sisti, Alexander C., Jin, Hao, Vignovich, Martin, Villavicencio, Miguel, Tsang, Katherine S., Goffer, Yossef & Zuker, Charles S. (2020). The gut–brain axis mediates sugar preference. Nature, doi:10.1038/s41586-020-2199-7.
http://myweb.iea.com/~orlandod/medizin1.htm (02-03-13)
http://www.apotheken-umschau.de/Ernaehrung/Mythos-Muesli-Wie-gesund-ist-es-wirklich-414613.html (16-08-05)
Übrigens: in Medien finden sich dann Schlagzeilen wie
Zucker wirkt auf den Körper wie Heroin
Besonders groß soll die Wirkung der beliebten Oreo-Kekse sein. "Wie bei Zucker und illegalen Drogen wurde beim Verzehr der Kekse ein Neuronenausstoß im Nucleus accumbens ausgelöst. Die stark zuckerhaltigen Oreo-Kekse sollen sogar einen deutlich höheren Neuronenausstoß verursacht haben als Kokain oder Morphium." Bei Ratten!
Oder in Form eines Aufklärungsvideos eines Elternratgebers:
Achtung, Zucker!!! "Der stille Killer"
Zucker macht Ihr Kind süchtig, krank, dicker und unkonzentriert. Zu viel Zucker schädigt auf Dauer die Adern und verursacht Schäden an Herz, Augen und Nieren. Die Wirkung von Zucker zeigt sich immer früher - bei immer mehr Kindern bereits noch vor der Pubertät. Trotzdem wird Zucker von der Lebensmittel-Industrie besonders gerne und großzügig gerade in Kinder-Lebensmittel gemischt. So konsumieren Kinder viel mehr Zucker, als eigentlich gut für sie ist. Kinder-Ernährungsexpertin M. J. enthüllt für Sie daher heute exklusiv in Ihrem aktuellen Video die perfiden Tricks und Machenschaften der Kinder-Lebensmittel-Industrie.
Energy-Drinks
Energiedrinks suggerieren mit ihren klingenden Namen Vitalität und Sportlichkeit, sind aber auf Grund ihres hohen Koffein- und Zuckergehaltes unter Umständen gefährlich, vor allem, wenn sie in zu großen Mengen getrunken werden. Auch Kinder dürfen Energiedrinks kaufen, obwohl bekannt ist, dass ihre Wirkungen unterschätzt und von Verbraucherschützern stark kritisiert werden. Die Hersteller von Energiedrinks werben mit Leistungssteigerung, die allerdings nie in einer Untersuchung nachgewiesen wurde, sondern lediglich der hohe Koffeingehalt bringt eine kurzzeitig anregende Wirkung.
Energiedrinks haben meist auch einen extrem hohen Zuckergehalt und entsprechende Warnhinweise auf der Verpackung zu möglichen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Herzrasen oder Unruhe sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, lediglich die Hinweise "erhöhter Koffein-Gehalt“ und "für Kinder und Schwangere nicht empfohlen“ sind Pflicht.
Riskant ist auch die Kombination mit Alkohol, was aber die Regel ist, denn jeder zweite Jugendliche oder Erwachsene trinkt Energydrinks und Alkohol zusammen, wobei der Geschmack und die Aufputschwirkung den Grad der Betrunkenheit verschleiern, wodurch die KonsumentInnen nicht mehr einschätzen können, wie viel Alkohol sie schon zu sich genommen haben. Auch nach oder vor sportlicher Betätigung oder bei Anstrengung und Müdigkeit verschleiern die Drinks die körperliche Auslastung und führen zu einer möglichen Überschätzung. Siehe auch Guaraná.
Buchtipp
Rund um Zucker ranken sich viele Mythen, denn zwar ist alles, was die Diabetesforschung rund um den glykämischen Index entwickelt hat, für Diabetiker richtig, aber nicht für Menschen mit intakter Bauchspeicheldrüse. Das gilt auch für Süßstoff, der noch gefährlicher als Zucker sein kann. Unwissen macht nach der Ansicht von Experten Konsumenten manipulierbar und die Konzerne nutzen das aus, um ihre Produkte besser verkaufen zu können. Weil Zucker im körpereigenen Belohnungssystem eine zentrale Rolle spielt, ist die Gefahr süchtig zu werden, de facto sehr groß. Zucker zu essen, ist keine Entscheidung, sondern ein unbewusstes Bedürfnis, dem der Mensch ausgeliefert ist.
Nach Ansicht von Experten ist die westliche Welt zuckersüchtig, da industriell gefertigtes Essen, auch wenn es salzig ist, grundsätzlich Zucker enthält. Konsumenten essen, ohne es zu wissen, enorme Mengen, wobei etwa der Zuckergehalt bei Ketchup bekannt ist, aber auch Balsamicoessig ist eine Zuckerbombe, die das Gehirn von Salatessern überfluten kann. Im menschlichen Körper interagieren Insulin, die Sättigungshormone Leptin und Ghrelin und der Serotonin an unterschiedlichen Schlüsselpositionen. Meist hat das Gehirn keine Chance zu erkennen, dass genügend Nahrung im Körper vorhanden ist, denn diese Hormone signalisieren ihm, wann genug davon vorhanden ist. Auch die Ausschüttung von Serotonin erfolgt nicht, wenn der Blutzuckerspiegel nicht gesteigert wird, sodass das Gehirn mehr Zucker möchte. Das Problem bei der Fruktose ist etwa, dass sie direkt in die Leber geht, und wenn die Speicher dort voll sind, wird Fruktose in Fett umgewandelt. Wenn man viel Fruktose isst, wird man erstens sofort dick und ist zweitens ständig hungrig. Menschen, die vermeintlich gesunde Smoothies zu sich nehmen, sind besonders gefährdet.
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