Literaturverwaltung*)
Entstanden nach einem Text von Angela Außerlechner & Angelika Haidacher
Ergebnisse einer wissenschaftlichen Literatursuche müssen dokumentiert werden, um jederzeit - ohne Arbeits- und Zeitaufwand - darauf zurückgreifen zu können.
Bestandteile der Literaturverwaltung und Materialdokumentation
1. Literaturkartei bestehend aus:
- bibliographischen Angaben
- Querverweisen zur Personenkartei
- Angabe von Fundstellen
- Zuordnung von Schlagwörtern (= Querverweise zur Schlagwortkartei)
- Querverweisen auf Rezensionen, Abstracts, Sekundärliteratur
- Querverweisen auf Exzerpte und kopierte Ausschnitte
- Querverweisen auf eigene Arbeiten
- eigenen Kommentaren und Anmerkungen
(alle Querverweise, Zuordnungen und Angaben beziehen sich auf die dokumentierte Literatur)
2. Schlagwortkartei bestehend aus:
- Querverweisen zur Literaturkartei
- Querverweisen zu verwandten Schlagwörtern
- Querverweisen auf eigene Materialien
- eigene Notizen
3. Personenkartei bestehend aus:
- Informationen über Leben und Werk nennenswerter Personen
- Hinweisen auf Literatur über die betreffende Person und von der betreffenden Person
- (= Querverweise zur Literaturkartei)
4. Chronologisch geordnete Ablage von Studienmaterial bestehend aus:
- Mitschriften von Vorlesungen, Seminaren etc.
- von Dozenten und Seminarteilnehmern ausgegebene Materialien (Textauszüge, Protokolle, Literaturlisten etc.)
5. Sachlich geordnete Ablage von themenbezogenem Material bestehend aus: themenbezogenen Ausarbeitungen ( Referate, Ideenskizzen etc.)
6. Alphabetisch geordnete Ablage von literaturbezogenem Material bestehend aus:
- Exzerpten, Auszügen, Kopien wissenschaftlicher Texte
- Kopien von Rezensionen oder Abstracts
- Kommentaren
- literaturbezogenen Ausarbeitungen (Referate, Hausarbeiten etc. zu bestimmten Texten)
Literaturkartei
Jede Karte der Literaturkartei enthält bibliograpische Angaben zu einem Titel. Hauptkriterium ist, daß ein Werk aufgrund dieser Angaben eindeutig identifizierbar und auffindbar ist.
- Bibliographische Angaben:
- Name, Vorname(n). Verfasser:
Diese werden dem inneren Titelblatt des Buches bzw. der Überschrift des Beitrages entnommen. Vornamen sollten ausgeschrieben werden. Titel und akademische Grade werden weggelassen. Bis zu drei Verfasser/Herausgeber werden namentlich aufgeführt. Ab vier Verfassern/Herausgebern wird nur der erste angeführt, dahinter folgt: u.a. Bei der Literaturrecherche findet man Bücher dieser Art eher unter ihrem Sachtitel.
Pseudonyme werden in der Regel wie der Name behandelt (Hinweis: Pseudonymenlexikon). Ist der richtige Name bekannt, wird dieser vorangestellt, das Pseudonym folgt in eckige Klammern gesetzt.
Anonyme Veröffentlichungen werden unter ihrem Sachtitel geführt. - Titel. Untertitel:
Auch diese Angaben werden dem inneren Titelblatt bzw. der Überschrift entnommen. Die Angaben auf dem Einbanddeckel können vom "richtigen" Titel aus markttaktischen Gründen abweichen. - Herausgeber:
Der Name des Herausgebers oder der herausgebenden Institution wird den bibliographischen Angaben vorangestellt. Werke, die unter ihrem Sachtitel bekannt sind, werden auch unter diesem geführt, z.B. Lexika. Die Angabe des Herausgebers folgt.
Wird das Werk eines Verfassers von einer anderen Person oder Institution herausgegeben, so bleibt die Verfasserangabe leitend. Der Herausgeber wird hinter dem Titel genannt.
