[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Hinweise zum wissenschaftlichen Schreiben

Die neun "Todsünden" wissenschaftlichen Schreibens

Bei wissenschaftlichen Arbeiten spielen zahlreiche Aspekte eine wichtige Rolle. Dazu zählen unter anderem:

Neben diesen Makroaspekten gibt es jedoch auch noch Mikroaspekte, unter anderem solche, die sich auf den Schreibstil in wissenschaftlichen Arbeiten beziehen. Zu den besonders häufigen Fehlern zählen dabei die folgenden neun Todsünden wissenschaftlichen Schreibens:

  1. Verwendung unklar oder nicht ausreichend definierter Begriffe - das bedeutet aber nicht schier endlose Seiten mit unterschiedlichen Definitionen von Begriffen, die nur peripher mit der Arbeit zu tun haben.
  2. Zu kurze Absätze, womöglich gar nur ein oder zwei Sätze, deuten darauf hin, dass die behandelten Gedanken vom Autor nicht vollständig ausgeführt und entwickelt wurden.
  3. Zu kurze Abschnitte. Jeder Abschnitt der Arbeit sollte mindestens eine halbe Seite lang sein, sonst werden die Gedanken zu sehr zergliedert. (Die eigenen Gliederung kann durchaus detaillierter sein.) Obere Grenze: in der Regel ca. drei Seiten.
  4. Aneinanderreihung unterschiedlicher Aspekte eines Themas ohne klar ersichtliche, logische Struktur. In einem Abschnitt der Arbeit soll nicht einfach alles vorkommen, was irgend einer Weise damit zu tun hat sondern die Informationen müssen in Beziehung zueinander gesetzt werden.
  5. Zu viele direkte Zitate, vor allem wenn sie nicht benötigt werden. Direkte Zitate sollten nur dann verwendet werden, wenn man einen Gedanken nicht trefflicher ausdrücken könnte oder wenn der Stil des Originals erhalten bleiben soll.
  6. Scheinbar indirekte Zitate. Darunter sind direkte Zitate zu verstehen, die nur geringfügig geändert wurden um sie als indirekte Zitate auszugeben, deren Struktur und Terminologie aber dieselbe geblieben ist. (Sind an Fachbegriffen und Formulierungen erkennbar, die augenscheinlich nicht aus der Feder des Autors stammen). Scheinbar indirekte Zitate stellen eine Form des Plagiats dar und erschweren außerdem das Lesen.
  7. Irrelevante Ausführungen. Exkurse, die nicht unmittelbar mit dem Thema zu tun haben kommen allenfalls in eine Fußnote oder in den Anhang. Oft ist es aber besser, sie überhaupt zu streichen.
  8. Verwendung von "ich" oder "wir" im Hauptteil der Arbeit. Obwohl es darüber durchaus unterschiedliche Ansichten gibt, in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen ist es üblich, dass der Autor oder die Autorin im Text nicht direkt in Erscheinung tritt. Es wird angenommen, dass alles was nicht aus Literaturquellen zitiert wird, ohnehin der Ansicht des Verfassers oder der Verfasserin entspricht. Ausnahme: Im Vorwort &endash; nicht jedoch in der Einleitung &endash; sind direkte persönliche Stellungnahmen üblich.
  9. Übertriebene Verwendung von Fremdwörtern. Die Terminologie des jeweiligen Fachgebiets wird und muß in wissenschaftlichen Arbeiten Verwendung finden, auch wenn sie für den Anfänger zunächst kompliziert und undurchdringlich erscheint. Davon abgesehen sollte man aber vermeiden, durch unnötige/unübliche Fremdwörter leicht durchschaubare Pseudowissenschaftlichkeit vorzugaukeln und damit die Verständlichkeit des Textes zu erschweren.

Quelle:
Ebster, C. (2000). Die neun "Todsünden" wissenschaftlichen Schreibens.
WWW: http://www.market-mentor.com/tswiss.htm (00-07-07)

Probleme des Schreibens

Schreiben lernt man durch Schreiben.

Wissenschaftliche Kommunikation verläuft weitgehend über Texte. Viele Studierende haben mit dem Produzieren eigener Texte Probleme, weil sie wenig Übung damit haben und weil ein Referat, eine Hausarbeit mögliche Mängel viel deutlicher offenbart als mündliche Äußerungen, bei denen man sich immer wieder herausreden kann.

