[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Georg Lind:

Psychology of Morality and Democracy
and Educational Applications

 

Lind, Georg (2002).
Moral ist lehrbar!: Wie man moralisch-demokratische Fähigkeiten fördern und damit Gewalt, Betrug und Macht mindern kann.
Berlin: Logos-Verlag.

2003 erschien ergänzend Lind, Georg (2003). Moral ist lehrbar. Ein Handbuch zur moralischen und demokratischen Bildung. München: Oldenbourg-Verlag. ISBN 3-486-03506-1

In seinem neuen Werk stellt Georg Lind Theorie und Praxis der moralischen Bildung einander ergänzend gegenüber, wobei neben moralpsychologischen und bildungstheoretischen Grundlagen zahlreiche neue Methoden der Dilemmadiskussion präsentiert werden, die geeignet sind, die moralische Urteils- und Diskursfähigkeit von Menschen zu fördern. Eine ausführliche Rezension dieses neuen Buches findet sich im e-zine p@psych (https://www.stangl-taller.at/paedpsych/ezine/rezension/lind03.shtml)

Die Förderung moralisch-demokratischer Fähigkeiten wird in den Schulen und Hochschulen zunehmend zu einem fachübergreifenden Thema. Als eine der wirksamsten Unterrichts-Methoden hat sich die sogenannte Dilemma-Diskussion herausgestellt, die ursprünglich von Moshe Blatt und Lawrence Kohlberg an der Harvard-Universität entwickelt wurde.

Professor Dr. Georg Lind von der Universität Konstanz, der mit Kohlberg zusammengearbeitet hatte, hat diese Methode in Rahmen eigener Interventionsstudien und Lehrerforildungsprogrammen weiter ausgearbeitet und dafür Anleitungen und Vorlagen (Dilemmas, Beobachtungsleitfaden) verfasst, die unter seiner Web-Seite abrufbar sind.

Lind hat auch eine Diskussionsliste eingerichtet, mit der sich Interessenten über neue Entwicklungen informieren, aber auch eigene Arbeiten und Erfahrungen auf diesem Gebiet vorstellen und diskutieren lassen können.

Die neuen Medien nutzend wurde nun im Jahre 2003 eine DVD "Prof. Dr. Georg Lind: Moralische Entwicklung" produziert, auf der ein zweistündiges Interview von Prof. Treichel (Universität Wien) mit Georg Lind über Moralpsychologie und -pädagogik festgehalten wurde. Leider sind diese Materialien nicht mehr unter den damals genannten Webadressen abrufbar!

Wichtiger Hinweis

Nach dem Ausscheiden von der Universtität Konstanz hat Georg Lind das Institute for Moral-Democratic Competence gegründet, um der Forschung und der Ausbildung eine neue Heimat zu geben. Dort findet sich auch die neue Website: http://moralcompetence.net

Ein kurzer Rückblick von Georg Lind auf die Geschichte der Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion (KMDD)®

Georg Lind entdeckte vor 40 Jahren die Moral als Forschungsfeld und hoffte insgeheim, dass dies nicht nur eine akademische Beschäftigung bleiben würd sondern dass man damit auch zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen könnte. Vor 30 Jahren (1985) lernte er die Methode der Dilemmadiskussion zur Förderung von Moralkompetenz kennen. Lawrence Kohlberg, den Lind damals bei der statistischen Auswertung seiner Schulprojekte beriet, lud Lind ein, ihn bei seinen Aktivitäten in New Yorker Schulen zu begleiten. Zusammen mit Jürgen Raschert, Fritz Oser, Sybille Reinhard, Heinz Schirp und Peter Dobbelstein probierte Lind im Rahmen des Projekts Demokratie und Erziehung drei Jahre lang in drei Schulen (Gymnasium in Düren, Realschule in Langenfeld, Hauptschule in Hamm) die Methode der Just community und die Dilemmadiskussion aus. Die sehr guten Evaluationsergebnisse wurden an verschiedenen Stellen veröffentlicht. Georg Lind regte an, die von Moshe Blatt und Lawrence Kohlberg entwickelte Methode der Dilemmadiskussion noch effektiver und vor allem lehrbar zu machen. Bis dahin wurde diese Methode nur durch direkte Anschauung vermittelt. Das war vielleicht mit ein Grund, warum sie nach Kohlbergs Tod in den USA fast in Vergessenheit geriet. Üblicherweise dauerte die Diskussion nur 45 Minuten und in dieser Zeit trug der Lehrer vier bis fünf Geschichen vor. Zudem sollte er auch noch den Schülern Argumente vorsagen, die eine Stufe über deren Urteilsniveau lagen. Diese so genannte "plus-1 Konvention" war praktisch undurchführbar, da der Lehrer mit der Ermittlung der "Stufe" der Schüler überfordert war und Stufen der Schüler vermutlich breit streuten. Diese Vorgabe widersprach auch Kohlbergs Entwicklungstheorie. Wie Piaget lehrte dieser, dass man Kindern helfen sollte, ihre Moral selbst zu entdecken, statt ihnen Formulierungen in den Mund zu legen. Wenn man es den Teilnehmern überlässt, stützende Argumente für ihre Position zu artikulieren, dann muss man ihnen dafür Zeit geben, viel mehr Zeit, als sie bei der Blatt-Kohlberg-Methode haben, und man muss die Lernumgebung angstfrei gestalten. Bei der KMDD stehen für die Diskussion einer Geschichte mindestens 90 Minuten zur Verfügung, ca. 80 Prozent davon den Teilnehmern. Zu ihrer Stärkung bekommen die Teilnehmer zudem vor der Diskussion Gelegenheit, die Dilemma-Geschichte und ihre eigene Stellung dazu erst still zu durchdenken, dann sich mit anderen über ihr Verständnis der Geschichte auszutauschen, und dann in kleinen Gruppen von Gleichgesinnten, Argumente auszutauschen. Diese vorgeschalteten Phasen haben das Niveau der Diskussion stark angehoben. Damit die Teilnehmer nicht von der Meinung des Lehrers erdrückt werden, darf der KMDD-Lehrer, anders als bei Kohlberg, sich inhaltlich nicht in die Diskussion einbringen (allenfalls am Ende, wenn Teilnehmer ihn explizit dazu auffordern). Auch die Moderation der Diskussion erfolgt nicht durch die Lehrkraft, sondern durch die Teilnehmer mit der Pingpong-Regel: Wer gesprochen hat, ruft aus der gegnerischen Gruppe jemanden auf, der antworten darf. Die Idee dazu hatte übrigens eine Lehrerin im DES

