Arbeitszeit, Zeitplanung und Zeitmanagement bei StudentInnen
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben,
sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Seneca
Mit der Möglichkeit, den Tagesablauf frei einteilen und planen zu können, fällt einem als Student ein Geschenk zu, von dem viele andere, die in feste Arbeitszeiten eingebunden sind, nur träumen können. Diese Freiheit hat aber zwei Gesichter: Sie ermöglicht die freie Entscheidung darüber, wie man die Arbeitszeit plaziert. Man kann also die Zeit nicht nur frei einteilen, sondern man muß es eben auch! Und angesichts einer Fülle von Ablenkungen und angesichts der Gefahr, mangelnde Leistungen mit nicht studienbezogenen Aktivitäten entschuldigen zu können, seine Zeit selbstverantwortlich frei einzuteilen, das ist schwer! Die häufigsten Mängel und Belastungen, mit denen Studenten in ihrem Arbeitsverhalten und ihrer Zeiteinteilung zu kämpfen haben, sind:
- Mühe, mit der Arbeit wirklich zu beginnen
- Mißerfolge infolge nicht sinnvoll genutzter Zeit
- unzweckmäßige Zeiteinteilung.
Bei der langfristigen Zeitplanung legst man die fernen Ziele fest, zum Beispiel die 1. Diplomprüfung. Die Fernziele sind allerdings soweit entfernt, dass man sie nur über Zwischenziele erreichen kann, die man durch mittelfristige Planungen festlegen muß. Während man langfristigen Ziele in der Regel nur grob zu strukturieren vermag, kannst man über mittelfristigen Ziele schon genauere Angaben machen. Die kurzfristigen Pläne enthalten dann ganz genaue Angaben darüber, welche Aufgaben man in welcher Reihenfolge mit welchem Zeitaufwand angehen will. So erhältst ,am von der Grobzielplanung zur Feinzielplanung eine allmähliche Präzisierung und Konkretisierung der Arbeitsaufgaben und Zeitpläne. Dieses stepwise refinement bringt eine Reihe von Vorteilen:
- Man setzt die knappe Ressource Zeit ökonomisch ein.
- Man intensiviert die Lernphasen.
- Durch Erreichen von Zwischenzielen verschaffst man sich Erfolgserlebnisse und damit neue Motivation!
- Durch eine geplante Arbeitsverteilung milderst man Stresssituationen, vor allem vor Prüfungen.
- Durch Zeit- und Aufgabenplanung stellst man sicher, rechtzeitig die notwendigen Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu haben.
- Die Zeitplanung erfordert zwar Zeitaufwand, sie erspart aber die dauernden zeitfressenden Überlegungen, welche Aufgaben und Tätigkeiten man in welcher Reihenfolge ausführen will.
- Planung schafft Freiräume für Freizeit ohne Reue!
Quelle: http://141.28.217.113/ratgeber/content/e3/e1874/e1910/e1964/e1970/leistungskurve.gif
(03-07-09)
Man muß daher die einzelnen Tätigkeiten nach ihrem Schwierigkeitsgrad bzw. nach dem Konzentrationsbedarf gewichten. Zum Beispiel fällt es schwer, ganz neuen Stoff zu verstehen, während es nur wenig Konzentration benötigt, eine Vorlesungsmitschrift zu lochen und einzuheften. Man sollte immer die anspruchsvollsten Tätigkeiten ausführen, die man zum jeweiligen Zeitpunkt schaffen kann. Man muß daher die Tätigkeiten sinnvoll über den Tag verteilen. Zum Beispiel wäre es angesichts obiger Wachheitskurve töricht, zwischen neun und zwölf Uhr morgens stur in der Bibliothek Bücher zu suchen, dafür ist später noch Zeit; statt dessen sollte man ein Leistungshoch für die anspruchsvollsten Tätigkeiten des Tages nutzen.
Natürlich können diese Zeiten individuell sehr unterschiedliche sein, man denke nur an den "Morgenmensch" und den "Abendmensch". Hier empfiehlt sich, eine Selbstbeobachtung durchzuführen und den täglichen Lernstoff in Übereinstimmung mit der Leistungsfähigkeit zu organisieren. Dazu muß man sich natürlich über den persönlichen Tagesrhythmus klar werden, manche haben ihre Hochphase vormittags oder nachmittags, manche abends oder gar nachts, was aber eher die Ausnahme ist. Die Tiefphasen sind auch gut für Pausen geeignet. Siehe dazu Biologische Rhythmen.