Die einfachste Form, mit dem wissenschaftlichen Schreiben zu beginnen und es auch zu üben, ist das Führen eines wissenschaftlichen Journals oder Arbeitstagebuchs. Dieses Journal sollte ein Studienbegleiter sein, in dem man alle Fragen, Erfahrungen und Gedanken niederschreibt. Dieses Journal sollte man in zwei Sektionen unterteilen, eine für Persönliches und eine für Wissenschaftliches. Manchmal wird ein solches Journal auch begeleitend zu einer Lehrveranstaltung geführt, als Lerntagebuch. Verfassen von Lerntagebüchern ist eine Methode aus der Aktionsforschung, die dazu anhalten soll, die eigene Praxis zu erkunden, zu überprüfen und möglicherweise zu verändern. Lerntagebücher werden im Verlauf von Lehrveranstaltungen eingesetzt, um die persönliche Auseinandersetzung der Studierenden mit Lehrinhalten und Lehrzielen zu dokumentieren und zu reflektieren. Wie empirische Untersuchungen gezeigt haben, fördert das Lerntagebuch im Gegensatz zum traditionellen "Prüfungslernen" das langfristige Behalten von Inhalten, also das eher bedeutsame und anwendungsorientierte Lernen (nach Mayr 1997, S. 234).


Das Lernjournal im Unterrichtsprozess

Lernjournale und Lerntagebücher gibt es auf verschiedenen Schulstufen und in unterschiedlichen Varianten. Auf Reflexionsblättern oder eigens dafür vorgesehenen Heften halten die Lernenden Überlegungen, Gefühle, Beobachtungen oder Erkenntnisse fest. Mit Lernjournalen und Lerntagebüchern können folgende Zielsetzungen verbunden sein:


Eine bewährte Praxis ist, die letzten 15 bis 20 Minuten eines Unterrichtshalbtages für den Eintrag ins Lernjournal zu reservieren. Die Lernenden setzen sich noch einmal mit den Inhalten auseinander, mit denen sie sich während der Verarbeitungsphase befasst haben, und halten ihre Erkenntnisse schriftlich fest. Dabei orientieren sie sich an bestimmten Leitfragen und beantworten sie, zum Beispiel:


Je nach Alter der Schülerinnen und Schüler und je nach Schul- oder Ausbildungsjahr, Lerninhalten oder Unterrichtsmethode werden die Leitfragen variiert.
Der Eintrag ins Lernjournal geschieht ohne Unterlagen und dient der Überprüfung der erreichten Lernziele. Am Ende sammelt die Lehrperson die Lernjournale ein und schreibt eine persönliche Rückmeldung für jeden einzelnen Lernenden.
Literatur: Städeli, C., Grassi, A., Rhiner, K. & Obrist, W. (2013). Kompetenzorientiert unterrichten – Das AVIVA-Modell. Bern: hep-Verlag.

Probleme und Schreibblockaden entstehen aber auch dadurch, dass in der Universität falsche Vorstellungen darüber bestehen, wie Schreiben als Produktionsprozeß vor sich geht. Vorherrschend ist die Vorstellung, das Produzieren eines Textes bestehe darin, Wissen, das man im Kopf hat, flüssig und störungsfrei zu Papier zu bringen - ein Vorgang aus einem Guß, je nach stilistischer Begabung bildreich und elegant oder eher spröde und trocken. So entsteht die Erwartung, wenn man alles Wissen parat hat, fließe der Text glatt aufs weiße Blatt und jeder, dem das nicht gelingt, kann eben nicht schreiben. 

In Wahrheit handelt es sich beim Produzieren von Texten um einen komplexen Vorgang, in den verschiedene Fähigkeiten eingehen, die alle erlernt und geübt werden müssen. Einen Text zu verfassen, bedeutet, eine spezifische Form von Gedankengang schreibend zu entwickeln. Die Fragestellung, die Antworten auf die aufgeworfenen Fragen und die Herausarbeitung von Sachverhalten entstehen im Nacheinander des Schreibens immer mit Rückbezug auf das (wiederauffindbare) bereits Formulierte. Das ist nur möglich, wenn das Schreiben selbst als Arbeit mit dem entstehenden Text erfolgt. Erste Sätze entstehen aus Stichworten. Umschreibungen und Bilder kommen in den Kopf und aufs Papier. Der nächste Gedanke schließt daran an, die Formulierung entsteht im Lesen des zuvor Geschriebenen. Dabei geht es ausschließlich darum, Formulierungen und sprachliche Ausdrücke zu finden und festzuhalten. Bewertung des bereits Geschriebenen ist mit dieser intuitiv kreativen Tätigkeit nicht vereinbar. Einen wissenschaftlichen Text zu verfassen, bedeutet, sich an einer bestimmten Textkultur zu beteiligen, deren Gepflogenheiten man kennen und teilen muß, um ernstgenommen zu werden.