Vor 20 Jahren (1995) hatte Lind die Konzeption der Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion (KMDD) zum ersten Mal in einem Seminar zur Moral- und Demokratieerziehung für Lehramtsstudierende vorgestellt und in einer Konstanzer Schule in einer 7. Klasse erprobt. Danach folgten zahlreiche Einsätze der KMDD (die erst später so genannte wurde) in Schulen der Region Konstanz-Bodensee, wobei alle Schulformen vertreten waren (neben Gymnasium auch Haupt-, Real- und Berufsschulen). Sie boten die Gelegenheit, verschiedene Dinge auszuprobieren und die Methode zu verbessern. Zudem bekam Lind die Gelegenheit, die KMDD bei Elternabenden und bei Pädagogischen Tagen ganzen Kollegien vorzustellen, natürlich nicht nur theoretisch. Die systematische Fortbildung von Lehrpersonen begann 1999, als Lind von der Universität von Monterrey (UdeM) eingeladen wurde, ein Semester lang Professoren aus allen Fachrichtungen in der KMDD auszubilden. 2003 beauftragte ihn die Kultusministerin von Bogotá, Cecilia Maria Velez, für über 70 Lehrer einen KMDD-Workshop und ein Trainings- und Zertifizierungsprogramm durchzuführen. Velez hat später als Bildungsministerin von Kolumbien die KMDD offiziell allen Lehrern ihres Landes empfohlen. Die renommierte Technische Hochschule von Monterrey (Tecnologico de Monterrey) hatte Lind 2004 beauftragt, einen 3-tägigen Workshop für über 100 Professoren auf ihrem Campus in Guadalajara durchzuführen, aus dem später ein KMDD-Angebot für Medizinstudenten in Monterrey hervorging, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Vor 10 Jahren (2005) erhielt Lind durch das Regierungspräsidium von Tübingen die Gelegenheit, das KMDD-Ausbildungsprogramm für Lehrkräfte auf ihre Wirksamkeit im Unterricht hin zu evaluieren. Zusammen mit Rafela Koszinoffski konnte man die Klassen von fünf teilnehmenden Lehrkräften vor und nach KMDD-Stunden mit dem MKT (Moralische Kompetenz-Test) testen. Inzwischen gibt es sieben zertifizierte KMDD-Lehrer. Um ihre Investition an Zeit und Geld für die Ausbildung zu schützen, ha Georg Lind die KMDD als internationale Marke schützen lassen (EU, Schweiz, China, Kolumbien, Türkei; andere sind in Vorbereitung). Die KMDD-Marke darf nur von zertifizierten KMDD-Lehrer für Werbung benutzt werden, und zwar für 6 Jahre, der Geltungsdauer des Zertifikats. Die Geltungsdauer ist begrenzt, da die KMDD aufgrund von neuen Erkenntnisse weiter entwickelt wird, und so sicher gestellt wird, dass KMDD-Lehrer ihr Wissen frisch halten.



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