Presseinformation |
(K)ein sicherer Ort
Sexuelle Gewalt an Kindern
A U S S T E L L U N G
Linz 1.4.-16.4.1997
Wels 21.4.-27.4.1997
Steyr 30.4.-14.5.1997
Die Familie als Sicherheit. Die Familie als Zuflucht. Die Familie als Schutz. Was aber, wenn gerade in der Familie die Bedrohung lauert? Eine Tatsache, die für manche Kinder bittere Realität ist.
"(K)ein sicherer Ort" ist der Name einer Ausstellung, die über das reden will, worüber erst seit kurzer Zeit vermehrt gesprochen wird: sexueller Mißbrauch von Kindern. Schnell ist in so einem Fall die Rede vom berühmten "bösen Onkel", der im Park die Kinder mit einer Schokolade in die Büsche lockt. Das ist jedoch ein verschwindend geringer Teil der Übergriffe.
Über 90 Prozent der Delikte kommen dort vor, wo man sie eigentlich nicht vermutet: in der eigenen Familie, bei Verwandten oder im sozialen Umfeld des Kindes.
Und gerade das macht es oft so schwierig. Denn die Kinder sind von ihren Eltern abhängig, getrauen sich nicht zu sprechen. Sexualdelikte sind immer auch eine Frage von Machtmißbrauch.
Foto: OÖ Landespresse
F.Linschinger
Sprechen die Kinder irgendwann doch, kommen zu den Folgen der Ausbeutung noch dazu: Auseinanderbrechen von Familien, Partnerschaften, Ehen. In dieser Situation ist es äußerst wichtig, daß Kinder nicht verantwortlich gemacht werden für diese Entwicklung. Die Verantwortung für die Tat und alles, was darauf folgt, liegt ausschließlich und immer beim Täter!
Wer sind nun die Täter? Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist, denn das typische Bild des Täters gibt es nicht. Die Täter kommen aus allen sozialen Schichten. Einzig eines läßt sich sagen: die Opfer sind meistens Mädchen, über Buben weiß man noch sehr wenig. Die Täter sind meistens Männer.
Für manche ist die Grenzsetzung schwierig: wenn Eltern mit ihren Kindern herumtollen, schmusen oder kuscheln - beginnt da schon sexueller Mißbrauch? Nein - denn Zärtlichkeit und Körperkontakt sind für jedes Kind ungemein wichtig. Trotzdem gibt es eine ganz klare Grenze: Dort, wo der Erwachsene das Kind zur Erfüllung seiner Wünsche verwendet, dort beginnt die sexuelle Ausbeutung:Foto: OÖ Landespresse
F.LinschingerAuch wenn dieser Mißbrauch oft nur in begehrendem Anschauen oder Anfassen besteht: Es ist Ausbeutung, ein Kind zur Erfüllung eigener Wünsche zu mißbrauchen. Viele Täter sind sich dessen nicht bewußt: Sie bauen sich eine eigene Welt auf, in der das, was sie tun, moralisch Platz hat. Die Folgen sind oft erschreckend: So ist ein Großteil der jungen Menschen in der Drogenszene sexuell ausgebeutet worden. Aber auch Schwierigkeiten in der Kontakt- und Beziehungsfähigkeit können entstehen.
Jedes Kind sendet Signale aus, auch wenn diese meist verschlüsselt sind und es oft lange dauert, bis Erwachsene diese Hilferufe bemerken und ernstnehmen.
Wir wollen mit der Ausstellung auf keinen Fall Hysterie und Angst erzeugen. Wichtig ist aber, daß man aufmerksam ist, den Kindern zuhört, mit ihnen redet und sie mit ihren Wünschen respektiert.
Wenn Grund zur Annahme besteht, daß bei einem Kind sexueller Mißbrauch stattfindet, so kann man sich an eine Beratungsstelle wenden, die einem bei der weiteren Vorgangsweise hilft, denn Hilfe braucht in so einem Falle jeder. In erster Linie natürlich das betroffene Kind, aber auch die restlichen Familienmitglieder.
