Interessen: Die persönlichkeitsbasierten Interessensorientierungen nach John L. Holland
- "Realistische" (R) Typen bevorzugen Tätigkeiten, die Kraft, Koordination und Handgeschicklichkeit erfordern und zu konkreten, sichtbaren Ergebnissen führen, insbesondere im mechanischen, technischen, landwirtschaftlichen Bereich.
- "Intellektuelle" (I) Typen bevorzugen Aktivitäten, bei denen die Bewältigung von Aufgaben oder Problemen durch Denken, systematische Beobachtung oder Forschung erforderlich ist. Sie weisen Fähigkeiten und Fertigkeiten vor allem im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich auf.
- "Künstlerische" (A) Typen bevorzugen offene, unstrukturierte Aktivitäten, die eine sprachliche oder künstlerische Selbstdarstellung oder die Schaffung kreativer Produkte ermöglichen, insbesondere im Bereich Sprache, Kunst Musik und Schauspiel.
- "Soziale" (S) Typen bevorzugen Tätigkeiten, bei denen sie sich mit anderen in Form von Unterricht, Lehren, Ausbilden, Versorgen oder Pflegen befassen können. Ihre Stärken liegen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen.
- "Unternehmerische" (E) Typen bevorzugen Tätigkeiten und Situationen, bei denen sie andere mit Hilfe der Sprache oder anderer Mittel beeinflussen, zu etwas bringen, führen, auch manipulieren können. Ihre Stärken bilden Führungs- und Überzeugungsqualität.
- "Konventionelle" (C) Typen bevorzugen Tätigkeiten, bei denen der strukturierte regelhafte Umgang mit Daten im Vordergrund steht, insbesondere ordnend-verwaltende Tätigkeiten. Ihre Stärken liegen im Bereich rechnerischer und geschäftlicher Fähigkeiten.
Diese sechs Orientierungen stehen zueinander in einer hexagonalen Beziehung (siehe rechts), wobei die Zahlen das Ausmaß des Zusammenhanges zwischen den einzelnen Faktoren bezeichnen.
Auf
diesem Modell von Holland basiert der "Situative
Interessen Test (SIT)", ein differentieller Test zur
Bestimmung von Interessen etwa ab dem 10. Lebensjahr. Er
kann in der Berufs- und Freizeitberatung eingesetzt
werden. Aufgrund dieser Orientierung kann er auch
ergänzend bei der Abklärung allgemeiner Interessen
verwendet werden. Ursprünglich als
Papier-Bleistift-Verfahren mit direkter Auswertung durch
SchülerInnen und StudentInnen konzipiert, kann der SIT
in der Online-Version durch die digitalisierte Form nach der Testdurchführung
sofort ausgewertet werden.
Zwei weitere bekannte Tests zur Messung dieser
Persönlichkeitsorientierung sind der Allgemeiner
Interessen-Struktur-Test und der
Freizeit-Interessen-Test.
Holland, J. L. (1985). Making vocational choices. A theory of vocational personalities and work environments. Englewood-Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
Machen Sie den Situativen Interessen Test
Interessen und Schullaufbahn
Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war der anhaltende Trend zur Individualisierung, wonach die Wahl einer Schule oder eines Schulzweiges auch unter dem Aspekt der Selbstverwirklichung gesehen werden muss: "In wie weit erlaubt die gewählte Laufbahn die Realisierung von Fähigkeiten und Interessen". Die Folgewirkungen einer solchen "Kongruenz" zwischen Person und gewählter Umwelt sind bis jetzt vor allem im betrieblichen Bereich untersucht worden: Erfolg, Zufriedenheit und Stabilität in der gewählten beruflichen Laufbahn sind nicht zuletzt Folge der Interessenkongruenz zwischen Person und Beruf (Bergmann 2002). Auch für den Schulbereich wurde gezeigt, dass Leistung, Zufriedenheit mit der Schule und Laufbahnstabilität signifikant mit der Passung zwischen Person und Schule zusammenhängen (Eder 1988). Die Zusammenhänge sind allerdings in der Regel nicht hoch, weil für die Bewältigung der Schule stärker die Fähigkeiten als die Interessen ausschlaggebend sind.