Hier ein paar Tipps, die allerdings nicht für jeden in gleichem Ausmaß hilfreich sein werden:
- Mittagsschläfchen! Ein Mittagsschläfchen im Leistungstief nach dem Mittagessen ist lernpsychologisch äußerst wertvoll. Allerdings sollte maximal eine halbe Stunde reichen.
- Selbstkontrolle! Prüfe Dich ganz selbstkritisch, ob sich bei Dir auch immer wieder regelrechte Tragödien abspielen, bis Du eine Arbeit so lange hinausgezögert hast, bis die ursprünglich reichlich vorhandene Zeit knapp wird, und Du die Arbeit nur noch in Hast, fehlerhaft und mit unbefriedigendem Ergebnis abschließen kannst. Schreib Dir immer wieder mal auf, welche Tätigkeiten Du an einem Tag so erledigst und wieviel Zeit Du jeweils benötigst. Du wirst staunen, was da so alles zum Vorschein kommt. Das ganze macht natürlich nur dann wirklich Sinn, wenn Du Dir nicht in die eigene Tasche lügst. Sei dabei mal ganz ehrlich Dir selbst gegenüber!
- Plane realistisch! Nimm Dir wirklich nur Aufgaben solcher Größenordnung vor, die Du in der geplanten Zeit durchziehen kannst. Unrealistische Wunschträume frustrieren auf die Dauer nur.
- Bedenke den Typ der Prüfung! Erkundige Dich, ob die bevorstehende Prüfung eine Auswahlklausur wird, bei der man sich bestimmte Themengebiete heraussuchen kann, die man gut beherrscht. Wenn ja, dann laß Kapitel, mit denen Du nie gut klar kamst, einfach weg, dies sollte jedoch maximal 20% des Vorlesungsstoffes sein.
- Setze Prioritäten! Wenn Du mehrere Klausuren an dicht hintereinanderliegenden Terminen schreiben mußt, solltest Du Dich vor Lernbeginn entscheiden, ob Du alle Klausuren zusammen sicher bestehen kannst oder nicht. Wenn ja, dann solltest Du mit dem Lernen für die zweite Klausur möglichst noch vor der ersten Prüfung beginnen. Wenn nein, dann entscheide, welche Klausur Dir wichtiger ist, und konzentriere Dich auf diese.
- Gewöhne Dich an feste Arbeitszeiten! Und hoffe nicht auf eine zufällige euphorische Arbeitsstimmung.
- Halte Deinen Plan ein! Verschwende keine Zeit mit Überlegungen, ob, wann und was Du arbeiten könntest, sondern halte Dich an Deinen Plan! Ein Plan, an den Du Dich nicht hältst, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht.
- Kontrolliere Deine Planung! Halte Deinen Zeitplan dynamisch, und kontrolliere, ob Deine Planung hinsichtlich der geplanten Zeit und der geplanten Aufgaben realistisch ist. Ändere gegebenenfalls Deinen Plan, anstatt gegen ihn zu verstoßen.
- Plane Zeitreserven ein! Plane Zeitreserven für Unvorhergesehenes, Arbeitsunterbrechungen und zusätzliche nicht eingeplante Arbeit ein.
- Verschaffe Dir einen Überblick! Möglichst lange vor einer Prüfung sollte man den Stoff im Schnelldurchgang durchgehen, um den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Stoffgebiete abzuschätzen. Dies sollte geschehen sein, bevor Du mit dem eigentlichen Lernen anfängst.
- Verwende die letzte Woche vor einer Prüfung nur zum Wiederholen.
- Spare den letzten Tag vor einer Prüfung vom Lernen aus! Gönn Dir, falls möglich, ein bißchen Erholung, um am eigentlichen Prüfungstag möglichst viele Energiereserven parat zu haben.
Zur Bewertung der Zeitplanung sind folgenden Fragen nützlich:
- Entspricht die Zeiteinteilung meinen Vorstellungen?
- Entspricht der Zeitaufwand für die einzelnen Tätigkeiten ihrer Wichtigkeit?
- Ist der Zeitaufwand den Tätigkeiten angemessen?
- Stehen Arbeitsphasen, Pausen und Freizeit in einem richtigen Verhältnis zueinander und folgen sie sinnvoll aufeinander?
- Ist der Zeitplan ausreichend flexibel und realistisch?
- Gewinne ich durch die Zeitplanung befriedigende Arbeitsergebnisse und arbeitsfreie Freizeitphasen?