Merkmale des akademischen Schreibens

Jede Entscheidung (Literaturauswahl, Gliederung, Anwendungsfälle) muß sachlich begründet werden, Thesen, Argumente und Beispiele sollten unterschieden werden und aufeinander bezogen sein. Eigene Meinungen und Bewertungen dürfen nicht in die Argumentation gemischt werden, sondern sie werden gesondert formuliert und als solche kenntlich gemacht. In wissenschaftlichen Texten gilt es außerdem als unfein, ein Thema so zu behandeln, als habe man es selbst soeben erfunden, vielmehr bezieht man sich auf die bereits stattgefundene Diskussionen zum Thema, nennt wichtige Bezugsautoren und knüpft an diesen Stand an.  Diese Besonderheiten wissenschaftlichen Schreibens lassen sich natürlich nicht bei der ersten Fassung eines Textes berücksichtigen. Sie sind wichtige Kriterien bei der Überarbeitung von Endfassungen und gehören in einen notwendigen zweiten Durchgang. Diplomarbeiten, Referate, Thesenpapiere etc. sind wissenschaftliche Texte müssen entsprechenden Anforderungen an Aufbau, Umfang und Gestaltung genügen. Außer den Vorgaben für den Umfangund der Grundregel, dass Zitate wirklich wörtlich sein und einen Quellennachweis haben müssen, kann man diese Anforderungen beim Schreiben und bei den ersten Überarbeitungen getrost außer Acht lassen. Erst die letzte Fassung muß diesen Ansprüchen genügen. 

Die Vorbereitung

Nimm dir 2 bis 3 Stunden Zeit, in der du ungestört arbeiten kannst. Das ist so in etwa die Zeitspanne, in der du wirklich produktive Formulierungsarbeit leisten kannst - dann brauchst du erst einmal eine längere Pause. Alles, was du produzierst, nachdem du deine Erschöpfungsgrenze überschritten hast, schmeißt du am nächsten Tag sowieso weg. 

Nimm dir einen Punkt der Gliederung oder ein Stichwort einer Ideensammlung vor, das in Text umgesetzt werden soll. Sammle auf einem Blatt Papier alle Punkte, die zu diesem Stichpunkt gehören und in dem Text vorkommen sollen, schreibe sie auf, so wie sie dir einfallen: einzelne Worte, Satzteile, ganze Sätze, Schemata, Bilder etc.. Hilfreich dabei ist das Clustering oder das Mindmapping. Bei beiden steht am Anfang ein leeres Blatt Papier mit einem zentralen Begriff in der Mitte. Geht es beim Clustering um eine erste Orientierung, so sollten beim Mindmapping Informationen, Begriffe und Einfälle zueinander in Beziehung gesetzt werden. Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten mit dem Mindmap zu arbeiten. Man kann nach Lust und Laune alle relevanten Gedanken und Begriffe auf dem Blatt platzieren. Oder der Schreibende erarbeitet sich ein systematisches Mindmap. Er könnte z.B. die fünf wichtigsten Gedanken zum Thema rund um den zentralen Begriff schreiben und zwar im Uhrzeigersinn. Diese fünf Hauptgedanken können durch weitere Assoziationen in Form von Verzweigungen ergänzt werden.

Bringe die einzelnen Punkte in eine sinnvolle Reihenfolge und Zuordnung, so dass ein Gedankengerüst entsteht. 

Das Schreiben

Mach eine kurze Pause, in der du deine Gedanken schweifen läßt, und beginne dann aus jedem Punkt deines Arbeitszettels mindestens einen Satz zu formulieren. Übe keine Zensur aus, weder an den Inhalten noch an der Sprachform. Versuche einfach dem Fluß deiner Ideen und Einfälle zu folgen. Manchmal fehlt dir ein Wort, laß eine Lücke und setz den Gedankengang fort. Erlaube dir ruhig, Halbfertiges erst einmal hinzuschreiben, wenn du irgendwo nicht weiterkommst. Und hangel dich an den Punkten deines Arbeitszettels weiter, wenn der Fluß stockt. Viele StudentInnen kennen das Phänomen, lieber zitieren zu wollen als selbst eine Meinung zu formulieren. Sie haben sich bereits ein ungeheure Datenbasis angelesen, doch nun soll diese zu Papier gebracht werden.

