dann trommle nicht Männer zusammen
um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben
und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht
nach dem weiten, endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupery (Citadelle)
Techniken zur Motivationssteigerung bei SchülerInnen für LehrerInnen
Institutionalisiertes Lernen wie in jeder Form von Unterricht zielt immer auf den Lernerfolg des Lernenden. Den Lernerfolg beeinflussen die beiden Faktoren Lernaufwand und Lernmotivation. Den Lernaufwand beschreiben die eingebrachten Ressourcen wie z.B. die Lernzeit, kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten oder bereits vorhandene Erfahrungen. Die situationsspezifische Lernmotivation setzt sich aus meist längerfristigen Motiven des Lernenden und den Anreizen der Lernsituation zusammen. Wird Lernerfolg nun vereinfacht als Produkt dieser beiden Faktoren gesehen, dann darf kein Faktor gegen Null gehen, damit sich überhaupt ein Lernerfolg einstellt. Von diesen beiden Faktoren kann Unterricht in der Schule relativ gut die Rahmenbedingungen setzen, kontrollieren und stabil halten, die den Lernaufwand ausmachen (z.B. Anwesenheitszeit, Aufgabenumfang, …). Für einen Lernerfolg im Unterricht muss daher dem zweiten, weniger leicht bestimmbaren Einflussfaktor, der Lernmotivation des Lernenden, eine besondere Beachtung zukommen. Motivation spielt in der Schule immer dann eine Rolle, wenn SchülerInnen in die Lage versetzt werden, sich passende Ziele zusetzen und sich zuzutrauen, diese Ziele auch zu erreichen, damit sich Faktoren wie Intelligenz oder bereits vorhandenes Wissen in optimalen Lernergebnissen niederschlagen können. LehrerInnen haben eine Vielzahl an Möglichkeiten, den Unterricht so zu gestalten, dass SchülerInnen den Stoff wirklich verstehen möchten, sich gern in eine Sache vertiefen und selber besser werden wollen. Dazu gehöret etwa die Art, wie Aufgaben gestellt werden, ausreichende Zeit, diese auch erfolgreich zu erledigen, die Beziehungsarbeit in einer Klasse, altersangepasste Gruppenarbeit, Kooperationen mit außerschulischen Bereichen und vor allem Freiräume. Auch mancher Lehrerin und manchem Lehrer fällt es selbst nicht leicht, sich immer wieder für den Unterricht neu zu motivieren, was mit den Belastungen zusammenhängt, denen LehrerInnen im gegenwärtigen Schulsystem standhalten müssen. Denn wie LehrerInnen Belastungen erleben und selbst motiviert sind, hängt eng miteinander zusammen. Hier gilt vor allem, sich selbst ebenfalls noch als Lernende zu begreifen, nicht als unfehlbare Instanz des vermittelten Wissens.
Lernmotivation ist daher keine feste Schülereigenschaft. Ihre Ausprägung ist mit einer bestimmten Lernsituation verbunden und abhängig von der wechselnden Beziehung zwischen den Motiven des Lernenden und den Anreizen, die Lehrende in einer Lernsituation zu schaffen vermögen. Zu den Schülermotiven gehören z.B. vorhandene Fähigkeiten, Erwartungshaltungen oder handlungsbegleitende Emotionen wie Lernfreude, die dem Lernenden helfen, etwas Neues zu lernen. Kognitive und emotional-motivationale Komponenten sind daher für eine Lernleistung, die aus einer Lernmotivation resultiert, untrennbar miteinander verbunden.
Lehr-Lern-Prozesse sind äußerst komplexe Vorgänge. Lehren kann immer nur ein Lernangebot liefern und deswegen misslingen. Erfolgreiches Lernen stellt sich nur dann ein, wenn Lernende die präsentierten Informationen in eine entsprechende innere Repräsentation überführen. Dies erfolgt in der Regel nur dann, wenn eine Lernmotivation vorliegt. Sie ist die aktuelle Veranlassung, Lernaktivitäten auszuführen und bestimmt Richtung und Dauer von Lernprozessen. Ohne Lernmotivation der Lernenden sind Unterrichtsbemühungen meist sinnlos. Deshalb ist die Motivierung zum Lernen ist ein wichtiges Ziel didaktischen Handelns.
Die Schule ist im Leben junger Menschen nur ein Segment unter vielen, und für manche noch nicht einmal das wichtigste, denn SchülerInnen wollen zwar für die Schule lernen, aber sie interessieren sich auch für andere Dinge. Nach Ansicht von Bildungsexperten führt der Wertewandel zu einer Konkurrenz zwischen Zukunfts- und Gegenwartsorientierung, also zu einem Konflikt zwischen Leistungs- und Wohlbefindenswerten, was natürlich Auswirkungen auf die Schulleistungen hat. Wenn Freizeitaktivitäten für junge Menschen wichtig sind, führt das immer zu Motivationskonflikten und geht in der Regel zu Lasten der Schulleistungen. Das gilt vor allem für die Jugendlichen, die die Vorbereitung auf das Erwachsenenalter einerseits und das Ausleben der Jugendzeit andererseits als gleichrangige Ziele betrachten. Der Wissenserwerb steht bei ihnen hoch im Kurs, doch setzen sie für das schulische Lernen immer weniger Zeit und Energie ein, sodass es für LehrerInnen immer schwieriger wird, den Unterricht so zu gestalten, dass er das Interesse der jungen Menschen findet.