Foto: OÖ Landespresse
F.Linschinger
Zur Idee der Ausstellung
Um ein breites Publikum auf die Problematik dieses Themas hinzuweisen, zeigt die O.ö. Kinder- und Jugendanwaltschaft in der Zeit vom 1. April bis 14. Mai 1997 die Ausstellung "(K)ein sicherer Ort - Sexuelle Gewalt an Kindern".
Die Ausstellung ist als Wohnung konzipiert, den einzelnen "Räumen" sind bestimmte "Titel" (Inhalte) zugeordnet, die wiederum durch visuelle, kinästhetische und auditive Mittel umgesetzt werden.
Während der Öffnungszeiten werden Fachleute und BetreuerInnen den BesucherInnen zur Verfügung stehen. Bei Interesse werden für Gruppen zu den angegebenen Öffnungszeiten Führungen organisiert. Für Schulklassen ab der 8. Schulstufe werden täglich in der Zeit von 9:00 bis 15:00 Uhr Führungen angeboten:
Anmeldungen in der Kinder- und Jugendanwaltschaft, Tel.: 0732/7720/4004.
Ein Bücherstand und zahlreiche Informationen über Möglichkeiten der Prävention bzw. der Intervention und Adressen von Beratungsstellen in ganz Oberösterreich ergänzen die Ausstellung. Weiters wird sich eine Enquete mit den Fragen, Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten des Zeugen- und Opferschutzes im Zuge eines Verfahrens auseinandersetzen.
Eine Aufführung des Irrlichttheaters Stuttgart mit dem Titel "Rasenspiele" zeigt erlebten sexuellen Mißbrauch einfühlend und authentisch. In mehrmaligen Auftritten will das Ensemble der 2D Klasse der Körnerschule die alltägliche Gewalt gegen Kinder in dem Musical "Christina" aufzeigen.Foto: OÖ Landespresse
F.Linschinger
Vorträge von anerkannten Fachleuten, Podiumsdiskussionen, Fortbildungsseminare, Selbstverteidigungskurse, Tanztherapie-Workshops und Filme bieten ein breites Spektrum an Auseinandersetzung mit dem Thema.
Ausstellung:
"(K)ein sicherer Ort - sexuelle Gewalt an Kindern"
Linz-Pädagogische Akademie der Diözese
Salesianumweg 3, 4020 Linz
1.4. -16.4.1997Wels-Arbeiterkammer Wels
Roseggerstraße 8, 4600 Wels
21.4. - 27.4.1997Steyr-Arbeiterkammer Steyr
Redtenbachergasse 1a, 4400 Steyr
30.4. - 14.5.1997
Veranstalter:
Kinder- und Jugendanwaltschaft beim Amt der o.ö. Landesregierung
mit Unterstützung von
Bundesminsterium für Umwelt, Jugend und Familie
Landesrat Josef Ackerl,
Stadt Linz, Stadt Steyr, Stadt Wels,
Linzer Frauenbüro,
Landesjugendreferat des Landes OÖ.,
Büro für Frauenfragen des Landes OÖ.,
Linzer Frauenhaus,
Kinderschutz-Zentrum Linz,
Kuddelmuddel Ich & Du,
Moviemento,
Kinderschutz-Zentrum Tandem Wels,
Frauenhaus Wels,
Jugendamt Wels
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 16:00 bis 20:00 Uhr
Samstag/Sonntag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Führungen für interessierte Gruppen und Schulklassen Montag bis Freitag von 9:00 bis 15:00 Uhr nach Voranmeldung möglich.
Telefon: 0732/7720/4004.
Projekt Internet:
Adresse: http://www.padl.ac.at/luf/sexgewalt
Informationen, Anlaufstellen und Adressen zum Thema "Sexuelle Ausbeutung und Gewalt in der Familie"
Mag. Maria Schwarz-Schlöglmann
O.ö. Kinder- und Jugendanwältin
Anregungen und Wünsche an: nig@mail.padl.ac.at | conception, information logistics & webdesign by PADL Webmaster: Astrid Leeb |