Ansonsten gilt dieselbe Vorgangsweise wie o.a. Sparte "Name, Vorname(n). Verfasser": Bis zu drei Herausgeber werden namentlich angeführt. Ab vier Herausgebern wird nur der erste angegeführt, dahinter folgt: u.a. - Verlag:
Der Name des Verlages ist dem inneren Titelblatt zu entnehmen. Ist ein Werk im Selbstverlag erschienen, wird der Name des Verfassers mit dem Klammerzusatz [Selbstverlag] angegeben. - Erscheinungsjahr:
Ausschlaggebend ist das Erscheinungsjahr der betreffenden Auflage. Fehlt diese Angabe, ist das Jahr des Copyrights als Erscheinungsjahr - mit der Kennzeichnung - anzugeben. Sind weder Erscheinungsjahr noch das Jahr des Copyrights angegeben, schreibt man o.J. ("ohne Jahr"). - Erscheinungsort:
Erscheinungsort ist bei Verlagspublikationen der Verlagsort (siehe inneres Titelblatt). Bei mehreren Verlagsorten wird nur der erstgenannte angeführt, dahinter folgt: u.a. Ist kein Erscheinungsort angegeben, schreibt man o.O. ("ohne Ort"). Druckort ist nicht gleich Erscheinungsort. - Auflage:
Hier ist die jeweils letzte überarbeitete Auflage zu berücksichtigen; gegebenenfalls ist der Zeitpunkt der Erstauflage anzugeben. Handelt es sich beim bearbeiteten Buch nicht um die erste Auflage, muß angeführt werden, die wievielte Auflage dokumentiert wird (inkl. allen ergänzenden Angaben bezügl. Überarbeitung, Veränderung usw.).
Bei Übersetzungen sollten außerdem Angaben zur Originalausgabe aufgenommen werden (inkl. den Angaben zum Erscheinen der übersetzten oder bearbeiteten Fassung). - Dissertationen & Habilitationen:
Veröffentlichte Dissertationen und Habilitationen sind als solche zu deklarieren. Weiters ist anzugeben wo und wann die betr. Arbeit angenommen wurde. Bei unveröffentlichten Dissertationen und Habilitationen ist anstelle der o.a. Angaben der in eckige Klammern gesetzte Vermerk [Masch.Schr.] anzuführen. - Reihe:
Da viele Bücher im Rahmen von Reihen erscheinen, werden diese nur angeführt, wenn die darin erscheinenden Werke durchnumeriert wurden (die Reihe also vom Verlag nicht nur eingerichtet wurde, um eine übersichtlichere Gliederung des Verlagsprogrammes vorzunehmen z.B. Taschenbuchreihen). - Zeitschriftenjahrgänge:
Wissenschaftliche Zeitschriften sind in der Regel nach erschienenen Jahrgängen durchnumeriert. Es wird die Jahrgangsnummer angegeben und in Klammern das betreffende Kalenderjahr hinzugefügt. Werden die Seiten der einzelnen Hefte eines Jahrganges für sich gezählt (in jedem Heft geht es wieder bei Seite 1 los), wird in der Klammer vor Angabe des Erscheinungsjahres noch die Heftnummer oder der Zeitpunkt des Erscheinens eingefügt. - Angabe von Fundstellen:
Neben den bisher erwähnten bibliographischen Daten sollte in der Literaturkartei auch die Angabe der Fundstelle eingetragen werden. Wurde ein entsprechender Titel aus dem Bibliothekskatalog gewählt, sollte auch die Standort-Signatur verzeichnet werden. - Zuordnung von Schlagwörtern:
Auf jeder Literaturkartei sollten die Schlagwörter vermerkt werden, die zur Kennzeichnung des thematischen Gehalts des betreffenden Textes zugeordnet wurden. - Querverweise und Beilagen:
In die Kartei sollten alle Hinweise aufgenommen werden, die bei der Erschließung des betreffenden Textes hilfreich sind:- Querverweise zur Personenkartei
- Kurze Inhaltsangabe des Textes "Abstract" (auf der Rückseite der Karte, oder der Karteikarte beigefügten Zetteln); hier könnte auch die Seitenanzahl des Buches festgehalten oder auf besonders wichtige Kapitel (von Seite ... bis Seite ...) hingewiesen werden.
- Name, Vorname(n). Verfasser:
- Hinweise auf Rezensionen des Werkes (in Kurzform!)