Auf Basis der Kongruenz des Holland-Modells bzw. mit Hilfe des Zener-Schnuelle-Index (Bergmann & Eder 1999, S. 29) wurde die Kongruenz zwischen Person und Schule berechnet werden. Der ZSI (Zener-Schnuelle-Index) ist ein bewährtes Maß für die Ähnlichkeit zwischen zwei Holland-Codes. Er kann Werte zwischen 0 und 6 annehmen, wobei 6 dann vergeben wird, wenn Person und Umwelt identische Codes haben, der Wert 0, wenn zwischen den beiden Codes kein einziger Buchstabe übereinstimmt. Es zeigte sich eine hohe Kongruenz in den Lehranstalten für Kindergartenpädagogik, den gewerblich-technischen Berufsschulen, mittleren und höheren Schulen für wirtschaftliche und soziale Berufe sowie in den Höheren Schulen für land- und forstwirtschaftliche Berufe. Auch die Oberstufenrealgymnasien und die Höheren technisch-gewerblichen. Schulen weisen noch relativ gute Kongruenzwerte auf. Am unteren Ende liegen die kaufmännischen und technisch-gewerblichen Fachschulen, die offenbar ein Sammelbecken für SchülerInnen mit unterschiedlichsten Interessen darstellen, die insgesamt wenig zum besuchten Schultyp passen. Ebenso im unteren Bereich liegen die Langformen der AHS, die auf Grund der Zuweisung der SchülerInnen zu einem Zeitpunkt, zu dem ihre Interessen noch nicht entwickelt sind, notwendigerweise sehr heterogen und damit wenig kongruent sind.
Bezüglich der Kongruenz zwischen Person und Schule zeigte sich prinzipiell ein positiveres Befinden in der Schule, eine bessere Bewältigung des Unterrichts und auch eine höhere Bereitschaft zur Wiederwahl der Schule, auch wenn die Zusammenhänge nicht ganz die erwartete Höhe erreichten. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist aber nach Aussage der Autoren zu berücksichtigen, dass die verwendeten Leistungsmaße sich nicht auf die spezifischen Schwerpunkte der einzelnen Schulen beziehen - wo höhere Zusammenhänge mit der Interessenkongruenz zu erwarten wären - sondern allgemeine schulische Kompetenzen erfassen, die weitgehend interessenunspezifisch sind. Insgesamt ergab sich aber Hinweise, dass hohe Kongruenz zu einer besseren Bewältigung der Schule im Befindens- und Leistungsbereich beiträgt, die darauf verweisen, dass z.B. die frühe Auslese durch die Entscheidung für die Langform der AHS zur Folge hat, dass Interessenkongruenz nicht entwickelt werden kann.
Quelle:
Eder, Ferdinand & Reiter, Claudia (2002). Interessen und
Schullaufbahn. In C. Wallner-Paschon & G. Haider
(Hrsg.), PISA Plus 2000. Thematische Analysen nationaler
Projekte (S. 111-116). Innsbruck: StudienVerlag.
Literatur:
Bergmann, Christian (2002). Berufswahl. In H. Schuler
(Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Band D/III/3:
Organisationspsychologie I. Göttingen: Hogrefe.
Bergmann, Christian & Eder, Ferdinand (1999)
Allgemeiner-Interessen-Struktur-Test, 2., veränderte
Auflage. Weinheim: Beltz Verlag.
Eder, Ferdinand (1988). Die Auswirkungen von
Person-Umwelt-Kongruenz bei Schülern: Eine
Überprüfung des Modells von J. L. Holland.
Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 2 (4),
259-270.
Christian Bergmann & Ferdinand Eder: Allgemeiner
Interessen-Struktur-Test/Umwelt-Struktur-Test
(AIST/UST)
Werner Stangl: Der
Freizeit-Interessen-Test (FIT)
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