Ist der Zettel zum ersten Gliederungspunkt abgearbeitet, mach eine Pause, geh vom Text weg, beweg dich etwas, lies dein Produkt danach noch einmal durch und verbessere alles, was dir auf Anhieb ein- und auffällt. Danach kannst du dir den nächsten Punkt vornehmen. 

Ist ein ganzes Kapitel auf diese Weise fertiggestellt, lohnt sich eine erste gründliche Überarbeitung. Stimmt die Argumentation? Ist der sprachliche Ausdruck genau? Ist verstehbar, was ich sagen will? Sind weitere Beispiele oder Belege hilfreich? 

Oft ist es sinnvoll, ein Manuskript in diesem Arbeitsstadium jemanden gegenlesen zu lassen, der/die am Produktionsprozeß selbst nicht beteiligt war. Dem/der Außenstehenden fallen oft Unzulänglichkeiten und Schwächen auf (aber auch Verbesserungsmöglichkeiten), auf die man selbst nicht mehr kommt, weil man zu tief in der Sache steckt. 

Erst wenn auf diese Weise Rohfassungen eines Textes entstanden sind, lohnt es sich, die akademischen "Verzierungen" in Angriff zu nehmen: Auf welche Autoren muß ich mich noch beziehen? Wo müssen Belegzitate eingebaut werden? Sind die Teile richtig gewichtet? Welche Fachbegriffe muß ich verwenden? Welche erläutern? Sind die Metaphern gelungen? Welche Fremdworte der Bildungsprache kann ich streichen?... In einer letzten Überarbeitung geht es dann um die äußere Form: Von Rechtschreibung bis Zitierweise und Numerierung sollte der ganze Text noch einmal durchgesehen und korrigiert werden. 

Literatur:
Werder, Lutz von (1995). Grundkurs des wissenschaftlichen Schreibens. Berlin: Schibri-Verlag.

Das Plagiat - die Verwendung von Quellen ohne Beleg

Mit der Verbreitung des Internet und von Datenbanken haben StudentInnen "eine scheinbar unerschöpfliche Quelle an Texten, deren sie sich bedienen können. Und sie wiegen sich in der Sicherheit, dass ihre Lehrkräfte nicht die Fähigkeiten haben, geeignet im Internet nach der Quelle zu suchen" (Weber-Wulff 2002). Für Weber-Wulff (2002) ist der Stilwechsel mitten in der Arbeit ein bedeutsames Anzeichen, dass hier etwas "geborgt" worden ist: "Wenn nach seitenlangen Rechtschreibproblemen plötzlich sehr flüssig Geschriebenes steht, das zudem reichlich den Konjunktiv verwendet, ist der Verdacht auf ein Plagiat gegeben. In englischen Texten kann es zum Beispiel einen Wechsel von Text, der laufend falsche Präpositionen verwendet, zu Text, in welchem immer die richtigen gewählt worden sind, geben. Andere Anzeichen können Formatierungswechsel sein: unterschiedliche Überschriftenarten, unterschiedliche Zeilenabstände oder Zeilenlängen, oder gar ein platter Schriftartenwechsel mitten im Text".

Jede Universität hat eigene Regeln, wie mit Betrug umgegangen wird, wobei die Maßnahmen bis zur Exmatrikulation und Aberkennung des akademischen Titels reichen. An der Universität Linz, an der der Autor dieser Arbeitsblätter lehrt, gibt es derzeit keine verbindlichen Regeln, jedoch werden alle Arbeiten vor der Freigabe standardmäßig mit speziellen Methoden daraufhin untersucht, und im positiven Fall wird die Betreuung ohne Diskussion (!) zurückgelegt und es erfolgt eine Meldung an den zuständigen Studiendekan.