Emotionaler Erschöpfung von Lehrern wirkt sich auch die Schulleistung aus, denn empirische Studien zeigen, dass emotionales Erleben, Motivation und Wissen einer Lehrkraft bedeutsam für die Motivation und die Leistung ihrer SchülerInnen sind, wobei sich auch starker Stress oder Burnout eines Lehrers Auswirkungen zeigen. Klusmann et al. (2016) analysierten die Daten einer Ländervergleichsstudie für Grundschulen aus dem Jahr 2011, in denen SchülerInnen standardisierte Tests zur Erfassung ihrer mathematischen Fähigkeiten, ihrer allgemeinen kognitiven Fähigkeiten und ihrer Motivation bearbeitet haben. Gleichzeitig wurde bei den Mathematiklehrern Testwerte zum Grad ihrer emotionalen Erschöpfung, ihrer Berufserfahrung sowie ihrer fachlichen Qualifikation erfragt worden. Es zeigte sich. je emotional erschöpfter die Lehrkräfte, umso niedriger waren tendenziell die Mathematikleistungen der Schüler, wobei dieser zahlenmäßig eher geringe Effekt unabhängig von anderen Eigenschaften der Lehrkräfte und den kognitiven und psychosozialen Merkmalen der Schüler auftrat. In Klassen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund zeigte sich der negative Zusammenhang zwischen der emotionalen Erschöpfung der Lehrkräfte und den Leistungen besonders deutlich. Als eine Ursache dafür vermutet man, dass emotional erschöpfte Lehrkräfte nicht genügend Ressourcen besitzen, um in Klassen mit hoher Diversität adäquat auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder einzugehen.
Es gibt eine Reihe von Techniken und Ansatzpunkten für LehrerInnen, die Motivation der SchülerInnen zu erhöhen, wobei zu beachten ist, dass an einem effektiven Motivationsmanagement sowohl Lehrende als auch Lernende aktiv mitwirken müssen. Als Lehrender sollten man sowohl in der konkreten Unterrichtssituation Strategien der Motivationssteigerung einsetzen als auch den Lernenden Strategien der Selbstmotivation vermitteln.
Eine Form der Motivationstechnik betrifft die Steigerung der intrinsischen Motivation, also an die individuellen Bedürfnisse, Interessen und Ziele der Lernenden anzuknüpfen, was Spaß und Interesse fördert bzw. Unlust und Desinteresse bei den Lernenden und langfristig auch bei den Lehrenden verhindert. Es gibt in Unterrichtssituationen vier Ansatzpunkte:
- Lerninhalte: Den Lernenden die Möglichkeit bieten, gemäß ihren jeweiligen persönlichen Interessen Schwerpunkte im Stoff selbstbestimmt zu wählen.
- Materialien und Medien: Eine ästhetische, originelle, humorvolle oder auch provokative Gestaltung weckt Neugier und steigert die Freude an der Auseinandersetzung.
- Lernaktivitäten: Lernende sind "ganz bei der Sache", wenn sie aktiv involviert sind, spielerisch etwas ausprobieren oder selbst kreieren können, an einer konkreten Problemlösung arbeiten oder miteinander diskutieren.
- Lernumgebung: sollte menschlichen Grundbedürfnissen Rechnung tragen und positiv erlebt werden (z.B. genügend Platz, angenehme Raumtemperatur, bequeme Stühle, frische Luft).
Auch einer Steigerung der extrinsischen Motivation durch den Lehrenden ist sinnvoll, wobei die extrinsische Motivation nicht nur als Ersatz für intrinsische Motivation verstanden werden sollte, denn dabei steht die Belohnung positiv bewerteter Handlungen in der Schule im Zentrum, wobei die Art der Belohnung (z.B. Zusatzpunkte, Lob, Vergünstigung) ist auf den Lernkontext und die Zielgruppe abzustimmen. Dabei sollte man folgende Aspekte beachten:
- Strukturierung: Indem man einzelne Arbeitsschritte und Zwischenergebnisse explizit belohnt, wird der Lernprozeß strukturiert. Die Lernenden stehen nicht "vor einem Berg von Stoff", sondern erkennen konkrete, bewältigbare Teilaufgaben.
- Priorisierung: Die Dosierung der Belohnung (z.B. Anzahl der Punkte) sollte erkennen lassen, wie relevant oder grundlegend bestimmte Teilergebnisse oder Inhalte sind. Ein "Verzetteln" in Neben-Aspekten kann somit eher verhindert werden.
- Feedback: Indem die Vergabe von Belohnungen an überprüfbare Arbeitsergebnisse gekoppelt wird, erhalten die Lernenden eine Rückmeldung über ihren Kenntnisstand bzw. über ihr Leistungsniveau. Somit kann der Gefahr begegnet werden, dass die Lernenden nur der Illusion nachhängen, etwas verstanden oder gelernt zu haben.
Literatur
Klusmann, U., Richter, D. & Lüdtke, O. (2016). Teachers’ emotional exhaustion is negatively related to students’ achievement: Evidence from a large-scale assessment study. Journal of Educational Psychology.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/ (10-02-03)
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