- Hinweise auf gleichartige Werke, Seminarunterlagen
- Angabe, ob ein eigenes Exzerpt zu diesem Text existiert und wo es zu finden ist
- Zitate aus dem Text, Kommentare, Anmerkungen
Beispiel einer Karte aus der Literaturkartei
Meise (1993) |
Meise, Ulrich (1993). Alkohol. Die Sucht Nr. 1. Eine Standortbestimmung. Wien: Verlag Integrative Psychiatrie. |
Standort: im eigenen Besitz |
Inhalt: Verständliche Abhandlung, die sich mit den Ursachen der Alkoholkrankheit und ihrer Behandlung beschäftigt. Neue Erkenntnisse, und Zahlenmaterial. |
Schlagwörter: Drogen, Prävention, Psychologie |
siehe auch: Personenkartei |
Schlagwortkartei
Den dokumentierten Titeln sind Schlagwörter - nach inhaltlichem (Welche Schlagwörter wähle ich? Wie vergebe ich diese?) und technischem Aspekt (Wie verknüpfe ich Literatur- und Schlagwortkartei?) - zuzuordnen, die Hinweise auf Textinhalte geben:
- Welches Schlagwort gewählt wird, ist wohl eher eine individuelle Entscheidung. Wurde allerdings ein Schlagwort vergeben, sollte dies auf einer Liste vermerkt werden, um sicherzustellen, daß dieselbe Thematik nicht unter unterschiedlichen Schlagwörtern registriert wird. Beispiel: Pädagogik und Erziehungswissenschaft (Querverweise zu verwandten Schlagwörtern notieren!).
- Verknüpfung von Literatur- und Schlagwortkartei: Für die Schlagwörter wird eine eigene Kartei angelegt: Auf jede Karteikarte wird ein Schlagwort eingetragen. Darunter werden die entsprechenden Titel in Kurzform notiert. Beispiel: Hierdeis (1987), Hierdeis/Hug (1995). Auf diese Weise sollte es möglich sein, den gesuchten Titel in der Literaturkartei rasch ausfindig zu machen.
Beispiel einer Kartei aus der Schlagwortkartei:
Drogen |
siehe auch: Prävention, Psychologie |
Meise (1993) |
Hinterhuber (1993) 3. Kapitel |
Material zum Thema: Ordner "SS Psychologie 96" SE "Psychotherapeutische Behandlungsmethoden: Psychoanalyse" |
Personenkartei
Wird eine Personenkartei angelegt, sollte jede Karte über Leben und Werk einer Person informieren und Hinweise auf Literatur über diese Person oder auf Werke (Querverweise zur Literaturkarte) beinhalten.
- Drei Kategorien:
- wissenschaftliche Autoren
- nichtwissenschaftliche Autoren, mit denen sich die Wissenschaft beschäftigt (Dichter etc.)
- Personen, die für die Wissenschaft bedeutend sind (historische Gestalten, Künstler etc.)
- Anstelle der Personenkartei, können Angaben zu Personen auch in die Literatur- bzw. Schlagwortkartei eingeordnet werden.
Beispiel einer Kartei aus der Personenkartei:
Meise, Ulrich |
siehe auch: Prävention, Psychologie |
Meise (1993) |
Angaben zur Person: Arzt an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Innsbruck. |
Literatur: Bürgernahe Psychiatrie. Leitlinien für die Reform der psychiatrischen Versorgung in Tirol (1993); Dementielle Syndrome. Eine Standortbestimmung (1992); Dementielle Syndrome II (1994) |
Ablage und Ordnung umfangreicherer Aufzeichnungen und Materialien
Die durch den Besuch von Lehrveranstaltungen angesammelten Materialien (Textauszüge, Literaturlisten, Thesenpapiere etc.) sollten in chronologischer Reihenfolge gesammelt und semesterweise zusammengefaßt werden. Stark themenbezogene Materialien können nach Sachgebieten geordnet werden. Bei literaturbezogenen Materialien, Exzerpten, Textauszügen (Kopien Quellenvermerk!), umfangreichen Kommentaren etc., wäre es sinnvoll, dieses alphabetisch nach Verfassernamen oder Sachtitel zu ordnen. Auf der Literatur-Karteikarte genügt ein Hinweis auf dieses zusätzliche Material.
Auf welche Art gesammeltes Material, wie beispielsweise Kopien, Skizzen, Protokolle etc., abgelegt wird (Aktenordner, Hängeregister, Karteikasten) obliegt der individuellen Entscheidung jedes Einzelnen.
©opyright Angela Außerlechner, Angelika Haidacher Innsbruck 1997.
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Quellen und Literatur
http://info.uibk.ac.at/c108/c10803/cuwa/cuwa71.html (99-12-12)
http://bases.uibk.ac.at/dmos/llos/cuwa72.html (99-12-12)
Die Grafiken stammen von Klaus Niedermair http://bases.uibk.ac.at/dmos/llos/litvw2.gif, http://bases.uibk.ac.at/dmos/llos/litvw1.gif,