Hadmut Danisch legt anlässlich eines aktuellen Falles 2011 (Eintrag vom 21.2.2011, 17:50) in seinem Weblog "Forschungsmafia. Titelhandel. Forschungsbetrug. Wissenschaftskorruption. Hochschulkriminalität" unter dem Titel "Kriminelle Zitierpraktiken deutscher Professoren" eine völlig andere Ansicht dar, dass nämlich "viele Professoren (und die sie nachahmenden Nachwuchswissenschaftler) Zitierungen nicht als Quellenangabe im urheberrechtlich-wissenschaftlichen Sinn verstehen, sondern als Würdigung und Bekenntnis zu gewissen Leuten, und natürlich als wertvolles Tauschobjekt in den Zitierkartellen. Zitierungen gelten in der Wissenschaft nicht als selbstverständliche Pflichtübung, sondern als Mittel der Selbst- und Fremddarstellung. Zitiert zu werden ist ungemein wichtig, weil aus der Art und Menge der Zitate über die Zitiermetriken der „Wert” eines Wissenschaftlers bestimmt wird. Man muß zitieren um zitiert zu werden, und man vergrätzt Bekannte und Kollegen, wenn man sie nicht zitiert. Zitate dienen nicht der wissenschaftlichen oder urheberrechtlichen Korrektheit und Sorgfalt, sondern sie sind mehr so etwas wie eine Abbildung, der Graph eines sozialen Beziehungsgeflechtes. Das, was heute im Internet in den ach so neuen sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing, Twitter usw. die eingetragenen Freundes- und Follower-Beziehungen sind, gibt es in der Wissenschaft als papierbasierende Netzwerke schon lange, weil die Zitate diese Darstellung der Beziehungen belegen. Was dem einen die Webseite bei den sozialen Netzwerken, ist dem anderen der Zitierapparat. Die Zitiermetrik besagt nichts anderes als wer die meisten „Followers” im Zirkus hat. Wie bei Twitter. Deshalb ist es auch eine ständige Praxis, dass Professoren, die ein Werk, etwa ein Buch oder eine Dissertation, nach ihrem Quellenverzeichnis beurteilen. Es geht gar nicht darum, was in der Dissertation oder dem Buch steht, ob der Inhalt taugt oder nicht. Meist wird der sowieso nie gelesen, interessiert auch niemanden. Es geht darum zu sehen, aus welcher Schule derjenige kommt, welchen Stallgeruch er hat. Ob man ihn „riechen” kann oder nicht. Das sind ganz archaische Mechanismen, so wie die tätowierten Stammeszeichen, die sich heute so viele als Arschgeweih oder auf Beine, Schultern, Oberarme kritzeln lassen. Oder wie die Pin-Up-Girls im Soldatenspind, die gleich jedem unmißverständlich signalisieren sollen, an welchem der Ufer man seine Hütte hat. Deshalb ist es in manchen Fächern auch so, dass die echten Quellenangaben als Fußnote angegeben werden, damit man beim Lesen sieht, wo etwas herstammt, während die Würdigungszitate in einem Anhang als Quellenverzeichnis aufgelistet werden, damit man beim Aufschlagen sieht, zu welchem Stamm und welcher Sippe der Indianer gehört und ob er die sozialen Huldigungsrituale beherrscht. Ob er also wissenschaftschwiegersohntaugliches Benehmen hat, und nach dem Doktorvater (= Adoptivvater) einen Folgevater (=Schwiegervater) findet. Das führt zu zwei sehr unschönen und unwissenschaftlichen Effekten:

Auch wenn diese Ausführungen offensichtlich auch Ausfluss leidvoller persönlicher Erfahrungen mit dem akademischen Betrieb an deutschen Universitäten darstellen, enthält seine Darstellung einige Aspekte, die man auch heute noch bei der Beurteilung von akademischen Arbeiten berücksichtigen sollte. Manche seiner Argumente werden auch durch eigene Erfahrungen des Autors dieser Arbeitsblätter gestützt, wobei zu bedenken ist, dass manches auch als Ritual gesehen werden muss, um in die wissenschaftliche Gemeinde aufgenommen zu werden. Auch wenn Danisch in seinem Weblog an anderer Stelle der Meinung ist, dass man daher gar nicht zitieren müsse, seien seine provokanten Thesen hier dennoch in üblicher Weise belegt ;-)

Literatur


Weber-Wulff, Debora (2002). Aufdeckung von Plagiaten: Suchen im Internet für Lehrkräfte.
WWW: http://www.f4.fhtw-berlin.de/
~weberwu/papers/plagiat.shtml (03-01-04)

Damisch, Hadmut (2011). Kriminelle Zitierpraktiken deutscher Professoren-
WWW: http://www.forschungsmafia.de/blog/2011/02/21
/kriminelle-zitierpraktiken-deutscher-professoren/ (11-02-22)

Als 'plagiarius', als Seelenverkäufer, verdammte der Römer Martial im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung seinen Dichterkollegen Fidentius. Dieser hatte Gedichte des Martial als seine eigenen verbreitet. Ihr Urheber war entzürnt, denn - so seine Begründung - die eigenen geistigen Werke seien wie Sklaven: Wer sich ihrer bemächtige, begehe 'plagium', Menschenraub."
Quelle: Fröhlich, Gerhard (2001). Mit fremden Federn. WWW: http://www.opensource-online.de (05-11-11)

Weitere Quellen:
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html (03-01-25)
http://www.uni-bamberg.de/~ba2ap1/hilfe.htm (01-11-25)



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