- Wende ich zur Arbeitsbewältigung geeignete Arbeitsmethoden an?
Quelle:
Hitchhiker Lernen im Studium
WWW: http://third.informatik.uni-kl.de/~hh/node7.html (99-07-07)
Sehr empfehlenswert sind die webpages von Lothar Seiwert, einem Experten zum Thema Zeitmanagement, der zahlreiche Bücher dazu geschrieben hat.
Leistungssteigerung durch Pausen
Quelle:
Bligh, D. (1971). What's the Use of Lectures. Exeter: Briar House.
Praktischer Tipp: StudentInnen sollten für ihr Studium eine Art Jobmentalität entwickeln, d .h., ihr Studium wie eine Berufstätigkeit zu organisieren, denn das hilft dabei, eine klare Trennung von Arbeits-, Alltags- und Freizeitphasen zu finden!
Lebensbalance und subjektives Wohlbefinden
Gröpel (2003, Universität Osnabrück) untersuchte die Bedeutung der Lebensbalance für das subjektive Wohlbefinden. Der Begriff "Lebensbalance" stammt ursprünglich von der Konzeption des ganzheitlichen Zeitmanagements (Seiwert, 1992, 2000), bei der es um die subjektive Angemessenheit der Zeitaufwendung für die wichtigsten Lebensbereiche (Leistung/Beruf, Kontakt/Familie, Körper/Gesundheit, Sinn) geht. Die in dieser Konzeption vermuteten Zusammenhänge der Lebensbalance mit dem Wohlbefinden und Stress wurden bislang empirisch nicht überprüft. Ziel der Studie war es, die postulierten Zusammenhänge zu überprüfen, und zu untersuchen, welche Rolle persönlichkeitsrelevanten Selbststeuerungsfunktionen (z.B. Selbstmotivierung, Selbstzugang) dabei zukommt.
67 Studierende der Universität Osnabrück nahmen an der Untersuchung teil. Lebensbalance wurde mit der "Lebensbalance Checkliste" und dem "Lebensbalance Fragebogen" erhoben. Zur Messung des subjektiven Wohlbefindens (SWB) wurden die "Satisfaction with Life Scale" (Diener et al., 1985), der "Befindlichkeitsfragebogen" (Kuhl & Kazén, 1998) und die "Well-Being Scale" (WBS-5; Bonsignore et. al, 2001) benutzt. Selbststeuerung und Stress wurden mit dem "Selbststeuerungsinventar" (SSI K; Kuhl & Fuhrmann, 1998) gemessen.
Wie erwartet ließ sich eine positive Beziehung zwischen Lebensbalance und SWB nachweisen, die allerdings nur für die affektive Komponente des Wohlbefindens signifikant war. Eine negative Korrelation wurde weiterhin zwischen Lebensbalance und Alltagsstress festgestellt. Darüber hinaus wiesen die Daten auf einen Zusammenhang mit dem Selbstzugang und der Handlungsbahnung hin.
Eine Liste von für StudentInnen typischen Zeitfressern:
Emails
Internetsurfen
YouTube
Twitter
Mobiltelefon
KommilitonInnen
Small talk in Mensa, Bibliothek, Cafeteria
Wartezeiten beim Kopieren, Einkaufen, Supermarktkasse, in der Uni-Verwaltung, vor Vorlesungen oder Übungen
Mehrfache Wegzeiten durch nicht organisierte Termine
Aufschieberitis beim Aufstellen eines Lernplanes, beim Startschuss für die Lernphase
Anlaufzeiten beim Aufstehen, beim Lernen, nach Pausen, nach dem Essen
Stundenlanges Lesen ohne Notizen, Markierungen
Lesen und Lernen ohne konkretes Ziel und ohne Struktur
Irgendetwas tun um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen
Inkonsequenzen beim Nein-Sagen
Entscheidungsschwäche
Perfektionismus
Man nimmt sich zuviel vor
Metzig, W. & Schuster, M. (1993). Lernen zu Lernen. Berlin: Springer.
https://www.beratung-therapie.de/leistungsproblematik/zeitmanagement/zeitmanagement.html
(01-01-30)
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/LERNTECHNIKORD/Arbeitszeit.html
(02-11-09)
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/LERNTECHNIKORD/Zeitmanagement.html
(02-11-09)
http://third.informatik.uni-kl.de/~hh/node7.html (99-07-07)
http://141.28.217.113/ratgeber/content/e3/e1874/e1910/e1964/e1970/leistungskurve.gif
(0207-09)
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